Eisen(III)-hydroxidoxid

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine GHS-Piktogramme
H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze

Eisen(III)-hydroxidoxid ist eine anorganische chemische Verbindung mit der Zusammensetzung FeO(OH). Dies kann bei gleichem Verhältnis der Elemente auch als Fe2O3·H2O geschrieben werden; es gehört damit zur Gruppe der Eisenhydroxide oder Eisen(III)-oxidhydrate, die sich im Grad ihrer Hydratation unterscheiden.

Vorkommen

Kristallstruktur
Kristallstruktur von Eisen(III)-hydroxidoxid
_ Fe2+ 0 _ O2−0 _ H+
Wasserstoffbrückenbindungen sind als gestrichelte Linien gezeichnet
Allgemeines
Name Eisen(III)-hydroxidoxid
Andere Namen
  • Eisen(III)-oxidhydrat
  • Eisenhydroxidoxid
Verhältnisformel FeO(OH)
Kurzbeschreibung gelbes geruchloses Pulver
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 20344-49-4
  • 51274-00-1 (Eisenhydroxidoxidgelb)
  • 1310-14-1 (Goethit)
EG-Nummer 243-746-4
ECHA-InfoCard 100.039.754
PubChem 91502
ChemSpider 82623
DrugBank DB14695
Eigenschaften
Molare Masse 88,86 g/mol
Aggregatzustand fest
Dichte 4,1 g/cm3
Schmelzpunkt > 180 °C (Zersetzung)
Löslichkeit praktisch unlöslich in Wasser

α–Eisen(III)-hydroxidoxid kommt in der Natur als Mineral Goethit (auch Nadeleisenerz) vor, die β–Form als Akaganeit, die γ–Form als Lepidokrokit (Rubinglimmer) und die δ–Form als Feroxyhyt.

Gewinnung und Darstellung

Fällung von Eisen(III)-hydroxid (Eisen(III)-oxidhydroxid) aus einer Eisen(III)-chloridlösung

α-Eisen(III)-hydroxidoxid ist ein rostfarbener, voluminöser Niederschlag, der aus Eisen(III)-Salzlösungen (z. B. Eisen(III)-nitrat) beim Versetzen mit Hydroxidionen ausfällt.

{\displaystyle \mathrm {Fe(NO_{3})_{3}\cdot 9H_{2}O+3\ NH_{4}OH\longrightarrow } }{\displaystyle \mathrm {FeO(OH)+3\ NH_{4}NO_{3}+10\ H_{2}O} }

γ-Eisen(III)-hydroxidoxid erhält man durch Reaktion von Eisen(II)-chlorid-Tetrahydrat mit Hexamethylentetramin und Reaktion des Zwischenproduktes Eisen(II)-hydroxid mit einer Natriumnitritlösung.

{\displaystyle \mathrm {2\ FeCl_{2}\cdot 4H_{2}O+(CH_{2})_{6}N_{4}+2\ H_{2}O\longrightarrow } }{\displaystyle \mathrm {2\ Fe(OH)_{2}+4\ NH_{4}Cl+6\ H_{2}O+6\ CH_{2}O} }
{\displaystyle \mathrm {Fe(OH)_{2}+NaNO_{2}+HCl\longrightarrow } }{\displaystyle \mathrm {FeO(OH)+NO+NaCl+H_{2}O} }

Industriell wird zur Herstellung gelben Eisen (III)-hydroxidoxids häufig der Laux-Prozess angewandt, bei dem Späne aus Gusseisen in Anwesenheit von Wasser mit Nitrobenzol oxidiert und Letzteres gleichzeitig zu Anilin reduziert wird.

{\displaystyle \mathrm {2\ Fe+C_{6}H_{5}NO_{2}+2\ H_{2}O\longrightarrow } }{\displaystyle \mathrm {2\ FeO(OH)+C_{6}H_{5}NH_{2}} }
 

Eigenschaften

Eisen(III)-hydroxid (synthetischer Goethit) in Pulverform

Der Niederschlag löst sich leicht in Säuren, ist im basischen Milieu jedoch praktisch unlöslich. Dieses nützt man z.B. beim Kationentrennungsgang zur Abtrennung von Eisen aus.

Nur mit heißen konzentrierten Basen kann man Hydroxoferrate(III) herstellen. Beim Erwärmen geht Eisen(III)-oxidhydroxid in α-Fe2O3 über.

α-Eisen(III)-hydroxidoxid hat eine orthorhombische Kristallstruktur, isotyp zu der von Diaspor (Raumgruppe Pbnm (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 3); a = 464 pm, b = 1000 pm, c = 303 pm).

γ-Eisen(III)-hydroxidoxid ist ein aus äußerst feinen Nädelchen bestehendes, leicht stäubendes Pulver von tieforangeroter Farbe. Es kann durch Erhitzen im Vakuum oder trockenen Luftstrom im Bereich von etwa 250 bis 400 °C in reines y-Fe2O3 übergeführt werden. Bei höherem Erhitzen oder schon bei sehr intensivem Zerreiben entsteht aus den metastabilen Präparaten der γ-Reihe über metastabiles β-FeO(OH) die stabile α-Modifikation. Die γ-Modifikation besitzt eine orthorhombische Kristallstruktur (Raumgruppe Bbmm (Nr. 63, Stellung 5), a = 1240 pm, b = 387 pm, c = 306 pm).

Verwendung

Eisen(III)-hydroxide dienen seit altersher unter der Bezeichnung "Ocker" als Pigmente für gelbe, rote und braune Farbtöne. Sie sind lichtecht, können ihre Farbe aber bei Erhitzen (Abspaltung von Wasser) ändern (Rotfärbung). Eisen(III)-hydroxidoxid wird in granulierter Form als Adsorptionsmittel in der Wasseraufbereitung eingesetzt. Die weltweit wichtigste Anwendung ist hierbei die Entfernung von Arsen aus Trinkwasser mit Hilfe von Adsorptionsfiltern. Eisen(III)-hydroxidoxid ist in Deutschland entsprechend der §11-Liste des Umweltbundesamtes (UBA) als Aufbereitungsstoff für Trinkwasser zugelassen. Voraussetzung ist, dass das Granulat den Qualitätsanforderungen der Europäischen Norm EN DIN 15029 entspricht. Ein anderes Anwendungsgebiet ist die Entfernung von Phosphat aus Oberflächenwasser. So wird Eisen(III)-hydroxidoxid in Adsorptionsfiltern zur Nährstoffelimination verwendet und bekämpft die Gefahr der Eutrophierung von Seen. Auch im Aquaristik-Bereich wird Eisen(III)-hydroxidoxid zu diesem Zweck eingesetzt und verhindert übermäßiges Algenwachstum.

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 19.12. 2023