Schnitt (Graphentheorie)
Ein Schnitt bezeichnet in der Graphentheorie eine Partition der Knotenmenge eines Graphen. Eine besondere Bedeutung kommt Schnitten im Zusammenhang mit Netzwerken zu. Schnitte können aber auch unabhängig von Netzwerken definiert und untersucht werden.
Definition

Jede nichtleere Teilmenge
der Knotenmenge eines ungerichteten Graphen
definiert einen Schnitt
des Graphen.
Davon wird eindeutig die Menge der Schnittkanten
induziert. Sie umfasst alle Kanten des Graphen, von denen ein Endknoten in der Teilmenge
liegt und der andere in der Menge der übrigen Knoten.
In gerichteten Graphen
gibt es unterschiedliche Definitionen der Schnittkanten. Häufig verwendet man
.
Offensichtlich gilt hierbei im Unterschied zu ungerichteten Graphen, dass
sein kann.
Eine andere Möglichkeit, Schnittkanten in gerichteten Graphen zu definieren, ist es, die Kanten in
zunächst unabhängig von ihrer Orientierung aufzunehmen, so dass wiederum
gelten würde. In diesem Fall würde
in die beiden Teilmengen
und
zerfallen. Gilt dann, dass entweder
oder
, so spricht man von einem gerichteten Schnitt, d. h., es zeigen entweder alle gerichteten Kanten in die Menge
hinein oder aus ihr hinaus.
Wichtige Sätze und Aussagen
Zusammenhang und minimale Schnitte
Würde man alle Kanten eines Schnitts
aus dem Graphen
entfernen, so würde es keinen Weg mehr zwischen
und
geben. War der Graph vor dem Entfernen der Kanten des Schnitts zusammenhängend, ist er es nachher also nicht mehr.

In diesem Kontext wird ein Schnitt auch als minimaler Schnitt bezeichnet, wenn nach dem Entfernen der Kanten des Schnitts aus dem Graph genau zwei
Zusammenhangskomponenten entstehen. Das ist genau dann der Fall, wenn eine Knotenmenge
so gewählt werden kann, dass der von ihr induzierte Schnitt keine Teilmengen an Kanten enthält, die einen von einer anderen Knotenmenge induzierten Schnitt bilden.
Kurz gesagt: Ein Schnitt ist dann minimal, wenn nicht bereits eine Teilmenge des Schnitts einen Schnitt bildet.
Disjunkte Wege und Schnitte
Der Mathematiker Karl Menger stellte einen Zusammenhang zwischen knoten- und kantendisjunkten Wegen und Schnitten fest. Dieser Satz von Menger wurde später zum Max-Flow-Min-Cut-Theorem verallgemeinert.
Man betrachtet einen zusammenhängenden Graphen
mit zwei Teilmengen der Knoten
mit
und
. Zwischen zwei Knoten
mit
und
untersucht man die Anzahl der kantendisjunkten Wege sowie die Kardinalität
(also Anzahl der Kanten) eines Schnitts
.
Da alle kantendisjunkten Wege von
nach
durch den Schnitt müssen (denn das Entfernen der Kanten des Schnitts zerstört ja alle Wege von
nach
)
und, da die Wege kantendisjunkt sein müssen, jedes Mal eine andere Kante des Schnitts benutzt werden muss, gilt offensichtlich, dass die Kardinalität des Schnitts
mindestens so groß sein muss wie die Anzahl kantendisjunkter Wege zwischen
und
.
Menger zeigte schließlich, dass die maximale Anzahl kantendisjunkter Wege einer minimalen trennenden Kantenmenge genau entspricht.
Diese Erkenntnis gilt sowohl in gerichteten wie auch in ungerichteten Graphen. Sie lässt sich ferner von kantendisjunkten auf knotendisjunkte Wege übertragen und besagt
dann, dass die maximale Anzahl knotendisjunkter Wege zwischen zwei Knoten
und
der Kardinalität einer minimalen trennenden Knotenmenge entspricht.
Damit besagt dann der k-Zusammenhang eines Graphen nicht nur, dass man mindestens
Knoten entfernen muss, um den Zusammenhang zu zerstören, sondern auch, dass es zwischen zwei beliebigen Knoten eines Graphen auch immer mindestens
knotendisjunkte Wege geben muss.
Schnitte und Kreise
Auch zwischen Schnitten und Kreisen gibt es einige Beziehungen. So muss die Kardinalität der
Schnittmenge der Kanten eines Schnitts
und eines Kreises
,
also
gerade sein. Man stelle sich eine Kreiskante
vor, für die gilt, dass sie zusätzlich auch auf dem Schnitt liegt, also muss
o. B. d. A.
und
sein. Wenn der Kreis nun in
beginnen und dann
nutzen würde, so kann die betrachtete Kante nicht die einzige Schnittkante von Kreis und Schnitt sein, da man nun in der Teilmenge
ist und noch eine ungerade Anzahl von Schnittkanten zwischen Kreis und Schnitt benutzen muss, um wieder in die Teilmenge
zurückzuwechseln, in welcher
liegt. Insgesamt muss es also eine gerade Anzahl an Schnittkanten geben.
In einem zu
dualen Graphen
werden Schnitte zu Kreisen und Kreise zu Schnitten.
Starker Zusammenhang
Wenn ein gerichteter Graph
stark zusammenhängend ist, kann man wiederum Knotenmengen
betrachteten. Dann muss für alle möglichen Mengen
gelten, dass der Schnitt
ist. Nach der Definition von gerichteten Schnitten ist das gleichbedeutend mit der Aussage, dass es keinen
gerichteten Schnitt geben darf. Denn bei "richtiger" Wahl von
könnte es dann einen gerichteten Schnitt
geben, was nach Definition heißen muss, dass
ist, was aber der vorigen Aussage widersprechen würde.



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 16.04. 2025