Drehspiegelgruppe

Antiprisma mit der Symmetriegruppe S_{4}

Die Drehspiegelgruppe S_{n} ist die von der Drehspiegelung zum Drehwinkel {\displaystyle \varphi =2\pi /n=360^{\circ }\!/n} erzeugte Symmetriegruppe. Wird als Grundoperation statt der Drehspiegelung die Drehinversion, also die Verkettung der Drehung mit einer Inversion an einem Punkt auf der Drehachse, genommen, entsteht die Gruppe {\displaystyle {\overline {n}}}; die an sich naheliegende Bezeichnung „Drehinversionsgruppe“ ist ungebräuchlich. Die Gruppen dieser beiden Typen stimmen bis auf die Nummerierung miteinander überein. Drehspiegelgruppen treten bei der Beschreibung der Symmetrie von Kristallen oder einzelner Moleküle auf. In der Kristallographie sind nur die fünf Gruppen zu n = 1, 2, 3, 4 und 6 relevant, da nur diese mit der Symmetrie eines unendlich ausgedehnten Gitters vereinbar sind. Sie gehören zu den 32 kristallographischen Punktgruppen. Bei der Untersuchung der molekularen Symmetrie sind auch andere Gruppen wichtig. So gibt es eine angeregte Form des Anions [Re2Cl8]2− mit {\displaystyle S_{8}}-Symmetrie.

Die hier behandelte Symmetriegruppe S_{n} darf nicht mit der Symmetrischen Gruppe S_{n} verwechselt werden.

Notation

Für die Drehspiegelgruppen S_{n} gibt es zwei Bezeichnungssysteme: Die hauptsächlich in der Kristallographie verwendete Hermann-Mauguin-Symbolik, die bei der Nummerierung auf der Drehinversion als Grundoperation basiert, sowie die in der Chemie und Molekülphysik übliche Schoenflies-Symbolik.

  S_{1} S_{2} S_{n} (n=4k) S_{n} ({\displaystyle n=4k+2}) S_{n} (n ungerade)
Hermann-Mauguin {\displaystyle {\text{m}}\;(={\overline {2}})} {\displaystyle {\overline {1}}} {\displaystyle {\overline {n}}} {\displaystyle {\overline {n/2}}} {\displaystyle {\overline {2n}}\;(=n/{\text{m}})}
Schoenflies {\displaystyle C_{\textrm {s}}} {\displaystyle C_{\textrm {i}}} S_{n} {\displaystyle S_{n}\;(=C_{{\frac {n}{2}}{\textrm {i}}})} {\displaystyle C_{n{\textrm {h}}}}

Dabei steht „m“ für „mirror plane“, „s“ für „Spiegelebene“, „i“ für „Inversion“, „h“ für „horizontale Spiegelebene“ (bei vertikal gedachter Drehachse) sowie „C_{n}“ für eine n-zählige Drehsymmetrie („C“ für „cyclisch“); siehe hierzu den Abschnitt „Eigenschaften“.

Beispiele

Ein Punkt in der Position 0 wird durch wiederholte Anwendung der Grundoperation g (Drehspiegelung beziehungsweise Drehinversion) nacheinander in die Positionen 1, 2, … und schließlich wieder in die Ausgangsposition 0 überführt. Die untenstehenden Abbildungen zeigen diese Anwendung der Gruppenelemente g^{k} auf den Punkt 0 für einige Werte von n.

  n=1 n=2 n=3 n=4 n=6
S_{n} Rotoreflection 1 a.png Rotoreflection 2 a.png Rotoreflection 3 a.png Rotoreflection 4 a.png Rotoreflection 6 a.png
{\displaystyle {\overline {n}}} Rotoinversion 1 a.png Rotoinversion 2 a.png >Rotoinversion 3 a.png Rotoinversion 4 a.png Rotoinversion 6 a.png

Ein Körper mit einer S_{n}- oder {\displaystyle {\overline {n}}}-Symmetrie, der den Punkt 0 enthält, muss auch die zu diesem symmetrischen Punkte 1, 2, … enthalten. Ein Beispiel ist das oben gezeigte Antiprisma, bei dem die 4-zählige Drehspiegelachse senkrecht auf den beiden Deckflächen steht, wobei diese hier unterschiedlich orientiert sind. Bei gleicher Orientierung wäre der Körper nicht mehr drehspiegel- dafür aber weiterhin drehsymmetrisch, und zwar um nun drei 2-zählige Achsen (senkrecht zu den Deckflächen sowie parallel zu deren Winkelhalbierenden). Bei nicht orientierten Deckflächen würden beide Symmetrien gleichzeitig auftreten.

Eigenschaften

Die Drehspiegelgruppe S_{n} ist zyklisch mit der Ordnung 2n (für ungerades n) oder n (für gerades n). Sie ist damit insbesondere kommutativ.

S_{n} enthält die Spiegelung genau dann, wenn n ungerade ist, und die Inversion genau dann, wenn n gerade, aber nicht durch 4 teilbar ist.

S_{n} hat als Untergruppen nur Drehgruppen und Drehspiegelgruppen, und zwar ist

Zwischen den {\displaystyle {\overline {n}}} und den Drehspiegelgruppen besteht die Beziehung

{\displaystyle {\overline {n}}={\begin{cases}S_{n},&{\text{wenn }}n{\text{ durch 4 teilbar ist,}}\\S_{n/2},&{\text{wenn }}n{\text{ gerade, aber nicht durch 4 teilbar ist,}}\\S_{2n},&{\text{wenn }}n{\text{ ungerade ist .}}\end{cases}}}
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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 09.06. 2021