Monoethanolamin

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus  Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[6] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol
Gefahr
H- und P-Sätze H:
  • Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
  • Gesundheitsschädlich bei Hautkontakt.
  • Gesundheitsschädlich bei Einatmen.
  • Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
  • Kann die Atemwege reizen.
  • Schädlich für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung.
P:
  • Freisetzung in die Umwelt vermeiden.
  • Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz/ Gehörschutz/ … tragen.
  • Bei Verschlucken: Bei Unwohlsein Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen. Mund ausspülen.
  • Bei Berührung mit der Haut [oder dem Haar]: Alle kontaminierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen [oder duschen].
  • Bei Einatmen: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen. Bei Unwohlsein Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen. Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
[2]
MAK
  • DFG: 0,2 ml/m3 bzw. 0,51 mg/m3[2]
  • Schweiz: 2 ml/m3 bzw. 5 mg/m3[7]
Toxikologische Daten

Monoethanolamin (MEOA) ist eine organisch-chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der Aminoalkohole. Er ist deren einfachster Vertreter und wird als Grundstoff in der chemischen Industrie eingesetzt.

Strukturformel
Strukturformel von Monoethanolamin
Allgemeines
Name Monoethanolamin
Andere Namen
  • 2-Aminoethan-1-ol (IUPAC)
  • 2-Aminoethanol
  • Ethanolamin (vereinfacht)
  • Aminoethanol
  • Colamin
  • Olamin (INN)
  • beta-Hydroxyethylamin
  • ETHANOLAMINE (INCI[1]
Summenformel C2H7NO
Kurzbeschreibung farblose, ölige Flüssigkeit mit ammoniakartigem Geruch[2]
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer Extern 141-43-5
EG-Nummer 205-483-3
ECHA-InfoCard Extern 100.004.986
PubChem Extern 700
ChemSpider Extern 13835336
DrugBank Extern DB03994
Eigenschaften
Molare Masse 61,08 g/mol−1
Aggregatzustand flüssig[2]
Dichte 1,02 g/cm3 (20 °C)[2]
Schmelzpunkt 10 °C[2]
Siedepunkt 172 °C[2]
Dampfdruck
  • 0,53 hPa (25 °C)[2]
  • 1,63 hPa (40 °C)[2]
  • 3,43 hPa (50 °C)[2]
pKS-Wert

9,50[3]

Löslichkeit
  • mischbar mit Wasser[2]
  • mischbar mit Alkoholen[4]
Brechungsindex 1,42592 (20 °C)[5]

Geschichte

Monoethanolamin wurde zusammen mit den anderen Ethanolaminen erstmals 1860 von Charles Adolphe Wurtz durch Reaktion von Ethylenchlorhydrin mit wässriger Ammoniak-Lösung hergestellt.[8]

Vorkommen

Monoethanolamin ist das biogene Amin der Aminosäure Serin. Ethanolamine kommen als polare Kopfgruppe im Phosphatidylethanolamin vor, das zur Gruppe der Phospholipide gehört. Phospholipide bilden im Wesentlichen die Lipiddoppelschicht in Zellmembranen aus. Weiterhin ist diese polare Kopfgruppe auch bei Endocannabinoiden zu finden.

Gewinnung und Darstellung

Ethanolamine werden großtechnisch hergestellt. Im Bild ein Tankcontainer mit Ethanolaminen auf einem Güterwagen.

Monoethanolamin wird großtechnisch durch Umsetzung von Ethylenoxid mit wässriger Ammoniaklösung bei Temperaturen von 40–130 °C und einem Druck von 90–130 bar in Gegenwart eines stark sauren Kationenaustauschers als Katalysator hergestellt.[9]

Umsetzung von Ethylenoxid mit Ammoniak zu Monoethanolamin in Gegenwart von Wasser und eines sauren Ionentauscherharzes als Katalysator
Umsetzung von Ethylenoxid mit Ammoniak zu Monoethanolamin in Gegenwart von Wasser und eines sauren Ionentauscherharzes als Katalysator

Als Nebenprodukte entstehen die höheren Ethanolamine, vor allem Diethanolamin und Triethanolamin. Durch einen Überschuss an Ammoniak kann der Anteil an Monoethanolamin stark erhöht werden. Die komplette Reaktion läuft bevorzugt in Rohr- oder Rohrbündelreaktoren ab. Die Reinigung und Aufarbeitung des Reaktionsgemisches erfolgt durch mehrstufige Destillation in Rektifikationskolonnen.[9]

Europas größter Hersteller ist die BASF SE mit Produktionsanlagen in Ludwigshafen am Rhein (130.000 t/a) und Antwerpen (110.000 t/a).[10]

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Monoethanolamin hat eine relative Gasdichte von 2,11 (Dichteverhältnis zu trockener Luft bei gleicher Temperatur und gleichem Druck) und eine relative Dichte des Dampf-Luft-Gemisches von 1,00 (Dichteverhältnis zu trockener Luft bei 20 °C und Normaldruck). Die spezifische Verdampfungsenthalpie beträgt 848,1 kJ/kg, die spezifische Wärmekapazität wurde hingegen mit 2,72 kJ·kg−1·K−1 bestimmt. Die Viskosität beträgt 23,2 mPa·s bei 20 °C.[8]

