Hyoscyamin

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[1]
Gefahr
H- und P-Sätze H: Lebensgefahr bei Verschlucken oder bei Einatmen.
P:
  • Staub / Rauch / Gas / Nebel / Dampf / Aerosol nicht einatmen.
  • Bei Gebrauch nicht essen, trinken oder rauchen.
  • [Bei unzureichender Belüftung] Atemschutz tragen.
  • Bei Verschlucken: Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen. Mund ausspülen.
  • Bei Einatmen: Die Person an die frische Luft bringen und für ungehinderte Atmung sorgen. Sofort Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen.
  • Unter Verschluss aufbewahren.
[1]
Toxikologische Daten 95 mg/kg (LD50Mausi.v.)[4]

Hyoscyamin ist ein Naturstoff und zugleich ein biologisch aktives Tropan-Alkaloid.

Strukturformel
Allgemeines
Name Hyoscyamin
Andere Namen
  • (S)-(−)-Hyoscyamin
  • L-(−)-Hyoscyamin
  • (S)-3-Hydroxy-2-phenylpropionsäure(1R,3R,5S)-8-methyl-8-azabicyclo[3.2.1]oct-3-ylester
Summenformel C17H23NO3
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer Extern 101-31-5
EG-Nummer 202-933-0
ECHA-InfoCard Extern 100.002.667
PubChem Extern 154417
DrugBank Extern DB00424
Arzneistoffangaben
ATC-Code A03 Extern BA03
Wirkstoffklasse Anticholinergikum, Spasmolytikum
Eigenschaften
Molare Masse 289,37 g/mol
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt 108,5 °C[1]
pKS-Wert 11,72[2]
Löslichkeit schlecht in Wasser (3,56 g/l bei 20 °C, pH 9,5)[2]

Vorkommen

Die Schwarze Tollkirsche
(Atropa belladonna) enthält (S)-(−)-Hyoscyamin.

Das biologisch aktive (S)-Hyoscyamin ist unter anderem in Nachtschattengewächsen häufig vorhanden, beispielsweise im Stechapfel, in der Alraune, in der Engelstrompete, in der Tollkirsche und im Bilsenkraut. Als Entdecker gilt der Heidelberger Pharmazeut Philipp Lorenz Geiger.[5]

Das bei der Isolierung des Naturstoffs entstehende Racemat aus den Isomeren (R)- und (S)-Hyoscyamin wird Atropin genannt.

Wirkung und Verwendung

Diese giftige Substanz antagonisiert als Anticholinergikum die Wirkung des körpereigenen Neurotransmitters Acetylcholin, indem es Acetylcholinrezeptoren blockiert.

Das racemische Gemisch (RS)-Hyoscyamin (Atropin) wird therapeutisch als Parasympatholytikum, Spasmolytikum und Mydriatikum, aber auch als Antidot bei Vergiftungen mit Insektiziden und Pestiziden verwendet. Vor Einführung der modernen Psychopharmaka wurde Hyoscyamin in der Psychiatrie zur Behandlung von Erregungszuständen eingesetzt.[6]

Analytik

Die zuverlässige qualitative und quantitative Bestimmung des Hyoscyamins kann nach hinreichender Probenvorbereitung durch Kopplung der HPLC mit der Massenspektrometrie erfolgen.[7][8]


Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hochspringen nach: a b c Eintrag zu Extern Hyoscyamin in der GESTIS-Stoffdatenbank des Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. (JavaScript erforderlich)
  2. Hochspringen nach: a b Merck Index (1996)
  3. Eintrag zu Extern Hyoscyamine im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA). Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung Extern erweitern.
  4. W. R. Buckett, C. G. Haining: Some pharmacological studies on the optically active isomers of hyoscine and hyoscyamine. In: British journal of pharmacology and chemotherapy. Band 24, Nummer 1, Februar 1965, S. 138–146, doi: Extern 10.1111/j.1476-5381.1965.tb02088.x, Extern PMID 14301992, Extern PMC 1704067 (freier Volltext).
  5. Geiger, Philipp Lorenz. In: Edward Kremers, George Urdang: Kremers and Urdang’s History of Pharmacy. Reprint of the 4th Edition. American Institute of the History of Pharmacy, Madison WI 1986, ISBN 0-931292-17-4, S. 459.
  6. Hans C. Bangen: Geschichte der medikamentösen Therapie der Schizophrenie. VWB, Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin 1992, ISBN 3-927408-82-4, S. 23 (zugleich: Berlin, Freie Universität, Dissertation).
  7. T. Konishi, K. Akaki, K. Hatano: Determination of hyoscyamine and scopolamine in serum and urine of humans by liquid chromatography with tandem mass spectrometry. In: Shokuhin Eiseigaku Zasshi, 49(4), Aug 2008, S. 266–271 (japanisch); Extern PMID 18787311.
  8. H. John, J. Mikler, F. Worek, H. Thiermann: Application of an enantioselective LC-ESI MS/MS procedure to determine R- and S-hyoscyamine following intravenous atropine administration in swine. In: Drug Test Anal., 4(3-4), Mar-Apr 2012, S. 194–198. Extern PMID 21964777
Hinweis zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Trenner
Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
Seitenende
Seite zurück
© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.05. 2025