Wittscher Blockplan
Als Wittsche Blockpläne
(auch Witt-Designs, engl. Witt designs)
werden in der endlichen
Geometrie bestimmte Blockpläne
bezeichnet, die 1931 von Robert Daniel Carmichael entdeckt
und 1938 von Ernst Witt, nach dem sie auch benannt sind, erneut beschrieben wurden.
Es handelt sich dabei zunächst um zwei 5-Blockpläne, die als kleiner
bzw. großer Wittscher Blockplan bezeichnet werden. Beide sind bis
auf Isomorphie die einzigen einfachen 5-Blockpläne mit der Punktanzahl 12
(kleiner) bzw. 24 (großer Wittscher Blockplan). Der kleine Wittsche
Blockplan
ist ein
-Blockplan,
als Steinersystem ein
;
der große
ist ein
-Blockplan,
als Steinersystem ein
.
Die Bedeutung des kleinen und großen Wittschen Blockplans liegt – für die
diskrete Mathematik – darin, dass sie jahrzehntelang die einzigen bekannten,
nichttrivialen 5-Blockpläne waren und dadurch sehr ausführlich untersucht sind.
In der Gruppentheorie,
genauer für die Klassifikation der endlichen
einfachen Gruppen, sind die beiden 5-Blockpläne und ihre Ableitungen
,
die häufig auch als Wittsche Blockpläne bezeichnet werden, von großer Bedeutung,
da die Mathieu-Gruppen (benannt nach Émile Léonard Mathieu, das sind 5
der sporadischen
einfachen Gruppen,
)
ihre Automorphismengruppen sind.
Konstruktion
Kleiner Wittscher Blockplan
- Geometrische Konstruktion
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Der -Blockplan
kann als dreifache Erweiterung der affinen
Ebene der Ordnung 3,
(siehe die Abbildung rechts) konstruiert werden. Man macht sich dabei einige
Besonderheiten dieser Ebene zunutze:
- Jedes Viereck
in
ist ein Fano-Parallelogramm, das heißt, sind
die vier Ecken eines Vierecks, dann sind zwei Paare von Gegenseiten unter den sechs Seiten
parallel zueinander und das dritte Paar von Gegenseiten schneidet sich im dadurch eindeutig bestimmten Diagonalpunkt
, der kein Eckpunkt ist. (Als
-Eck wird eine Menge von
Punkten von
dann bezeichnet, wenn keine 3 der Punkte kollinear sind.)
- Die Menge der 54 Vierecke in
kann so in drei Klassen
von je 18 Vierecken zerlegt werden, dass jede dieser Äquivalenzklassen
die folgenden Eigenschaften hat:
- Jeder Punkt von
ist in genau 8 Vierecken aus
enthalten,
- je zwei verschiedene Punkte von
liegen in genau 3 Vierecken aus
,
- jedes Dreieck von
ist in genau einem Viereck aus
enthalten.
Nun werden der Punktmenge drei zusätzliche Punkte
hinzugefügt
und folgende Typen von Blöcken für die neue Blockmenge
definiert:
- Für jede Gerade G von A seien
- und
(dies sind die Punkte eines Parallelenpaars von A) Blöcke von
.
- Für jedes Viereck v von A mit
seien
- und
Blöcke von
.
Dies ergibt für
insgesamt 132 Blöcke mit je 6 Punkten: 12 für die erweiterten Geraden (1. Typ),
12 für die Komplemente der Geraden, das sind die Parallelenpaare von A
(2. Typ) und je 54 für die erweiterten Vierecke (3. Typ) und die erweiterten
Paare von schneidenden Geraden (4. Typ).
Die so definierte Inzidenzstruktur
ist ein
-Blockplan.
Großer Wittscher Blockplan
Der große Wittsche Blockplan
lässt sich als dreifache Erweiterung der projektiven
Ebene
der Ordnung 4 konstruieren.
Eigenschaften
Witt-Blockpläne
- Jeder
-Blockplan ist zu dem oben konstruierten Blockplan
isomorph und jeder Automorphismus
von
hat eine eindeutige Fortsetzung zu einem Automorphismus
von
. Diese Fortsetzung ist dadurch bestimmt, dass
als Permutation
auf der Menge der oben beschriebenen Vierecksklassen
operiert
, und dann durch
fortgesetzt wird. Außerdem ist jeder
-Blockplan isomorph zu
, der Ableitung des kleinen Wittschen Blockplanes an einem beliebigen Punkt x.
- Der kleine Witt-Blockplan
enthält genau 12 Hadamard-
-Unterblockpläne.
- Jeder
-Blockplan ist zu dem oben konstruierten Blockplan
isomorph.
- Jeder
-Blockplan ist zur Ableitung
, der Ableitung des großen Wittschen Blockplanes an einem beliebigen Punkt x isomorph.
- Jeder
-Blockplan ist zur Ableitung
, der zweifachen Ableitung des großen Wittschen Blockplanes an zwei beliebigen verschiedenen Punkten x,y isomorph.
