Norm

Norm von lateinisch norma „Richtschnur“

Normen dienen der Rationalisierung, Verständigung, Sicherung von Gebrauchstauglichkeit, Qualitätssicherung, Kompatibilität, Austauschbarkeit, Gesundheit, Sicherheit und dem Umweltschutz.

Auch Standardisierung genannt, bezeichnet die planmäßigen Vorgänge und Tätigkeiten zum Schaffen und Inkraftsetzen von Regelungen, mit denen materielle und immaterielle Gegenstände vereinheitlicht werden.

In der Mathematik ist eine Norm eine Abbildung, die einem mathematischen Objekt, beispielsweise einem Vektor, einer Matrix, einer Folge oder einer Funktion, eine Zahl zuordnet, die auf gewisse Weise die Größe des Objekts beschreiben soll.

Normung kommt vor allem zur Anwendung, wenn gleichartige oder ähnliche Gegenstände in vielen unterschiedlichen Zusammenhängen an verschiedenen Orten von verschiedenen Personenkreisen gebraucht werden. Normung hat zum Ziel, innerhalb des Interessentenkreises national wie international durch Vereinheitlichungen und Standardisierungen technische Anwendungshemmnisse zu vermeiden und den Austausch von Waren und Dienstleistungen zu fördern. Weitere Folgen einer Normung sind Rationalisierung, Kompatibilität, Gebrauchstauglichkeit und Sicherheit bei der Verwendung von Produkten und Dienstleistungen.

Aus dem englischen Sprachgebrauch kommt der Begriff de jure standard, der sich mit dem deutschen Begriff "Norm" deckt. Im Gegensatz dazu ist ein de facto standard nicht durch ein Normungsverfahren anerkannt. Für de facto standard wird der Begriff "Industriestandard" verwendet.

Normung wird auf den verschiedensten Stufen und in unterschiedlichen Zusammenhängen durch nationale und internationale Organisationen betrieben, die unterschiedlichen Unternehmensstatus haben. Die kleinste Organisationseinheit sind dabei technische Büros in kommerziellen Firmen, die für den Bereich dieser Firma eigene Firmennormen erstellen.

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) ist ein privater eingetragener Verein (e. V.), das Europäische Komitee für Normung (CEN) ist eine private, nicht gewinnorientierte Organisation, die Internationale Organisation für Normung (ISO) und die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC) sind internationale Normierungsgremien, die aus Mitgliedern nationaler Komitees bestehen, die die Interessen ihres Landes vertreten und in die internationale Normungsarbeit einbringen.

Normung

Normung bezeichnet die Formulierung, Herausgabe und Anwendung von Regeln, Leitlinien oder Merkmalen durch eine anerkannte Organisation und deren Normengremien.Sie sollen auf den gesicherten Ergebnissen von Wissenschaft, Technik und Erfahrung basieren und auf die Förderung optimaler Vorteile für die Gesellschaft abzielen. Die Festlegungen werden mit Konsens erstellt und von einer anerkannten Institution angenommen.

Ein Normungsverfahren verläuft gewöhnlich in mehreren Stufen:

  1. Zunächst ist der Gegenstand des Normungsvorhabens zu bezeichnen und gegebenenfalls gegen ähnliche Gegenstände, die nicht einbezogen werden sollen, nachvollziehbar abzugrenzen.
  2. Für die Ausarbeitung wird ein Gremium aus allen betroffenen Fach- und Interessentenkreisen (Wissenschaftler, Produzenten, Anwender und politische Amtsträger) einberufen. Eine möglichst breite Beteiligung aller Gruppen sichert die Akzeptanz und Anwendbarkeit der Normung eines Gegenstandes.
  3. Erste Entwürfe und Verbesserungen einer Regelung werden ausgearbeitet.
  4. Der Entwurf einer Regelung wird einem öffentlichen Stellungnahme- und Einspruchsverfahren unterworfen, dies soll eine breite Akzeptanz und Anwendbarkeit der Regelungen gewährleisten. Das Online-Portal für Norm-Entwürfe des DIN bietet einen kostenfreien Online-Zugang zu aktuellen Norm-Entwürfen und die Möglichkeit, online Stellungnahmen zu den Norm-Entwürfen abzugeben.
  5. Einsprüche und Vorschläge werden geprüft und gegebenenfalls in eine neue Regelungs-Version eingearbeitet.
  6. Die Schritte 3 bis 5 werden unter Umständen so lange wiederholt, bis ein befriedigender Status erreicht ist und keine wesentlichen Einsprüche mehr erfolgen.
  7. Nach der Endbearbeitung wird das Ergebnis des Normungsverfahrens als „Norm“ oder „Standard“ in der für die jeweilige Organisation üblichen Weise dokumentiert und für den Interessentenkreis und die Öffentlichkeit zugänglich verfügbar gemacht.

