Eulersche Reihentransformation
Die Eulersche Reihentransformation erzeugt aus einer konvergenten Zahlenreihe eine andere Zahlenreihe mit identischer Reihensumme. Das einfache Verfahren wurde zuerst von Nicolas Fatio auf die Leibniz-Reihe angewandt und von Leonhard Euler auf beliebige Reihen verallgemeinert. In manchen Fällen konvergiert die transformierte Reihe schneller als die ursprüngliche Reihe. Dies ermöglicht eine bessere numerische Berechnung der ursprünglichen Reihe (Konvergenzbeschleunigung). In einigen Fällen eröffnet sich damit auch die Möglichkeit für eine Auswertung der Reihensumme mittels Mathematischer Konstanten. Im Fall der Divergenz der ursprünglichen Reihe kann eine Reihentransformation auch ein Limitierungsverfahren liefern, indem die transformierte Reihe gegen einen Wert konvergiert.
Definition
Reihe
und transformierte Reihe
sind gegeben durch
Hierbei ist der Operator
definiert durch
.
Im Fall einer alternierenden Reihe erzeugt
Differenzen von Absolutbeträgen von Reihentermen. Die Terme von
sind bis auf eine Zweierpotenz und Vorzeichen die Binomialtransformierten
von
.
Dass die Euler-Transformierte dieselbe Reihensumme ergibt, lässt sich mit Hilfe von
verifizieren (y=1).
Herleitung
Die Idee der eulerschen Reihentransformation (Nikolaus Fatio) besteht darin,
aus der ursprünglichen Reihe
durch Zusammenfassung aufeinanderfolgender Reihenterme zunächst eine neue Reihe
zu generieren. Für eine alternierende Reihe mit streng monoton fallenden
Absolutbeträgen ist
ebenfalls alternierend. Die eulersche Reihentransformation ergibt sich dann
durch wiederholte Anwendung des Verfahrens auf die jeweils im vorherigen Schritt
erzeugte Reihe.
Leonhard Euler gelangt auf einem anderen Weg zum Ziel. Er definiert (sinngemäß) eine Funktion
setzt ,
entwickelt nach
und setzt
,
d.h.
.
Andere Reihentransformationen
Ein Vergleich mit anderen Reihentransformationen ist möglich, wenn man die
Partialsummen
von
durch die Partialsummen
,
von
ausdrückt,
Der Binomialkoeffizient approximiert bei großem
als Funktion von
eine Gaußkurve mit Mittelwert
und Standardabweichung
.
Die Partialsumme
ist daher (asymptotisch) ein mit einer Gaußkurve gewichtetes Mittel von
Partialsummen von
.
Das Cesàro-Mittel
einer Reihe ist dagegen das arithmetische
Mittel der Partialsummen .
Geschichte
Bereits James Stirling hat 1730 in seinem Methodus differentialis Reihentransformationen an Beispielen angegeben.
Beispiele
- Die Reihe
- liefert die schneller konvergente Reihe
- Die Eulersche Reihentransformation liefert jedoch nicht in allen Fällen eine schneller konvergente Reihe. Im Beispiel
- ergibt sich die langsamer konvergente Reihe
- Im Fall einer divergenten Reihe kann die Eulersche Reihentransformation ein Limitierungsverfahren darstellen. Im Beispiel
- ergibt sich die konvergente Reihe
- Man sagt dann, dass die Reihe E-limitierbar ist.
- Eine weniger triviale Anwendung ist die in ganz
konvergente Reihe für die dirichletsche η-Funktion.
Weitere Reihentransformationen
Neben der Eulerschen Reihentransformation gibt es:
- Markoffsche Reihentransformation
- Kummersche Reihentransformation
Literatur
- Konrad Knopp: Theorie und Anwendung der unendlichen Reihen. Springer, Berlin, 1931
- Karl Strubecker: Einführung in die höhere Mathematik. Oldenbourg, München u. a. 1967.
- L. Graham, D. E. Knuth, O. Patashnik: Concrete Mathematics. Addison-Wesley, 1994, ISBN 0201558025.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 07.12. 2021