Kernwaffen

Kernwaffen - auch Nuklearwaffen oder Atomwaffen genannt - sind Waffen, deren Wirkung auf kernphysikalischen Prozessen beruht, insbesondere der Kernspaltung und Kernfusion. Konventionelle Waffen beziehen dagegen ihre Explosionsenergie aus chemischen Reaktionen, bei denen die Atomkerne unverändert bleiben. Zusammen mit biologischen und chemischen Waffen gehören Kernwaffen zu den so genannten NBCR-Waffen (ABC-Waffen).

Atompilz von "Fat Man" über Nagasaki

Die Nutzung der Kernspaltung als Waffe stellte einen Wendepunkt in der Kriegsführung dar. Bereits die ersten Kernwaffen erreichten Explosionsenergien, die mehr als zehntausend Tonnen konventionellen Sprengstoffs entsprachen. Damit setzten sie genug Energie frei, um im August 1945 die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki fast vollständig zu zerstören und Hunderttausende von Menschen zu töten.
Während des Kalten Krieges wurden Kernwaffen mit teilweise mehr als 10.000 Kilotonnen (10 Megatonnen) TNT-Äquivalent. Die stärkste jemals gezündete Bombe war die sowjetische Zar-Bombe. Sie wurde am 30. Oktober 1961 bei einem atmosphärischen Kernwaffentest gezündet und setzte eine Energie von etwa 57.000 Kilotonnen (57 Megatonnen) TNT-Äquivalent frei. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von 13 Kilotonnen TNT. Eine Bombe mit derartiger Kraft hätte im Kriegseinsatz ganze Ballungsgebiete verwüstet. Die Temperatur, die bei einer nuklearen Explosion erzeugt wird, beträgt im Zentrum zwischen 10 und 15 Millionen Grad Celsius.

Durch ihre große Zerstörungskraft, aber mehr noch durch die bei der Explosion freigesetzten Radioaktivität und Rückstände, stellen Kernwaffen eine ernste existenzielle Bedrohung für das gesamte Leben auf der Erde dar.

Die von Politikern und Politikwissenschaftlern hervorgehobene Behauptung die gegenseitige Bedrohung hätte über 40 Jahre lang einen direkten militärischen Konflikt zwischen den Großmächten USA und UdSSR verhindert ist an dieser Stelle eigentlich fast eine Ironie. Eine der größten Anstrengungen der Menschen sollte eigentlich darin bestehen die in den 1930-er Jahren begonnene Entwicklung anzuhalten. Die Beseitigung dieser Gefahr ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angesehen.

Geschichte

Begriff

Kurz nach der Entdeckung der Radioaktivität gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde klar, dass bei radioaktiven Substanzen, bezogen auf die beteiligten Stoffmengen, ungeheuer große Energiemengen umgesetzt werden, die die Reaktionswärme, die bei chemischen Reaktionen auftritt, um mehrere Größenordnungen übersteigt, wobei sich die radioaktive Substanz selbst kaum verbraucht. Schon bald entstanden daher literarische Spekulationen über die technische und militärische Nutzung dieser neuartigen Energie. Der Begriff "Atombombe" (atomic bomb) wurde wahrscheinlich von H. G. Wells in seinem 1914 erschienen Roman "The World Set Free" geprägt und entstand damit zwei Jahrzehnte vor der Entdeckung der Kernspaltung, mit der entsprechende Vorstellungen realisiert werden konnten. Für die in den 1940er Jahren entwickelten Nuklearwaffen wurde also ein bereits literarisch eingeführter Begriff verwendet.

