(LF)-Raum
(LF)-Räume sind eine in der Mathematik betrachtete Klasse von Vektorräumen. Abstrahiert man die Konstruktion gewisser Räume aus der Distributionstheorie, so wird man zwanglos auf den Begriff des (LF)-Raums geführt. Dabei handelt es sich um die Vereinigung einer aufsteigenden Folge von Fréchet-Räumen, was man auch als induktiven Limes von Fréchet-Räumen bezeichnet, woher der Name (LF)-Raum rührt.
Definition
Ein (LF)-Raum ist ein lokalkonvexer
Raum ,
für den es eine Folge
von Fréchet-Räumen gibt, so dass Folgendes gilt:
für alle
- Für jedes
trägt
die durch
gegebene Teilraumtopologie.
ist die Vereinigung aller
.
trägt die feinste lokalkonvexe Topologie, die alle Inklusionen
stetig macht.
In dieser Situation nennt man
eine darstellende Folge von Fréchet-Räumen für
.
Kann man sogar eine darstellende Folge aus Banachräumen
finden, so nennt man den Raum einen (LB)-Raum.
Manche Autoren schwächen die zweite Bedingung auch ab und fordern nur, dass
die Inklusion von
nach
stetig ist. Für solche allgemeineren (LF)-Räume sind nicht alle unten
angegebenen Eigenschaften automatisch erfüllt, insbesondere gibt es dann
(LF)-Räume, die nicht vollständig sind.
Beispiele
Jeder Fréchet-Raum
ist ein (LF)-Raum, als darstellende Folge kann man die konstante Folge
wählen.
Sei
der Folgenraum aller endlichen
Folgen. Identifiziert man
mit dem Raum aller Folgen, die ab der
-ten
Stelle nur noch Nullen haben, so ist
eine darstellende Folge für den (LF)-Raum
,
der sogar ein (LB)-Raum ist. Die Topologie auf
ist die feinste lokalkonvexe Topologie, d.h. die durch alle Halbnormen definierte
Topologie.
Die folgende Konstruktion stammt aus der Distributionstheorie.
Ist
kompakt, so sei
der Raum aller beliebig oft differenzierbaren Funktionen mit Träger in
.
Ist
offen, so nennt den Raum
den Raum der
Testfunktionen auf
.
trage dabei die feinste lokalkonvexe Topologie, die alle Inklusionen
stetig macht. Dann ist
ein (LF)-Raum. Als darstellende Folge von Fréchet-Räumen kann man jede Folge
nehmen, wobei
eine Folge von kompakten Teilmengen in
ist, so dass jedes
im Inneren von
liegt und
die Vereinigung dieser
ist. Die Topologie auf
ist unabhängig von der Wahl dieser Folge kompakter Mengen.
Eigenschaften
Beschränkte Mengen
Für beschränkte
Mengen in einem (LF)-Raum mit darstellender Folge
gilt folgender Satz:
- Eine Menge
ist genau dann beschränkt, wenn es ein
gibt, so dass
und
in
beschränkt ist.
Stetigkeit
Die Stetigkeit von linearer
Operatoren von einem (LF)-Raum
mit darstellender Folge
in einen anderen lokalkonvexen Raum
lässt sich wie folgt charakterisieren:
- Ein linearer Operator
ist genau dann stetig, wenn alle Einschränkungen
stetig sind.
Vollständigkeit
Nach einem auf Gottfried Köthe zurückgehenden Satz sind alle (LF)-Räume vollständig.
Beziehungen zu anderen Räumen
(LF)-Räume sind tonneliert, ultrabornologisch und haben ein Gewebe. Damit verallgemeinern sich die drei klassischen aus der Theorie der Banachräume bekannten Sätze auf (LF)-Räume:
Satz
von Banach-Steinhaus: Ist
eine Familie stetiger linearer Operatoren
zwischen lokalkonvexen Vektorräumen, wobei
(LF)-Raum sei, und ist
für jedes
beschränkt, so ist
gleichstetig, d.h. zu jeder Nullumgebung
gibt es eine Nullumgebung
,
so dass
für alle
.
Satz
über die offene Abbildung: Eine lineare, stetige und surjektive
Abbildung
zwischen (LF)-Räumen ist offen.
Satz
vom abgeschlossenen Graphen: Eine lineare Abbildung
zwischen (LF)-Räumen mit abgeschlossenem Graphen ist stetig.
Anwendung
In der Distributionstheorie
definiert man eine Distribution auf einer offenen Menge
als lineare Abbildung
,
so dass folgende Stetigkeitsbedingung gilt: Ist
kompakt und ist
eine Folge in
,
so dass jedes
Träger in
hat und so dass
gleichmäßig in allen Ableitungen, so ist
.
Bei dieser Definition ist zunächst nicht klar, ob es sich bei der
Stetigkeitsbedingung überhaupt um Stetigkeit bzgl. einer Topologie handelt. Es
genügt in der Tat, Folgenstetigkeit zu betrachten, denn
ist als (LF)-Raum bornologisch.
Dann bedeutet die angegebene Bedingung nichts anderes, als dass alle
Einschränkungen von
auf
,
kompakt, stetig sind. Nach der oben genannten Eigenschaft zur Stetigkeit
linearer Operatoren auf (LF)-Räumen folgt tatsächlich die Stetigkeit bzgl. der
(LF)-Raum-Topologie auf
.
Mit den hier vorgestellten Begriffsbildungen kann man eine Distribution als
stetiges lineares Funktional auf dem (LF)-Raum
definieren.
Literatur
- K. Floret, J. Wloka: Einführung in die Theorie der lokalkonvexen Räume, Lecture Notes in Mathematics 56, 1968
- F. Treves: Topological Vector Spaces, Distributions and Kernels, Dover 2006, ISBN 0-486-45352-9
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 24.11. 2020