Satz von Fischer-Riesz
Der Satz von Fischer-Riesz ist eine Aussage aus der Funktionalanalysis. Ernst Sigismund Fischer und Frigyes Riesz bewiesen im Jahr 1907 unabhängig voneinander diesen Satz. Aus diesem Grund trägt die Aussage ihre Namen. In der Literatur finden sich heute unterschiedliche Sätze, die ihren Namen tragen und zum Teil Verallgemeinerungen dieses Satzes sind.
Klassischer Satz von Fischer-Riesz
Fischer und Riesz bewiesen die folgende Aussage. Der Raum
der quadrat-integrierbaren Funktionen ist isometrisch
isomorph
zum Folgenraum
der quadrat-summierbaren Funktionen also
Dies kann man auch weniger abstrakt in der Sprache der reellen Analysis formulieren.
So ist eine messbare
Funktion genau dann in ,
wenn ihre Fourier-Reihe
bezüglich der
-Norm
konvergiert. Im Folgenden wird der
-Raum
von dem Intervall
gebildet, dies erspart Normierungen, jedoch ist die Aussage auch für alle
anderen kompakten Intervalle richtig.
Die am -ten
Glied abgebrochene Fourier-Reihe einer quadrat-integrierbaren Funktion
ist
wobei
der n-te Koeffizient der Reihe ist, welche durch
gegeben ist. Für eine quadrat-integrierbare Funktion
gilt also dann
Der Isomorphismus zwischen
und
ist also die Transformation in eine Fourier-Reihe.
Verallgemeinerter Satz von Fischer-Riesz
Oftmals findet man auch folgende, allgemeinere Aussage unter dem Namen Satz von Fischer-Riesz.
Aussage
Ist
ein Hilbertraum und
eine Orthonormalbasis
von
,
so ist die Abbildung
ein isometrischer Isomorphismus.
Folgerungen
- Seien
und
zwei passende Indexmengen. Zwei Hilberträume
und
mit Orthonormalbasen
und
sind isometrisch isomorph, wenn
und
die gleiche Kardinalität haben.
- Jedes Orthonormalsystem in einem Hilbertraum kann zu einer
Orthonormalbasis ergänzt werden (was sich unmittelbar aus dem Lemma von Zorn
ergibt), insbesondere besitzt jeder Hilbertraum, da die leere Menge stets ein
Orthonormalsystem ist, eine Orthonormalbasis
. Somit ist nach dem Satz von Fischer-Riesz jeder Hilbertraum isomorph zum Raum
.
- Anders ausgedrückt: Die volle Unterkategorie der
Räume
für beliebige Mengen
in der Kategorie der Hilberträume mit geeigneten Morphismen (lineare Operatoren, beschränkte lineare Operatoren, lineare Kontraktionen) ist äquivalent zu dieser.
- Aus dem Satz lässt sich folgern, dass jeder separable unendlichdimensionale
Hilbertraum zum Folgenraum
isometrisch isomorph ist.
Vollständigkeit der Lp-Räume
Die Aussage, dass die -Räume
für
mit der Norm
Banachräume, also insbesondere vollständig sind, wird auch oftmals als Satz von Fischer-Riesz bezeichnet.
Für den Fall
und
als Lebesgue-Maß
folgt dies nämlich aus dem Beweis des (klassischen) Satzes von Fischer-Riesz. So
konvergiert die Folge
genau dann in
,
wenn
eine
-Funktion
ist.
Für
ergibt sich die Vollständigkeit des
-Raumes
beispielsweise wegen dessen Reflexivität,
die aus der Dualität
von Lp-Räumen resultiert. Jeder reflexive normierte
Raum ist ein Banachraum, denn er ist nach Definition isomorph zum
vollständigen Bidualraum.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 11.05. 2017