Quasikonvexe Funktion

Eine quasikonvexe Funktion, die nicht konvex ist.
Eine Funktion, die nicht quasikonvex ist: Die Menge der Punkte, für die die Funktionswerte unterhalb der gestrichelten roten Linie liegen, ist die Vereinigung von zwei getrennten Intervallen und daher nicht konvex.

Eine quasikonvexe Funktion ist eine reellwertige Funktion, die auf einer konvexen Teilmenge eines reellen Vektorraums definiert ist und die Eigenschaft konvexer Funktionen verallgemeinert, dass alle ihre Subniveaumengen konvex sind. Ähnlich wie bei den konvexen Funktionen definiert man als Gegenstück die quasikonkave Funktion. Ist eine Funktion quasikonvex und quasikonkav, so heißt sie eine quasilineare Funktion. Quasikonvexe Funktionen sind von Bedeutung bei verschiedenen Anwendungen in der Wirtschaftstheorie. Optimierungsmethoden, die auf die Klasse der quasikonvexen Funktionen zugeschnitten sind, gehören zur quasikonvexen Optimierung und sind Verallgemeinerungen der konvexen Optimierung.

Definition

Quasikonvexe Funktionen können auf zwei Arten definiert werden. Je nach Wahl der Definition wird die andere Definition dann als Eigenschaft aufgeführt.

Über Niveaumengen

Der Graph einer quasikonkaven Funktion.

Eine Funktion {\displaystyle f\colon S\to \mathbb {R} }, die auf einer konvexen Teilmenge S eines reellen Vektorraums definiert ist, heißt

\mathcal L^\leq_f(c) := \{x \in S \mid f(x) \leq c\}
für beliebiges c\in \mathbb{R} konvex ist.
\mathcal L^\geq_f(c) := \{x \in S \mid f(x) \geq c\}
für beliebiges c\in \mathbb{R} konvex ist. Äquivalent dazu ist, dass -f quasikonvex ist.

Über Ungleichungen

Eine Funktion {\displaystyle f\colon S\to \mathbb {R} }, die auf einer konvexen Teilmenge S eines reellen Vektorraums definiert ist, heißt

f(\lambda x + (1 - \lambda)y)\leq\max\{f(x),f(y)\}.
f(\lambda x + (1 - \lambda)y)<\max\{f(x),f(y)\}
für alle x\neq y und \lambda \in (0,1) gilt.
f(\lambda x + (1 - \lambda)y)\geq\min\{f(x),f(y)\}.
f(\lambda x + (1 - \lambda)y)>\min\{f(x),f(y)\}
für alle x\neq y und \lambda \in (0,1) gilt.

Äquivalent zur (strikten) Quasikonkavität von f ist, dass -f (strikt) quasikonvex ist. Die Quasilinearität wird wie oben definiert: Eine Funktion heißt quasilinear, wenn sie quasikonvex und quasikonkav ist.

Beispiele

Abrundungsfunktion oder Gaußklammerfunktion

Eigenschaften

  1. f ist monoton wachsend auf D.
  2. f ist monoton fallend auf D.
  3. Es gibt ein t\in D, so dass für f für alle x\leq t monoton fallend ist und für alle x\geq t monoton wachsend ist.

Rechenregeln

Punktweise positiv gewichtete Maxima

Sind f_{i} quasikonvexe Funktionen und  w_i \geq 0 positive reelle Zahlen für i=1,\dots ,n, dann ist auch

 g(x)= \max \{w_1 f_1(x), \dots, w_n f_n (x)\}

eine quasikonvexe Funktion. Dies folgt aus der der Tatsachen, dass die Subniveaumenge der Funktion g genau der Schnitt aller Subniveaumengen der Funktionen f_{i} ist. Diese sind aber per Definition konvex und damit ist die Niveaumenge von g als Schnitt konvexer Mengen auch konvex.

Punktweises Supremum

Ist  f(x,y) eine quasikonvexe Funktion in x für alle y\in D und ist  w(y) \geq 0 für alle y\in D, so ist auch

 g(x)=\sup_{y \in D}(w(y)f(x,y))

eine quasikonvexe Funktion. Dies lässt sich analog zeigen wie der Fall mit Maxima.