Historisches

Nachdem Henry Maudslay im Jahr 1797 eine Leitspindel-Drehbank mit Kreuzsupport entwickelt hatte, konnte er Gewindespindeln mit hoher reproduzierbarer Genauigkeit herstellen. Sein Schüler Joseph Whitworth setzte ab 1837 Normallehren ein. Normallehren (z. B. Grenzlehren, Endmaße, Lehrdorne) sind Instrumente, mit dem die Formen und Maße eines Werkstücks überprüft werden können. Aufgrund der Verwendung normierter Komponenten wurde ein Austausch defekter Maschinenteile möglich. Obwohl schon der Franzose Honoré Blanc im Jahr 1785 die Massenproduktion von Einzelkomponenten für die Waffenherstellung eingeführt hatte, war es Whitworth, der durch die von ihm eingeführte Normung die Grundlagen für die industrielle Massenfertigung von Einzelkomponenten legte.

Der erste „Elektrotechnische Verein“ wurde 1879 von Werner von Siemens und dem Kaiserlichen Generalpostmeister Heinrich von Stephan gegründet. Er war weltweit der erste Verein, der sich mit allen Bereichen der Elektrotechnik befasste. Seine selbst gestellte Aufgabe bestand in der Entwicklung und Förderung der technischen Anwendung der Elektrizität sowie in der Pflege der wissenschaftlichen Basis. Nachdem weitere elektrotechnische Vereine in Deutschland entstanden waren, gründeten deren Delegierte im Jahr 1893 den „Verband Deutscher Elektrotechniker“ (abgekürzt: VDE; heutiger Name: Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik e. V.). Das erste technische VDE-Komitee hatte die Aufgabe, Vorschriften über das Errichten elektrischer Niederspannungsanlagen zu erarbeiten. Am 23. November 1895 verabschiedeten die VDE-Komitee-Mitglieder in Eisenach die ersten „Sicherheitsvorschriften für elektrische Starkstromanlagen“. Dieser Vorläufer der heutigen DIN VDE 0100 wurde in der Elektrotechnischen Zeitschrift (ETZ) am 9. Januar 1896 veröffentlicht. Die VDE-Bestimmung über Kabelschuhe und Klemmschrauben wurde ebenfalls im Jahr 1896 herausgegeben.

ISO

Die ISO hat die Aufgabe, die Normung in der Welt zu förden, neue internationale Normen auszuarbeiten und die nationalen technischen Normen oder Standards zu vereinheitlichen.
Die ISO ist aus der 1928 in Prag gegründeten International Federation of the national Standardizing Association (ASA) hervorgegangen, die 1945 in ISO umbenannt wurde. Die ISO hat ihren Sitz in Genf/Schweiz.

TGL

DDR Standard für Backenbremsen
Kopf des Fachbereichstandards für Gußeisen
Technische Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen

Das Deutsche Amt für Maß und Gewicht (DAMG) war eine 1946 in der sowjetischen Besatzungszone gegründete Einrichtung und übernahm dort und dem Gebiet der späteren DDR die Aufgaben der früheren Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. Dem DMAG unterstanden die Eichdirektionen und Eichämter der Bezirke in der DDR.
Später wurde das DAMG umbenannt in Deutsches Amt für Meßwesen (DAM, 1961 bis 1964), dann in Deutsches Amt für Meßwesen und Warenprüfung (DAMW, 1964 bis 1973) und schließlich in Amt für Standardisierung, Meßwesen und Warenprüfung (ASMW, 1973 bis 1990). Das Amt stellte 1990 seine Arbeit ein, ca. 100 Mitarbeiter wurden ins Deutsche Institut für Normung übernommen.

