Differenzkokern
Der Differenzkokern ist ein mathematischer Begriff aus dem Teilgebiet der Kategorientheorie. Es handelt sich um den zum Differenzkern dualen Begriff. Alternative Bezeichnungen sind Koegalisator oder, der englischen Bezeichnung nachempfunden, Koequalizer. Auch die Schreibweisen mit „c“, das heißt Differenzcokern, Coegalisator bzw. Coequalizer, sind gebräuchlich.
Definition
In einer Kategorie seien zwei Morphismen
gegeben. Ein Differenzkokern von
und
ist ein Morphismus
mit folgenden Eigenschaften:
Beispiele
- In der Kategorie Set der Mengen oder der Kategorie Top der topologischen Räume seien
wie in obiger Definition. Es sei weiter
die kleinste Äquivalenzrelation auf
, die alle Paare
enthält. Dann ist die Identifizierungsabbildung
ein Differenzkokern von
und
.[3]
- In der Kategorie
-Mod der Linksmoduln über einem Ring
sei in der Situation obiger Definition
der von allen Differenzen
erzeugte Untermodul von
. Dann ist die Quotientenabbildung
ein Differenzkokern von
und
. Dies ist also nichts anderes als der Kokern der Differenz
, was die Bezeichnung Differenzkokern erklärt.
- Hat die betrachtete Kategorie Nullobjekte und ist in der Situation obiger Definition
der Nullmorphismus
, so ist ein Differenzkokern von
und
nichts anderes als ein Kokern von
. Damit ist jeder Kokern ein Beispiel für einen Differenzkokern.
Bemerkungen
- Differenzkokerne sind nicht eindeutig bestimmt. Sind aber in der Situation obiger Definition
und
zwei Differenzkokerne von
und
so folgt aus der Eindeutigkeiteigenschaft, dass es einen eindeutig bestimmten Isomorphismus
mit
gibt. Differenzkokerne sind also bis auf (eindeutige) Isomorphie bestimmt, weshalb man oft von dem Differenzkokern spricht.
- In einer weiteren sprachlichen Ungenauigkeit nennt man das Objekt
den Differenzkokern. Der eigentlich gemeinte Morphismus ist dann immer eine naheliegende Quotientenabbildung und bleibt daher unerwähnt.
- Man sagt, eine Kategorie habe Differenzkokerne, wenn es zu je zwei Morphismen
einen Differenzkokern gibt. Die in den obigen Beispielen genannten Kategorien Set, Top und
-Mod haben offenbar Differenzkokerne.
- Die Differenzkokerne einer Kategorie sind genau der Differenzkerne der dualen Kategorie.
- Ein Morphismus
ist genau dann ein Differenzkokern von
, wenn das Diagramm
- Jeder Differenzkokern ist ein Epimorphismus. Die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht, diejenigen Epimorphismen, die als Differenzkokern auftreten, nennt man regulär.
- Differenzkokerne sind spezielle Kolimiten, nämlich die von Funktoren
(auch
-förmige Diagramme genannt), in welchen die Kategorie
aus zwei Objekten mit jeweiligen Identitäten und zwei parallelen Morphismen zwischen ihnen besteht.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ B. Pareigis: Kategorien und Funktoren, B. G. Teubner (1969), Kapitel 1.9: Differenzkerne und -kokerne
- ↑ Horst Herrlich, George E. Strecker: Category Theory, Allyn and Bacon Inc. 1973, Definition 16.2
- ↑ Horst Herrlich, George E. Strecker: Category Theory, Allyn and Bacon Inc. 1973, Beispiel 16.3 (2)
- ↑ H. Schubert: Kategorien II, Akademie-Verlag Berlin 1970, Satz 18.4.3


© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 13.11. 2025