Inzidenzparameter der Wittschen Blockpläne
Die Parameter einer endlichen Inzidenzstruktur, die einer Regularitätsbedingung
genügen, sind diejenigen der Inzidenzparameter
(durchschnittliche Blockanzahl durch i beliebige Punkte) bzw.
(durchschnittliche Punktzahl auf j beliebigen Blöcken), die bei allen
i-elementigen Punktmengen bzw. j-elementigen Blockmengen
übereinstimmenden positiven Zahlen gleichen. Beim kleinen und großen Wittschen
5-Blockplan, die beide als Inzidenzstrukturen den Typ (5,1) haben, sind dies die
Parameter
und
.
Nach jeder Ableitung genügt ein Blockparameter weniger seiner
Regularitätsbedingung:
- Reguläre Inzidenzparameter
Blockplan | Typ als Inzidenzstruktur | b5 | b4 | b3 | b2 | b1 (r) | b0 (Gesamtblockzahl) | v2 | v1 (k) | v0 (Gesamtpunktzahl) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
(2,1) | - | - | - | 1 | 4 | 12 | - | 3 | 9 | |
(3,1) | - | - | 1 | 4 | 12 | 30 | - | 4 | 10 | |
(4,1) | - | 1 | 4 | 12 | 30 | 66 | - | 5 | 11 | |
(5,1) | 1 | 4 | 12 | 30 | 66 | 132 | - | 6 | 12 | |
(2,2) | - | - | - | 1 | 5 | 21 | 1 | 5 | 21 | |
(3,1) | - | - | 1 | 5 | 21 | 77 | - | 6 | 22 | |
(4,1) | - | 1 | 5 | 21 | 77 | 253 | - | 7 | 23 | |
(5,1) | 1 | 5 | 21 | 77 | 253 | 759 | - | 8 | 24 |
Außerdem lässt sich für Teilmengen
eines Blockes B eine nur von der Punktzahl
abhängige Schnittzahl
angeben, falls
ist. Mit anderen Worten ist
die von B und U unabhängige Anzahl von Blöcken, die mit B
genau alle Punkte von U gemeinsam haben. Die folgende Tabelle gibt diese
Schnittzahlen an:
- Schnittzahlen
t | k | v0 | n8 | n7 | n6 | n5 | n4 | n3 | n2 | n1 | n0 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2 | 3 | 9 | - | - | - | - | - | 1 | 0 | 3 | 2 |
3 | 4 | 10 | - | - | - | - | 1 | 0 | 3 | 2 | 3 |
4 | 5 | 11 | - | - | - | 1 | 0 | 3 | 2 | 3 | 0 |
5 | 6 | 12 | - | - | 1 | 0 | 3 | 2 | 3 | 0 | 1 |
2 | 5 | 21 | - | - | - | 1 | 0 | 0 | 0 | 4 | 0 |
3 | 6 | 22 | - | - | 1 | 0 | 0 | 0 | 4 | 0 | 16 |
4 | 7 | 23 | - | 1 | 0 | 0 | 0 | 4 | 0 | 16 | 0 |
5 | 8 | 24 | 1 | 0 | 0 | 0 | 4 | 0 | 16 | 0 | 30 |
Mit Hilfe dieser Schnittzahlen kann man die Eindeutigkeit der Wittschen Blockpläne (bis auf Isomorphie, als Blockpläne mit ihren jeweiligen Parametern) nachweisen.
Mathieu-Gruppen
Die 5 sporadischen Mathieu-Gruppen
sind die vollen Automorphismengruppen der Wittschen Blockpläne, wobei der
Subskript an der Kurzbezeichnung jeweils dem Subskript des zugehörigen
Witt-Blockplanes, also dessen Punktzahl v entspricht. Alle fünf sind
einfache Gruppen, d. h. sie haben keine außer den trivialen Normalteilern.
Rein gruppentheoretisch lässt sich der Subskript v der Matthieugruppen
auch beschreiben als minimale ganze Zahl
,
so dass
als Permutationsgruppe
auf
operiert, mit anderen Worten,
ist die kleinste symmetrische
Gruppe, so dass ein Gruppenmonomorphismus
existiert. Der Parameter
des Blockplanes, der angibt, für wie viele beliebige Punkte jeweils ein
gemeinsamer Block existiert, gibt gruppentheoretisch den maximalen
Transitivitätsgrad der zugehörigen Matthieugruppe an, das heißt, die
Gruppe operiert als
-fach,
aber nicht
-fach
transitive Permutationsgruppe auf den Punkten des entsprechenden Blockplans und
kann auf keiner Menge mehr als
-fach
transitiv und treu operieren.
Mathieu-Gruppe | Gruppenordnung | Blockplan | Parameter |
Steiner-Notation |
---|---|---|---|---|
7920 |
||||
95040 |
||||
443520 |
||||
10200960 |
||||
244823040 |
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 16.12. 2019