Louis Pasteur

französischer Chemiker, Physiker, Biochemiker

geboren: 27. Dezember 1822 in Dole, Département Jura
gestorben: 28. September 1895 in Villeneuve-l’Étang

1847 - Doktor der Naturwissenschaften (docteur-ès-sciences)
1853 - Mitglied der Ehrenlegion
1862 - Akademie der Wissenschaften
1882 - „Unsterblicher“ der Académie française

Das dritte von fünf Kindern fiel in der Schule, wenn überhaupt, zunächst durch sein künstlerisches Talent auf. 1837/38 errang er jedoch so viele Schulpreise, dass ihm nahegelegt wurde, sich auf die École Normale Supérieure, die höchste Pädagogische Fakultät, in Paris vorzubereiten.

1846 absolvierte er in Paris die Lehramtsprüfung für physikalische Wissenschaften.
Nach einem kurzen Aufenthalt Ende 1848 als Gymnasialprofessor für Physik am Lycée von Dijon ging er im Januar 1849 als Assistenzprofessor für Chemie (professeur suppléant) an die Universität Straßburg.

1854 wurde er als Professor für Chemie sowie als Dekan an die neu gegründete Fakultät für Wissenschaften in Lille berufen. Pasteur vertrat hier eine stark anwendungsbezogene Forschung im Interesse der lokalen Industrie.

1857, im Alter von 34 Jahren, wurde Pasteur zum Direktor für wissenschaftliche Studien sowie zum Administrator (vergleichbar einem Kanzler an einer deutschen Hochschule) an der École Normale in Paris ernannt. Pasteur setzte die Zahl der agrégé-préparateurs – Laborassistenten, die die École Normale absolviert hatten – herauf, reduzierte aber andererseits ihre Vertragsdauer von sieben oder acht Jahren auf zwei. Mit dieser Maßnahme ermutigte er mehr Studenten zur Promotion.

Obwohl mit seinen beiden Positionen an der École Normale kein Forschungsauftrag verbunden war, hatte Pasteur sich sofort zwei Dachräume als Labor eingerichtet, wo er seine in Lille begonnenen Studien zur Gärung fortsetzte. Er erlangte direkten Zugang zu Kaiser Napoleon III., was ihm erlaubte, seine Tätigkeit zunehmend auf die Forschung zu verlagern. 1862 wurde Pasteur in die Akademie der Wissenschaften gewählt. Ab 1865 nahmen ihn die Forschungsarbeiten zu den Krankheiten der Seidenraupen, um die ihn die Regierung gebeten hatte, stark in Anspruch. Bis 1870 verbrachte er deswegen jeden Sommer in einem Feldlabor in Südfrankreich.

Sein Körper – und später der seiner Frau – wurde in einer Krypta unter dem Institut Pasteur beigesetzt.

Werk

Optische Aktivität und kristalline Asymmetrie

Die Isomere der Weinsäure verhalten sich in ihrer Kristallstruktur wie Bild und Spiegelbild zueinander. Was in dieser Zeichnung deutlich hervortritt, ist unter dem Mikroskop allerdings kaum erkennbar, und Pasteurs Mitarbeiter führten seinen Erfolg auch auf seine enorme Kurzsichtigkeit zurück.

In den Jahren von 1847 bis 1857 unternahm Pasteur eine Reihe bedeutender Experimente zum Zusammenhang zwischen optischer Aktivität, Kristallstruktur und chemischer Zusammensetzung von organischen Verbindungen insbesondere der Weinsäure und der Traubensäure.

Bereits 1841 hatte Frédéric de la Provostaye die Kristallformen rechtsdrehender Weinsäuresalze (Tartrate) beschrieben. Ausgangspunkt für Pasteurs Forschungsprojekt war die Entdeckung von Eilhard Mitscherlich, dass die Natrium-Ammonium-Salze der Weinsäure und der Traubensäure in allen ihren Eigenschaften identisch zu sein schienen, nur dass eine Lösung der Weinsäure die Ebene des polarisierten Lichts nach rechts drehte, während eine Traubensäure-Lösung optisch inaktiv blieb. Pasteur konnte Mitscherlichs Behauptung widerlegen, dass die Natrium-Ammonium-Salze der Weinsäure und der Traubensäure in ihrer Kristallstruktur identisch wären. Es gelang ihm unter dem Mikroskop, im Falle der Traubensäure zwei verschiedene Kristallstrukturen zu identifizieren, die sich wie Bild und Spiegelbild zueinander verhielten. In mühsamer Handarbeit trennte er die beiden Kristallformen voneinander. Separat aufgelöst, drehten sie die Ebene des polarisierten Lichts um denselben Betrag in entgegengesetzte Richtungen. Die rechtsdrehende Form (L-(+)-Weinsäure) war identisch mit der bekannten Weinsäure, die linksdrehende Form (D-(−)-Weinsäure) war bis dahin unbekannt gewesen. Kombinierte er gleiche Volumina und Konzentrationen der beiden Lösungen miteinander, hoben sich die gegenläufigen optischen Aktivitäten auf, und die Lösung wirkte optisch inaktiv (Racemat). Diese Entdeckung stellte er am 22. Mai 1848 im Alter von 25 Jahren vor der Akademie der Wissenschaften vor. 1860 äußerte Pasteur in einem Vortrag vor der Chemischen Gesellschaft zu Paris (Société Chimique) die Hypothese, dass die asymmetrische Kristallform optisch aktiver Verbindungen ihre Ursache in der asymmetrischen Gruppierung der Atome im Molekül haben müsse. Er spekulierte bei dieser Gelegenheit, ob zum Beispiel eine rechtsdrehende Verbindung die Form einer rechtshändigen Spirale oder eines irregulären Tetraeders haben könnte. Damit wurde er zum Begründer der Stereochemie, auch wenn das Konzept des tetraedrischen Kohlenstoff-Atoms Kekulé zuzuschreiben ist.

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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 09.04. 2023