Prinzip von Inklusion und Exklusion
Das Prinzip von Inklusion und Exklusion (auch Prinzip der Einschließung und Ausschließung oder Einschluss-/Ausschluss-Verfahren) ist eine hilfreiche Technik zur Bestimmung der Mächtigkeit einer Menge. Sie findet vor allem in der Kombinatorik, der Zahlentheorie und der Stochastik Anwendung.
Das Prinzip drückt dazu die Kardinalität
einer Ursprungsmenge
durch die Kardinalitäten ihrer Teilmengen
aus. Diese sind in aller Regel einfacher zu bestimmen. Namensgebend ist dabei
das Vorgehen, bei welchem zunächst durch die Summe
der Größe nicht notwendigerweise disjunkter
Teilmengen die Größe von
von oben abgeschätzt wird (Inklusion), anschließend jedoch durch die Subtraktion der Größe des
gemeinsamen Schnittes
der Teilmengen dies wieder zu korrigieren versucht wird (Exklusion).
Das Prinzip
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Es ist ein bekanntes Ergebnis, dass für je zwei endliche Mengen
und
gilt. Hierbei kann man bereits das Prinzip von Inklusion und Exklusion
erkennen. Durch
wird zunächst die Kardinalität von
von oben abgeschätzt. Diese zu hohe Zahl wird anschließend durch die Subtraktion
von
korrigiert. Zweck dieser Korrektur ist es, diejenigen Elemente einmal wieder
abzuziehen, die sowohl in
als auch in
enthalten sind und somit zunächst doppelt gezählt wurden.
Anhand der nebenstehenden Abbildung lässt sich erkennen, dass eine Verallgemeinerung auf drei endliche Mengen
ergibt.
Im Allgemeinen wollen wir die Kardinalität der Vereinigung von
endlichen Mengen
bestimmen. Als erste Näherung erhalten wir durch Inklusion die Summe der
Kardinalitäten der .
Diese Summe ist in aller Regel jedoch zu groß, da wir Elemente aus dem
Schnitt zweier Mengen
mehrfach zählen würden, also
Um dies zu korrigieren können wir nun durch Exklusion die Summe über die Kardinalität aller paarweisen Schnittmengen wieder abziehen. Dann gilt jedoch
denn Elemente des Schnittes dreier Mengen
würden – obwohl nur zweimal zu häufig bei der Inklusion mitgezählt – durch
,
durch
und durch
dreimal wieder abgezogen. Dies nun durch Inklusion, also durch Addition der
Summe der Größe aller Schnitte aus drei Mengen, zu korrigieren führt zu
darauf folgt durch Exklusion
und so weiter, wobei beispielsweise
bedeutet, dass über alle 3-Tupel
summiert wird, welche die Ungleichung
erfüllen.
Satz
Es lässt sich folgende allgemeine Aussage beweisen. Gegeben sei eine endliche
Menge ,
die sich als eine Vereinigung von
Teilmengen
schreiben lässt, d.h.
.
Bezeichne im Folgenden zu einer Indexmenge
die Menge
den Schnitt über alle durch die Elemente der Indexmenge bezeichneten Teilmengen,
also
,
wobei
entspricht. Dann gilt
Mit anderen Worten: Betrachtet man alle möglichen Schnitte
(außer dem leeren Schnitt
),
so entspricht die Kardinalität von
der Summe der Kardinalität aller Schnitte einer ungeraden Anzahl an Teilmengen
(Inklusion) minus der Summe der Kardinalität aller Schnitte einer geraden Anzahl
an Teilmengen (Exklusion), formal:
Anwendung
Eine Anwendung des Prinzips liefert die Siebformel von Henri Poincaré und Sylvester bzw. der Additionssatz für Wahrscheinlichkeiten:
Für die Wahrscheinlichkeit
von beliebigen Ereignissen
aus einem Wahrscheinlichkeitsraum
gilt:
.
Aufgrund der Eigenschaft von Maßen, additiv zu sein, lässt sich der oben angegebene heuristische Beweis für das Prinzip von Inklusion und Exklusion, der mit Mitteln der elementaren Mengentheorie geführt wurde, direkt auf Wahrscheinlichkeiten übertragen.
Beispielsweise gilt für drei Ereignisse ,
und
stets
.
Allgemein gilt diese Aussage auch schon für endliche Inhalte auf Ringen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 02.07. 2019