Reguläre bedingte Verteilung
Die reguläre bedingte Verteilung einer Zufallsvariable ist ein Begriff aus der Wahrscheinlichkeitstheorie. Sie verallgemeinert die Verteilung einer Zufallsvariable um den Aspekt, dass eventuell schon Vorinformationen über die möglichen Ausgänge eines Zufallsexperiments bekannt sind. Damit spielt die reguläre bedingte Verteilung eine wichtige Rolle in der Bayes-Statistik und in der Theorie der stochastischen Prozesse. Im Gegensatz zur (gewöhnlichen) bedingten Verteilung ist die reguläre bedingte Verteilung mithilfe des bedingten Erwartungswertes definiert und nicht mit der (gewöhnlichen) bedingten Wahrscheinlichkeit, was sie wesentlich allgemeiner macht.
Definition
Gegeben seien ein Wahrscheinlichkeitsraum
und ein Messraum
sowie eine Unter-σ-Algebra
von
.
Sei
eine Zufallsvariable
von
nach
.
Ein Markow-Kern
von
nach
heißt eine reguläre Version der bedingten Verteilung der Zufallsvariable
gegeben
,
wenn
für alle
und für
-fast alle
gilt.
Dabei ist
die bedingte Wahrscheinlichkeit, wie sie über den bedingten
Erwartungswert definiert wird.
Explizit bedeuten die Bedingungen in der Definition an die Funktion
also:
- Für alle
ist
ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf
,
- für alle
ist
eine
-messbare Funktion und
- für alle
und alle
gilt
.
Bemerkungen
Existenz
Eine reguläre bedingte Verteilung existiert immer für reellwertige
Zufallsvariablen, wenn die reellen Zahlen mit der Borelschen
σ-Algebra versehen sind. Allgemeiner existiert die reguläre bedingte
Verteilung immer für Zufallsvariablen mit Werten in Borel'schen
Räumen, also beispielsweise für polnische
Räume oder den
jeweils versehen mit der Borelschen σ-Algebra.
Varianten
Analog zu den Varianten des bedingten Erwartungswertes lassen sich auch verschiedene Varianten der regulären bedingten Verteilung definieren, die sich alle auf die obige Definition zurückführen lassen.
- Ohne die Verwendung von Zufallsvariablen lässt sich die bedingte
Verteilung von
gegeben
definieren als der Markow-Kern mit
- für
-fast alle
und alle
.
- Ist
eine weitere Zufallsvariable von
in einen weiteren Messraum
, so ersetzt man die σ-Algebra
durch die von der Zufallsvariable
erzeugte σ-Algebra
, um die bedingte Verteilung von
gegeben
zu erhalten.
Beispiel
Gegeben seien zwei reellwertige Zufallsvariablen mit gemeinsamer
Dichtefunktion
bezüglich des Lebesgue-Maßes. Dann ist die reguläre bedingte Verteilung von
gegeben
gegeben durch die Dichte
,
das heißt es gilt
.
Hierbei bezeichnet
die Dichte der Randverteilung.
Die Tatsache, dass diese Randverteilung im Nenner Null werden kann, ist nicht
weiter problematisch, da dies bloß auf einer
-Nullmenge
passiert.
Berechnung bedingter Erwartungswerte
Ist
eine reguläre Version der bedingten Verteilung einer integrierbaren
reellwertigen Zufallsvariable
gegeben
,
dann gilt für den bedingten Erwartungswert von
gegeben
für -fast
alle
.
Literatur
- Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-36017-6, doi:10.1007/978-3-642-36018-3.
- Ludger Rüschendorf: Mathematische Statistik. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-41996-6, doi:10.1007/978-3-642-41997-3.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.04. 2023