Kommunizierende Zustände
Kommunizierende Zustände ist ein Begriff aus der Theorie der Markow-Ketten, einem Teilbereich der Wahrscheinlichkeitstheorie. Anschaulich kommunizieren zwei Zustände einer Markow-Kette, wenn die Wahrscheinlichkeit, von einem Zustand in den anderen zu gelangen, echt größer als null ist. Kommunizierende Zustände sind deshalb von Bedeutung, weil sich viele wichtige Eigenschaften von Markow-Ketten wie Periodizität, Rekurrenz und Transienz zwischen kommunizierenden Zuständen vererben.
Definition
Es sei eine homogene Markow-Kette in diskreter Zeit und mit endlichem oder abzählbarem Zustandsraum gegeben.
Ein Zustand
heißt erreichbar vom Zustand
aus bzw. der Zustand
führt zu Zustand
,
wenn für ein
gilt, dass
gilt.
Die Wahrscheinlichkeit, in endlich vielen Schritten von
nach
zu kommen, muss also echt positiv sein. Dies wird als
oder
notiert.
Ist nun
erreichbar von
und
erreichbar von
,
so kommunizieren die Zustände
und
,
was oftmals mit
oder
abgekürzt wird.
Ein Zustand
heißt wesentlich, wenn von jedem Zustand
,
der von
aus erreichbar ist, auch wieder der Zustand
erreichbar ist.
Somit ist
wesentlich, wenn aus
immer auch
folgt.
Beispiel
Betrachtet man den obigen Übergangsgraph einer Markow-Kette, so ist der
Zustandsraum .
Von dem Zustand −2 aus ist kein anderer Zustand erreichbar, ebenso bei Zustand 2. Hingegen ist von jedem der Zustände −1,0 und 1 jeder weitere Zustand der Markow-Kette erreichbar.
Der Zustand −2 kommuniziert nur mit sich selbst, ebenso der Zustand 2. Die Zustände −1,0 und 1 kommunizieren untereinander, aber nicht mit den Zuständen −2 oder 2, da von diesen keine Rückkehr möglich ist.
Wesentlich ist der Zustand −2, genauso wie der Zustand 2. Denn für diese Zustände sind nur sie selbst erreichbar, und kehren somit auch von sich selber zurück. Hingegen sind die anderen Zustände nicht wesentlich, denn von jedem kann beispielsweise der Zustand 2 erreicht werden. Von diesem ist aber eine Rückkehr ausgeschlossen.
Eigenschaften
Die Relation des Kommunizierens ist eine Äquivalenzrelation,
die Äquivalenzklassen
werden auch Kommunikationsklassen genannt.
Im obigen Beispiel bilden die Zustände
eine Kommunikationsklasse. Existiert nur eine Kommunikationsklasse, so spricht
man von einer irreduziblen
Markow-Kette.
Miteinander kommunizierende Zustände haben dieselbe Periode, ebenso sind sie stets alle transient oder alle null-rekurrent oder alle positiv rekurrent.
Trivialerweise ist von einem absorbierenden Zustand kein anderer Zustand erreichbar. Daraus folgt direkt, dass Ketten mit absorbierenden Zuständen nicht irreduzibel sein können. Ebenso ist jeder absorbierende Zustand wesentlich, genau wie jeder rekurrente Zustand.
Ist im Falle eines endlichen Zustandsraumes
von
aus erreichbar, so existiert ein
-
-Pfad
im Übergangsgraphen.
Kommunizieren
und
,
so existiert demnach sowohl ein
-
-Pfad
als auch ein
-
-Pfad.
Literatur
- Ulrich Krengel: Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik. Für Studium, Berufspraxis und Lehramt. 8. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8348-0063-5.
- Hans-Otto Georgii: Stochastik. Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik. 4. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-021526-7.
- Christian Hesse: Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie. 1. Auflage. Vieweg, Wiesbaden 2003, ISBN 3-528-03183-2.
- David Meintrup, Stefan Schäffler: Stochastik. Theorie und Anwendungen. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 2005, ISBN 978-3-540-21676-6.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 21.12. 2023