Schwefeldioxid

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) 
04 – Gasflasche 06 – Giftig oder sehr giftig 05 – Ätzend
Gefahr
H- und P-Sätze H:
  • Giftig bei Einatmen.
  • Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden.
P:
  • Staub / Rauch / Gas / Nebel / Dampf / Aerosol nicht einatmen.
  • Schutzhandschuhe / Schutzkleidung / Augenschutz / Gesichtsschutz tragen.
  • Bei Einatmen: An die frische Luft bringen und in einer Position ruhigstellen, die das Atmen erleichtert.
  • Bei Kontakt mit der Haut (oder dem Haar): Alle beschmutzten, getränkten Kleidungsstücke sofort ausziehen. Haut mit Wasser abwaschen/duschen.
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
  • Sofort ärztlichen Rat einholen / ärztliche Hilfe hinzuziehen.
  • Unter Verschluss aufbewahren.
  • An einem gut belüfteten Ort aufbewahren.
EU-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) 
Giftig
Giftig
(T)
R- und S-Sätze R:
  • Giftig beim Einatmen.
  • Verursacht Verätzungen.
S:
  • Unter Verschluss und für Kinder unzugänglich aufbewahren. (Text nur erforderlich bei Abgabe an nichtgewerbliche Endverbraucher)
  • Behälter an einem gut gelüfteten Ort aufbewahren.
  • Bei Berührung mit den Augen gründlich mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren.
  • Bei der Arbeit geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe und Schutzbrille/Gesichtsschutz tragen.
  • Bei Unfall oder Unwohlsein sofort Arzt hinzuziehen (wenn möglich, Etikett vorzeigen).
MAK 1,3 mg·m−3
Toxikologische Daten 2520 ppm/1 h (LC50, Ratte, inh.)

Schwefeldioxid, SO2, ist das Anhydrid der Schwefligen Säure H2SO3. Schwefeldioxid ist ein farbloses, schleimhautreizendes, stechend riechendes und sauer schmeckendes, giftiges Gas. Es ist sehr gut (physikalisch) wasserlöslich und bildet mit Wasser in sehr geringem Maße Schweflige Säure. Es entsteht vor allem bei der Verbrennung von schwefelhaltigen fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdölprodukten, die bis zu 4 Prozent Schwefel enthalten. Dadurch trägt es in erheblichem Maß zur Luftverschmutzung bei. Es ist der Grund für sauren Regen, wobei das Schwefeldioxid zunächst von Sauerstoff zu Schwefeltrioxid oxidiert wird und dann mit Wasser zu Schwefelsäure (H2SO4) umgesetzt wird. Um dies zu verhindern, gibt es verschiedene Verfahren zur Rauchgasentschwefelung. Zudem findet sich Schwefeldioxid im Umfeld von Hochtemperaturgebieten und aktiven Vulkanen.

Herstellung

Schwefeldioxid kann durch verschiedene Verfahren hergestellt werden:

 \mathrm { S + O_2 \ \longrightarrow \ SO_2}
 \mathrm {4 \; FeS_2 + 11 \; O_2 \ \longrightarrow \ 2 \; Fe_2O_3 + 8 \; SO_2} \qquad \Delta H<0
 \mathrm { Na_2SO_3 + 2 \; HCl \ \longrightarrow \ 2 \; NaCl + H_2O + SO_2}

Eigenschaften

Schwefeldioxid ist ein stechend riechendes, farbloses Gas. Es hat eine gute Wasserlöslichkeit, Lösungen sind dabei leicht sauer. Das Molekül ist gewinkelt:

Strukturformel von Schwefeldioxid mit Bindungslängen und Winkeln


Schwefeldioxid ist mesomeriestabilisiert:

Mesomere Grenzformeln von Schwefeldioxid

Verwendung

Flüssiges Schwefeldioxid löst zahlreiche Stoffe und hat sich daher als wertvolles aprotisch-polares Lösungsmittel etabliert.

In der Lebensmittelindustrie findet Schwefeldioxid als Konservierungs-, Antioxidations- und Desinfektionsmittel Verwendung, vor allem für Trockenfrüchte, Kartoffelgerichte, Fruchtsäfte, Marmelade und Wein. Wein- und Bierfässer werden zur Desinfizierung vor der Verwendung durch Behandlung mit SO2-Gas ausgeschwefelt.

