Natriumamid

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol
Gefahr
H- und P-Sätze H:
  • In Berührung mit Wasser entstehen entzündbare Gase, die sich spontan entzünden können.
  • Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
  • Sehr giftig für Wasserorganismen.
EUH:
  • Reagiert heftig mit Wasser.
  • Kann explosionsfähige Peroxide bilden.
  • Entwickelt bei Berührung mit Wasser giftige Gase.
P:
  • Inhalt unter inertem Gas/… handhaben und aufbewahren. Vor Feuchtigkeit schützen.
  • Schutzhandschuhe /Schutzkleidung /Augenschutz /Gesichtsschutz /Gehörschutz/… tragen.
  • Bei Verschlucken: Mund ausspülen. Kein Erbrechen herbeiführen
  • Bei Berührung mit der Haut [oder dem Haar]: Alle kontaminierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen [oder duschen].
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
  • Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.

Natriumamid ist eine farblose, grobkristalline oder pulverige Verbindung der Zusammensetzung NaNH2.

Strukturformel
Struktur von Natriumamid
Allgemeines
Name Natriumamid
Summenformel NaNH2
Kurzbeschreibung grauweißer Feststoff mit ammoniakartigem Geruch
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 7782-92-5
EG-Nummer 231-971-0
ECHA-InfoCard 100.029.064
PubChem 24533
Eigenschaften
Molare Masse 39,01 g/mol
Aggregatzustand fest
Dichte 1,39 g/cm3
Schmelzpunkt 210 °C
Siedepunkt 400 °C
Löslichkeit Zersetzung in Wasser

Darstellung

Natriumamid ist im Labormaßstab aus metallischem Natrium und flüssigem Ammoniak in Gegenwart von Eisen(III)-Ionen unter Freisetzung von Wasserstoff darstellbar.

{\displaystyle {\ce {2Na + 2NH3 -> 2NaNH2 + H2}}}

Ohne Eisenkatalysator wird nicht das Amid gebildet (anders als bei der analogen Synthese von Natriumhydroxid aus Natrium und Wasser), stattdessen kommt es zur Solvatisierung des 3s-Valenzelektrons des Natrium im Ammoniak. Die freien Elektronen führen zu einer tiefen Blaufärbung der Lösung, die gewissermaßen als ammoniakalische Lösung des hypothetischen „Salzes“ Na+e aufgefasst werden. Dampft man die Lösung ein, wird Na+ wieder zum Element reduziert, die Ausbeute an NaNH2 beläuft sich so nur auf weniger als 0,5 %.

Eigenschaften

Natriumamid ist ein farbloser, hygroskopischer Feststoff. Es ist eine sehr starke Base, die sich zur Deprotonierung nur schwach acider Verbindungen eignet.

Reaktionsverhalten

Mit Wasser reagiert Natriumamid heftig zu Natriumhydroxid und Ammoniak. Die Heftigkeit der Reaktion ist vergleichbar mit der von Natrium und Wasser.

{\displaystyle {\ce {NaNH2 + H2O -> NaOH + NH3}}}

Durch Luftsauerstoff wird Natriumamid langsam oxidiert, wobei sich zum Teil explosive Reaktionsprodukte wie Natriumhyponitrit, Natriumtrioxodinitrat, Natriumtetraoxodinitrat sowie höhere Peroxonitrate bilden. Die Oxidationsprodukte sind hochgradig reib- und schlagempfindlich. Schon einfache Mahlungs-, Zerkleinerungs- und Umfüllarbeiten können zu heftigen Explosionen führen. Die Bildung von instabilen Oxidationsprodukten ist an der Verfärbung des Stoffes zu erkennen. Es empfiehlt sich daher die Verbindung in einer Schutzflüssigkeit (Petroleum) aufzubewahren oder besser sofort zu verbrauchen. Alte, oxidierte Präparate sind nicht mehr brauchbar und müssen unter angemessenen Vorsichtsmaßnahmen entsorgt werden.

Verwendung

Natriumamid wird in der Organischen Chemie als starke Base zur Deprotonierung wenig acider Verbindungen eingesetzt. So können zum Beispiel die stark gespannten Arine durch Umsetzung von Brombenzolderivaten mit Natriumamid durch eine E1cb-Reaktion erhalten werden. Seltener wird Natriumamid auch zur Deprotonierung von Alkoholen oder terminalen Alkinen verwendet.

{\displaystyle {\ce {NaNH2 + R-OH ->R-O^{-}Na+ + NH3}}}

So kann aus Acetylen durch Deprotonierung gewonnenes Natriumacetylid zur Alkinylierung eingesetzt werden. Da Natriumamid sterisch wenig anspruchsvoll ist, wird es auch zur Deprotonierung von sterisch schlecht zugänglichen Protonen eingesetzt.
Des Weiteren kann es zur Herstellung von Natriumazid verwendet werden.

{\displaystyle {\ce {NaNH2 + N2O -> NaN3 + H2O}}}

Als Nukleophil fungiert es in der Tschitschibabin-Reaktion, in der es nukleophil an einem Pyridinring unter Bildung von Aminopyridinen angreift.

Literatur

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 11.06. 2023