Zufallsvektor
Als Zufallsvektor bezeichnet man in der Stochastik
eine Funktion, die auf einem Wahrscheinlichkeitsraum
definiert ist, Werte im
annimmt und messbar
ist. Zufallsvektoren bilden das höherdimensionale Pendant von reellwertigen Zufallsvariablen. Viele
der Eigenschaften von reellwertigen Zufallsvariablen übertragen sich direkt oder
nach kleinen Modifikationen auf Zufallsvektoren.
Zufallsvektoren sollten nicht mit stochastischen
Vektoren, auch Wahrscheinlichkeitsvektoren genannt, verwechselt
werden. Bei ihnen handelt es sich um Vektoren aus ,
deren Einträge positiv sind und sich zu eins aufsummieren. Zufallsvektoren
hingegen sind Abbildungen.
Definition
Es bezeichne
die Borelsche
σ-Algebra. Sei
ein Wahrscheinlichkeitsraum
und
eine natürliche
Zahl größergleich zwei. Dann heißt eine Abbildung
für die
gilt ein -dimensionaler
Zufallsvektor.
Äquivalent sind folgende beiden Definitionen:
ist eine messbare Funktion auf einem Wahrscheinlichkeitsraum nach
, versehen mit der Borelschen σ-Algebra ist.
- Es ist
für reellwertige Zufallsvariablen
auf dem Wahrscheinlichkeitsraum
. Diese Definition nutzt aus, das eine Abbildung nach
genau dann messbar ist, wenn ihre Komponentenfunktionen messbar sind.
Eigenschaften
Momente
Für einen Zufallsvektor
wird (bei Integrierbarkeit der Komponenten) der Erwartungswertvektor
definiert als
und ist somit der Vektor der Erwartungswerte der Komponenten.
Für die zweiten Momente
wird (bei Quadratintegrierbarkeit der Komponenten) die Kovarianzmatrix des
Zufallsvektors definiert als diejenige -Matrix,
bei der in der
-ten
Zeile und der
-ten
Spalte die Kovarianz
der Komponenten
und
,
also
.
Unabhängigkeit
Die stochastische
Unabhängigkeit von Zufallsvektoren
und
wird analog zur Definition für reellwertige Zufallsvariablen definiert als die
stochastische
Unabhängigkeit der erzeugten σ-Algebren
und
.
Hierbei bezeichnet
die Initial-σ-Algebra
von
.
Verteilungen
Die Verteilung
eines Zufallsvektors wird eine Multivariate
Wahrscheinlichkeitsverteilung genannt und ist ein
Wahrscheinlichkeitsmaß
auf dem .
Sie ist genau die gemeinsame
Verteilung der Komponenten des Zufallsvektors.
Stetige und diskrete Zufallsvektoren
Analog zu reellwertigen Zufallsvariablen nennt man einen Zufallsvektor, dessen Verteilung eine Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion besitzt einen stetigen Zufallsvektor. Ebenso wird ein Zufallsvektor, der nur abzählbar viele Werte annimmt ein diskreter Zufallsvektor genannt.
Verteilungsfunktion
Wie auch reellwertigen Zufallsvariablen lassen sich Zufallsvektoren Verteilungsfunktionen zuweisen. Sie werden multivariate Verteilungsfunktionen genannt.
Konvergenz
Konvergenz
in Verteilung, Konvergenz
in Wahrscheinlichkeit und Fast
sichere Konvergenz lassen sich problemlos auf Zufallsvektoren übertragen, da
sie meist zumindest für separable
metrische Räume
definiert werden und diese Definitionen demnach auch für den
gültig sind.
Lediglich die Charakterisierung der Verteilungskonvergenz über die Verteilungsfunktion ist nicht mehr möglich. Der Stetigkeitssatz von Lévy hingegen gilt aber weiterhin.
Satz von Cramér-Wold
Die folgende Aussage ermöglicht es, die Konvergenz in Verteilung in
auf die Konvergenz in Verteilung in
zu reduzieren. Sie wird als Satz
von Cramér-Wold oder Cramér-Wold-Device (dt. Cramér-Wold-Hilfsmittel)
bezeichnet.
Es bezeichnet
das Standardskalarprodukt.
Sei
eine Folge von Zufallsvektoren in
.
Dann ist äquivalent:
- Die
konvergieren in Verteilung gegen
- Für jedes
existiert eine reellwertige Zufallsvariable
, so dass
in Verteilung gegen
konvergiert.
Gilt eine von beiden Aussagen (und somit beide), so besitz
für alle
dieselbe Verteilung wie
.
Verallgemeinerungen
Eine mögliche Verallgemeinerung eines Zufallsvektoren ist eine Zufallsmatrix. Sie ist eine matrixwertige Zufallsvariable, ihre Verteilung wird eine matrixvariate Wahrscheinlichkeitsverteilung genannt.



© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 24.01. 2021