Der grundsätzliche Aufbau der Atome aus einem schweren Kern und einer leichten Atomhülle aus Elektronen wurde erst danach Allgemeinwissen. Zur Unterscheidung der sogenannten "atomphysikalischen" Vorgänge, zu denen auch die chemischen Reaktionen sowie optische Phänomene gehören und an denen im Wesentlichen nur die Elektronenhülle beteiligt ist, wurden in der Folgezeit die wesentlich energiereicheren Vorgänge im Atomkern, zu denen die Radioaktivität und die Kernspaltung gehören, mit den Präfixen "Kern-" und "Nuklear-" bezeichnet. Daher werden die umgangssprachlichen Bezeichnungen "Atombombe" beziehungsweise "Atomkraftwerk", die auf fiktionale literarische Quellen zurückgehen, in der Fachsprache treffender als "Kernwaffe" bzw. "Nuklearwaffe" und "Kernkraftwerk" bezeichnet. Diese fachlichen Bezeichnungen werden jedoch gerade von Seiten der Kernenergiekritiker und Nuklearwaffengegner vielfach als irreführend oder verharmlosend empfunden.

Auch die Behördensprache hat die Fachbegriffe nicht immer nachvollzogen. So werden in Deutschland die für die Kernenergie fachlich zuständigen Genehmigungsbehörden teilweise als "Atomaufsicht" bezeichnet, es gibt ein "Atomgesetz", und ein Vorgänger des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hatte den Titel "Atomministerium". Die Zuständigkeit bezüglich kerntechnischer Anlagen liegt gegenwärtig beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Auch im Sprachgebrauch der meisten anderen Nationen sind die herkömmlichen Bezeichnungen verbreitet, wie die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) zeigt.

Mit dem Begriff "Atombombe" im engeren Sinne wurden allgemein die auf der Kernspaltung (Fission) beruhenden Kernwaffen bezeichnet. Im Gegensatz dazu wurden die Fusionswaffen mit dem Begriff "Wasserstoffbombe" belegt. Daneben gibt es Spezialentwicklungen wie die "Kobaltbombe" und die "Neutronenbombe". Heute werden alle Arten von Waffen, die Kernumwandlungen benutzen, unter der Bezeichnung nukleare Waffe beziehungsweise Kernwaffe zusammengefasst.

Anfänge

Allgemein bekannt für ihre Arbeit bei der Entwicklung von Kernwaffen sind Robert Oppenheimer und Edward Teller. Jedoch der wohl erste Wissenschaftler, der ernsthaft über den tatsächlichen Bau einer Kernwaffe nachdachte, war der ungarische Physiker Leó Szilárd. Bereits im September 1933 dachte er an die Möglichkeit, mittels Beschuss durch Neutronen Atomkerne zu einer Kettenreaktion anzuregen. Diese Idee war zu jener Zeit noch sehr umstritten und mehr spekulativ, später auf diesem Gebiet sehr erfolgreiche Forscher wie Ernest Rutherford, Enrico Fermi und Otto Hahn glaubten damals noch nicht daran, dass Kerne sich überhaupt spalten lassen. 1934 äußerte die deutsche Chemikerin Ida Noddack-Tacke die Vermutung "daß bei der Beschießung schwerer Kerne mit Neutronen diese Kerne in mehrere größere Bruchstücke zerfallen."

Nach der Entdeckung der neutroneninduzierten Urankernspaltung 1938 durch Otto Hahn und Fritz Straßmann und deren korrekter theoretischer Deutung durch Lise Meitner und deren Neffen Otto Frisch war es im Frühsommer 1939 soweit, dass die notwendigen theoretischen Grundlagen und experimentellen Befunde veröffentlicht waren, um bei ausreichender Verfügbarkeit von spaltbarem Uran eine Kernwaffe zu bauen. [vergl. dazu Uran] Diese Möglichkeit erkannten zuerst die beiden an der Universität Birmingham arbeitenden deutsch-österreichischen Emigranten Rudolf Peierls und Otto Frisch. In einem geheimen Memorandum aus dem März 1940 beschrieben sie theoretische Berechnungen zum Bau einer Uran-Bombe und warnten eindringlich vor der Möglichkeit des Baus einer Atombombe durch Deutschland. Infolgedessen wurde die ebenfalls geheim gehaltene britische MAUD-Kommission ins Leben gerufen, die Forschungen zum Bau einer Atombombe empfahl.

