Indol

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol
Gefahr
H- und P-Sätze H:
  • Gesundheitsschädlich bei Verschlucken.
  • Giftig bei Hautkontakt.
  • Verursacht schwere Augenreizung.
  • Sehr giftig für Wasserorganismen.
P:
  • Nach Gebrauch … gründlich waschen. (Die vom Gesetzgeber offen gelassene Einfügung ist vom Inverkehrbringer zu ergänzen)
  • Freisetzung in die Umwelt vermeiden.
  • Schutzhandschuhe/ Schutzkleidung/ Augenschutz/ Gesichtsschutz/ Gehörschutz/ … tragen.
  • Bei Verschlucken: Bei Unwohlsein Giftinformationszentrum / Arzt / … anrufen.
  • Bei Berührung mit der Haut: Mit viel Wasser / … waschen. Bei Unwohlsein Giftinformationszentrum, Arzt oder … anrufen. (Die vom Gesetzgeber offen gelassenen Einfügungen sind vom Inverkehrbringer zu ergänzen. Keine offizielle P-Satz-Kombination)
  • Bei Kontakt mit den Augen: Einige Minuten lang behutsam mit Wasser spülen. Eventuell vorhandene Kontaktlinsen nach Möglichkeit entfernen. Weiter spülen.
[3]
Toxikologische Daten 1000 mg/kg (LD50Ratteoral)[2]

Indol ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der aromatischen, heterocyclischen Amine und kommt als Substanz oder Strukturfragment in vielen Naturstoffen vor.

Strukturformel
Strukturformel von Indol
Allgemeines
Name Indol
Andere Namen
  • 1H-Indol
  • Benzo[b]-pyrrol
  • 2,3-Benzopyrrol
  • INDOLE (INCI)[1]
Summenformel C8H7N
Kurzbeschreibung farblose Blättchen, die rein einen blumenartigen und verunreinigt einen unangenehmen Geruch besitzen[2]
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer Extern 120-72-9
EG-Nummer 204-420-7
ECHA-InfoCard Extern 100.004.019
PubChem Extern 798
ChemSpider Extern 776
DrugBank Extern DB04532
Eigenschaften
Molare Masse 117,15 g/mol−1
Aggregatzustand fest[2]
Dichte 1,22 g/cm3 (20 °C)[3]
Schmelzpunkt 52 °C[3]
Siedepunkt 254 °C[3]
Dampfdruck 1,6 Pa (25 °C)[4]
Löslichkeit schwer in Wasser (3,56 g/l bei 25 °C)[3]

Geschichte

Baeyers Originalstruktur von Indol, 1869

Die Indol-Chemie begann mit dem Studium des häufig verwendeten Farbstoffs Indigo. Indigo kann in Isatin und weiter zu Oxindol umgewandelt werden. 1866 reduzierte Adolf von Baeyer Oxindole mit Hilfe von Zinkstaub zu Indol.[5] 1869 schlug er eine Strukturformel für Indol vor.[6]

Bestimmte Indolderivate waren wichtige Farbstoffe bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In den 1930er-Jahren stieg das Interesse an Indol, als bekannt wurde, dass Indol Grundbestandteil vieler wichtiger Naturstoffe wie Alkaloide (zum Beispiel Strychnin und Auxin) und der Aminosäure Tryptophan und von ihr abgeleiteter Neurotransmitter (Serotonin, Melatonin) ist. Es bleibt ein aktiver Bereich der Forschung bis heute.[7]

Vorkommen

Indol kommt natürlich in Jasmin vor

Indol ist im Jasminblütenöl,[8] Goldlacköl, aber auch in den Blüten der Gewöhnlichen Robinie,[8] der Gartenhyazinthe,[8] des Gemeinen Flieders,[9] der Strauß-Narzisse,[9] der falschen Akazie und im Aronstab enthalten. Indol ist in Süßholzwurzeln,[8] den Ölen von Jasmin, Neroli, Bitterorangen und Narcissus jonquilla,[10] den Blüten von Zitronen, Kaffee, Hevea brasiliensis und Randia Formosa,[10] in Gemüsekohl,[8] Aprikosen,[10] Trauben,[10] Kohlrabi,[10] Kartoffeln,[10] Sojabohnen,[10] Mais,[8] Tee,[8][10] Pilzen,[10] Reis,[10] Feigen,[10] den Schalen von Mandarinen[10] und verarbeiten Lebensmitteln, wie Käse,[10] Milch,[10] Fleisch,[10] Milchpulver,[10] Fischöl,[10] Buchweizen,[10] Bier,[10] Wein,[10] Rum[10] oder Lakritz[10] zu finden.

