Fixpunktsatz von Banach
Der Fixpunktsatz von Banach, auch als Banachscher Fixpunktsatz bezeichnet, ist ein mathematischer Satz aus der Funktionalanalysis, einem Teilgebiet der Mathematik. Er gehört zu den Fixpunktsätzen und liefert neben der Existenz und der Eindeutigkeit eines Fixpunktes auch die Konvergenz der Fixpunktiteration. Somit ist die Aussage konstruktiv. Es wird also ein Verfahren zur Bestimmung des Fixpunktes sowie eine Fehlerabschätzung für ebendieses angegeben.
Mit dem Fixpunktsatz von Banach lässt sich beispielsweise die Konvergenz von iterativen Verfahren wie dem Newton-Verfahren zeigen. Außerdem lässt sich der Satz von Picard-Lindelöf mithilfe des Banachschen Fixpunktsatzes zeigen. Dieser ist Grundlage der Existenztheorie gewöhnlicher Differentialgleichungen.
Der Satz ist nach Stefan Banach benannt, der ihn 1922 zeigte.
Eine Veranschaulichung des Satzes liefert eine Landkarte, auf der die Umgebung, in der man sich befindet, abgebildet ist. Sieht man diese Karte als Kontraktion der Umgebung, so findet man genau einen Punkt auf der Karte, der mit dem direkt darunter liegenden Punkt in der realen Welt übereinstimmt.
Aussage
Gegeben sei ein vollständiger
metrischer Raum
und eine nichtleere, abgeschlossene
Menge
.
Sei
eine Kontraktion
mit Kontraktionszahl .
Das bedeutet, es gilt
für alle
.
Außerdem sei die Folge
iterativ definiert durch
für einen beliebigen Startwert
aus
.
Unter den obigen Voraussetzungen gilt:
- Es existiert genau ein
, so dass
- ist. Für alle
gilt außerdem
Die Abbildung
besitzt also einen eindeutig bestimmten Fixpunkt
und dieser stimmt für alle Startwerte der oben angegebenen Iterationsvorschrift
mit dem Grenzwert der Iteration überein.
Fehlerabschätzung der Fixpunktiteration
Für die Iterationsvorschrift
gelten folgende Fehlerabschätzungen:
- A-priori-Fehlerabschätzung: Es ist
- A-posteriori-Fehlerabschätzung: Es ist
Außerdem gilt die Abschätzung
,
die Konvergenzgeschwindigkeit ist also linear.
Bemerkung
In der Literatur finden sich teils von der oben angegebenen Aussage abweichende Formulierungen. Mögliche Unterschiede sind:
- Die Eigenschaft der Abbildung
, eine Kontraktion zu sein, wird stattdessen über die Lipschitz-Stetigkeit formuliert. Dann muss
auf
Lipschitz-stetig sein mit einer Lipschitz-Konstante
.
- Der zugrunde liegende Raum ist ein anderer. So wird der Satz teils auf Banachräumen (das heißt
auf vollständigen normierten
Räumen) formuliert oder auf
. Die Aussage wie auch der Beweis bleiben identisch, es ist dann lediglich
im Falle eines normierten Raumes
beziehungsweise
im reellen Fall zu setzen.
Beweisskizze
Der Beweis der Aussage basiert darauf, zu zeigen, dass die Folge
eine Cauchy-Folge ist, die dann
Aufgrund der Vollständigkeit
des zugrundeliegenden Raumes konvergiert.
Zuerst gilt aufgrund der Kontraktivität
Durch wiederholtes Anwenden dieser Abschätzung erhält man
(1)
Des Weiteren folgt durch wiederholtes Abschätzen mit der Dreiecksungleichung
(2)
Schätzt man die einzelnen Summenglieder der rechten Seite von (2) durch (1) ab, so erhält man
Die letzte Abschätzung folgt hier Mithilfe der geometrischen Reihe,
da .
Aus der Abschätzung folgt direkt, dass
eine Cauchy-Folge ist. Aufgrund der Vollständigkeit existiert dann der Grenzwert
der Folge. Da
eine Abbildung von
in sich selbst ist, und
abgeschlossen ist, ist
in der Menge
enthalten.
Da
stetig ist (da kontraktiv), folgt
,
der Grenzwert
ist also Fixpunkt.
Angenommen, es existieren zwei Fixpunkte .
Dann ist
und
.
Aus der Kontraktivität folgt dann
.
Da aber
ist, muss
sein. Daher ist
.
Anwendungen
Dieser Satz wird in vielen konstruktiven Sätzen der Analysis benutzt, die wichtigsten sind:
- das inverse- und implizite-Funktionen-Theorem
- der Existenz- und Eindeutigkeitssatz von Picard-Lindelöf für gewöhnliche Differentialgleichungen
In der numerischen Mathematik spielt die Fixpunktiteration eine wichtige Rolle. Beispiele hierfür sind die Konvergenztheorien numerischer Verfahren, wie das Newton-Verfahren oder das Splitting-Verfahren.
Umkehrung
Die folgende auch als Satz von Bessaga bekannte Aussage stellt eine Umkehrung des Fixpunktsatzes dar:
- Ist
eine Funktion auf einer nichtleeren Menge, so dass
und alle Iterierten
genau einen Fixpunkt haben, so gibt es zu jedem
eine vollständige Metrik
auf
, so dass
bzgl.
eine Kontraktion mit der Kontraktionskonstanten
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 12.02. 2023