Multinomialverteilung
Die Multinomialverteilung oder Polynomialverteilung ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung in der Stochastik. Sie ist eine diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung und kann als multivariate Verallgemeinerung der Binomialverteilung aufgefasst werden. Sie hat in der Bayesschen Statistik als konjugierte A-priori-Verteilung die Dirichlet-Verteilung.
Definition und Modell
Seien
und
mit
.
Dann ist die Zähldichte
der Multinomialverteilung
gegeben durch
.
Hierbei ist
der Multinomialkoeffizient.
Anwendung und Motivation
Die Multinomialverteilung kann ausgehend von einem Urnenmodell mit Zurücklegen
motiviert werden. In einer Urne sind
Sorten Kugeln. Der Anteil der Sorten Kugeln in der Urne ist
.
Der Urne wird
-mal
jeweils eine Kugel entnommen, ihre Eigenschaft (Sorte) notiert und die Kugel
danach wieder in die Urne zurückgelegt.
Man interessiert sich nun für die Anzahl
der Kugeln einer jeden Sorte
in dieser Stichprobe. Da
der Multinomialverteilung folgt, besitzt die Stichprobe
die Wahrscheinlichkeit:
.
Nimmt man eine Urne mit
Sorten Kugeln mit jeweils einer Kugel pro Sorte, so erhält man den klassischen
Würfel: Man wirft diesen
-mal,
hat dabei
mögliche Ausgänge und interessiert sich dafür, wie groß die Wahrscheinlichkeit
dafür ist, dass
gerade
-mal
auftritt,
gerade
-mal
und so weiter. Weiter beschreiben die jeweiligen
die Wahrscheinlichkeiten der Würfelflächen und somit, ob es sich um einen fairen
oder unfairen Würfel handelt.
Eigenschaften
Erwartungswert
Für jedes
ist die Zufallsvariable
binomialverteilt
mit den Parametern
und
,
hat also den Erwartungswert
Varianz
Für die Varianz gilt
.
Kovarianz und Korrelationskoeffizient
Die Kovarianz
zweier Zufallsvariablen
und
mit
berechnet sich als
,
und für den Korrelationskoeffizienten (nach Pearson) folgt:
.
Wahrscheinlichkeitserzeugende Funktion
Die multivariate wahrscheinlichkeitserzeugende Funktion ist
Beispiel
In einer Schulklasse sind 31 Schüler, 12 aus Dorf A, 11 aus Dorf B und 8 aus
Dorf C. Jeden Tag wird ein Schüler ausgelost, der die Tafel wischen muss. Wie
groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Woche kein Schüler aus Dorf A,
zwei Schüler aus Dorf B und 3 Schüler aus Dorf C die Tafel wischen müssen? Es
ist
und
,
da jeder Schüler gleich wahrscheinlich gezogen werden soll. Dann ist
Beziehung zu anderen Verteilungen
Beziehung zur Binomialverteilung
Im Spezialfall
ergibt sich die Binomialverteilung,
genauer ist
die gemeinsame
Verteilung von
und
für eine
-verteilte
Zufallsvariable
.
Beziehung zur multivariaten hypergeometrischen Verteilung
Die Multinomialverteilung und die multivariate hypergeometrische Verteilung sind miteinander verwandt, da sie aus demselben Urnenmodell hervorgehen. Einziger Unterschied ist, dass bei der multivariaten hypergeometrischen Verteilung ohne Zurücklegen gezogen wird. Die multivariate hypergeometrische Verteilung lässt sich unter gewissen Umständen durch die Multinomialverteilung approximieren, siehe hierfür den Artikel über die multivariate hypergeometrische Verteilung.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.06. 2021