Dreiecksmatrix
Unter einer Dreiecksmatrix versteht man in der Mathematik eine quadratische Matrix, die sich dadurch auszeichnet, dass alle Einträge unterhalb (obere Dreiecksmatrix) bzw. oberhalb (untere Dreiecksmatrix) der Hauptdiagonale null sind. Sind zusätzlich die Einträge auf der Hauptdiagonale alle null, so spricht man von einer echten oder strikten Dreiecksmatrix.
Dreiecksmatrizen spielen unter anderem beim Lösen von Linearen Gleichungssystemen mittels der LR-Zerlegung eine wichtige Rolle, welche darauf basiert, eine Matrix in das Produkt einer oberen und einer unteren Dreiecksmatrix zu zerlegen.
Beispiele
Obere und untere Dreiecksmatrix
Eine Matrix wird obere Dreiecksmatrix genannt, falls alle Einträge unterhalb der Hauptdiagonale gleich null sind. Für die Einträge auf der Hauptdiagonale selbst gibt es keine Beschränkungen.
Für eine obere Dreiecksmatrix gilt somit:
Analog heißt eine Matrix untere Dreiecksmatrix, falls alle Einträge oberhalb der Hauptdiagonale gleich null sind.
Normierung
Eine Dreiecksmatrix
heißt normierte Dreiecksmatrix, falls alle Diagonaleinträge gleich 1
sind:
.
Trigonalisierbarkeit
Ist V ein Vektorraum
über dem Körper
und hat man eine quadratische Matrix
,
die die Darstellung einer linearen Abbildung
(Vektorraum-Endomorphismus)
ist, so heißt diese trigonalisierbar, falls sie bei Betrachtung in einer anderen
Basis,
eine obere Dreiecksgestalt aufweist, also trigonal ist. Gesucht ist also eine
trigonale Matrix
,
die ähnlich
ist.
Dies ist der Fall, falls das charakteristische
Polynom
über dem Körper
in Linearfaktoren
zerfällt.
Ist ,
so ist jede Matrix trigonalisierbar, da nach dem Fundamentalsatz
der Algebra der Körper
algebraisch abgeschlossen ist.
Strikte obere und untere Dreiecksmatrix
Es gibt zwei unterschiedliche Definitionen für den Begriff strikte obere Dreiecksmatrix, je nachdem, ob man allgemeine oder nur invertierbare Matrizen betrachtet. Erstere sind nilpotent, letztere unipotent. Die folgenden Definitionen erfolgen analog für strikte untere Dreiecksmatrizen.
Nilpotente Dreiecksmatrizen
Bei einer strikten oberen Dreiecksmatrix in diesem Sinne sind alle Einträge
sowohl unterhalb als auch auf der Hauptdiagonale der Matrix .
Es gilt somit:
Bei einer -Matrix
gilt also
.
Unipotente Dreiecksmatrizen
Bei einer strikten oberen Dreiecksmatrix im Sinne invertierbarer Matrizen
sind alle Einträge unterhalb der Hauptdiagonale der Matrix ,
während die Diagonaleinträge alle gleich
sind. Es gilt somit:
A sieht also wie folgt aus: .
Eine derartige Matrix
ist der Spezialfall einer unipotenten
Matrix, d.h. die Matrix
ist nilpotent,
es gibt also eine Zahl
,
so dass gilt:
.
Eigenschaften
Es lässt sich beweisen:
- Das Produkt von unteren (oberen) Dreiecksmatrizen ist wieder eine untere (obere) Dreiecksmatrix.
- Das Produkt von strikten unteren (oberen) Dreiecksmatrizen ist wieder eine strikte untere (obere) Dreiecksmatrix.
- Die Inverse einer invertierbaren unteren (oberen) Dreiecksmatrix ist eine untere (obere) Dreiecksmatrix.
- Die Determinante einer Dreiecksmatrix ist das Produkt ihrer Hauptdiagonalelemente.
- Die Eigenwerte einer Dreiecksmatrix sind die Elemente der Hauptdiagonale.
Algebraische Eigenschaften
- Die Menge aller oberen Dreiecksmatrizen bildet eine auflösbare Lie-Algebra, die Menge aller nilpotenten oberen Dreiecksmatrizen eine nilpotente Lie-Algebra.
- Die Menge aller invertierbaren oberen Dreiecksmatrizen bildet eine auflösbare Gruppe, die Menge aller unipotenten oberen Dreiecksmatrizen eine nilpotente Gruppe.
- Die Anzahl der Elemente einer Dreiecksmatrix, die von Null verschieden
sein können, ist
; dies ist auch die Dimension als Lie-Gruppe oder algebraische Gruppe.
Einsatz von Dreiecksmatrizen
Wegen ihrer speziellen Eigenschaften werden Dreiecksmatrizen an verschiedenen
Stellen, insbesondere auch bei Verfahren der Numerischen
Mathematik eingesetzt. Bei der folgenden Aufstellung wird der Körper (Algebra)
zugrunde gelegt.
- In der Jordan-Normalform wird eine Matrix ähnlich auf eine Dreieckgestalt transformiert, die beinahe diagonal ist.
- In der Schur-Normalform wird eine Matrix unitär ähnlich in eine Dreiecksmatrix transformiert. Das QR-Verfahren berechnet diese numerisch.
- Bei einer regulären
Matrix
berechnet der Gauß-Algorithmus eine LR-Zerlegung
in das Produkt einer unteren (linken) Dreiecksmatrix
und einer oberen (rechten)
.
- Das Gram-Schmidtsche
Orthogonalisierungsverfahren mit den Spaltenvektoren einer Matrix
berechnet die QR-Zerlegung
dieser Matrix in das Produkt einer orthogonalen Matrix
und einer oberen (rechten) Dreiecksmatrix
.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 09.02. 2018