Schon vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 richteten die drei aus Deutschland in die Vereinigten Staaten emigrierten Physiker Leó Szilárd, Albert Einstein und Eugene Wigner im August 1939 einen Brief an den damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, um ihn vor der Möglichkeit der Entwicklung einer Atombombe in Deutschland zu warnen und ihn im Gegenzug zu der Entwicklung einer eigenen Atombombe anzuregen.

Doch es sollte noch bis zum Herbst 1940 dauern, bis Enrico Fermi und Leó Szilárd genügend finanzielle Mittel erhielten, um mit der Entwicklung eines Kernreaktors zu beginnen.

Als die amerikanische Regierung durch die Erfolge an dieser Arbeit davon überzeugt wurde, dass die Entwicklung einer Atombombe grundsätzlich möglich ist und dass auch der Kriegsgegner Deutschland diese Möglichkeit besitzt, wurden die Forschungen intensiviert und führten schließlich zum Manhattan-Projekt.

Das amerikanische Atomprojekt wurde auch aufgrund eines Briefes von Einstein an den US-Präsidenten als Gegengewicht zum vermuteten deutschen Atomprojekt begonnen. Es kam jedoch aufgrund der Kapitulation Deutschlands hier nicht zum Einsatz. Stattdessen wurden die ersten Luftangriffe mit Atombomben am 6. und 9. August 1945 gegen die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki geflogen.

Die Herstellung von Atomwaffen war während des Zweiten Weltkrieges noch aufwändig und teuer. Das atomare Arsenal war nach Trinity, Hiroshima und Nagasaki bereits aufgebraucht; einer verzögerten Kapitulation Japans hätte mit dem Fortführen des konventionellen Bombardements begegnet werden müssen.

Am 6. August 1945, also 21 Tage nach dem ersten erfolgreichen Test bei Alamogordo, warf der Bomber Enola Gay die erste Atombombe (Sprengstoff: Uran-235), Little Boy genannt, über der Küstenstadt Hiroshima ab, wo sie um 8.15 Uhr Ortszeit in etwa 600 m Höhe über dem Boden detonierte. Rund 90.000 Menschen starben sofort, weitere 50.000 Menschen starben innerhalb von Tagen bis Wochen an der Strahlenkrankheit.

Am 9. August 1945 warf der Bomber Bockscar die zweite Atombombe (Sprengstoff: Plutonium-239), Fat Man genannt, über Nagasaki ab. Bei diesem Angriff 36.000 Menschen sofort ums Leben, weitere 40.000 Menschen wurden so stark verstrahlt, dass sie innerhalb von Tagen bis Wochen starben.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Atombombentest als Teil der Militärübung Desert Rock, Yucca Flats, 1. November 1951

Die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war zunächst von einer langsamen Weiterentwicklung der Atombombe geprägt. Während die USA unterschiedliche Tests wie eine Unterwasserexplosion durchführten, arbeiteten Großbritannien und die Sowjetunion an eigenen Atombomben. 1948 besaßen die USA rund 50 einsatzbereite Sprengköpfe. Die Sowjetunion wurde schon während des Zweiten Weltkriegs von Klaus Fuchs über das Atombombenprogramm informiert. Das Sowjetische Atombomben-Projekt führte zur erfolgreichen Zündung der ersten eigenen Atombombe am 29. August 1949, was Großbritannien erst am 2. Oktober 1952 gelang. Die Volksrepublik China zündete am 16. Oktober 1964 eine erste Atombombe im Kernwaffentestgelände Lop Nor (Provinz Xinjiang). Die nur mit Hilfe sowjetischer Technik möglich gewordene Entwicklung kostete umgerechnet über 4 Milliarden US-Dollar, die das Land während des "Großen Sprungs nach vorn" ausgegeben hatte.

