Antennengewinn

Der Antennengewinn fasst die Richtwirkung und den Wirkungsgrad einer Antenne zusammen. Er ist das Verhältnis der in Hauptrichtung abgegebenen resp. aufgenommenen Strahlungsleistungdichte, verglichen mit einer verlustlosen Bezugsantenne gleicher Antennenspeiseleistung, die definitionsgemäß einen Antennengewinn von 0 dB hat. Als Bezugsantenne wird meist eine Dipolantenne oder ein hypothetischer Isotropstrahler mit in allen Richtungen gleicher Strahlstärke gewählt.

Parabolantenne

Berechnung

Antennen mit einem hohen Gewinn sind immer stark richtungsempfindlich: In anderen Richtungen als der Hauptrichtung wird die Abstrahlung bzw. der Empfang stark unterdrückt. Mit solchen Antennen kann man weiter entfernte Sender bzw. Empfänger erreichen. Typische Richtantennen sind die Parabolantenne, umgangssprachlich auch als „Satellitenschüssel“ bezeichnet, und die Yagi-Uda-Antenne, wie sie beispielsweise für terrestrisches Fernsehen verwendet wird.

Yagi-Uda-Antenne

Der Antennengewinn G ist das Produkt aus dem Richtfaktor D und dem Wirkungsgrad \eta der Antenne:

G=D\cdot \eta >0

mit

Genau genommen muss jeweils zwischen Senden und Empfangen unterschieden werden:

G_{{\mathrm  {s}}}=D\cdot \eta _{{\mathrm  {s}}}
G_{{\mathrm  {e}}}=D\cdot \eta _{{\mathrm  {e}}},

da die Wirkungsgrade für Senden und Empfangen unterschiedlich definiert sind (s.u.).

Oft werden jedoch beide Wirkungsgrade in erster Näherung gleich 1 gesetzt:

\eta \approx \eta _{{\mathrm  {s}}}\approx \eta _{{\mathrm  {e}}}\approx 1,

woraus folgt:

\Rightarrow G\approx G_{{\mathrm  {s}}}\approx G_{{\mathrm  {e}}}\approx D.

Im Gewinn sind Verluste der Speiseleitung und der Kontaktierung bis zum Anschlussstecker der Antenne nicht mit einbezogen.

Richtfaktor

Der Richtfaktor D einer Antenne stellt dar das Verhältnis des Quadrats der maximalen von ihr erzeugten elektrischen Feldstärke Emax in Hauptstrahlrichtung (oder gleichwertig der magnetischen Feldstärke Hmax) zum Quadrat der Feldstärke Ek eines angenommenen Kugelstrahlers im Fernfeld, bei gleicher zugeführter Leistung und gleicher Entfernung:

D={\frac  {E_{{\mathrm  {max}}}^{2}}{E_{{\mathrm  {k}}}^{2}}}={\frac  {H_{{\mathrm  {max}}}^{2}}{H_{{\mathrm  {k}}}^{2}}}={\frac  {S_{{\mathrm  {max}}}}{S_{{\mathrm  {k}}}}}

Sk ist die Strahlungsdichte eines Kugelstrahlers in gleicher Distanz. Sie ist gleich dem Quadrat der erzeugenden Feldstärken, da es sich um ein Fernfeld handelt.

Antennenwirkungsgrad

Der Antennenwirkungsgrad η kennzeichnet die elektrischen Verluste der Antenne, z.B. durch ohmsche Leitungswiderstände in der Antenne.

Da die Stromverteilung in der Antenne im Sendefall eine andere ist als im Empfangsfall (was sich aus dem Umstand ergibt, dass das Nahfeld einer Empfangsantenne sich vom Nahfeld einer Sendeantenne unterscheidet), muss beim Wirkungsgrad zwischen Sende- und Empfangsfall unterschieden werden:

Anwendung und Vorteile

Diagramm zur Strahlungsintensität

Einheit

Der Antennengewinn wird in der Regel in der Hilfsmaßeinheit Dezibel (dB) angegeben. Da dB ein relatives (logarithmisches) Maß gegenüber einer Bezugsantenne darstellt, wird es ausgehend von der Bezugsantenne errechnet:

{\text{Gewinn in }}{\mathrm  {dB}}={\frac  {g}{{\mathrm  {dB}}}}=10\cdot \log _{{10}}\left({\frac  {P_{{\text{Antenne}}}}{P_{{\text{Bezugsantenne}}}}}\right)

Dabei muss die Bezugsantenne angegeben werden:

Der Unterschied im Antennengewinn zwischen Isotropenstrahler und λ/2-Dipol als Bezugsstrahler beträgt etwa 2,15 dB mit folgenden Zusammenhang:

{\displaystyle {\text{Gewinn in }}\mathrm {dBi} ={\text{Gewinn in }}\mathrm {dBd} +2{,}15\mathrm {dB} }

