Satz von Cook
Der kanadische Wissenschaftler Stephen A. Cook begründete 1971 eine neue Klasse von Problemen in der Komplexitätstheorie. Er zeigte, dass eine Teilmenge der Klasse NP existiert, auf die sich alle Probleme aus NP reduzieren lassen. Diese Teilmenge ist damit repräsentativ für die Schwierigkeit von NP und wird als NP-vollständig (NPC für englisch NP complete) bezeichnet. Der nach ihm benannte Satz von Cook sagt aus, dass das Erfüllbarkeitsproblem der Aussagenlogik (SAT, v. engl. satisfiability) NP-vollständig ist. Einen vergleichbaren Satz veröffentlichte Leonid Levin unabhängig von Cook im Jahre 1973, deswegen spricht man manchmal auch vom Satz von Cook und Levin.
Mit einem bekannten Vertreter der Klasse war der Nachweis für andere Probleme aus NP wesentlich einfacher zu führen, da es für ein Problem M aus NP nun ausreichte eine polynomielle Reduktion von SAT auf M zu konstruieren, um die NP-Vollständigkeit von M zu beweisen. Richard M. Karp erweiterte 1972 auf diese Weise NPC um 21 weitere Probleme, bis heute wurden mehrere hundert nachgewiesen.
Beweisskizze
Sei
eine beliebige Sprache in NP.
Es ist nun eine Reduktion von
auf SAT zu konstruieren, d.h. eine Beschreibung, wie aus einer
Zeichenkette
in Polynomialzeit eine aussagenlogische Formel berechnet werden kann, welche
genau dann erfüllbar ist, wenn
.
Weil
in NP liegt, gibt es eine nichtdeterministische
Turingmaschine
,
die in Polynomialzeit
entscheidet, ob
zur Sprache
gehört. Die Grundidee der Reduktion ist nun, die Aussage, dass die Berechnung
der Maschine
bei Eingabe
ergibt, dass
zur Sprache
gehört, in einer aussagenlogischen Formel auszudrücken. In dieser Formel müssen
sich also eine Beschreibung der Maschine
,
eine Beschreibung der Eingabe
sowie die Regeln, nach denen eine nichtdeterministische Turingmaschine arbeitet,
wiederfinden.
Dazu verwenden wir diese drei Familien boolescher Variablen mit der jeweils nachfolgend angegebenen Interpretation:
: Die Turing-Maschine befindet sich zum Zeitpunkt
im Zustand
und keinem anderen.
: Der Lesekopf der Turing-Maschine befindet sich zum Zeitpunkt
an der Bandzelle
und keinem anderen.
: Zum Zeitpunkt
steht in der Bandzelle
der Turing-Maschine das Symbol
und kein anderes.
Dabei sind nur diejenigen Bandzellen von Bedeutung, welche der Lesekopf tatsächlich erreicht. Da eine Turingmaschine den Lesekopf in einem Rechenschritt nur um eine Bandzelle bewegen kann, ist durch die Anzahl der Rechenschritte auch die Anzahl der erreichbaren Bandzellen beschränkt.
Die Formel besteht nun aus folgenden Klauseln:
- Zu Beginn stehen in den Bandzellen die Symbole von
, umgeben von Leerzeichen.
- Zu Beginn befindet sich
im Startzustand.
hält seine Zustandsübergangsrelation
ein: Wenn sich zum Zeitpunkt
die Maschine in Zustand
, der Lesekopf an Bandzelle
, und in Bandzelle
das Symbol
befindet, so befindet sich zum Zeitpunkt
die Maschine in einem Zustand
, der Lesekopf an einer Bandzelle
, und in Bandzelle
ein Symbol
, so dass
gilt.
- Am Ende befindet sich
in einem akzeptierenden Endzustand.
- Zu jedem Zeitpunkt
befindet sich
in genau einem Zustand.
- Zu jedem Zeitpunkt
befindet sich der Lesekopf an genau einer Bandzelle.
- Zu jedem Zeitpunkt
befindet sich in jeder Bandzelle
genau ein Symbol.
- Befindet sich der Lesekopf zum Zeitpunkt
nicht an Bandzelle
, so enthält diese Bandzelle zum Zeitpunkt
noch immer dasselbe Zeichen.
Die erste Teilaussage beschreibt ,
die Teilaussagen 2 bis 4 beschreiben
,
und die Teilaussagen 5 bis 8 beschreiben die Regeln für nichtdeterministische
Turingmaschinen. Die Frage, ob es eine erfüllende Belegung für die booleschen
Variablen gibt, ist nun gleichwertig mit der Frage, ob es einen akzeptierenden
Lauf von
bei Eingabe
gibt.
Impulse für die Wissenschaft
Im Jahr 1971 trug Cook über seine Arbeit mit dem Titel The complexity of
theorem-proving procedures auf dem amerikanischen Annual ACM Symposium on
Theory of Computing (STOC) vor. In den folgenden Jahren gewann die
Komplexitätstheorie stark an Bedeutung und die Frage
rückte in den Mittelpunkt der Forschung der Theoretischen Informatik. Es
erscheinen hierzu Artikel im Spektrum der Wissenschaften, in der New York Times,
im Spiegel, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in der Zeit und vielen
anderen. In den 80er Jahren erlebte die Komplexitätstheorie ihre Hauptblütezeit.
Es wurde die jährlich weltweit an wechselnden Orten stattfindende Tagung
Structures in Complexity gegründet.
Literatur
- Stephen A. Cook: The complexity of theorem-proving procedures. In: Proceedings of the 3rd Annual ACM Symposium on the Theory of Computing (STOC'71). ACM, New York 1971, S. 151–158.
- Leonid Levin: Universal sorting problems. In: Problems of Information Transmission, Jg. 9 (1973), S. 265–266, ISSN 0032-9460.
- Richard M. Karp: Reducibility among combinatorial problems. In: James W. Thatcher, Raymond E. Miller (Hrsg.): Complexity of Computer Computations. Plenum Press, New York 1972, ISBN 0-306-30707-3.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.08. 2021