Otto Lilienthal

deutscher Ingenieur

geboren: 23.Mai 1848 in Anklam
gestorben: 10. August 1896 in Berlin

Otto Lilienthal
Lilienthal Memorial in Anklam
 
Erschienen 1889

Bruder von Gustav Lilienthal

Studierte schon als Schüler den Vogelflug und stellte in Versuchen den Vorteil des gewölbten Flügels fest.
Er führte als Erster Gleitflüge von Hügeln in der Nähe von Stölln aus. 1891 flog er als erster Mensch 15 Meter weit mit einem Luftfahrtzeug schwerer als Luft.
Mit seinen vogelähnlichen Eigenkonstruktionen segelte er rund 2000-mal durch die Luft. Seine Versuche vermitteln das erste gesicherte Wissen über das Fliegen. Die aerodynamische Formgebung seiner Tragflügel erprobte er auf seinem "Rundlaufapparat", der von der Funktion her als ein Vorgänger der modernen Windkanäle betrachtet werden kann.
Sein Hauptwerk "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst" (1889).
Am 9. 08. 1896 stürzte er bei einem Flugversuch mit einem Eindecker ab und erlag am folgenden Tag seinen Verletzungen.
An seine Erkenntnisse knüpften alle weiteren Pioniere der Flugtechnik an.
Dazu gehöhrten als Prominenteste die Gebrüder Wright, welche im Dezember 1903 den offiziell ersten Motorflug durchführten.
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hatte bereits 1901 Gustav Withehead (Weisskopf) mit einem Eindecker in Bridgeport/Connecticut einen Flug von 800 m ausgeführt.

Otto Lilienthal sah im Gleitflug nicht nur eine Vorstufe zum Segelflug, den man damals allgemein als «persönlichen Kunstflug» bezeichnete sondern dachte in gleichem Maße an den Motorflug und schrieb in diesem Sinne im Jahre 1893: «Die Versuche mit Gleitflugzeugen sollen uns dazu befähigen, praktische Erfahrungen im Starten und Landen sowie in der Kontrolle der Maschine in der Luft zu sammeln... Sie sind ausgezeichnete Übungsflugzeuge, und das ist alles, was sie sein sollen, bis die Kraft in Gestalt eines Motors, der eine Luftschraube treibt, oder irgend eines Motors, der Schlagflügel bewegt, um das Flugzeug vorwärtszutreiben, hinzugefügt werden kann.» Er fand in seinem etwa eineinhalb Jahre jüngeren Bruder Gustav, insbesondere in der Jugendzeit, einen begeisterten Mitarbeiter. Auf den heimatlichen Wiesen Vorpommerns konnten sie Störche, Bussarde, Möwen und viele andere geschickte Segler beobachten, die frühzeitig in den Brüdern das Interesse für die Flugtechnik erweckten. Ein Jugendbuch über den italienischen Luftschiffer Zambeccari regte ihre Phantasie weiter an, besonders die Stelle des Buches, in der ein Storch einem müde gewordenen Zaunkönig die Kunst des mühelosen Segelfluges erklärt.

Die Bedeutung Lilienthals liegt weniger in der Erarbeitung neuer theoretischer Erkenntnisse, sondern in der praktischen Anwendung des vorhandenden Wissens. Ferdinand Feber formulierte dazu im Jahre 1909 den Satz: "Vom Schritt zum Sprung, vom Sprung zum Flug."

Als Ergebnis ihrer Arbeiten erschien 1889 das bekannte Buch: «Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst». Es war weniger eine Untersuchung über den Vogelflug, sondern weit mehr eine Anleitung zur Verwirklichung des Menschenfluges. Neben anderen wichtigen Gedanken wird in dem Buch auch auf die Überlegenheit gewölbter Profile hingewiesen und in 30 Punkten ein Programm für die Konstruktion und Erprobung von Flugapparaten dargelegt. Von vielen Flugtechnikern, wie N. J.Schukowski, den Brüdern Wright und anderen, ist dieses Werk hoch eingeschätzt worden. So schrieb Wilbur Wright am 2.November 1901 an O.Chanute: «Ich habe die Übersetzung des Lilienthalschen Werkes gelesen und die Illustrationen und Tafeln viele Male überprüft. Es ist gewiß ein wunderbares Buch... obgleich, wie ich es sehe, Irrtümer vorhanden sind. Und dennoch, für eine Pionierarbeit auf einem vollkommen neuen Gebiet ist sie bemerkenswert gesund und genau... Sein Buch muß als die Arbeit nur eines Mannes außerordentlich hoch eingeschätzt werden. Das (monumentale) Werk eines großen Amerikaners (gemeint ist Langley, d. Verfasser) hält auch nicht einen Moment einen Vergleich mit dem Lilienthalschen Buch aus.»


 


 
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 08.10. 2016