Linearer Raum (Geometrie)

Ein linearer Raum, manchmal auch als Inzidenzraum bezeichnet, ist eine grundlegende Struktur in der endlichen Geometrie. Als eigenständiger Begriff wurde er 1964 von Paul Libois eingeführt. Außer in Trivialfällen (bei höchstens eindimensionalen Räumen) kann man lineare Räume als Verallgemeinerung der schwach affinen Räume ansehen, die wiederum eine Verallgemeinerung der affinen Räume sind. Gleichzeitig stellen lineare Räume auch eine Verallgemeinerung der mindestens zweidimensionalen projektiven Räume dar. Endliche lineare Räume wiederum können als Verallgemeinerung von 2-(v,k,1) Blockplänen angesehen werden, bei der man darauf verzichtet, dass auf jeder Geraden (=Block) die gleiche Anzahl von Punkten liegt.

Definitionen

Linearer Raum

Sei L=(P,G,I) eine I-Inzidenzstruktur, bei der man die Elemente von P als Punkte und die Elemente von G als Geraden (oder Blöcke) bezeichnet. Weiterhin verwendet man für die Inzidenzrelation auch die Sprechweisen ein Punkt p liegt auf einer Geraden g (p\,I\,g mit p\in P,g\in G) und eine Gerade g geht durch einen Punkt p (g\,I\,p mit p\in P,g\in G). Die Inzidenzstruktur L wird als linearer Raum bezeichnet, wenn die folgenden 3 Axiome erfüllt sind:

Gelegentlich wird das Axiom L3 in der Literatur nicht gefordert, in einem solchen Fall bezeichnet man diejenigen linearen Räume die es dennoch erfüllen als nicht triviale lineare Räume. Besitzt der lineare Raum eine endliche Anzahl von Punkten, so spricht man auch kurz von einem endlichen linearen Raum.

Es werden fast immer nur endliche lineare Räume untersucht. Wie bei Blockplänen wird dann die Anzahl der Punkte in der Regel mit v, die Anzahl der Geraden mit b bezeichnet.

Partieller linearer Raum

Gelten für eine Inzidenzstruktur die Axiome (L2) und (L3), aber an Stelle von (L1) nur das schwächere Axiom

so spricht man von einem partiellen linearen Raum (eng. partial linear space).

Entarteter linearer Raum, near-pencil

Eigenschaften

  • Gleichheit b=v gilt genau dann, wenn der lineare Raum eine verallgemeinerte projektive Ebene ist, also entweder eine projektive Ebene oder ein near-pencil.
  • Die maximal mögliche Anzahl an Geraden bei gegebener Punktzahl v ist b={v \choose 2}. Der lineare Raum ist dann der vollständige Graph auf v Knoten.

Beispiele

Im Folgenden sind alle vier linearen Räume mit fünf Punkten (v=5) aufgelistet. Hierbei ist es üblich, in der graphischen Darstellung alle Geraden mit nur zwei Punkten aus Gründen der Übersicht nicht zu zeichnen.

Linear space1.png

Linear space2.png

Linear space3.png

Linear space4.png

10 Geraden: Vollständiger Graph auf 5 Knoten. 8 Geraden 6 Geraden: die affine Ebene AG(2,2) mit einem Fernpunkt. 5 Geraden: der near-pencil mit 5 Punkten.

Linear space near pencil.png

near pencil mit 10 Punkten (10 Geraden)
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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 26.10. 2019