Risikofunktion
Risikofunktion ist ein Begriff aus der mathematischen Statistik und wird dort im Rahmen von allgemeinen statistischen Entscheidungsproblemen verwendet. Die Risikofunktion gibt an, wie groß der zu erwartende „Schaden“ bei Verwendung einer gegebenen Entscheidungsfunktion ist. Risikofunktionen spielen eine Rolle bei der Bestimmung von optimalen Entscheidungsfunktionen, da sich durch Risikofunktionen eine Ordnungsrelation zwischen den Entscheidungsfunktionen definieren lässt. Dies macht es möglich, nach optimalen Elementen unter Teilmengen der Entscheidungsfunktionen zu suchen.
Definition
Gegeben sei ein statistisches Entscheidungsproblem ,
also ein statistisches
Modell
,
ein Entscheidungsraum
und eine Verlustfunktion
.
Des Weiteren sei
die Menge der randomisierten
Entscheidungsfunktionen und
.
Dann heißt die Funktion
definiert durch
eine Risikofunktion. Sie gibt an, wie groß der erwartete „Verlust“ bei
Verwendung der Entscheidungsfunktion
ist, wenn der Parameter
vorliegt.
Betrachtet man die Risikofunktion als Funktion in
für fixiertes
,
so schreibt man auch
.
Man definiert dann die Menge dieser Risikofunktionen als
und nennt diese Menge die Risikomenge.
Risikofunktionen nichtrandomisierter Entscheidungsfunktionen
Ist
eine nichtrandomisierte
Entscheidungsfunktion und
die entsprechende Darstellung als randomisierte Entscheidungsfunktion, wobei
hier das Diracmaß bezeichnet, so
ergibt sich als Risikofunktion
,
also der Erwartungswert des Verlusts.
Beispiel
Verwendet man in der Schätztheorie den Gauß-Verlust
für die Bewertung von reellwertigen Punktschätzern, so erhält man als Risikofunktion den mittleren quadratischen Fehler
.
Bei Einschränkung auf erwartungstreue Schätzer reduziert sich die Risikofunktion dann zur Varianz des Schätzers, also
.
Analog erhält man bei Verwendung des Laplace-Verlustes den mittleren betraglichen Fehler als Risikofunktion.
Bemerkungen
Spieltheoretische Deutung
Das Auffinden einer optimalen Entscheidungsfunktion kann als ein Spiel im spieltheoretischen Sinn
betrachtet werden. Zuerst wählt die Natur einen Parameter
als reine
Strategie aus der Strategiemenge
,
der Statistiker antwortet dann mit der Wahl einer gemischten
Strategie, die der Wahl einer Entscheidungsfunktion aus der Strategiemenge
entspricht. Die Risikofunktion ist dann die Auszahlungsfunktion
dieses Zwei-Personen-Nullsummenspiels.
Egalisator
Eine Entscheidungsfunktion ,
für die die Risikofunktion in
konstant ist, also
für ein
gilt, heißt ein Egalisator
(englisch
equalizer rule). Diese spielen eine Rolle bei den Beziehungen der
unterschiedlichen Optimalitätskriterien für Entscheidungsfunktionen
untereinander.
Verallgemeinerungen
Eine Verallgemeinerung der Risikofunktion ist das Bayes-Risiko. Hierbei
betrachtet man nicht die Auswertung für einzelne ,
sondern betrachtet Wahrscheinlichkeitsmaße
auf
,
die sogenannten A-priori-Verteilungen.
Diese lassen sich als Vorinformation über die Verteilung des Parameters deuten.
Aus der spieltheoretischen Perspektive ist das Bayes-Risiko die
Auszahlungsfunktion der gemischten
Erweiterung des oben beschriebenen Spiels.
Literatur
- Ludger Rüschendorf: Mathematische Statistik. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-41996-6, doi:10.1007/978-3-642-41997-3.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 10.01. 2022