Satz von Cayley-Bacharach
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Der Satz von Cayley-Bacharach ist ein mathematischer Satz aus dem Gebiet der algebraischen Geometrie. Er macht eine Aussage darüber, dass in bestimmten Fällen algebraische Kurven, die durch einen Teil der Schnittpunkte zweier weiterer algebraischer Kurven gehen, bereits alle diese Schnittpunkte enthalten. Insbesondere enthält eine kubische Kurve, die durch acht von neun Schnittpunkten zweier weiterer Kubiken geht, auch den letzten Schnittpunkt. Formuliert und bewiesen wurde diese Aussage erstmals von Michel Chasles, benannt wird der Satz meist nach Arthur Cayley und Isaak Bacharach, die Verallgemeinerungen der Aussage vorschlugen oder bewiesen.
Aussage
In Chasles’ Formulierung besagt der Satz das Folgende:
Schneiden sich zwei kubische Kurven in der projektiven Ebene in neun verschiedenen Punkten, so enthält jede kubische Kurve, die durch acht dieser Punkte geht, auch den neunten.
Nach dem Satz von Bézout ist dabei 9 die maximal mögliche Zahl verschiedener Schnittpunkte, sofern die beiden Kurven keine gemeinsame Komponente besitzen. Über einem algebraisch abgeschlossenen Körper wird diese Maximalzahl immer erreicht, wenn die Punkte alle verschieden sind.
Eine Verallgemeinerung des Satzes stammt von Cayley. In der ursprünglichen Fassung fehlen bei ihm allerdings wichtige Bedingungen, auch sein Beweis enthielt mehrere Lücken. Bacharach konnte aufbauend auf Arbeiten von Alexander von Brill und Max Noether diese Mängel beheben und stellte in seiner Antrittsvorlesung 1881 eine korrekte Verallgemeinerung vor. In einer späteren Publikation formulierte er die Verallgemeinerung folgendermaßen:
Schneiden sich zwei algebraische Kurven der Ordnungen
und
in
verschiedenen Punkten, so enthält jede algebraische Kurve der Ordnung
mit
,
und
, die durch alle bis auf
dieser Punkte geht, auch diese restlichen Punkte; es sei denn, dass diese
Punkte auf einer Kurve der Ordnung
liegen.
Für
ergibt sich gerade Chasles’ Satz.
Beweisidee
Ist
eine Menge von Punkten der projektiven Ebene, so bilden die Polynome eines bestimmten
Grades
,
die in allen Punkten von
verschwinden, einen Vektorraum.
Die Kodimension dieses
Vektorraums im Vektorraum aller Polynome vom Grad
gibt an, wie sehr
die Wahl einer algebraischen Kurve vom Grad
durch die Punkte einschränkt.
Für Punkte in allgemeiner Lage erwartet man, dass diese Kodimension mit der Zahl der Punkte übereinstimmt, denn jeder Punkt stellt eine lineare Bedingung an das Polynom.
Der Vektorraum aller homogenen
Polynome in drei Variablen von Grad
hat die Dimension
,
im Fall für Kubiken also Dimension 10. Bezeichnet
die Menge der neun Schnittpunkte und
eine 8-elementige Teilmenge, so erwartet man also für
eine Kodimension von 8. Aber auch für
ergibt sich eine Kodimension von maximal 8, da es mit den beiden Polynomen, die
die beiden gegebenen Kubiken definieren, bereits zwei linear unabhängige
Polynome gibt, die in allen Punkten von
verschwinden.
Tatsächlich kann man zeigen, dass die Kodimension für
und
übereinstimmen und damit jede Kubik durch die Punkte von
bereits durch alle Punkte von
geht.
Anwendungen
Sätze von Pappos und Pascal
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Sowohl der Satz
von Pappos als auch der Satz
von Pascal sind Spezialfälle des Satzes von Cayley-Bacharach. Sind
sechs Punkte auf einem Kegelschnitt,
so bilden die drei Geraden
,
und
einerseits und
,
und
andererseits zwei Kubiken, die sich in neun Punkten schneiden, nämlich in
sowie in den drei Schnittpunkten
,
und
.
Der Kegelschnitt bildet zusammen mit der Geraden durch
und
ebenfalls eine Kubik, diese geht durch acht der Punkte, nach dem Satz von
Cayley-Bacharach also auch durch
.
Damit sind
,
und
kollinear, dies ist gerade der Satz von Pascal. Analog lässt sich auch der Satz
von Pappos herleiten.
Gruppenoperation auf elliptischen Kurven
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Mit Hilfe des Satzes von Cayley-Bacharach lässt sich leicht das Assoziativgesetz für
die Addition
auf elliptischen Kurven beweisen: Seien ,
und
drei Punkte auf einer elliptischen Kurve,
der Punkt, der das neutrale
Element darstellt. Dann bilden die drei Geraden
,
und
eine Kubik, ebenso die drei Geraden
,
und
.
Die Schnittpunkte dieser beiden Kubiken sind
,
,
,
,
,
,
(auf den Geraden
und
),
(auf den Geraden
und
),
sowie der Schnittpunkt von
und
.
Die elliptische Kurve enthält die ersten acht Punkte, also auch den letzten.
Dieser muss daher
sein, womit
gilt.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 28.10. 2019