Ein Maschinengewehr (kurz MG) ist eine vollautomatische Schusswaffe, die für das Verschießen von Gewehrmunition eingerichtet ist.
Maschinengewehre feuern bei Betätigung des Abzugs so lange Projektile ab, bis der Abzug wieder gelöst, die Munitionszufuhr unterbrochen wird oder eine Störung auftritt. Der Mechanismus des automatischen Ladens wird entweder durch den Gasdruck der sich entspannenden Pulvergase, durch die Rückstoßkraft oder durch einen externen Antrieb wie zum Beispiel einen Elektromotor realisiert. MGs gelten in der Bundesrepublik Deutschland als Kriegswaffen. Handel und Besitz von Maschinengewehren werden dementsprechend in Deutschland durch das Kriegswaffenkontrollgesetz geregelt.
Die typischen Kaliber von MGs reichen von 5,56 mm bis ca. 15 mm bzw. maximal bis 20 mm. Fest eingebaute bzw. auf Lafetten montierte MGs mit einem Kaliber von 12 bis unter 20 mm werden als Schweres Maschinengewehr bezeichnet. Automatische Schusswaffen mit einem Kaliber ab 20 mm sind Maschinenkanonen und verschießen meist Granaten anstelle von Massivgeschossen.
Frühe Vorläufer des Maschinengewehrs waren die bereits im Mittelalter eingesetzten Ribauldequins. Die Entwicklung des modernen Maschinengewehrs begann aber erst mit den Salvengeschützen des 19. Jahrhunderts, wie der in den 1850er Jahren zuerst in Belgien entwickelten Mitrailleuse, einem schnell feuernden Geschütz im Gewehrkaliber. Die Mitrailleuse mit ihren vielen starren Einzelläufen erforderte jedoch nach jeder Salve einen aufwendigen Nachladevorgang durch die Bedienungsmannschaft.
Eine neuartige Entwicklung stellten die Repetiergeschütze wie die um 1860 vorgestellten Union Repeating Gun (auch Ager Gun oder Mills Gun) und die 1862 von Richard Jordan Gatling patentierte Gatling Gun dar, bei denen mit Hilfe eines durch eine Handkurbel angetriebenen Lademechanismus zumindest theoretisch eine kontinuierliche Munitionszufuhr möglich war. Letztere zeichnete sich zusätzlich durch das rotierende Laufbündel aus, was Überhitzungsproblemen vorbeugte. Beide Waffen kamen im Amerikanischen Bürgerkrieg zu begrenztem Einsatz. Im Jahr 1865 ließ sich Gatling den Entwurf einer sechsläufigen Waffe patentieren, die in der Lage war, für die damalige Zeit unglaubliche 200 Schuss pro Minute abzugeben.
1885 präsentierte Hiram Maxim das erste Maschinengewehr, die sogenannte Maxim Gun, bei dem der Rückstoß eines Schusses genutzt wurde, um die leere Patronenhülse auszuwerfen, die Feder zu spannen und eine neue Patrone in die Kammer zu laden (Rückstoßlader). Die Munitionszufuhr erfolgte hier erstmals über Patronengurte, neuartig war außerdem die Wasserkühlung. Das Maxim-MG erreichte so eine Schussfolge von bis zu 600 Schuss pro Minute. In den britischen Kolonialkriegen in Afrika bewährte sich das Maxim-MG, so dass alle Militärmächte um die Jahrhundertwende MG von Typ Maxim einführten.
Andere Konstrukteure, John Moses Browning mit seinem Colt Modell 1895, Benjamin Hotchkiss auf der Basis der Erfindung des österreichischen Barons Freiherr Adolf Odkolek von Újezd, Colonel Isaac Lewis und andere entwickelten Maschinengewehre als Gasdrucklader. Hierbei wird über eine Bohrung im Lauf ein Teil der Treibladungsgase beim Schuss abgezweigt, um den Nachlademechanismus zu betätigen.
Eine dritte Variante waren die Waffen mit verzögertem Masseverschluss von Schwarzlose, die sich jedoch am Anfang nicht bewährten, da die Verriegelung nicht starr war und die Läufe zur Verminderung des Restdruckes kurz sein mussten, da sonst Funktionsprobleme auftraten. Die Probleme der Waffen mit verzögertem Masseverschluss wurden erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gelöst, indem im vorderen Teil des Patronenlagers Entlastungsrillen eingefräst wurden. Dadurch wurden Hülsenreißer vermieden, da der Gasdruck auf die sich verjüngende Innen- und Außenfläche der Hülse ausgeglichen wurde.
Auf einem gänzlich anderen Prinzip beruhte das dänische Madsen-MG. Im Gegensatz zu den oben genannten Konstruktionen bewegt sich der Verschluss nicht parallel zur Laufachse, sondern er klappt nach unten zur Patronenzufuhr und nach oben zum Auswerfen der Hülse. Zufuhr und Auswerfen erfolgen durch vom Rücklauf des Systems betötigte Hebel. Das Madsen-MG ist vom Peabody-Martini-System abgeleitet. Die russische Kavallerie erhielt bereits 1904 in Dänemark hergestellte leichte Madsen-Maschinengewehre.
