AIM-120 AMRAAM

AIM-120 AMRAAM
Kenngröße Daten
Hersteller Hughes/Raytheon
Länge 3,66 m
Startgewicht 150,75 kg (C7-Variante: 161,5 kg)
Durchmesser 178 mm
Spannweite 533 mm (C-Variante: 447 mm)
Geschwindigkeit Mach 4 (4850 km/h)
Antrieb einstufiger Dual-Schub Raketenmotor
Reichweite offiziell ca. 32 km+ (20 Meilen+)
Reichweite inoffiziell A/B-Version: ~55-75 km
  C-5-Version: ~105 km
  D-Version: > 160 km
Minimale Reichweite ca. 2 km
Lenkung INS, GPS (nur D-Version), Datenlink (2-Weg für D-Version),
  Semi-Aktiv, Aktiv, HOJ
Gefechtskopf 22,9 kg Splittersprengkopf
Zündung Radar-Annäherungs- und Aufschlagzünder
Stückkosten ca. 480.000 US-$ (Stand 2006; C5-Variante)
Indienststellung September 1991

Die AIM-120 AMRAAM (Advanced Medium-Range Air-to-Air Missile) ist eine radargelenkte Luft-Luft-Lenkwaffe mittlerer bis hoher Reichweite. Sie wird von dem US-Konzern Raytheon hergestellt, wobei seit dem Produktionsbeginn im Jahre 1991 über 16.000 Stück ausgeliefert wurden. Die AIM-120 ist die primäre BVR-Lenkwaffe vieler Luftwaffen der westlichen Welt, wobei der Hauptnutzer die Streitkräfte der Vereinigten Staaten sind.

Mitte der 1970er Jahre wurde deutlich, dass die AIM-7 Sparrow in naher Zukunft durch eine deutlich leistungsfähigere Lenkwaffe ersetzt werden musste. Diese Erkenntnis wurde durch die schlechte Leistung der AIM-7 während des Vietnamkrieges, die Abschusswahrscheinlichkeit betrug gerade einmal 10%, noch unterstrichen. So wurde im Jahre 1976 das AMRAAM-Programm gestartet, welches eine kompakte Lenkwaffe mit höherer Reichweite, Abschusswahrscheinlichkeit und Zuverlässigkeit hervorbringen sollte. Fünf Konzerne reichten ihre Vorschläge ein, welche in einer dreijährigen Konzeptphase evaluiert wurden. Die Konzeptphase war im Februar 1979 abgeschlossen, wobei die Unternehmen Raytheon und Hughes (inzwischen durch Raytheon übernommen) den Wettbewerb für sich entschieden. Die US Air Force und die US Navy beaufsichtigten von nun an gemeinsam das Programm.
Bis zum Ende des Jahres 1981 wurden lediglich 6 Testschüsse durchgeführt. Das Programm geriet 1985 in Bedrängnis, da der Zeitplan nicht eingehalten werden konnte und die Kosten stark stiegen. Durch zusätzliche Geldmittel und eine Programmverlängerung um zwei Jahre konnte aber ein Programmabbruch verhindert werden. Als Folge der verfehlten Projektplanung wurden die ersten Bestellungen zwischen Raytheon und Hughes aufgeteilt. Die ersten Lenkwaffen aus der Serienproduktion wurden schließlich im September 1991 an die US-Streitkräfte ausgeliefert.

Zwar war die AMRAAM zum Zweiten Golfkrieg im Februar 1991 noch nicht vollständig getestet, wurde aber dennoch in geringen Stückzahlen an kämpfende Staffeln ausgeliefert.

Technik

Im allgemeinen besteht die AMRAAM aus vier austauschbaren Sektionen (von vorne nach hinten): Suchsystem (Radar), Lenk-/Kontrollsystem, Gefechtskopf/Zündung und Antrieb.

Das wichtigste Merkmal der AIM-120 ist ihr aktives Radarsystem, welches sie zu einer Fire-and-Forget-Waffe macht. Hierdurch ergibt sich ein großer Vorteil gegenüber der semi-aktiv gelenkten AIM-7 Sparrow: Der Pilot muss dem Ziel nach dem Lenkwaffenstart nicht mehr zwingend entgegenfliegen, um es mit seinem Radar zu beleuchten, sondern kann direkt umdrehen und sich aus dem Gefahrenbereich entfernen. Das Radar, welches im Frequenzbereich von 8 bis 10 GHz arbeitet, besitzt eine planare Antenne, das heißt eine Antenne mit ebener Fläche, welche sich hinter einem Keramik-Radom an der Spitze der Lenkwaffe befindet. Das System arbeitet auf Monopuls-Basis und besitzt Look-down/shoot-down-Fähigkeiten, um auch tieffliegende Ziele erfassen und verfolgen zu können, sowie einen Home-on-jam-Betriebsmodus, um auch unter Einfluss von Elektronischen Gegenmaßnahmen einsatzfähig zu bleiben. Die AIM-120 kann Ziele erfassen, welche sich bis zu 25° abseits der Flugachse (engl. "off boresight") befinden, wobei der Öffnungswinkel 5° beträgt. Das bordeigene Radar wird, je nach Radarquerschnitt des Zieles, erst ca. 5 bis 25 km vor der erwarteten Position des Zieles aktiviert.