Entwicklung der Wasserstoffbombe

Die weitere Entwicklung von Kernwaffen führte zur Wasserstoffbombe. Die erste Zündung einer Wasserstoffbombe mit dem Codenamen Ivy Mike erfolgte am 31. Oktober/1. November 1952 durch die USA auf dem Eniwetok-Atoll und setzte eine Energie von 10,4 Megatonnen TNT-Äquivalent frei. Diese Sprengkraft entspricht dem 800-fachen der Hiroshimabombe.

Am 12. August 1953 zündete auch die Sowjetunion ihre erste Wasserstoffbombe. Im Kernwaffentestgebiet von Semipalatinsk brachte die UdSSR die erste transportable H-Bombe am 22. November 1955 zur Explosion. Die USA folgten am 21. Mai 1956 durch eine über der Pazifikinsel Namu von einem Flugzeug abgeworfene Bombe. 1961 erprobte die Sowjetunion dann über der Insel Nowaja Semlja die Zar-Bombe, die mit 57 MT die stärkste jemals gezündete Kernwaffe.

Die Notwendigkeit, Plutonium und angereichertes Uran zum Kernwaffenbau herzustellen, führte zur Entwicklung und zum Bau von Urananreicherungsanlagen sowie von ersten Kernreaktoren bzw. Forschungsreaktoren. Die dabei gewonnenen Erfahrungen beschleunigten den Aufbau einer zivilen Nutzung der Kernenergie.

Weltweit wird der Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen hauptsächlich gegen die Zivilbevölkerung als unmoralisch bzw. ethisch nicht verantwortbar verurteilt.

Die Entwicklung der Atombombe wird heute allgemein als das dunkelste Kapitel der Technik- und Wissenschaftsgeschichte angesehen. Die Atombombe ist zum Inbegriff des "Fluches der Technik" geworden.

Die Erfindung der Kernwaffen löste ein beispielloses Wettrüsten " insbesondere zwischen den USA und der Sowjetunion " aus und war damit die größte Bedrohung in der Zeit des Kalten Krieges.

Kernwaffen wurde hier wiederum auch eine hemmende Wirkung zugeschrieben, wonach gerade die Bedrohung durch eine totale Auslöschung der Menschheit das "Gleichgewicht des Schreckens" aufrecht erhalten und damit eine direkte Konfrontation vermieden habe.

Entwicklung nach dem Kalten Krieg

Nach dem Zerfall der Sowjetunion zu Beginn der 1990er Jahre bezweifeln Experten den militärischen Sinn von Kernwaffen, da jedes Ziel auch mit konventionellen Waffen der gewünschten Größenordnung zerstört werden kann. Als größte Gefahr der atomaren Bewaffnung wird daher ein Einsatz durch Terroristen angesehen, denn diese könnten bei Verwendung von Atomwaffen mit geringem Aufwand großen Schaden anrichten, während Atomwaffen im Kampf gegen den Terrorismus vollkommen ungeeignet sind.

Unabhängig von dieser Entwicklung blieben die USA und Russland als Nachfolgerstaat der Sowjetunion diejenigen Staaten mit den meisten Kernwaffen. Ihr Arsenal wird auch weiterhin gepflegt, entzog sich jedoch nach Ende des Kalten Krieges mehr und mehr der öffentlichen Aufmerksamkeit. Während zunächst die Entwicklungstätigkeit in diesem Bereich erlahmte, werden in den USA seit Ende der neunziger Jahre so genannte Bunker Buster entwickelt. Diese Atomwaffen kleiner Sprengkraft dienen der Vernichtung unterirdischer Anlagen. Sie werden mit hoher Geschwindigkeit in den Boden geschossen, dringen in diesen ein und explodieren dann unterirdisch. Dadurch lösen sie eine Schockwelle im Boden aus, welche die angegriffenen Anlagen zerstört. Politischer Hintergrund dieser Entwicklung sind vermehrte Anstrengungen einiger Staaten wie dem Iran, wichtige militärische Bauten unterirdisch anzulegen, um sie im Kriegsfall den Angriffen überlegener Luftstreitkräften zu entziehen.

