Gleichgradige Integrierbarkeit
Die gleichgradige Integrierbarkeit, auch gleichmäßige Integrierbarkeit genannt, ist in der Mathematik eine Verstärkung des Begriffs der Integrierbarkeit. Im Gegensatz zur Integrierbarkeit ist sie immer eine Eigenschaft einer Familie von Funktionen und nicht die einer einzelnen Funktion. Allerdings kann die Familie auch einelementig sein. Die gleichgradige Integrierbarkeit ist vor allem in der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Maßtheorie von Bedeutung, da sie es ermöglicht, mittels des Konvergenzsatzes von Vitali eine Verbindung von der Konvergenz im p-ten Mittel zu der Konvergenz in Wahrscheinlichkeit der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Konvergenz nach Maß bzw. der Konvergenz lokal nach Maß der Maßtheorie zu schlagen. Anschaulich ist eine Familie von Funktionen dann gleichgradig integrierbar, wenn das Integral über „kleinen“ Mengen auch keine zu großen Werte annimmt.
Definition
Sei
ein Maßraum mit Maß
und sei
die Menge der bezüglich dieses Maßes integrierbaren Funktionen. Der Positivteil einer Funktion
sei mit
bezeichnet.
Für allgemeine Maße
Eine Familie
von Funktionen heißt gleichgradig integrierbar, wenn sie eine der
folgenden äquivalenten Definitionen erfüllt:
- Für alle positiven Funktionen
gilt
-
.
- Es sind die folgenden beiden Bedingungen erfüllt:
- Es ist
- Es existiert eine integrierbare Funktion
, so dass für beliebiges
ein
existiert, so dass für jede Menge
mit
-
- gilt, dass
- gilt, dass
-
- ist.
- Für jede positive Funktion
gilt
-
.
Für endliche Maße
Ist das Maß endlich, ist also ,
so vereinfachen sich die Definitionen. Die Familie heißt dann gleichgradig
integrierbar, wenn eine der folgenden äquivalenten Definitionen zutrifft:
- Es ist
- Es ist
- Es sind die folgenden beiden Bedingungen erfüllt:
- Es ist
.
- Für beliebiges
existiert ein
, so dass für alle
mit
-
- gilt.
Gleichgradig integrierbar im p-ten Mittel
Eine Familie von Funktionen
heißt gleichgradig integrierbar im p-ten Mittel, wenn die Familie
gleichgradig integrierbar ist.
Eigenschaften
- Jede endliche Menge
ist gleichgradig integrierbar.
- Sei
Familien von Funktionen und sei
gleichgradig integrierbar. Existiert zu jedem
ein
, so dass
, so ist auch
gleichgradig integrierbar.
- Existiert ein
, sodass
für alle
, so ist
gleichgradig integrierbar. Dies ist ein direkter Spezialfall der beiden oberen Eigenschaften
- Eine Folge
von messbaren Funktionen konvergiert genau dann im Mittel, also bezüglich der
-Norm gegen eine Funktion
, wenn sie dem Maße nach konvergiert und gleichgradig integrierbar ist. Dies folgt aus dem Konvergenzsatz von Vitali.
- Allgemeiner konvergiert eine Folge
von messbaren Funktionen genau dann im p-ten Mittel, also bezüglich der
-Norm gegen eine Funktion
, wenn sie dem Maße nach konvergiert und im p-ten Mittel gleichgradig integrierbar ist. Diese Aussage folgt ebenfalls aus dem Konvergenzsatz von Vitali.
- Sind
gleichgradig integrierbare Familien, so sind auch
,
und
gleichgradig integrierbare Familien. Die Operationen sind dabei immer elementweise zu verstehen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 02.11. 2017