Die Navigation während der Flugphase erfolgt mit einem inertialen Navigationssystem, welches kurz vor dem Abschuss die aktuelle Position und Kurs des Zieles von der Trägerplattform mitgeteilt bekommt, und vielen Fällen auch mittels des Datenlinks. Dieser arbeitet im Frequenzbereich von 8 bis 12 GHz, wobei sich die Antenne am Ende der Lenkwaffe nahe der Schubdüse befindet. Durch diesen Datenlink kann das Radar der Abschussplattform das Lenksystem der AIM-120 kontinuierlich mit neuen Zieldaten versorgen, so dass dieses die Flugbahn der Rakete optimieren kann, um eine möglichst hohe Abschusswahrscheinlichkeit zu erzielen. Besonders am äußeren Ende der Reichweite ist dieses Merkmal von großer Bedeutung, da das IN-System mit zunehmender Entfernung immer ungenauer wird und das Ziel deutlich mehr Zeit hat, um seinen Kurs zu ändern und so eine Erfassung durch das Radar der AMRAAM zu verhindern. Allerdings muss sich die Trägerplattform der Lenkwaffe zuwenden, um die Daten senden zu können, so dass der Vorteil des Fire-and-Forget-Prinzips in einigen Situationen nicht effektiv genutzt werden kann. Die gesamte Lenkung wird durch einen einzelnen 30 MHz Prozessor gesteuert. Das System verfügt über diverse BIT-Selbsttestsysteme, um Fehler frühzeitig zu erkennen und zu melden.

Angetrieben wird die AMRAAM durch einen Dual-Schub Feststoff-Raketenmotor, welcher innerhalb des Flugkörpers den meisten Platz einnimmt. Er wird von Aerojet und Alliant Techsystems hergestellt und wiegt insgesamt 70,3 kg, wobei 49 kg auf die Treibstoffmasse entfallen. Der Motor ist weitestgehend rauchfrei, um feindlichen Besatzungen die visuelle Entdeckung der Rakete zu erschweren. Die Flugzelle selbst besteht aus Stahl und Titan, um den starken Belastungen während der Endanflugsphase widerstehen zu können. Zur Stabilisierung des Lenkflugkörpers dienen vier unbewegliche Kontrollflächen im Mittelteil, die Lenkung erfolgt durch vier bewegliche Flächen im Heckbereich. Um während der Lagerung Platz zu sparen, lassen sich alle Kontrollflächen abmontieren.

Der 23 kg schwere Gefechtskopf vom Typ WDU-33/B befindet sich im Mittelteil und enthält 6,8 kg Sprengstoff. Im Zusammenspiel mit dem radarbasierten Annäherungszünder kann dieser seine 198 stabförmigen Projektile auch auf das Ziel fokussieren, statt sie ringförmig zu streuen. Durch seine mittige Lage erzeugt die Detonation des Gefechtskopfes auch eine große Menge an Splittern, welche bei der Zerlegung des Lenkwaffenrumpfes entstehen.

Varianten

AIM-120A

Die Basisversion, eingeführt 1991.

AIM-120B

Diese Variante erhielt ein neues Lenk- und Kontrollsystem vom Typ WGU-41/B. Neben einigen Detailänderungen wurde ein neuer digitaler Prozessor eingebaut und der alte ROM-Speicher wurde durch EPROM-Speicherchips ersetzt. Hierdurch konnte die Lenkwaffe ohne Hardwareaustausch, wie es noch bei der A-Variante nötig war, mit neuer Software versehen werden. Eingeführt wurde die Lenkwaffe 1994.

AIM-120C

Das Hauptmerkmal der AIM-120C sind die abgekröpften Kontrollflächen, welche die Spannweite um ca. 19 % auf 45 cm verringerte. Dies ermöglichte die Mitführung in den internen Waffenschächten der F-22 Raptor, welche die größeren A- und B-Modelle nicht aufnehmen können. Außerdem wurde ein neues Lenk- und Kontrollsystem vom Typ WGU-44/B eingebaut. Ursprünglich sollte der gesamte Lenkflugkörper umfassend modernisiert werden, wobei dies von engen Kostengrenzen verhindert wurde, so dass die Verbesserungen in mehreren Einzelschritten durchgeführt wurden. Eingeführt 1996.

AIM-120D

Die AIM-120D stellt eine umfassende Weiterentwicklung der AMRAAM-Serie dar und befindet sich aktuell in der letzten Erprobungsphase. Primäres Merkmal ist ihre um ca. 50 % gesteigerte Reichweite. Dies wurde hauptsächlich durch einen wesentlich längeren Raketenmotor erreicht, wobei auch das neue gekoppelte GPS/INS eine Rolle spielt, da seine wesentlich genaueren Positionsangaben eine deutlich effektivere Flugbahn ermöglichen, als ein alleinstehendes INS. Neu ist auch der 2-Weg-Datenlink, welcher es der Lenkwaffe ermöglichen soll Daten zur Startplattform zurückzusenden, um dem Piloten einen besseren Überblick über die Situation zu ermöglichen. Zusätzlich erhält die AIM-120D auch einen nach vorne gerichteten Einweg-Datenlink, um die Kommunikation mit der Abschussplattform noch weiter zu verbessern. Ein neuer Radarsuchkopf soll eine größere Erfassungsreichweite ermöglichen und über bessere "Off-Boresight"-Fähigkeiten (beschreibt den Sichtbereich des Radars) verfügen. Die Wendigkeit in der Endanflugsphase soll ebenfalls verbessert werden. Die ersten Auslieferungen begannen im Dezember 2007, wobei sich die Lenkwaffe noch in der abschließenden Testphase befindet.

Europäische Muster


 
Seitenende
Seite zurück
©  biancahoegel.de;
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.02. 2020