Die Entwicklung solcher kleiner Kernwaffen wird in der Fachwelt als eine Gefahr eingeschätzt, da ihr Einsatz kaum Aufsehen erregen würde. Statt zerstörter Städte und tausender Toter würde die Weltöffentlichkeit lediglich einen kleinen Krater sehen. In der Konsequenz würde die Hemmschwelle sinken, Atomwaffen einzusetzen und auf diese Weise vergleichsweise preiswert " ohne Verlust eigener Soldaten und ohne allzu negatives Image " Kriege zu führen. Auch der Atomwaffensperrvertrag würde damit in Frage gestellt werden, was unabsehbare Konsequenzen zur Folge haben könnte (Vertragsabschaffung).

Abrüstung und Rüstungsbegrenzung

Aufgrund der enormen Zerstörungskraft nuklearer Bomben gab es stets Bestrebungen, sämtliche Kernwaffen abzuschaffen und generell zu verbieten, um so das Überleben der Menschheit auf Dauer zu sichern. Der Kalte Krieg und die Machtinteressen einzelner Nationen verhinderte jedoch eine schnelle Abkehr von Massenvernichtungswaffen. Dennoch wurden einige Abkommen durchgesetzt, die jeweils einen großen Schritt in Richtung einer nuklearwaffenfreien Welt signalisierten. Ob die Verträge tatsächlich so wirksam sind wie gewünscht, wird allerdings angezweifelt.

Am 10. Oktober 1963 trat der "Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffentests in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser" zwischen den Großmächte in Kraft. Unterirdische Tests sollten eine bestimmte Stärke nicht überschreiten. Diesem Abkommen sind bisher 120 Nationen beigetreten.

Der Atomwaffensperrvertrag wurde am 1. Juli 1968 von den USA, der Sowjetunion und Großbritannien unterzeichnet und trat 1970 in Kraft. Mittlerweile haben 189 Staaten den Vertrag unterzeichnet, jedoch zog Nordkorea die Unterschrift 2003 zurück, so dass das Vertragswerk nur in 188 Staaten Gültigkeit besitzt. Zu den Unterzeichnerstaaten gehört auch die Volksrepublik China und Frankreich (beide 1992). Der Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag bedeutet für die Unterzeichnerstaaten die Verpflichtung, sich in regelmäßigen Abständen den von der Internationale Atomenergieorganisation durchgeführten Kontrollen auf Einhaltung des Vertrags zu unterwerfen. Artikel VI besagt allerdings, dass die Staaten sich verpflichten "in naher Zukunft" Verhandlungen zu führen, welche die "vollständige Abrüstung" garantieren.

Seit 1996 liegt der Vertrag zum umfassenden Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) zur Unterzeichnung auf. Er tritt erst in Kraft, wenn eine bestimmte Gruppe von Ländern ihn ratifiziert hat, u.a. die USA. Die Ratifizierungen einiger wichtiger Länder stehen derzeit noch aus. Vor allem die USA lehnen Rüstungskontrollen ab.

Die Einhaltung der Verträge wird durch verschiedene Techniken verifiziert: Erdbebenmessstationen reagieren bereits auf kleinste Vibrationen und ermöglichen eine recht genaue Ortung von unterirdischen Detonationen. Sie können auch die seismographischen Signaturen von Erdbeben und Atomwaffentests deutlich unterscheiden. Hydroakustik kann Unterwasserexplosionen aufspüren und lokalisieren. Spezialmikrophone und Radionuklid-Detektoren können atmosphärische Kernexplosionen entdecken, identifizieren und lokalisieren. Die Messstationen sind über die ganze Welt verteilt. Wenn der Vertrag in Kraft tritt, wird es auch noch die Möglichkeit der Vor-Ort-Inspektion geben. Die Implementation des Vertrages wird von der Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) vorbereitet.