Punktweises Infimum

Ist  f(x,y) quasikonvex sowohl in x als auch in y und ist  y \in C wobei C eine konvexe Menge ist, so ist die Funktion

 g(x)=\inf_{y \in C} f(x,y)

quasikonvex.

Komposition

Ist {\displaystyle f\colon \mathbb {R} ^{n}\to \mathbb {R} } quasikonvex und ist {\displaystyle g\colon \mathbb {R} \to \mathbb {R} } eine monoton fallende Funktion, so ist  h(x)=g(f(x)) eine quasikonvexe Funktion.

Quasikonvexität und Differenzierbarkeit

Unter Verwendung der ersten Ableitung

Gegeben sei die differenzierbare Funktion f:D\mapsto {\mathbb  {R}} mit D\subset \mathbb {R} ^{n} konvex. Dann ist die f genau dann quasikonvex, wenn für alle x,y\in D gilt, dass

f(y)\leq f(x)\implies \nabla f(x)^{T}(y-x)\leq 0.

Im Falle einer Funktion auf den reellen Zahlen vereinfacht sich dies zu

{\displaystyle f(y)\leq f(x)\implies f'(x)y\leq f'(x)x}.

Aufgrund der Äquivalenz wird dieses auch gelegentlich zur Charakterisierung von Quasikonvexität genutzt.

Im Gegensatz zu konvexen Funktionen folgt bei quasikonvexen Funktionen aus  \nabla f(\tilde x)=0 bzw. {\displaystyle f'({\tilde {x}})=0} im Allgemeinen nicht, dass {\tilde  x} ein Minimum ist. Beispiel dafür ist die Funktion

 f(x)= \sin (\pi x)+\pi x .

Sie ist quasikonvex, da monoton wachsend. Ihre Ableitung verschwindet unendlich oft, aber sie besitzt kein Minimum.

Unter Verwendung der zweiten Ableitung

Ist die Funktion f zweimal differenzierbar und quasikonvex, so gilt für alle  x \in D und y\in {\mathbb  {R}}^{n}, dass aus y^{T}\nabla f(x)=0 folgt, dass y^{T}\nabla ^{2}f(x)y\geq 0. Im Falle einer Funktion auf \mathbb {R} vereinfacht sich dies zu f'(x)=0\implies f''(x)\geq 0

Darstellung durch Familien von konvexen Funktionen

In der Anwendung ist man oftmals interessiert, Niveaumengen von quasikonvexen Funktionen durch eine Familie von konvexen Funktionen zu modellieren. Dieser Fall taucht beispielsweise bei Optimierungsproblemen mit quasikonvexen Restriktionsfunktionen auf. Die Niveaumengen sind zwar konvex, aber konvexe Funktionen sind einfacher zu Handhaben als quasikonvexe. Gesucht wird also eine Familie von konvexen Funktionen  \psi_t für t\in \mathbb{R} , so dass

 f(x) \leq t \iff \psi_t(x)\leq 0

für eine quasikonvexe Funktion f gilt. Die quasikonvexe Restriktion

 f(x)-t \leq 0

lässt sich dann durch die konvexe Restriktion

 \psi_t(x) \leq 0

ersetzen. Das quasikonvexe Optimierungsproblem ist dann ein konvexes Optimierungsproblem.  \psi_t(x) ist immer eine monoton wachsende Funktion in t, es gilt also  t_1 \leq t_2 \implies \psi_{t_1}(x) \leq \psi_{t_2}(x) .

Eine Darstellung der Niveaumengen existiert immer, zum Beispiel durch die erweiterte Funktion

 \psi_t (x)= \begin{cases}0 & \text{ falls } f(x) \leq t \\ + \infty & \text{ sonst } \end{cases} .

Sie ist aber nicht eindeutig. Meist ist man an differenzierbaren Funktionen, die die Niveaumengen beschreiben interessiert.

Anwendungen in der Wirtschaftstheorie

  1. In der Theorie des Haushaltsoptimums treten quasikonkave Nutzenfunktionen auf.
  2. In der Theorie des Nash-Gleichgewichtes betrachtet man quasikonkave Auszahlungsfunktionen.
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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 17.12. 2021