Quecksilber(II)-chlorid

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP), ggf. erweitert
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol
Gefahr
H- und P-Sätze H:
  • Kann vermutlich genetische Defekte verursachen (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht).
  • Kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
  • Lebensgefahr bei Verschlucken.
  • Lebensgefahr bei Hautkontakt.
  • Schädigt die Organe (alle betroffenen Organe nennen) bei längerer oder wiederholter Exposition (Expositionsweg angeben, wenn schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht).
  • Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
  • Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.
P:
  • Vor Gebrauch besondere Anweisungen einholen.
  • Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz/ Gehörschutz/… tragen
  • Bei Verschlucken: Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
  • Mund ausspülen.
  • Bei Berührung mit der Haut [oder dem Haar]: Alle kontaminierten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen [oder duschen].
  • Bei Einatmen: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen.
  • Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
MAK 0,1 mg/m3
Toxikologische Daten

Quecksilber(II)-chlorid (HgCl2) oder Sublimat (auch Hydragyrum bichloratum, und früher auch Mercurius sublimatus) ist eine chemische Verbindung des Quecksilbers aus der Gruppe der Chloride.

Strukturformel
Strukturformel von Quecksilber(II)-chlorid
Allgemeines
Name Quecksilber(II)-chlorid
Andere Namen
  • Sublimat
  • Hydrargyri dichloridum
Summenformel HgCl2
Kurzbeschreibung farb- und geruchloser Feststoff
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 7487-94-7
EG-Nummer 231-299-8
ECHA-InfoCard 100.028.454
PubChem 24085
ChemSpider 22517
DrugBank DB13765
Eigenschaften
Molare Masse 271,50 g/mol
Aggregatzustand fest
Dichte 5,4 g/cm3
Schmelzpunkt 277 °C
Siedepunkt 304 °C
Dampfdruck 10 mPa (20 °C)
Löslichkeit mäßig in Wasser (74 g/l, bei 20 °C)

Eigenschaften

Quecksilber(II)-chlorid ist eine farblose, kristalline, in Wasser mäßig lösliche, sehr giftige molekulare Verbindung, die bei 281 °C schmilzt. Da sie beim Erhitzen leicht sublimiert, bezeichnet man sie als Sublimat: Der Siedepunkt bei 302 °C ist kaum zu beobachten. Im kristallinen Zustand, in der Dampfphase und in Lösung liegt Quecksilber(II)-chlorid in Form von kovalent gebundenen, linearen Cl–Hg–Cl-Molekülen vor. In wässriger Lösung dissoziieren die Moleküle nur geringfügig in Ionen, daher leitet eine Lösung den elektrischen Strom kaum. Quecksilber(II)-chlorid ist im Vergleich zu anderen Halogeniden wie Quecksilber(II)-iodid, die in Wasser nur in Spuren löslich sind, recht gut löslich.

Aquaporine – Kanalproteine, durch die Wasser eine Biomembran passieren kann – werden durch Quecksilber(II)-chlorid bzw. Quecksilber(II)-ionen spezifisch gehemmt.

Darstellung

Quecksilber(II)-chlorid entsteht beim Erhitzen von Quecksilber(II)-sulfat mit Natriumchlorid und sublimiert dabei als leichtestflüchtige Komponente ab.

{\mathrm  {HgSO_{4}+2\ NaCl\longrightarrow HgCl_{2}+Na_{2}SO_{4}}}

Bei der Reaktion von Quecksilber(I)-chlorid mit Chlor oder von Quecksilber(II)-oxid mit Salzsäure oder auch direkt aus den Elementen Quecksilber und Chlor in beheizten Retortenentsteht Quecksilber(II)-chlorid.

Auch die Reaktion von Salzsäure mit Quecksilber(I)-Verbindungen (z.B. Quecksilber(I)-nitrat) ist möglich

{\mathrm  {Hg_{2}(NO_{3})_{2}+4\ HCl\longrightarrow 2\ HgCl_{2}+2\ H_{2}O+2\ NO_{2}}}

Verwendung

Quecksilber(II)-chlorid wirkt pilztötend, darum wurde es früher zum Beizen von Saatgut und zur Imprägnierung von Holz verwendet (Kyanisierung). Da es außerdem antiseptisch wirkt, wurde es als Desinfektionsmittel bei Wunden und als Alternative zur Karbolsäure bei Operationen sowie (auch kombiniert mit Alkohol) zur hygienischen Desinfektion von Händen und Unterarmen vor chirurgischen Eingriffen verwendet. In starker Verdünnung wurde es sogar als Arzneistoff eingesetzt und fand wie Kalomel Einsatz als unter die Haut verabreichtes Medikament bei Syphilis.

Dem französischen Anatomen François Chaussier (1746–1828) gelang der Nachweis, dass Quecksilber(II)-chlorid einen Leichnam vor Fäulnis schützt und seine Austrocknung begünstigt. Damit erzielte er einen wesentlichen Fortschritt im Bereich der Leichenkonservierung. Aufgrund seiner fixierenden Wirkung wurde es bis um 1900 als Konservierungsmittel für anatomische Präparate benutzt. Wegen seiner bereits länger bekannten Giftigkeit werden heute jedoch andere Stoffe benutzt.

Auch in der Leichenkonservierung ging man von der alleinigen Verwendung von Quecksilber(II)-chlorid und anderen Metallverbindungen wieder ab, als bemerkt wurde, dass Metall aus der Lösung ausfiel und entstellende Flecken an den solcherart behandelten Leichen hinterließ. Außerdem bewirkte Quecksilber(II)-chlorid eine graue Verfärbung der Haut.

Quecksilber(II)-chlorid ist Bestandteil von Ätzmitteln für die Stahl- und Kupferätzung, Katalysator in der Synthesechemie (zum Beispiel bei der Herstellung von Vinylchlorid) und wird auch als Depolarisator in Trockenbatterien verwendet.

Literatur

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 10.05. 2023