Wenn nicht in dB gerechnet wird, spricht man von Antennengewinn-Faktor G:

G={\frac  {P_{{\text{Antenne}}}}{P_{{\text{Bezugsantenne}}}}}=10^{{\frac  {{\text{Gewinn}}[{\mathrm  {dB}}]}{10}}}

Antennenkonstruktion und Gewinn

Antennengewinn in Abhängigkeit vom Öffnungswinkel (ohne Verluste)

Eine Antenne mit erhöhtem Gewinn führt unvermeidlich zu einer Verringerung ihrer Halbwertsbreite, da die zur Verfügung stehende Energie auf einen engeren Bereich „fokussiert“, also nur umverteilt wird. Folgende Näherung veranschaulicht diesen Zusammenhang.

g=10\cdot \log {\eta _{{\mathrm  {eff}}}\cdot {360^{\circ }\cdot 360^{\circ } \over \theta \cdot \phi }}[{\mathrm  {dBi}}]; Der Wirkungsgrad η liegt üblicherweise zwischen 0,6 und 0,8

Eine andere Näherung liefert eine Aussage über den Gewinn durch das Verhältnis zwischen Antennengröße und Wellenlänge. Anwendbar ist diese z.B. bei Parabolantennen, jedoch nicht bei Yagi-Antennen.

g=10\cdot \log \left(\eta _{{\mathrm  {eff}}}\cdot {\frac  {4\pi }{\lambda ^{2}}}\cdot A_{{\mathrm  {eff}}}\right)=10\cdot \log \left(\eta _{{\mathrm  {eff}}}\cdot \left(\pi \cdot {\frac  {d}{\lambda }}\right)^{2}\right)

In folgender Tabelle ist der Antennengewinn für einige Antennen angegeben:

Bauform Antennengewinn
λ/2-Dipol (Ganzwellendipol) ideal: 2,5 dBi
Marconi-Antenne (λ/4-Dipol, Viertelwellendipol) ideal: 1,76 dBi
Faltdipol ca. 3,7 dBi (Wellenwiderstand 240 Ω)
Bi-Quad-Antenne 7,2…10,2 dBi (ohne Reflektor)
10,2-12,2 dBi (mit Reflektor)
Patchantenne einzelnes Patch vor Reflektor bis ca. 10 dBi
Beverage-Langdrahtantenne (L= 5…10·λ): ca. 7-9,5 dBi
Wendelantenne 10-18 dBi
Yagi-Uda-Antenne ca. 15-20 dBd (abhängig von Elementanzahl und Länge)
Logarithmisch-Periodische Dipol-Antenne ca. 6-10 dBd (abhängig von Elementanzahl und Länge)
Parabolantenne 20 dBi bis weit über 70 dBi
(abhängig von Verhältnis der Wellenlänge zur geometrischen Dimension)

Frequenzverwaltung

Der Antennengewinn wird auch im Bereich der Frequenzverwaltung verwendet. Im Zusammenhang mit Frequenzzuteilungen für Funkstellen, Störungsuntersuchungen bei gemeinsamen Frequenznutzungen und EMV-Analysen von Funkdiensten wird folgender Wortlaut im deutschsprachigen Raum genutzt.

Gewinn einer Antenne (englisch gain of an antenna) ist – entsprechend Artikel 1.160 der VO Funk der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) – definiert als:

Gewöhnlich in Dezibel ausgedrücktes Verhältnis der Leistung, die am Eingang einer verlustfreien Bezugsantenne benötigt wird, zu der Leistung, die dem Eingang der gegebenen Antenne zugeführt wird; das Verhältnis muss so sein, dass die beiden Antennen in einer gegebenen Richtung in derselben Entfernung dieselbe Feldstärke oder dieselbe Leistungsflussdichte erzeugen. Wenn nichts anderes angegeben ist, handelt es sich um den Gewinn in der Hauptrichtung. Bei dem Gewinn kann eine bestimmte Polarisierung berücksichtigt werden.

Je nach Wahl der Bezugsantenne wird unterschieden zwischen:

  1. isotropem oder absolutem Gewinn (Gi), wenn die Bezugsantenne eine isotrope Antenne im freien Raum ist;
  2. Gewinn, bezogen auf einen Halbwellendipol (Gd), wenn die Bezugsantenne eine Halbwellendipol im freien Raum ist und seine Äquatorialebene die gegebene Richtung enthält;
  3. Gewinn, bezogen auf eine kurze Vertikalantenne (Gv), wenn die Bezugsantenne ein linearer Leiter ist, der wesentlich kürzer ist als ein Viertel der Wellenlänge und senkrecht zur Oberfläche einer vollkommen leitenden Ebene, die die gegebene Richtung enthält, errichtet ist.
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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 05.12. 2021