In der DDR galt die Verordnung der Regierung der DDR vom 30.9.1954 in der Normen als rechtsverbindliche technische Vorschriften festgelegt wurden. 1961 wurde für die DDR das Amt für Meßwesen (ASMW) geschaffen und die DIN-Oranisation aufgelöst und hier eingegliedet.
Das Amt für Srandardisierung und Meßwesen (Name ab 1964) unterstand dem Misisterrat der DDR. Die vom Amt erlassenen Technischen Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen (TGL) hatten Gesetzeskraft.
Die TGL-Standards waren, im Gegensatz zur DIN, Vorschrift und galten nicht nur als Empfehlung. Sie wurden in Gesetzblatt-Sonderdrucken, TGL-Taschenbüchern und in Zeitschriften veröffentlicht.
Der Aufbau des Systems der TGL erfolgte auf Basis der DIN-Normen. Diese wurden übernommen und schrittweise in das neue System eingearbeitet.
Im Zuge der Integration im Rahmen der RGW und dem Aufbau eines einheitlichen Wirtschaftsmarktes in Rahmen des RGW wurden einheitliche Normen geschaffen.
Demnach gab es folgende Abstufung:

NamezuständigGeltungbereich
DDR-StandardsAmt für Standardisiereung und MeßwesenDDR
FachbereichstandardsGeneraldirektor eines Kombinates oder VVBKombinat/VVB
WerkstandardsWerkleiterWerk/Betrieb

GOST

Gosuderstwenny Obshschesojusny Standard, bis 1940 OST
Die Staatliche Normung in der UdSSR umfaßte alle Gebiete der Wirtschaft vom Bergbau mit der Gewinnung der Bodenschätze über deren Transport und Verarbeitung bis zum Verbrauch, die chemische Industrie, die Landwirtschaft, die Leicht- und Nahrungsmittelindustrie, den Gesundheitsschutz, die wissenschaftliche Terminologie, die Bezeichnung von Haushalts-, Gebrauchs- und Büroartikeln und deren Herstellung u.v.a.m.
Die Standards wurden durch Komitees beim Ministerrat der UdSSR bzw. in wichtigen Fällen von diesem selbst bestätigt.

DIN

Das Deutsche Institut für Normung ist ein eingetragener Verein, wird privatwirtschaftlich getragen.
Er wurde am 22. Dezember 1917 unter dem Namen „Normenausschuß der deutschen Industrie“ gegründet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg genehmigte der Alliierte Kontrollrat 1946 dem DIN die Wiederaufnahme seiner Tätigkeit. Das DIN wurde 1951 Mitglied in der Internationalen Organisation für Standardisierungen (ISO) mit dem Anspruch, den deutschen Sprachraum zu vertreten.
Am 5. Juni 1975 unterzeichneten das DIN Deutsches Institut für Normung e. V. und die Bundesrepublik Deutschland den Normenvertrag. Dadurch wurde dem DIN eine erhebliche öffentliche Anerkennung zuteil, denn die Bundesrepublik verpflichtete sich, sich bei einschlägigen Fragen und Aufgaben, die vom Staat gestellt werden, ausschließlich an ihn zu wenden.

Das DIN ist ein eingetragener Verein, dessen Mitglieder juristische Personen sind. Die Mitgliederversammlung wählt das Präsidium, das aus Vertretern aller beteiligten interessierten Kreise (sämtliche Wirtschaftssektoren, die Verbraucher, die Wissenschaft und der Staat) besteht.
Die ergebnisorientierten Aktivitäten (zum Beispiel der Vertrieb der Norm-Dokumente durch den Beuth-Verlag) erfolgen in GmbHs als Tochter- und Beteiligungsgesellschaften. Sie tragen zur Kostendeckung der gemeinnützigen Normungsaktivitäten bei.

DIN-Normen sind Empfehlungen und können angewendet werden, allerdings müssen sie nicht benutzt werden. Grundsätzlich handelt es sich um „private Regelwerke mit Empfehlungscharakter“. Als solche können sie hinter dem Stand der Technik zurückbleiben, haben aber die Vermutung für sich, dass sie den Stand der Technik abbilden. Diese Vermutung kann durch Sachverständigenbeweis widerlegt werden.


 
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 22.12. 2021