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Bochner-Integral

Das Bochner-Integral, benannt nach Salomon Bochner, ist eine Verallgemeinerung des Lebesgue-Integrals auf Banachraum-wertige Funktionen.

Definition

Es seien (\Omega ,{\mathcal  A},\mu ) ein \sigma -endlicher, vollständiger Maßraum und (B,\|\cdot \|) ein Banachraum.

Das Bochner-Integral \int _{\Omega }f\,{{\rm {d}}}\mu einer Funktion f\colon \Omega \to B ist nun folgendermaßen definiert:

Als einfache Funktion bezeichnen wir Funktionen der Gestalt

s(x)=\sum _{{i=1}}^{m}\alpha _{i}\chi _{{X_{i}}}(x)

mit Faktoren \alpha _{i}\in B und messbaren Mengen X_{i}\in {\mathcal  A}, wobei \chi _{{X_{i}}} deren Indikatorfunktion bezeichnet. Das Integral einer einfachen Funktion ist nun auf naheliegende Weise definiert:

\int _{\Omega }s\,{{\rm {d}}}\mu :=\sum _{{i=1}}^{m}\alpha _{i}\mu (X_{i}),

wobei dies wohldefiniert, also unabhängig von der konkreten Zerlegung von s ist.

Eine Funktion f\colon \Omega \rightarrow B heißt \mu -messbar, wenn es eine Folge (s_{n})_{{n\in {\mathbb  {N}}}} einfacher Funktionen gibt, so dass \lim _{{n\to \infty }}s_{n}(x)=f(x) für \mu -fast alle x\in \Omega gilt.

Eine \mu -messbare Funktion f\colon \Omega \rightarrow B heißt Bochner-integrierbar, falls es eine Folge (s_{n})_{{n\in {\mathbb  {N}}}} einfacher Funktionen gibt, so dass

\int _{\Omega }\|s_{n}-s_{k}\|{{\rm {d}}}\mu <\varepsilon für alle n,k\geq n_{0}>.

In diesem Fall ist

\int _{\Omega }f\,{{\rm {d}}}\mu :=\lim _{{n\to \infty }}\int _{\Omega }s_{n}\,{{\rm {d}}}\mu

wohldefiniert, das heißt unabhängig von der Wahl der konkreten Folge (s_{n})_{{n\in {\mathbb  {N}}}} mit obigen Eigenschaften. Falls M\in {\mathcal  {A}} und f\colon M\rightarrow B, so schreibt man

\int _{M}f{{\rm {d}}}\mu :=\int _{\Omega }{\tilde  {f}}{{\rm {d}}}\mu mit {\tilde  {f}}(x):=\left\{{\begin{array}{ll}f(x)\ ,&{{\rm {falls}}}\ x\in M\ ,\\0\ ,&{{\rm {falls}}}\ x\in \Omega \setminus M,\\\end{array}}\right.

sofern \tilde{f} Bochner-integrierbar ist.

Messbarkeitssatz von Pettis

Der folgende auf Billy James Pettis zurückgehende Satz charakterisiert die \mu -Messbarkeit:

Die Funktion f\colon \Omega \to B ist genau dann \mu -messbar, wenn die folgenden beiden Bedingungen erfüllt sind:

Ist B ein separabler Banachraum, so ist die zweite Bedingung automatisch erfüllt und damit entbehrlich. Insgesamt ist die \mu -Messbarkeit B-wertiger Funktionen mit diesem Satz auf die \mu -Messbarkeit skalarer Funktionen zurückgeführt.

Bochner-Integrierbarkeit

Die folgende von Bochner gefundene äquivalente Charakterisierung Bochner-integrierbarer Funktionen erlaubt es, einige klassische Resultate der lebesgueschen Integrationstheorie wie z.B. den Satz von der majorisierten Konvergenz auf das Bochner-Integral zu übertragen:

Eine \mu -messbare Funktion f\colon \Omega \to B ist genau dann Bochner-integrierbar, wenn \|f\|:\Omega \to {\mathbb  {R}} Lebesgue-integrierbar ist.

Eigenschaften

In diesem Abschnitt ist B ein Banachraum und f,g\colon \Omega \rightarrow B sind integrierbare Funktionen.

Linearität

Das Bochner-Integral ist linear, das heißt, für Bochner-integrierbare Funktionen f,g\colon \Omega \rightarrow B und beliebige \alpha ,\beta \in {\mathbb  {K}} ist auch \ \alpha f+\beta g\ integrierbar, und es gilt:

\int _{{\Omega }}\alpha f+\beta g\,{\mathrm  {d}}\mu =\alpha \cdot \int _{{\Omega }}f\,{\mathrm  {d}}\mu +\beta \cdot \int _{{\Omega }}g\,{\mathrm  {d}}\mu .

Verkettung mit einem stetigen Operator

Es sei D ein Banachraum und T\in L(B,D) ein stetiger linearer Operator. Dann ist Tf\colon \Omega \to D eine integrierbare Funktion und es gilt

T\left(\int _{\Omega }f(x){\mathrm  {d}}\mu \right)=\int _{\Omega }T(f)(x){\mathrm  {d}}\mu .

Radon–Nikodym-Eigenschaft

Hauptartikel: Radon-Nikodym-Eigenschaft

Der Satz von Radon-Nikodým gilt für das Bochner-Integral im Allgemeinen nicht. Banachräume, für die dieser Satz gilt, bezeichnet man als Banachräume mit der Radon-Nikodym-Eigenschaft. Reflexive Räume besitzen stets die Radon-Nikodym-Eigenschaft.

Bochner-Lebesgue-Räume

Ist (\Omega ,{\mathcal  A},\mu ) ein \sigma -endlicher, vollständiger Maßraum und (B,\|\cdot \|) ein Banachraum, so nennt man den Raum L^{1}(\Omega ,{\mathcal  A},\mu ,B) der Bochner-integrierbaren Funktionen \Omega \rightarrow B einen Bochner-Lebesgue-Raum, wobei wie üblich \mu -fast gleiche Funktionen identifiziert werden. Man erhält mit der Norm

\|f\|_{1}:=\int _{\Omega }\|f(\omega )\|{\mathrm  {d}}\mu (\omega )

einen Banachraum. Dieser lässt sich wie folgt als Tensorprodukt beschreiben. Man rechnet nach, dass durch

L^{1}(\Omega ,{\mathcal  A},\mu )\times B\rightarrow L^{1}(\Omega ,{\mathcal  A},\mu ,B),\,(f,\alpha )\mapsto f(\cdot )\alpha

eine bilineare Abbildung gegeben ist, die einen isometrischen Isomorphismus

L^{1}(\Omega ,{\mathcal  A},\mu ){\hat  {\otimes }}_{{\pi }}B\cong L^{1}(\Omega ,{\mathcal  A},\mu ,B)

definiert, wobei {\hat  {\otimes }}_{{\pi }} das projektive Tensorprodukt bezeichne.

Siehe auch

Literatur

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 28.03. 2021