Cauchy-Folge

Beispiel einer Cauchy-Folge: der Abstand der Folgenglieder wird im Verlauf der Folge beliebig klein.
Beispiel einer Folge, die keine Cauchy-Folge ist: der Abstand der Folgenglieder wird im Verlauf der Folge nicht beliebig klein.

Eine Cauchy-Folge (bzw. Cauchyfolge), Cauchysche Folge oder Fundamentalfolge ist in der Mathematik eine Folge, bei der der Abstand der Folgenglieder im Verlauf der Folge beliebig klein wird. Cauchy-Folgen sind nach dem französischen Mathematiker Augustin-Louis Cauchy benannt und von grundlegender Bedeutung für den Aufbau der Analysis.

Der Grenzwert einer Cauchy-Folge reeller Zahlen ist immer eine reelle Zahl. Der Grenzwert einer Cauchy-Folge rationaler Zahlen kann auch eine irrationale Zahl sein. Allgemein konvergieren genau dann alle Cauchy-Folgen von Elementen eines metrischen Raums, falls der Raum vollständig ist. Jeder unvollständige metrische Raum kann durch die Bildung von Äquivalenzklassen von Cauchy-Folgen vervollständigt werden.

Cauchy-Folgen von Zahlen

Definition

Eine Folge (a_{i})_{{i\in {\mathbb  {N}}}} rationaler oder reeller Zahlen heißt Cauchy-Folge oder Fundamentalfolge, wenn es zu jedem \varepsilon >0 einen Index N gibt, so dass ab diesem Index alle Folgenglieder weniger als \varepsilon voneinander entfernt sind. Formal lässt sich diese Bedingung als

\forall \varepsilon>0 \quad \exists N\in\mathbb{N} \quad \forall m,n \ge N \colon \quad \left|a_m-a_n \right|<\varepsilon

schreiben, wobei |\cdot | den Betrag einer Zahl darstellt.

Anmerkungen

Beispiele

{\displaystyle |a_{m}-a_{n}|=\left|{\frac {1}{m}}-{\frac {1}{n}}\right|=\left|{\frac {n-m}{mn}}\right|<{\frac {n}{mn}}={\frac {1}{m}}<{\frac {1}{N}}<\varepsilon }.
|a_{m}-a_{n}|=|m-n|=1\geq \varepsilon .

Vollständigkeit

Es gibt Folgen rationaler Zahlen, deren Folgenglieder sich in der beschriebenen Weise häufen, ohne aber einen Grenzwert in der Menge der rationalen Zahlen zu haben. Ein Beispiel hierfür ist die Folge rationaler Zahlen mit der Bildungsvorschrift (siehe Heron-Verfahren)

a_{1}:=1,\quad a_{{i+1}}:={\frac  {a_{i}}{2}}+{\frac  {1}{a_{i}}}.

Diese Folge ist eine Cauchy-Folge, sie besitzt aber als Grenzwert die irrationale Zahl {\sqrt {2}} und konvergiert daher innerhalb der Menge der rationalen Zahlen nicht. Die Problematik, dass in der Menge der rationalen Zahlen \mathbb {Q} viele Grenzwerte von Cauchy-Folgen nicht enthalten sind, führte zu der Idee der Vervollständigung des Zahlenbereichs auf die Menge \mathbb {R} der reellen Zahlen.

Cauchy-Folgen in metrischen Räumen

Definition

Allgemeiner definiert man den Begriff der Cauchy-Folge für metrische Räume (X,d), also beliebige Mengen X, auf denen eine Metrik d gegeben ist. Eine Folge (x_i)_{i\in \mathbb{N}} von Elementen in X heißt dann Cauchy-Folge, wenn

\forall \varepsilon>0 \quad \exists N\in\N \quad \forall m,n \geq N \colon \quad d(x_m, x_n) < \varepsilon

gilt. Damit gibt es zu jedem reellen \varepsilon >0 einen Index N, so dass für alle natürlichen Zahlen m,n \geq N der Abstand der entsprechenden Folgenglieder d(x_{m},x_{n})<\varepsilon ist.

Eine dazu äquivalente geometrische Formulierung ist: Für jedes \varepsilon >0 gibt es einen Punkt a und einen Index N, so dass alle Folgenglieder ab x_{N} in der offenen Kugel B_{\varepsilon }(a) um den Punkt a mit Radius \varepsilon liegen. Diese Version unterscheidet sich nur dadurch von der Konvergenzdefinition, dass hier der Mittelpunkt a vom Radius \varepsilon abhängen darf, während bei der Konvergenz der Grenzwert a von \varepsilon unabhängig sein muss.

Hinweis: In einer Ultrametrik ist eine unendliche Reihe genau dann eine Cauchy-Folge, wenn die Summanden eine Nullfolge bilden.

Vollständigkeit

Jede konvergente Folge in einem metrischen Raum ist auch eine Cauchy-Folge. Konvergiert nämlich eine Folge (x_{i})_{{i\in \mathbb{N} }} gegen einen Grenzwert x\in X, dann gibt es zu jedem \varepsilon >0 einen Index N\in \mathbb {N} , sodass d(x,x_{n})<{\tfrac  {\varepsilon }2} für alle n\geq N gilt. Mit der Dreiecksungleichung für metrische Räume folgt dann für alle m,n \geq N

d(x_{m},x_{n})\leq d(x_{m},x)+d(x,x_{n})<{\tfrac  {\varepsilon }2}+{\tfrac  {\varepsilon }2}=\varepsilon

und die Folge ist somit eine Cauchy-Folge. Die umgekehrte Richtung muss jedoch nicht notwendigerweise wahr sein, was letztendlich zur Einführung von vollständigen Räumen führte. In einem vollständigen Raum besitzt definitionsgemäß jede Cauchy-Folge einen Grenzwert und der Begriff der konvergenten Folge fällt mit dem Begriff der Cauchy-Folge zusammen. Jeder unvollständige metrische Raum kann jedoch durch die Bildung von Äquivalenzklassen von Cauchy-Folgen vervollständigt werden. Dabei werden zwei Cauchy-Folgen {\displaystyle (x_{i})_{i\in \mathbb {N} }} und {\displaystyle (y_{i})_{i\in \mathbb {N} }} von Elementen in X als äquivalent angesehen, wenn

{\displaystyle \forall \varepsilon >0\quad \exists N\in \mathbb {N} \quad \forall m,n\geq N\colon \quad d(x_{m},y_{n})<\varepsilon }

oder, was dasselbe ist,

{\displaystyle \lim _{m,n\in \mathbb {N} }d(x_{m},y_{n})=0}.

Liegt der Grenzwert einer der beiden Folgen in X, dann auch der der anderen, und die beiden Grenzwerte sind gleich.

Siehe auch

Literatur

Anmerkungen

  1. Um einen Gegenbeweis zu führen, muss man die Definition umkehren: {\displaystyle \exists \varepsilon >0~\forall N\in \mathbb {N} ~\exists m,n\geq N\colon \left|a_{m}-a_{n}\right|\geq \varepsilon }.
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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 24.08. 2022