Satz von Pappos
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Der Satz von Pappos (Pappus), gelegentlich auch Satz von Pappos-Pascal genannt, ist ein zentraler Satz in der affinen und projektiven Geometrie. Er tauchte erstmals als Proposition 139 im VII. Buch der Mathematischen Sammlungen des antiken griechischen Mathematikers Pappos von Alexandria auf. Blaise Pascal fand im 17. Jahrhundert eine Verallgemeinerung des Satzes, den nach ihm benannten Satz von Pascal, bei dem die sechs Grundpunkte des Satzes auf einem Kegelschnitt liegen.
Der Satz lautet in seiner allgemeineren projektiven Form:
Liegen sechs Punkte
einer projektiven Ebene abwechselnd auf zwei Geraden
und
,
so sind die Punkte
kollinear, d.h., sie liegen auf einer Geraden
(siehe Bild).
Sind die beiden Geraden
und
durch die Sechseckpunkte und die Gerade
kopunktal, so
spricht man auch vom kleinen Satz von Pappos.
Da sich zwei Geraden in einer affinen Ebene nicht unbedingt schneiden, wird der Satz zusätzlich noch in einer spezielleren affinen Form formuliert:
Liegen sechs Punkte
einer affinen Ebene abwechselnd auf zwei Geraden
und
und sind sowohl das
- Geradenpaar
als auch das
- Geradenpaar
parallel,
so sind auch
und
parallel (s. Bild).
Im projektiven
Abschluss der zugrunde liegenden affinen Ebene schneiden sich die drei
parallelen Geradenpaare auf der uneigentlichen
Gerade ,
und es entsteht die projektive Form des Satzes von Pappos.
Beweis des Satzes in einer affinen Ebene über einem Körper
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Wegen der Parallelität in einer affinen Ebene muss man zwei Fälle
Unterscheiden, je nachdem, ob die Geraden
sich schneiden oder nicht. Der Schlüssel zu einem einfachen Beweis ist die immer
mögliche geeignete Koordinatisierung der affinen Ebene. Denn in einem
2-dimensionalen Vektorraum
kann man den Nullpunkt und zwei (linear
unabhängige) Basisvektoren frei wählen.
Fall 1: Die beiden Geraden
schneiden sich und es sei
.
In diesem Fall lassen sich Koordinaten so einführen, dass
ist (s. Bild). Die Punkte
haben dann Koordinaten
.
Da die Geraden
parallel sind, gilt
.
Aus der Parallelität der Geraden
folgt dann, dass
sein muss. Also hat die Gerade
die Steigung
und ist damit parallel zu
.
Fall 2: .
In diesem Fall werden die Koordinaten so gewählt, dass
ist. Aus den Parallelitäten
und
folgt
und
und damit die Parallelität
.
Bedeutung: Pappossche Ebenen
Der Satz von Pappos gilt nicht in jeder projektiven Ebene. Er gilt nur in solchen Ebenen, die sich mit Hilfe eines (kommutativen) Körpers koordinatisieren lassen. Umgekehrt folgt aus der Gültigkeit des Satzes von Pappos die Koordinatisierbarkeit der Ebene mit einem Koordinatenkörper. Solche Ebenen, affin oder projektiv, sind also durch den Satz von Pappos gekennzeichnet und heißen pappossche Ebenen (manchmal auch pappussche Ebene).
Für einen Überblick über affine und projektive Ebenen, in denen der Satz von Pappos oder schwächere Schließungssätze allgemein gelten, und die Folgerungen, die sich damit jeweils für die algebraische Struktur des Koordinatenbereiches ergeben, siehe die Artikel „Ternärkörper“ und „Klassifikation projektiver Ebenen“.
Der projektive Satz von Pappos als Axiom und äquivalente Aussagen
Wie schon im Abschnitt Bedeutung erläutert, ist der projektive Satz von Pappos unabhängig von den Inzidenzaxiomen einer projektiven Ebene, daher wird er bzw. zu ihm (auf Grundlage der Inzidenzaxiome) gleichwertige Aussagen auch als ein Axiom, hier abgekürzt als (PA), bezeichnet. Dieses Axiom ist auch unabhängig vom Fano-Axiom, hier kurz (FA), denn es existieren
- projektive Ebenen
über jedem kommutativen Körper
mit einer von 2 verschiedenen Charakteristik. Sie erfüllen (FA) und (PA),
- projektiven Ebenen
über jedem kommutativen Körper
mit Charakteristik 2. Sie erfüllen (FA) nie, aber stets (PA),
- projektive Ebenen
, die nicht pappossch sind und auch nicht (FA) erfüllen, da es nichtkommutative Schiefkörper
mit der Charakteristik
zu jeder Primzahl
, also auch solche mit der Charakteristik 2 gibt,
- projektive Ebenen
, die nicht pappossch sind, aber (FA) erfüllen, da es zu jeder ungeraden Primzahlcharakteristik
und zur Charakteristik 0 je wenigstens einen nichtkommutativen Schiefkörper gibt.
→ Vergleiche dazu auch den Satz von Gleason und den Satz von Hanna Neumann in Fano-Axiom#AntiFano.
Folgende synthetische und analytische Aussagen über eine projektive Ebene
sind äquivalent:
ist pappossch.
ist desarguessch und der Koordinatenschiefkörper von
ist kommutativ.
- Einer der oder gleichwertig jeder Koordinatenternärkörper
von
ist zu einem kommutativen Körper isomorph.
- Es existiert eine Gerade
in
, so dass die affine Ebene
den affinen Satz von Pappos erfüllt.
- Die vorige Aussage gilt für jede Gerade der Ebene.
Zusammenhang mit dem Satz von Desargues: Satz von Hessenberg
Als Satz von Hessenberg wird in der projektiven Geometrie die Aussage
- In einer projektive Ebene, in der der Satz von Pappos allgemeingültig ist, ist auch der Satz von Desargues allgemeingültig.
bezeichnet. Dieser Satz wurde von Gerhard Hessenberg, nach dem er benannt ist, 1905 (lückenhaft) bewiesen. Er ist von fundamentaler Bedeutung für die synthetische Geometrie. Ein vollständiger Beweis (über verschiedene Hilfssätze) findet sich im Lehrbuch von Lüneburg.
Das heißt: Aus dem Axiom von Pappos (PA) folgt das Axiom von Desargues. Dass die Umkehrung im Allgemeinen (genauer: für unendliche projektive Ebenen) falsch ist, ist durch die Existenz von projektiven Ebenen über nichtkommutativen Schiefkörpern erwiesen.
Folgerung für endliche Ebenen aus dem Satz von Hessenberg
Mit dem
Satz
von Wedderburn folgt, dass für endliche projektive oder affine Ebenen
der Satz von Pappos und der Satz von Desargues äquivalent sind.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 17.04. 2020