Chemische Eigenschaften

Monoethanolamin ist eine schwer entzündbare Flüssigkeit aus der Stoffgruppe der Aminoalkohole. Sie ist mit Wasser und vielen Alkoholen mischbar. Des Weiteren ist Ethanolamin hygroskopisch und absorbiert Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid. Die Flüssigkeit ist schwer bzw. sehr schwer flüchtig. Bei Kontakt mit Acrolein oder Acrylsäure kann der Stoff polymerisieren. Außerdem reagiert Monoethanolamin stark mit Oxidationsmitteln und Säuren sowie Eisen-Schwefel-Verbindungen. Eine wässrige Lösung der Konzentration 100 g/l weist bei 20 °C einen pH-Wert von 12,1 auf. Folglich reagieren Lösungen von Monoethanolamin stark alkalisch.[2][4]

Verwendung

Monoethanolamin wird verwendet:

Sicherheitshinweise

Monoethanolamin ist eine schwer entzündbare Flüssigkeit. Die Dämpfe können mit Luft beim Erhitzen des Stoffes über seinen Flammpunkt explosive Gemische bilden. Der Stoff wird hauptsächlich über die Atemwege und die Haut aufgenommen. Dabei kann es von leichten Reizungen bis zu starken Verätzungen der Schleimhäute und der Haut kommen. Des Weiteren wurde eine hautsensibilisierende Wirkung festgestellt. Chronische Folgen können Hautveränderungen sein. Die Zündtemperatur beträgt 410 °C. Der Stoff fällt somit in die Temperaturklasse T2 und die Explosionsgruppe IIA. Mit einem Flammpunkt von 85 °C gilt Monoethanolamin als relativ schwer entflammbar.[2]

Risikobewertung

Monoethanolamin wurde 2012 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von Monoethanolamin waren die Besorgnisse bezüglich hoher (aggregierter) Tonnage und weit verbreiteter Verwendung sowie der möglichen Gefahr durch sensibilisierende Eigenschaften. Die Neubewertung fand ab 2014 statt und wurde vom Vereinigten Königreich durchgeführt. Anschließend wurde ein Abschlussbericht veröffentlicht.[14][15]

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Extern ETHANOLAMINE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission.
  2. Hochspringen nach: a b c d e f g h i j k l m n o p q Eintrag zu Extern 2-Aminoethanol in der GESTIS-Stoffdatenbank des Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.
  3. Hall, H. J. Jr.: Correlation of the Base Strengths of Amines. In: Journal of the American Chemical Society 79, 1957. S. 5441–5444. doi:Extern 10.1021/ja01577a030.
  4. Hochspringen nach: a b Eintrag zu Aminoethanole. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag.
  5. Malyanah Mohd Taib, Thanapalan Murugesan: Density, Refractive Index, and Excess Properties of 1-Butyl-3-methylimidazolium Tetrafluoroborate with Water and Monoethanolamine. In: Journal of Chemical & Engineering Data. Band 57, Nr. 1, 12. Januar 2012, S. 120–126, doi:Extern 10.1021/je2007204.
  6. Eintrag zu Extern 2-Aminoethanol im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA). Hersteller bzw.Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung Extern erweitern.
  7. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Extern Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 141-43-5 bzw. 2-Aminoethanol).
  8. Hochspringen nach: a b Matthias Frauenkron, Johann-Peter Melder, Günther Ruider, Roland Rossbacher, Hartmut Höke: Ethanolamines and Propanolamines. In: Ullmann’s Encyclopedia of Industrial Chemistry. Wiley-VCH, 15. September 2001, doi:Extern 10.1002/14356007.a10_001.
  9. Hochspringen nach: a b Patent Extern WO2019154647A1: Verfahren zur Herstellung von C2-C4-Monoalkanolaminen mittels eines sauren Kationenaustauschers als Katalysator. Veröffentlicht am 15. August 2019, Anmelder: BASF SE, Erfinder: Christian Gruenanger, Gabriele Iffland, Zeljko Kotanjac, Hermann Luyken, Thomas Krug, Jian Zhong Yi, Johann-Peter Melder.
  10. Heidi Finch: Extern Chemical Profile: Europe ethanolamines. In: ICIS Chemical Business. 20. September 2018.
  11. Patent Extern DE971375: Verfahren zur Herstellung einer alkalischen, seifenfreien, reagibles Fluor neben Calciumcarbonat enthaltenden Zahnpasta. Angemeldet am 26. August 1951, veröffentlicht am 15. Januar 1959, Anmelder: Knoll AG, Erfinder: Oskar Eichler, Kurt Kraft, Philipp Zut.
  12. Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, Bd. 7, S. 702 & 708 (1952)
  13. Klaus Weissermel, Hans-Jürgen Arpe, Charlet R. Lindley, Stephen Hawkins: Industrial Organic Chemistry. Wiley-VCH, 2003, ISBN 3-527-30578-5, Chap. 7. Oxidation Products of Ethylene, S. 159–161 (englisch).
  14. Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Extern Substance Evaluation Report und Extern Conclusion Document.
  15. Community rolling action plan (CoRAP) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA): Extern 2-aminoethanol.
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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 17.12. 2024