Schwefeldioxid zerstört das Vitamin B1; ebenso finden sich in Laborversuchen Hinweise auf eine Zerstörung von B12-Vitaminen. In der Europäische Union ist es als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 220 auch für „Bio“-Produkte zugelassen. Es dient auch zur Herstellung von Sulfurylchlorid SO2Cl2 und Thionylchlorid SOCl2.

Ferner ist Schwefeldioxid ein wichtiges Edukt zur Herstellung von Schwefeltrioxid, um anschließend konzentrierte Schwefelsäure z. B. mit dem Kontaktverfahren herzustellen.

Schwefeldioxid dient auch zur Herstellung von vielen Chemikalien, Medikamenten und Farbstoffen und zum Bleichen von Papier und Textilien. Es lässt Tinte verblassen.

Verwendung in Konzentrationslagern

Bei Experimenten mit Giftgasen, die im kroatischen KZ Stara Gradiška durchgeführt wurden, kam neben Zyklon B, auch Schwefeldioxid zum Einsatz an serbischen, jüdischen und Roma Frauen, sowie Kindern.


Strukturformel
Strukturformel von Schwefeldioxid
Allgemeines
Name Schwefeldioxid
Andere Namen
  • Schwefel(IV)-oxid
  • Schwefligsäureanhydrid
Summenformel SO2
CAS-Nummer 7446-09-5
PubChem 1119
Kurzbeschreibung farbloses, stechend riechendes, giftiges Gas
Eigenschaften
Molare Masse 64,06 g·mol−1
Aggregatzustand gasförmig
Schmelzpunkt −75,5 °C
Siedepunkt −10 °C
Dampfdruck 0,33 MPa (20 °C)
Löslichkeit Hydrolyse in Wasser
Dipolmoment 1,63305 D (5,4473 · 10−30 C · m)
Brechungsindex 1,000686 (0 °C, 101,325 kPa)

Umweltverschmutzung

Emissionsreduktion seit 1987

Schwefeldioxid schädigt in hohen Konzentrationen Mensch, Tiere und Pflanzen. Die Oxidationsprodukte führen zu „saurem Regen“, der empfindliche Ökosysteme wie Wald und Seen gefährdet sowie Gebäude und Materialien angreift. Die SO2-Emissionen der entwickelten Industriestaaten konnten jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten durch die Nutzung schwefelarmer bzw. schwefelfreier Brenn- und Kraftstoffe und mittels Rauchgasentschwefelung stark reduziert werden.

Von allen Verkehrsträgern leistet der internationale Schifffahrtsverkehr den höchsten Emissionsbeitrag. Dort liegt der maximal zulässige Schwefelgehalt im Brennstoff für Schiffe derzeit bei 4,5 Prozent. Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation hat den Grenzwert jedoch reduziert: Bis 2012 soll er auf 3,5 und bis 2020 auf 0,5 Prozent gesenkt werden. Diese Grenze gilt bereits heute für kalifornische Küstengewässer. In der Ost- und Nordsee gibt es Schwefelemissions-Überwachungsgebiete (engl. Sulphur Emission Control Area;SECA ), in denen der Grenzwert heute 1,5 Prozent beträgt. Ab dem 1. Juli 2010 liegt er auf 1 Prozent und am 1. Januar 2015 soll er auf 0,1 Prozent abgesenkt werden.

Das Max-Planck-Institut für Meteorologie konnte im Rahmen einer Studie zeigen, dass in der Umgebung der stark frequentierten Seehäfen Rotterdam, Antwerpen und Milford Haven eine erheblich dichtere Wolkendecke herrscht als im Umland. Schwefeldioxid und Stickoxide wirken als Kondensationskeime und regen die Wolkenbildung an. Die durch diese Wolkendecke verstärkte Albedo führte zu einer Verringerung der Sonneneinstrahlung in den darunterliegenden Gebieten.

Sicherheitshinweise

Eine Schwefeldioxidkonzentration, die über dem MAK-Wert liegt, kann beim Menschen zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Benommenheit führen. In höheren Konzentrationen schädigt das Gas stark die Bronchien und Lungen.

Eine Exposition gegenüber hohen Schwefeldioxidkonzentrationen über einen längeren Zeitraum kann durch die Zerstörung des für die Blutbildung wichtigen B12-Vitamins zu Anämie führen.

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Basierend auf einem Artikel in Wikipedia.de


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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 11.08. 2021