Verzerrung einer Schätzfunktion
Die Verzerrung oder auch das Bias oder systematischer Fehler einer Schätzfunktion ist in der Schätztheorie, einem Teilgebiet der mathematischen Statistik, diejenige Kennzahl oder Eigenschaft einer Schätzfunktion, welche die systematische Über- oder Unterschätzung der Schätzfunktion quantifiziert.
Erwartungstreue
Schätzfunktionen haben per Definition eine Verzerrung von .
Definition
Gegeben sei eine zu schätzende Funktion
sowie ein statistisches
Modell
und ein Punktschätzer
Dann heißt
die Verzerrung des Schätzers
bei
.
Dabei bezeichnet
den Erwartungswert
bezüglich des Wahrscheinlichkeitsmaßes
.
Man schreibt das
bei
und
tiefgestellt,
um hervorzuheben, dass die Größen vom wahren
Wert
abhängen.
Die Notation für die Verzerrung
ist nicht einheitlich, in der Literatur finden sich u.a. auch ,
oder
.
Beispiel
Gegeben seien
Zufallszahlen, die gleichverteilt
in einem Intervall
sind. Aufgabe ist,
zu schätzen. Statistisches Modell ist
,
wobei
und
die stetige
Gleichverteilung auf
ist.
Die zu schätzende Funktion ist ,
ein möglicher Schätzer wäre
,
da die größte ausgegebene Zufallszahl intuitiv "nah" an der unbekannten
Obergrenze
liegt. Dann ist
für alle .
Daraus folgt
,
somit ist die Verzerrung
.
Die Verzerrung kommt hier zustande, da der Schätzer den wahren Wert stets
unterschätzt, es ist .
Eigenschaften
Ist die Verzerrung eines Schätzers für alle
gleich Null, also
,
so nennt man diesen Schätzer einen erwartungstreuen Schätzer.
Der mittlere quadratische Fehler
zerfällt aufgrund des Verschiebungssatzes in Varianz und Verzerrung
Somit entspricht der mittlere quadratische Fehler bei erwartungstreuen Schätzern genau der Varianz des Schätzers.
Sowohl die Verzerrung als auch der mittlere quadratische Fehler sind wichtige Qualitätskriterien für Punktschätzer. Folglich versucht man, beide möglichst klein zu halten. Es gibt aber Fälle, in denen es zur Minimierung des mittleren quadratischen Fehlers sinnvoll ist, Verzerrung zuzulassen.
So ist im Binomialmodell
mit
ein gleichmäßig
bester erwartungstreuer Schätzer gegeben durch
,
heißt seine Varianz (und damit auch sein mittlerer quadratischer Fehler) ist
für alle
kleiner als die jedes weiteren erwartungstreuen Schätzers. Der Schätzer
ist nicht erwartungstreu und folglich verzerrt, besitzt aber für Werte
von
nahe an
einen geringeren mittleren quadratischen Fehler.
Es können also nicht immer Verzerrung und mittlerer quadratischer Fehler gleichzeitig minimiert werden.
Siehe auch
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 11.08. 2021