Bilaterale Verträge zwischen den USA und der Sowjetunion beziehungsweise Russland mit dem Ziel der Begrenzung oder Abrüstung von strategischen Atomwaffen sind die "Strategic Arms Limitation Talks"SALT I und II-Gespräche (1969 bis 1979) die unter anderem zum ABM-Vertrag (1972) führten, der INF-Vertrag (1987) , START I und II (1991 und 1993) und der "Strategic Offensive Reductions Treaty" SORT-Vertrag (2002).

Ethik von Kernwaffen und die Strategie der nuklearen Abschreckung

Begleitend zur Abrüstung von Kernwaffen haben sich zahlreiche internationale Kampagnen für die Abschaffung aller Atomwaffen "I CAN" gebildet, die zum Thema gegen Atomwaffen Stellung nehmen; darunter sind:

Zahlreiche Appelle zur nuklearen Abrüstung und Rüstungskontrolle wurden auch aus der Physikerschaft an die Politik gerichtet " wie z. B. der Franck Report, das Russell-Einstein-Manifest, das zur Gründung der Pugwash-Bewegung führte, oder die Erklärung der Göttinger 18. Auch von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) wurde in einer Reihe von Resolutionen auf die mit der Existenz von Kernwaffen verbundenen Gefahren hingewiesen und die Reduktion der vorhandenen Arsenale sowie der Abschluss eines Kernwaffenteststopp-Vertrages gefordert. In ihrer jüngsten Resolution vom April 2010 spricht sich die DPG für den Verzicht auf den Ersteinsatz und den Abzug aller in Deutschland und Europa verbliebenen Atomwaffen aus und fordert die Aufnahme von Verhandlungen über eine Nuklearwaffenkonvention für die Ächtung und Beseitigung aller Atomwaffen bis 2020.

Darüber hinaus sprechen sich prinzipiell alle christlichen Kirchen gegen die Verwendung jeder Art von Kernwaffen, zum Teil auch gegen den Besitz, aus. Erst 2006 hat der Ökumenische Rat der Kirchen erneut zur Eliminierung aller nuklearer Waffen aufgerufen

Ausgehend von katholischen Philosophen in Großbritannien Anfang der 1960er Jahre wurden gegen die Strategie der nuklearen Abschreckung ethische Bedenken eingebracht. Für viele Menschen war die Benutzung einer atomaren Waffe unmoralisch, da sie notwendigerweise den Tod von Zivilisten und die Vergiftung der Erde nach sich zieht. Es wurde folgendermaßen argumentiert: Wenn der Einsatz von Kernwaffen unmoralisch sei, so sei dieses auch die Strategie der nuklearen Abschreckung, da diese die bedingte Intention eine unmoralische Handlung zu setzen anstrebt.

In der katholischen Kirche wird mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1965) bei der Verwendung der sogenannten wissenschaftlichen Waffen auf die Grenzüberschreitung einer gerechten Verteidigung hingewiesen, da die Anwendung derselben "ungeheure und unkontrollierbare Zerstörungen auszulösen" vermag. Die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes spricht des Weiteren ein Verbot des totalen Krieges aus, der "auf die Vernichtung ganzer Städte oder weiter Gebiete und ihrer Bevölkerung unterschiedslos abstellt". (GS 80)

Die Verletzung der Prinzipien der Diskrimination und der Proportionalität stellen die Hauptkritikpunkte an dem Einsatz von Nuklearwaffen dar.

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externer Link Atomwaffensperrvertrag im Bestand der IEAO (engl.)
externer Link Deutsche Übersetzung des Atomwaffensperrvertrags vom Bundesministerium der Äußeren

 
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 20.04. 2019