Bruchdehnung
Die Bruchdehnung ist ein Kennwert der Werkstoffwissenschaften, der die bleibende Verlängerung der Zugprobe nach dem Bruch, bezogen auf die Anfangsmesslänge, angibt. Sie charakterisiert die Verformungsfähigkeit bzw. Duktilität eines Werkstoffes und kann, entsprechend dem charakteristischen mechanischen Verhalten der Werkstoffarten, unterschiedlich definiert und auch mit unterschiedlichen Symbolen bzw. Formelzeichen bezeichnet sein (vgl. folgende Kapitel).
Die Bruchdehnung geht nicht in übliche Berechnungsmodelle (z.B. in der Baustatik) ein.
Metallische Werkstoffe
Definition
Die Bruchdehnung
ist die bleibende Längenänderung
einer Probe im Zugversuch
nach erfolgtem Bruch, bezogen auf die Anfangsmesslänge
:
mit
Länge nach dem Bruch.
Die Anfangsmesslänge wird vor dem Zugversuch durch Messmarken auf der Zugprobe festgelegt.
Die Bruchdehnung wird noch heute gelegentlich mit dem früher gebräuchlichen
Symbol
bezeichnet.
Proportionalstäbe
Infolge der örtlich begrenzten Einschnürung ist die
Bruchdehnung
abhängig von der Anfangsmesslänge
.
Um vergleichbare Werte für die Bruchdehnung zu erhalten, werden für Zugversuche
meist Proportionalstäbe verwendet, d.h. Proben, bei denen die
Anfangsmesslänge
zum Anfangsquerschnitt in
festem Verhältnis steht.
Flachstäbe
mit dem Anfangsquerschnitt
in mm2.
Für Flachproben ist ein Wert von
international gebräuchlich. Alternativ kann auch ein Wert von
verwendet werden.
Rundstäbe
mit dem Anfangsdurchmesser
in mm.
Für Rundproben ist ein Wert von
üblich. Alternativ kann auch ein Wert von
verwendet werden.
Bei Rundproben wird die Bruchdehnung meist mit
oder
angegeben, je nach Wert von
:
- bei kurzem Proportionalstab:
, es gilt
- bei langem Proportionalstab:
, es gilt
Polymere Werkstoffe (Kunststoffe)
Definition
Die Bruchdehnung
ist der zuletzt aufgezeichnete Dehnungswert, bevor die Spannung auf
weniger als oder gleich 10 % der Festigkeit
abgefallen ist. Sie wird als Größe
der Dimension 1 oder in Prozent (%) angegeben.
Bei Brüchen oberhalb der Streckgrenze
wird die nominelle Bruchdehnung
angegeben (t für engl. true). Diese ist der letzte aufgezeichnete nominelle
Dehnungswert, bevor ein Spannungsabfall auf weniger als oder gleich
10 % des Festigkeitswerts erfolgt. Die nominelle Dehnung wird anhand der
Messwerte zwischen den Einspannklemmen bestimmt.
Vielzweckprobekörper
Die Bruchdehnung wird bei polymeren Werkstoffen üblicherweise mittels des Vielzweckprobekörpers bestimmt.
Literatur
- Burkhard Heine: Werkstoffprüfung – Ermittlung der Eigenschaften metallischer Werkstoffe. 3. Aufl., Hanser Verlag München, 2015. ISBN 978-3-446-44455-3.
- Wolfgang Grellmann, Sabine Seidler: Kunststoffprüfung. 3. Aufl., Hanser Verlag München, 2015. ISBN 978-3-446-44350-1.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 27.11. 2022