Grenzschichtgleichungen
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Die Grenzschichtgleichungen treten in der Grenzschichttheorie
als Vereinfachungen der Navier-Stokes-Gleichungen
auf. Für eine zweidimensionale stationäre
Strömung mit konstanter Dichte
lauten sie:
mit
: Koordinate in Strömungsrichtung
: Koordinate senkrecht zur Strömungsrichtung (Wandabstand)
: Geschwindigkeitskomponente in Strömungsrichtung (
in der Abb.)
: Geschwindigkeitskomponente senkrecht zur Strömungsrichtung
der Druck
die kinematische Viskosität
die partielle Ableitung.
Die zweite Gleichung ist die Kontinuitätsgleichung für inkompressible Strömungen.
Die dritte Gleichung besagt, dass sich der Druck über die betrachtete Höhe nicht ändert, d.h. der Druck an der Körperoberfläche entspricht dem Druck in der reibungsfreien Außenströmung.
Druckgradient und Außenströmung
In der Außenströmung
gilt die Eulergleichung:
mit
: Geschwindigkeit der Außenströmung.
Sie besagt: der Druckgradient, d.h. der Verlauf des Druckes in Strömungsrichtung, ist
- negativ bei beschleunigter Strömung
- Null bei einer Plattenströmung
- positiv bei verzögerter Strömung.
Anfangs- und Randbedingungen
Zur Berechnung der Geschwindigkeitsverteilung sind folgende Anfangs- und Randbedingungen erforderlich:
Die ersten beiden Gleichungen beschreiben die Haftbedingung
an der Körperoberfläche, als dritte Bedingung ist die Geschwindigkeit der
Außenströmung vorgegeben (
ist die Dicke der Grenzschicht).
Aus der Haftbedingung lässt sich folgende Gleichung ableiten:
welche die Krümmung
des Geschwindigkeitsprofils an der Wand mit dem durch die Außenströmung
aufgeprägten Druckgradienten
in Beziehung setzt (
ist die dynamische
Viskosität).
Eine Grenzschichtablösung kann nur bei verzögerter Außenströmung, d.h. bei positivem Druckgradienten, auftreten. Die Grenzschicht löst von der Körperkontur ab, wenn die Wandschubspannung verschwindet:
Lösung
Im Gegensatz zu den elliptischen Navier-Stokes-Gleichungen bilden die Grenzschichtgleichungen ein parabolisches Gleichungssystem. Dadurch gibt es keinen stromaufwärts gerichteten Informationsfluss, so dass eine numerische Lösung mit einem Upstream-Verfahren möglich ist.
Eine analytische Lösung der Grenzschichtgleichungen ist nur in einigen Sonderfällen möglich. Die einfachste Lösung ist die Grenzschichtströmung entlang einer unendlich dünnen, ebenen Platte (Blasius-Lösung). In diesem Fall sind die Lösungen an verschiedenen Stellen entlang der Platte ähnlich und können durch eine geeignete Skalierung der Koordinate normal zur Wand ineinander überführt werden. Dies liefert einen Ausdruck für die Grenzschichtdicke:
mit der Reynoldszahl
Als Dicke
der Grenzschicht wird die Dicke festgelegt, bei der die Geschwindigkeit
99 % der Geschwindigkeit der freien Außenströmung erreicht hat:
Neben dieser Definition der Grenzschichtdicke wird als physikalisch
sinnvolleres Maß oft die Verdrängungsdicke
oder die Impulsverlustdicke
verwendet.
Literatur
- Hermann Schlichting (et al.): Grenzschicht-Theorie. Springer, Berlin 2006, ISBN 3-540-23004-1.
- Spurk, Aksel: Strömungslehre, Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-38439-7.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 24.10. 2021