In höheren Konzentrationen ist Indol, als Abbauprodukt der Aminosäure Tryptophan, neben Skatol (3-Methylindol), Ursache für den typischen Gestank von Fäkalien. Es ist ebenfalls in der bei 240 bis 260 °C siedenden Steinkohlenteer-Fraktion enthalten.

Indol ist Teil der proteinogenen Aminosäure Tryptophan.

Darstellung

Indol oder Indolderivate lassen sich auf verschiedene Arten darstellen. So unter anderem durch:

Fischer-Indol-Synthese
Fischer-Indol-Synthese

Verwendung

Indol ist Grundbaustein für Farbstoffe, Hormone und Alkaloide. In geringen Konzentrationen vermittelt Indol den typischen Blütenduft und wird daher auch Parfüms zugesetzt. Die bekanntesten vom Indol abstammenden Farbstoffe sind das Indigo und der antike Farbstoff Purpur. Das Hormon Melatonin (N-Acetyl-5-methoxytryptamin), der Neurotransmitter Serotonin (5-Hydroxytryptamin) sowie das Auxin Indol-3-essigsäure enthalten Indol als Strukturelement. Unter den Alkaloiden, die Indol enthalten, seien die Strychnos-Alkaloide (z. B. Strychnin und Brucin), die Mutterkornalkaloide (Ergotamin und sein synthetisches Derivat LSD) sowie der Pilzinhaltsstoff Psilocybin genannt. Zudem wird es für die Herstellung künstlicher Jasmin- und Neroliöle verwendet.

Eigenschaften

Indol ist schwach basisch, bildet aber mit Säuren kaum Salze; stattdessen reagiert es leicht zu harzigen Polymeren. Durch Alkalimetalle wird das NH-Proton abstrahiert. Bei elektrophilen Reaktionen reagiert bevorzugt der Pyrrol-Ring. Indol inhibiert die Enzyme Chymotrypsin, Lysozym und Tryptophanase.

Nachweis

Der Indol-Test wird bei der Identifizierung von Bakterien verwendet. Hierzu gibt man einen Tropfen Dimethylaminobenzaldehyd (Ehrlich-Reagenz, Kovacs-Reagenz) in das MIO-Röhrchen der Bunten Reihe, das sich kirschrot verfärbt, wenn Tryptophan zu Indol abgebaut wurde.

Indolderivate

Indolnomenklatur

Es gibt zahlreiche Indolderivate, die in der Natur (Beispiel: Tryptophan), Technik (Beispiel: Indigo) und Pharmakologie (Beispiel: Indometacin) eine Rolle spielen.

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Extern INDOLE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission
  2. Hochspringen nach: a b c Eintrag zu Indol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag.
  3. Hochspringen nach: a b c d e f Eintrag zu Extern Indol in der GESTIS-Stoffdatenbank des Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, (JavaScript erforderlich)
  4. Extern Sicherheitsdatenblatt Indol. In: Fa. Merck KGaA.
  5. A. Baeyer: Ueber die Reduction aromatischer Verbindungen mittelst Zinkstaub. In: Ann. 140. Jahrgang, 1866, S. 295, doi:Extern 10.1002/jlac.18661400306.
  6. A. Baeyer, A. Emmerling: Synthese des Indols. In: Chemische Berichte. 2. Jahrgang, 1869, S. 679, doi:Extern 10.1002/cber.186900201268.
  7. R. B. Van Order, H. G. Lindwall: Indole. In: Chem. Rev. 30. Jahrgang, 1942, S. 69–96, doi:Extern 10.1021/cr60095a004.
  8. Hochspringen nach: a b c d e f g Extern INDOLE In: Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Database, Hrsg. U.S. Department of Agriculture.
  9. Hochspringen nach: a b Extern INDOL In: Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Database, Hrsg. U.S. Department of Agriculture.
  10. Hochspringen nach: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v George A. Burdock: Fenaroli's Handbook of Flavor Ingredients. CRC Press, 2004, ISBN 978-1-4200-3787-6, S. 145 (Extern eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 19.10. 2024