Schrödinger-Operator
Der Schrödinger-Operator ist ein Operator aus der Quantenmechanik. Er gibt eine vereinfachte Beschreibung einer nicht-relativistischen Bewegung eines quantenmechanischen Teilchens in einem äußeren Potential.
Die negativen Eigenwerte des Schrödinger-Operators entsprechen den sogenannten gebundenen Zuständen, etwa Energien der Elektronen, die an einen Atomkern gebunden sind.
Die Spektraltheorie des Schrödinger-Operators ist seit 1950 aufgrund ihrer mathematischen Fülle und ihrer physikalischen Bedeutung intensiv entwickelt worden.
Definition und Einführung
Der Schrödinger-Operator für ein Quantensystem ist der lineare, partielle Differentialoperator
auf dem Raum der quadratintegrierbaren
Funktionen .
Die Konstante
ist die reduzierte
Masse des Systems und
ist das reduzierte
plancksche Wirkungsquantum. Die reellwertige Funktion
wird oft Potential genannt, der Laplace-Operator
wird als Operator der kinetischen Energie bezeichnet. Diese Familie linearer
Operatoren beschreibt für verschiedene Potentiale
verschiedene Quantensysteme.
Elemente des Hilbertraum
,
die auch Wellenfunktionen genannt werden, stellen verschiedene Zustände des
Systems dar. Die Zeitentwicklung einer Wellenfunktion für ein Quantensystem mit
Schrödinger-Operator
wird beschrieben durch die Schrödingergleichung
.
Für jeden vernünftigen Anfangswert des Systems
hat die Lösung der Schrödingergleichung die Gestalt
,
wobei die Abbildung
der Entwicklungsoperator für die Schrödingergleichung ist.
Eine Forderung aus der Quantenmechanik ist, dass
gilt. Eine weitere Forderung für die Eindeutigkeit von Lösungen der
Schrödingergleichung ist, dass für alle
gilt.
Beispiel
Als Potential
betrachten wir das Coulombpotential:
wobei die Konstante
für die Kernladungszahl
steht.
Durch dieses Potential können wasserstoffähnliche Atome bzw. Ionen modelliert werden, bei denen z.B. ein einzelnes Elektron an einen Atomkern gebunden ist.
Der Schrödinger-Operator
hat damit die Gestalt
Eigenschaften
Dieser Abschnitt fasst einige Resultate des Schrödinger-Operators zusammen. Wichtige Aspekte des Schrödingeroperators sind dabei die Selbstadjungiertheit, das negative, das diskrete sowie das wesentliche Spektrum.
Wesentliche Selbstadjungiertheit
Die Selbstadjungiertheit des Schrödinger-Operators ist eine notwendige und hinreichende Bedingung für die Existenz und Eindeutigkeit von Lösungen für das Cauchyproblem der Schrödingergleichung, die zudem die Forderungen (1) und (2) erfüllen. Die Frage, ob der Schrödinger-Operator zu einem gegebenen Potential V selbstadjungiert ist, ist nicht leicht zu beantworten.
- Falls
und
halbbeschränkt nach unten auf
sind (das heißt, es gibt ein
mit
für alle
), so ist
wesentlich selbstadjungiert auf
.
- Falls
ist, wobei
der Raum lokal integrierbaren Funktionen ist, so ist
wesentlich selbstadjungiert auf
.
- Falls
und reellwertig ist, so ist
selbstadjungiert mit
.
- Falls
messbar ist mit
und
mit
für
,
für
, so ist
selbstadjungiert auf
.
Diskretes Spektrum
- Falls
und
, so ist zu jedem
das Spektrum von
in
diskret.
Negatives Spektrum
Aus obigem Resultat wissen wir, dass das negative Spektrum diskret ist: dennoch stellt sich die Frage, ob es überhaupt negative Eigenwerte gibt.
- Für
mit
,
und
hat der Schrödingeroperator mindestens einen negativen Eigenwert.
- Sei
. Dann gibt es eine Konstante
, so dass für alle
die Abschätzung gilt
-
,
- wobei
die Anzahl der negative Eigenwerte von
ist.
Wesentliches Spektrum
- Sei
das wesentliche Spektrum von
. Falls
selbstadjungiert ist, dann gilt:
-
ist äquivalent dazu, dass es eine Weyl-Folge zu
und zu
gibt.
- Falls
und
, dann ist
.
Literatur
- Andrey Tyukin: Die Eigenwertasymptotik für Schrödinger-Operatoren, Schriftliche Ausarbeitung zum 13. Vortrag des Hauptseminars, Uni Mainz 2009.
- A.Pankov: Introduction to Spectral Theory of Schrödinger Operators, Vorlesungsnotizen, Vinnitsa State Pedagogical University 1999/2000.
- Konstantin Pankrashkin: Schrödinger-Operatoren, Vorlesungsnotizen, HU Berlin WS 2005/2006.
- Rupert L.Frank: Hardy-Lieb-Thirring inequalities for eigenvalues of Schrödinger operators, Doctoral thesis, Stockholm 2007.
- P.D. Hislop: Introduction to Spectral theory With Applications to Schrödinger Operators, Springer Verlag, New York 1996.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 27.12. 2021