Reichweite (Rakete)

Unter Reichweite militärischer Kurz-, Mittel- und Langstreckenraketen versteht man jene Distanz zwischen Punkten der Erdoberfläche, die der Flugkörper maximal, aber sicher gesteuert zurücklegen kann. Bei Flugabwehrraketen bezieht sich die Reichweite hingegen auf eine Schrägdistanz mit ausreichender Trefferwahrscheinlichkeit.

Unterschiedliche Flugbahnen bei 70° steiler Wurfparabel (entspricht ca. einer Mittelstreckenrakete):
ohne jegliche Reibung (Parabelbahn)
  • mit Stokes-Reibung
  • mit Newton-Reibung (turbulent)
  • Die meisten dieser Flugkörper sind als ballistische Raketen einzustufen, d.h. nach dem Brennschluss des Raketenmotors folgen sie einer ballistischen Flugbahn. Eine solche wird, im Gegensatz zur Antriebsphase, nur noch von der Erdanziehung und dem Luftwiderstand beeinflusst.

    Bei Langstrecken- bzw. Interkontinentalraketen kann hingegen vor dem Ende der Flugbahn eine zweite Antriebsphase kommen, die zur Erhöhung der Zielgenauigkeit dienen soll. Ein erneutes Zünden des Antriebs ist jedoch nur bei Flüssigkeitsraketen möglich, nicht bei Feststoffraketen.

    Typisierung militärischer Raketen

    Einflussgrößen für die Reichweite

    Der wichtigste Parameter für die Reichweite ballistischer Raketen ist

    Weitere Einflussgrößen sind

    Demgegenüber fliegen Interkontinentalraketen nach Brennschluss praktisch außerhalb der Erdatmosphäre, wo sie sich, analog zu einem Satellitenstart, kurzfristig auf einer elliptischen Umlaufbahn um die Erde bewegen.

    Flugbahn einer Interkontinentalrakete

    Die elliptische Flugbahn einer Interkontinentalrakete. Beim Brennschluss (Punkt B) hat die Rakete die Geschwindigkeit vB und den Abschusswinkel β zum Horizont; hier etwa 7 km/s und 50°

    Je mehr sich die Bahnellipse von der Erdoberfläche entfernt, desto größer wird die Reichweite. Sie hängt von Geschwindigkeit, Höhe und Bahnneigung beim Brennschluss des Raketenmotors ab (siehe Raketengrundgleichung). Die Brennschlussgeschwindigkeit liegt bei etwa 6 bis 7 km/s, nahe an der 1. kosmischen Geschwindigkeit für niedrige Satellitenbahnen. Eine Veränderung von 1 % bewirkt aber bereits 500–1000 km in der Flugdistanz. Durch Steuerung während der Antriebsphase sind aber seit langem 0,01 % erreichbar. Für den letzten Flugabschnitt, dem Wiedereintritt in die untere Erdatmosphäre, sind wiederum die Gesetze der Ballistik wirksam, sowie die Parameter einer eventuellen zweiten Antriebs- bzw. Steuerungsphase.

    In der nebenstehenden Skizze hat die Rakete im Punkt B den Brennschluss erreicht und bewegt sich mit der Geschwindigkeit vB unter dem Winkel β aufwärts. Ab dort folgt sie der kräftefreien Bahn einer Keplerellipse mit dem Perigäum P (nahe dem Erdmittelpunkt) und dem Apogäum in G, wo sie ihre Gipfelhöhe und geringste Geschwindigkeit erreicht. Danach beginnt ein immer rascherer Sinkflug, bis die Ellipse im Zielpunkt Z die Erdoberfläche (bzw. die dichteren Luftschichten) schneidet.

    Die maximale Reichweite ergibt sich nach R.Giese für einen Startwinkel βmax, der vom Verhältnis x der Brennschlussgeschwindigkeit vB zur Kreisbahngeschwindigkeit vK bestimmt wird:

     cos² βmax = 1 / (2 - x²)
    

    Bei vK = 7,91 km/s und x = 0,707 (vB = 5,58 km/s) ergibt sich βmax = 35,2°. Daraus folgt eine Gipfelhöhe von 870 km und eine Reichweite s = 4.300 km.

    Literatur

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    Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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    Datum der letzten Änderung: Jena, den: 07.06. 2022