Friedrich August Kekulé

Kekule von Stradonitz

deutscher Chemiker und Naturwissenschaftler

geboren: 7. September 1829 in Darmstadt
gestorben: 13. Juli 1896 in Bonn

1877/78 - Rektor der Universität Bonn.
1878, 1886 und 1891 - Vorstand der Deutschen Chemischen Gesellschaft zu Berlin
1885 - auswärtiges Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften

Geboren wurde August Kekulé (seit der Anerkennung des alten böhmischen Adels 1895 Kekule von Stradonitz) als Sohn einer Darmstädter Beamtenfamilie mit adeligen böhmischen Vorfahren. Er begann seine Schulzeit am humanistischen Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt und war ein guter Schüler mit einer Begabung für Sprachen, so dass er neben Deutsch auch Französisch, Italienisch und Englisch sprach.

Da er ein begnadeter Zeichner war und sein Vater eng mit berühmten Architekten befreundet war, begann er an der Universität Gießen Architektur bei Hugo von Ritgen zu studieren. Er wandte sich dann aber der Chemie zu, als er Vorlesungen von Justus von Liebig besuchte. Für ein Semester war er auf dem Polytechnikum in Darmstadt.
Vorübergehend besuchte er die Pariser Universität, war dort Schüler von Jean Baptiste Dumas und lernte Charles Frédéric Gerhardt und Adolphe Wurtz kennen. 1852 promovierte er bei Liebig mit der Arbeit Über die Amyloxydschwefelsäure und einige ihrer Salze. Anschließend wurde er Assistent beim Liebig-Schüler Adolph von Planta (1820–1895) in Schloss Reichenau, Graubünden (Schweiz).

Historische Kekulé-Benzol-Formel aus der Originalpublikation

Seine kreative Phase begann, als er 1854 bis 1855 als Assistent von John Stenhouse im St Bartholomew’s Hospital in London tätig war. In England führte er als erster Chemiker den Schwefel in organische Verbindungen durch Ersetzung eines Sauerstoffs ein. Er synthetisierte Thiocarbonsäuren und Mercaptane aus Diphosphorpentasulfid. Schon in England bevorzugte Kekulé die Schreibweise von Charles Gerhardt, um in einer Formel anzudeuten, dass Schwefel und Sauerstoff zweibasisch (zweiwertig), Wasserstoff und Chlor nur einbasisch sind.

1856 habilitierte er sich in Heidelberg, war dort 1856 bis 1858 Privatdozent und lieferte sich in dieser Zeit hitzige Debatten mit Adolf von Baeyer. 1858 wurde er unter anderem durch Liebigs Fürsprache ordentlicher Professor für Chemie an der Universität Gent in Belgien und folgte 1867 einem Ruf der Universität Bonn.

Kekulé war weniger praktischer Chemiker als mehr ein Theoretiker, seine Beiträge waren teilweise sehr spekulativ. Sein Hauptwerk lag in der Darstellung von organischen Molekülen durch Strukturformeln. Vor ihm kannte man nur das Kohlenstoff-Wasserstoff-Sauerstoff-Verhältnis der organischen Verbindungen und hat die Verbindungen in Summenformeln (genauer als Radikale) in der Literatur auch so angegeben. Sein Arbeitsgebiet war die Kohlenstoff-Chemie und die Aufklärung der Konstitution aromatischer Verbindungen.

Er erkannte gleichzeitig mit A. S. Couper 1858 die Vierwertigkeit des Kohlenstoffs und das Vorhandensein von Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen. Für die Zahl x der Bindungspartner eines Atoms gebrauchte Kekulé die Begriffe „x-atomig“, „x-basisch“, später dann den von Emil Erlenmeyer eingeführten Begriff „wertig“ sowie den Begriff Valenz, den Hermann Wichelhaus eingeführt hatte. Aus der Anzahl der Atome und deren Valenzen konnten nun chemische Strukturen abgeleitet werden, die sich leicht auf ein Blatt Papier schreiben ließen. Alexander Butlerow schlug in Speyer im Jahr 1861 den Begriff chemische Struktur zur Darstellung eines Moleküls mit seinen Valenzen vor. Schon in Kekulés Lehrbuch der organischen Chemie aus dem Jahr 1859 wurden die Ideen zur Strukturchemie entwickelt. Erst in seinem Lehrbuch von 1864 gebrauchte Kekulé die Strukturformeln zur Darstellung organischer Moleküle. Durch die Strukturformel konnte jeder Chemiker schnell erkennen, wie das Molekül eines Stoffs aufgebaut ist.

Kekulé starb 1896 in Bonn und wurde in einem Ehrengrab auf dem Poppelsdorfer Friedhof beigesetzt.

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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 22.06. 2024