Hurwitzpolynom
Ein Hurwitzpolynom (nach Adolf Hurwitz) ist ein reelles Polynom, dessen Nullstellen alle einen echt negativen Realteil haben.
Definition und notwendige Bedingung
Ein reelles Polynom (alle )
wird also Hurwitzpolynom genannt, wenn gilt:
Für den Fall eines Polynoms 1. oder 2. Grades ()
kann man zeigen, dass die Koeffizienten des normierten Hurwitzpolynoms
(
)
positiv sein müssen. Im Umkehrschluss muss ein normiertes Polynom mit reellen
Koeffizienten, bei dem ein Koeffizient kleiner oder gleich Null ist, eine
Nullstelle haben, die keinen echt negativen Realteil besitzt. Die Bedingung,
dass die Koeffizienten positiv sind, ist also notwendig und auch hinreichend.
Für
(ein Polynom dritten oder höheren Grades) wird eine neue hinreichende und
notwendige Bedingung benötigt: die Hurwitzdeterminante.
Hurwitzkriterium
Im Folgenden gehen wir davon aus, dass der Leitkoeffizient
positiv ist. Ist dieses im ursprünglichen Polynom nicht der Fall, kann es durch
Multiplikation des Polynoms mit
erreicht werden. Dabei ändern sich die Nullstellen des Polynoms nicht. Aus den
Koeffizienten des Polynoms
wird zunächst die Determinante
der Hurwitzmatrix, die sogenannte Hurwitzdeterminante gebildet.
Hierbei ist die Hurwitzmatrix den Koeffizienten
entsprechend eine
-Matrix.
(s.u.)
Nicht vorhandene Koeffizienten werden also durch eine Null ausgedrückt. Das Polynom ist genau dann ein Hurwitzpolynom, wenn alle „nordwestlichen Unterdeterminanten“ (auch Hauptminoren genannt) positiv sind. Die Matrix ist dann positiv definit.
Im Beispiel sind die nordwestlichen Unterdeterminanten für den Fall :
Falls
ist, vereinfacht sich natürlich die dritte Bedingung zu
.
Die Forderung
ist zum Beispiel für
nicht erfüllt.
In der Literatur finden sich auch andere Definitionen der Hurwitzmatrix. Die
Koeffizienten sind oft anders benannt. Hurwitz selber hat in seiner
Veröffentlichung das Polynom mit
angesetzt. In diesem Fall wird die Hurwitzdeterminante folgendermaßen gebildet:
Anwendung
Hurwitzpolynome werden in der Systemtheorie verwendet, um ein zeitkontinuierliches System auf asymptotische Stabilität hin zu untersuchen: Ist der Nenner der Systemfunktion ein Hurwitzpolynom, so ist das System asymptotisch stabil.
- Siehe auch: Wurzelsatz von Vieta
Literatur
- Adolf Hurwitz: Bedingungen, unter welchen eine Gleichung nur Wurzeln mit negativen reellen Teilen besitzt. In: Mathematische Annalen Nr. 46, Leipzig 1895, S. 273–285
- Jan Lunze: Regelungstechnik 1. Systemtheoretische Grundlagen, Analyse und Entwurf einschleifiger Regelungen. 10. Auflage, Heidelberg 2014, S. 418–420
- Eberhard Zeidler (Hrsg.): Springer-Taschenbuch der Mathematik. 3. Auflage, Wiesbaden 2013, S. 473
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 04.10. 2021