Diffeomorphismus
In der Mathematik, insbesondere in den Gebieten Analysis, Differentialgeometrie und Differentialtopologie, ist ein Diffeomorphismus eine bijektive, stetig differenzierbare Abbildung, deren Umkehrabbildung auch stetig differenzierbar ist.
Dabei können die Definitions- und Zielbereiche der Abbildung offene Mengen
des endlichdimensionalen reellen Vektorraums
sein oder allgemeiner differenzierbare Mannigfaltigkeiten. Je nach
Differenzierbarkeitsklasse spricht man von
-Diffeomorphismen
(
).
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Definition
Im Vektorraum
Eine Abbildung
zwischen offenen
Teilmengen
des reellen Vektorraums
heißt Diffeomorphismus, falls
ist bijektiv
ist überall stetig differenzierbar
- die Umkehrabbildung
ist überall stetig differenzierbar
Sind
und
sogar
-mal
stetig differenzierbar („von der Klasse
“,
),
so nennt man
einen
-Diffeomorphismus.
Sind
und
beliebig oft differenzierbar („von der Klasse
“),
so bezeichnet man
als
-Diffeomorphismus.
Sind
und
beide reell-analytisch
(„von der Klasse
“),
so nennt man
einen
-Diffeomorphismus.
Eine Abbildung
zwischen offenen
Teilmengen
heißt lokaler Diffeomorphismus, falls jeder Punkt
eine offene Umgebung
besitzt, so dass deren Bild
offen und die Einschränkung
von
auf
ein Diffeomorphismus ist.
Auf differenzierbaren Mannigfaltigkeiten
Auf differenzierbaren Mannigfaltigkeiten wird der Begriff analog definiert:
Eine Abbildung
zwischen zwei differenzierbaren
Mannigfaltigkeiten
und
heißt Diffeomorphismus, falls sie bijektiv ist und sowohl
als auch die Umkehrabbildung stetig differenzierbar
sind. Wie oben werden die Begriffe
-,
-
und
-Diffeomorphismus
und lokaler Diffeomorphismus definiert.
Zwei Mannigfaltigkeiten
und
heißen diffeomorph, falls es einen Diffeomorphismus
von
nach
gibt. Mannigfaltigkeiten, die diffeomorph sind, unterscheiden sich bezüglich
ihrer differenzierbaren
Struktur nicht.
Damit ist die Diffeomorphie gerade die Isomorphie in der Kategorie der differenzierbaren Mannigfaltigkeiten.
Eigenschaften
- Ein Diffeomorphismus ist immer auch ein Homöomorphismus, die Umkehrung gilt aber nicht.
- Aus der Differenzierbarkeit der Umkehrabbildung folgt, dass in jedem Punkt
die Ableitung von
(als lineare Abbildung von
nach
bzw. vom Tangentialraum
nach
) invertierbar (bijektiv, regulär, von maximalem Rang) ist.
- Ist umgekehrt die Abbildung
bijektiv und (
-mal) stetig differenzierbar und ist ihre Ableitung an jeder Stelle invertierbar, so ist
ein (
)-Diffeomorphismus.
Eine stärkere Aussage enthält der Satz über die Umkehrabbildung:
Satz über die Umkehrabbildung
Eine differenzierbare Abbildung mit invertierbarem Differential ist lokal ein Diffeomorphismus. Genauer formuliert:
Sei
stetig differenzierbar und die Ableitung von
sei an der Stelle
invertierbar. Dann existiert eine offene Umgebung
von
in
,
so dass
offen und die Einschränkung
ein Diffeomorphismus ist.
Diese Aussage gilt sowohl für Abbildungen zwischen offenen Mengen des
als auch für Abbildungen zwischen Mannigfaltigkeiten.
Beispiele
- Die Abbildung
, wobei
, ist ein Diffeomorphismus zwischen der offenen Menge
und der Menge der reellen Zahlen
. Damit ist das offene Intervall
diffeomorph zu
.
- Die Abbildung
,
, ist bijektiv und differenzierbar. Sie ist aber kein Diffeomorphismus, denn
ist an der Stelle 0 nicht differenzierbar.
Diffeomorphie und Homöomorphie
Bei differenzierbaren Mannigfaltigkeiten in Dimension kleiner 4 impliziert Homöomorphie immer Diffeomorphie: Zwei differenzierbare Mannigfaltigkeiten der Dimension kleiner oder gleich 3, die homöomorph sind, sind auch diffeomorph. D. h., wenn es einen Homöomorphismus gibt, dann gibt es auch einen Diffeomorphismus. Dies bedeutet nicht, dass jeder Homöomorphismus ein Diffeomorphismus wäre.
In höheren Dimensionen ist dies nicht unbedingt der Fall. Ein prominentes Beispiel sind die Milnor-Sphären, nach John Willard Milnor: Sie sind homöomorph zur normalen 7-dimensionalen Sphäre, aber nicht diffeomorph. Für diese Entdeckung erhielt Milnor 1962 die Fields-Medaille.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 19.09. 2019