Ballistische Rakete

V2-Rakete, die erste militärisch eingesetzte ballistische Rakete
Die V2 war zur Kurssteuerung mit zwei Kreiselinstrumenten versehen

Eine ballistische Rakete (englisch ballistic missile) ist eine in der Regel militärische Rakete, die ein Bodenziel auf einer Flugbahn gemäß der Gesetze der Ballistik erreicht. Bei nicht zu großer Gipfelhöhe entspricht ihre Flugbahn im Ideaf lfall der eines Geschosses, einer Wurfparabel. Anders als reaktive Artilleriegeschosse wie beispielsweise Raketenwerfer sind ballistische Raketen wegen ihrer großen Reichweiten generell gelenkt. Im Unterschied zu Marschflugkörpern und Lenkwaffen besitzen sie kein Tragwerk und kein Marschtriebwerk, sondern werden nur in der Startphase angetrieben, um sie auf die zum Erreichen des Ziels nötige Geschwindigkeit zu bringen.

Gestartet werden ballistische Raketen von mobilen oder von festen Vorrichtungen. Bei Raketen größerer Reichweite ist der Startwinkel meist senkrecht und wird erst später in die Zielrichtung umgelenkt, um den Einfluss des Luftwiderstands zu verringern.

Flugbahn

Die Flugbahn einer Rakete ist eine ballistischen Kurve, denn neben der Krümmung der Erdoberfläche und der sphärischen Struktur des Schwerefeldes hat der Luftwiderstand zunehmenden Einfluss. Letzterer sinkt bei sehr großer Höhe. Die Flugbahn wird mit der Annäherung an die Erste Kosmische Geschwindigkeit gemäß den Gesetzen der Himmelsmechanik und dem Ersten Keplerschen Gesetz zunehmend elliptisch.

Erreicht die Rakete auf ihrer Flugbahn die Erste Kosmische Geschwindigkeit, so wird die Flugbahn nicht mehr „ballistisch“ genannt, sondern verläuft ähnlich einer Satellitenbahn. Sie ergibt sich aus der bei Brennschluss erreichten Anfangsgeschwindigkeit und ihrem Neigungswinkel zur Horizontalen.

Steuerung

Aufgrund der langen Flugstrecke, die wegen der Flugkurve deutlich länger ist als die Reichweite, verhindert der Einfluss atmosphärischer Bedingungen (vor allem Seitenwind) meist eine Zielausrichtung allein beim Start. Damit wird der Einsatz eines Steuerungssystems notwendig – heute meist ein Trägheitsnavigationssystem (inertiales Navigationssystem). Erstmals wurde diese Technik im Zweiten Weltkrieg bei der deutschen A4-Rakete („Vergeltungswaffe 2“ – V2) verwendet. Die A4 hielt, von zwei Kreiselinstrumenten (Gyroskopen) und einer Zeitschaltuhr gesteuert, selbsttätig den voreingestellten Zielkurs.

Heute werden solche Steuerungen durch Satellitennavigation wie GPS oder das russische GLONASS ergänzt. Eine Steuerung findet meist nur während der Brenndauer der Triebwerke statt; in neuerer Zeit wurden als Reaktion auf die Weiterentwicklung der Raketenabwehr auch steuerbare Gefechtsköpfe entwickelt, so MARV für Interkontinentalraketen oder etwa die russische Iskander-Kurzstreckenrakete.

Militärischer Einsatz

Militärische ballistische Raketen gehören überwiegend zu den Boden-Boden-Raketen bzw. den U-Boot-gestützten ballistischen Raketen und werden entsprechend ihrer Reichweite wie dort angegeben klassifiziert. Vor allem Muster mit großer Reichweite können in erster Linie gegen strategische Ziele zum Einsatz kommen. Zu den wenigen bisher produzierten luftgestützten ballistischen Raketen (air-launched ballistic missile; ALBM), die von strategischen Bombern oder Kampfflugzeugen gestartet werden, gehören beispielsweise die US-amerikanische AGM-48 Skybolt und die russische Ch-47M2 Kinschal mit Hyperschallgeschwindigkeit.

Die Treffgenauigkeit einer ballistischen Rakete wird als CEP (Circular Error Probable) in Metern angegeben: der Radius eines Kreises um den Zielpunkt herum, in den statistisch 50 Prozent der Flugkörper treffen. Die genauesten Interkontinentalraketen erreichen einen CEP von 100 m, die ungenauesten in Dienst gestellten von 5 km.

Ziviler Einsatz

Das „Ziel“ ziviler ballistischer Raketen ist im Allgemeinen kein Ort auf der Erdoberfläche, sondern das Aussetzen eines Satelliten oder eine (kurze) Zeit Schwerelosigkeit, zum Beispiel für wissenschaftliche Experimente (Schwerelosigkeit für Minuten bis Stunden).

Auf einer ballistischen Flugbahn kann an deren Scheitelpunkt ein Satellit ausgesetzt werden – dieser benötigt dann jedoch einen eigenen Antrieb, um weiter auf die Erste Kosmische Geschwindigkeit beschleunigen zu können.

Oft ist dennoch vorgesehen, dass die Rakete(nstufen) in einem definierten Zielort-Bereich wieder zu Boden fallen, um die mitgeführten Experimente zu bergen, die Rakete wiederverwenden zu können oder eine Gefährdung von Personen zu vermeiden. Mittlerweile gibt es auch Raketen, die bei ihrer Rückkehr geordnet landen können.

Trenner
Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
Seitenende
Seite zurück
© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 15.01. 2022