Satz von der majorisierten Konvergenz
Der Satz von der majorisierten Konvergenz (auch Satz von der majorisierenden Konvergenz, Satz von der dominierten Konvergenz oder Satz von Lebesgue) ist eine zentrale Grenzwertaussage in der Maß- und Integrationstheorie und geht auf den französischen Mathematiker Henri Léon Lebesgue zurück.
Der Satz liefert ein Entscheidungskriterium für die Vertauschbarkeit von Integral- und Grenzwertbildung.
Die formale Aussage des Satzes
Sei
ein Maßraum und sei
eine Folge von
>-messbaren Funktionen
.
Die Folge
konvergiere
-fast
überall gegen eine
-messbare
Funktion
.
Ferner werde die Folge
von einer
-integrierbaren
Funktion
auf
majorisiert, sprich für alle
gelte
-fast
überall. Beachte, dass bei der hier verwendeten Definition von Integrierbarkeit
der Wert
ausgeschlossen ist, das heißt
.
Dann sind
und alle
-integrierbar
und es gilt:
Dies impliziert auch, dass
gilt.
Bemerkung zu den Voraussetzungen
- Auf die Voraussetzung der Majorisierbarkeit
kann nicht verzichtet werden. Als Beispiel dient die Folge
, definiert durch
, wobei
die Indikatorfunktion auf
bezeichne. Es gilt
überall, aber dennoch ist
-
.
- Auf die Voraussetzung, dass die Funktion
messbar ist, kann man verzichten, wenn stattdessen bekannt ist, dass
ein vollständiger Maßraum ist, weil dann die Funktion
automatisch messbar ist. Ebenso folgt die Messbarkeit von
, falls bekannt ist, dass die Folge überall, und nicht nur fast überall gegen
konvergiert.
Majorisierte Konvergenz in Lp-Räumen (Folgerung)
Sei
ein Maßraum,
und sei
eine Folge von
-messbaren
Funktionen
.
Weiter konvergiere die Folge
-fast
überall gegen eine
-messbare
Funktion
,
und die Folge
werde von einer Funktion
majorisiert, d.h., für alle
gilt
-fast
überall.
Dann gilt
für alle
und auch
sowie: Die Folge
konvergiert im
p-ten Mittel gegen
,
d.h.
.
Beweisskizze: Anwendung des Originalsatzes auf die Funktionenfolge
mit der Majorante
.
Majorisierte Konvergenz für Zufallsvariable
Da Zufallsvariable auch nichts anderes als messbare Funktionen auf besonderen Maßräumen, nämlich den Wahrscheinlichkeitsräumen sind, lässt sich der Satz über die majorisierte Konvergenz auch auf Zufallsvariable anwenden. Hier lassen sich sogar die Voraussetzungen an die Folge abschwächen: Es genügt, dass die Folge in Wahrscheinlichkeit konvergiert anstelle der stärkeren Forderung der punktweisen Konvergenz fast überall:
Sei
ein Wahrscheinlichkeitsraum,
eine reelle Zahl und sei
eine Folge von reellwertigen Zufallsvariablen.
Weiter konvergiere die Folge
in Wahrscheinlichkeit gegen eine Zufallsvariable
und die Folge
werde von einer Zufallsvariablen
majorisiert, d.h. für alle
gilt
-fast
überall.
Dann sind alle
und auch
in
und es gilt: Die Folge
konvergiert gegen
im Sinne von
und
.
Verallgemeinerungen
Satz von Pratt
Aus dem Satz von Pratt lässt sich eine Verallgemeinerung des Satzes von der majorisierten Konvergenz herleiten, die auf der Basis der Konvergenz lokal nach Maß aufbaut. Der Satz von Pratt ist eine maßtheoretische Variante des Einschnürungssatzes, setzt man alle einschnürenden Funktionen als eine integrierbare Majorante, so erhält man die angesprochene Verallgemeinerung.
Konvergenzsatz von Vitali
Der Konvergenzsatz von Vitali liefert eine Äquivalenz zwischen der Konvergenz lokal nach Maß, der gleichgradigen Integrierbarkeit und der Konvergenz im p-ten Mittel. Da aber jede punktweise fast überall konvergente Funktionenfolge auch lokal nach Maß konvergent ist, und die Existenz einer integrierbaren Majorante ein hinreichendes Kriterium für die gleichgradige Integrierbarkeit einer Funktionenfolge liefert, ist der Satz der majorisierten Konvergenz sehr ähnlich. Ein Unterschied ist jedoch, dass die Integrierbarkeit der Funktionenfolge gefordert wird.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 31.01. 2019