Das britische schwere Maschinengewehr Vickers entsprach in der Funktion dem Maxim, im Gegensatz zu diesem knickt der Kniegelenkverschluss jedoch nach oben, was eine schlankere Bauweise erlaubt. Als leichtes Maschinengewehr setzten die Briten den luftgekühlten Gasdrucklader Lewisein. Dieser hatte ein oben aufgesetztes Tellermagazin mit 47 kreisförmig angeordneten Patronen.
Im Aufbau unterscheiden sich Gewehre und Maschinengewehre vor allem durch die Funktionsweise des Wiederlademechanismus der Waffe und dementsprechend in der Verschlusstechnik. Der prinzipielle Aufbau ist ansonsten identisch. Bei schweren Maschinengewehren ist die Verwendung des Munitionsgurtes eine weitere Besonderheit im Vergleich zu (automatischen) Gewehren. Ein Gurt ermöglicht eine höhere Kadenz im Vergleich zu konventionellen Munitionszuführung mit einem Magazin.
Eine abweichende Maschinengewehrkonstruktion vom gängigen Prinzip sind die modernen Gatling-Waffen. Bei diesen Maschinengewehrtypen haben mehrere rotierende Läufe während des Rotationszyklus jeweils Sekundenbruchteile Zeit, um abzukühlen. Es wird daher nicht mehr nur ein einziger Lauf permanent belastet. Außerdem werden die Läufe durch die Rotation des Laufbündels von Luft umströmt, was die Kühlung verbessert. Maschinengewehre, die mit Munitionsgurten arbeiten, erfordern generell eine besondere Kühlung des Laufes, da der Stahl des Laufes durch die hohe Feuerrate sonst ausglüht und verschleißt. Früher wurde oft Wasser zur Kühlung verwendet, heute werden die Läufe regelmäßig nach einer Anzahl von Gurten ersetzt.
Innerhalb der Gruppe der Maschinengewehre wird weiter differenziert zwischen leichten, mittleren und schweren MGs.
Gelegentlich findet man auch die Bezeichnung überschwere Maschinengewehre, meist für schwere MGs mit einem Kaliber 12,7 mm und höher, die als leichte Form einer Maschinenkanone Verwendung finden und keine Gewehrmunition, sondern Granaten verschießen.
Die leichten MGs (und mittleren MGs auf Zweibein) zählen zu den Handfeuerwaffen, da sie von einer Person bedient werden können, wenn auch oft andere Personen beim Transport der Munition unterstützen. Sie werden meist als Gruppen-MG in einer Infanterieeinheit bzw. als Bordbewaffnung von militärischen Fahrzeugen eingesetzt.
Schwere MGs (und entsprechend lafettierte mittlere MGs) werden meist zur Bewaffnung von beispielsweise Kampfflugzeugen, Kampfhubschraubern oder Panzern eingesetzt, aber auch zur Verteidigung befestigter Stellungen. Da sie nicht bzw. nur zerlegt (in Waffe und Lafette) tragbar sind und nicht von einer Person ohne Probleme bedient werden können, zählen schwere MGs nicht zu den Handfeuerwaffen.
In Kampfhandlungen werden Maschinengewehre hauptsächlich dazu verwendet, Unterstützungsfeuer zu geben und Aktionen des Gegners niederzuhalten (Feuerschutz - Sperrfeuer).
In der Praxis wird in der heutigen Zeit angestrebt, mit kurzen, gezielten Feuerstößen den Gegner zu bekämpfen. Theoretisches Dauerfeuer (von einer Minute oder länger) ist technisch nicht bzw. nur mit erhöhtem Aufwand umsetzbar, da der Lauf sonst überhitzt und sich in der Folge ein Projektil im Lauf verklemmen kann. Des Weiteren ist es auch aufgrund des teils enorm hohen Munitionsverbrauches einiger Maschinengewehre unökonomisch, so lange den Abzug gedrückt zu halten, bis die Munition verbraucht ist.
Im Verlaufe des Ersten Weltkrieges wurden Maschinengewehre auch als Flugzeug-Bordwaffen eingesetzt. Auf
deutscher Seite kamen dabei modifizierte MG
08 bzw. später MG 08/15 zum Einsatz. Die Modifikationen bestanden
darin, dass man den Wassermantel durchlöcherte, da die Kühlung durch den
Fahrtwind ausreichte. Interessant ist hierbei das Bemühen zum Ziele der gesamte Waffe, also auch das Flugzeug einzusetzen.
siehe Synchonisation
Bei Jagdflugzeugen
wurden bis zu zwei dieser MG starr oberhalb des Motors angeordnet. Vor allem in
beweglicher Installation wurde auch das Parabellum-MG
verwendet.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges verwendeten alle Mächte kleinkalibrige MGs (7,5-7,92 mm) in ihren Flugzeugen. Wegen zu geringer Durchschlagskraft und Reichweite wurden diese bald durch überschwere MGs (12,7-13,2 mm) oder Maschinenkanonen größeren Kalibers abgelöst.
In der heutigen Zeit werden Maschinengewehre nur noch von leichten Kampfflugzeugen bzw. -hubschraubern verwendet. Ansonsten wird aufgrund der wesentlich höheren Wirkung im Ziel der Einsatz von Maschinenkanonen bevorzugt.