25. Kapitel. Kredit und fiktives Kapital | Inhalt | 27. Die Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion

SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Akkumulation von Geldkapital, ihr Einfluß
auf den Zinsfuß

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"In England findet eine beständige Akkumulation von zuschüssigem Reichtum statt, die die Tendenz hat, schließlich Geldform anzunehmen. Nach dem Wunsch, Geld zu erwerben, ist aber der nächstdringliche Wunsch der, sich seiner wieder zu entledigen durch irgendeine Art Anlage, die Zins oder Profit bringt; denn Geld als Geld bringt nichts ein. Wenn daher nicht, gleichzeitig mit diesem steten Zufluß von überschüssigem Kapital, eine allmähliche und hinreichende Ausdehnung des Beschäftigungsfeldes dafür stattfindet, so müssen wir periodischen Akkumulationen von Anlage suchendem Geld ausgesetzt sein, die je nach den Umständen von größrer oder geringrer Bedeutung sind. Für eine lange Reihe von Jahren war die Staatsschuld das große Aufsaugemittel des überschüssigen Reichtums von England. Seitdem sie mit 1816 ihr Maximum erreicht hat und nicht länger aufsaugend wirkt, fand sich jedes Jahr eine Summe von mindestens 27 Millionen, die andre Anlagegelegenheit suchte. Zudem fanden verschiedne Kapitalrückzahlungen statt ... Unternehmungen, die zu ihrer Ausführung großes Kapital bedürfen und von Zeit zu Zeit den Überschuß von unbeschäftigtem Kapital ableiten ... sind wenigstens in unserm Lande absolut notwendig, um die periodischen Anhäufungen des überschüssigen Reichtums der Gesellschaft abzuführen, die in den gewöhnlichen Anlagezweigen keinen Raum finden können. ("The Currency Theory Reviewed", London 1815, p. 32-34.)

Vom Jahre 1845 heißt es ebendaselbst:

"Innerhalb einer sehr kurzen Periode sind die Preise vom niedrigsten Punkt der Depression emporgeschnellt ... die dreiprozentige Staatsschuld steht fast pari ... das Gold in den Kellern der Bank von England überragt jeden früher dort aufgespeicherten Betrag. Aktien aller Art stehn auf Preisen, die fast in jedem Fall unerhört sind, und der Zinsfuß ist so gesunken, daß er fast nominell ist ... Alles Beweise, daß jetzt wieder einmal eine schwere Akkumulation von unbeschäftigtem Reichtum in England vorhanden ist, daß wieder einmal eine Periode spekulativer Überhitzung uns nahe bevorsteht." (ibid., p. 36.)

"Obgleich die Einfuhr von Gold kein sichres Zeichen ist von Gewinn im auswärtigen Handel, so repräsentiert doch prima facie ein Teil dieser Goldeinfuhr, in

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Abwesenheit einer andren Erklärungsweise, solchen Profit." (J. G. Hubbard, "The Currency and the Country", London 1843, p. 40, 41.) "Gesetzt, in einer Periode mit stetig gutem Geschäft, lohnenden Preisen und wohlgefülltem Geldumlauf, gäbe eine schlechte Ernte Anlaß zu einer Ausfuhr von 5 Millionen Gold und zur Einfuhr von Korn zum selben Betrag. Die Zirkulation" {soll heißen, wie sich gleich zeigen wird, nicht Zirkulationsmittel, sondern das unbeschäftigte Geldkapital. F. E.} "wird vermindert um denselben Betrag. Die Privatleute mögen noch ebensoviel Zirkulationsmittel besitzen, aber die Depositen der Kaufleute bei ihren Banken, die Saldos der Banken bei ihren Geldmaklern und die Reserven in ihren Kassen werden alle vermindert sein, und die unmittelbare Folge dieser Verminderung im Betrag des unbeschäftigten Kapitals wird eine Erhöhung des Zinsfußes sein, z.B. von 4% auf 6. Da das Geschäft gesund ist, wird das Vertrauen nicht erschüttert, aber der Kredit wird höher geschätzt werden." (ibid., p.42.) "Fallen die Warenpreise allgemein, so fließt das überschüssige Geld in Form von vermehrten Depositen zu den Banken zurück, der Überfluß an unbeschäftigtem Kapital senkt den Zinsfuß auf ein Minimum, und dieser Stand der Dinge dauert, bis entweder höhere Preise oder ein lebhafteres Geschäft das schlummernde Geld in Dienst treten lassen, oder bis es absorbiert ist durch Anlage in ausländischen Wertpapieren oder ausländischen Waren." (p. 68.)

Die folgenden Auszüge sind wieder aus dem Parlamentsbericht über "Commercial Distress", 1847/48. - Infolge der Mißernte und Hungersnot 1846/47 wurde große Einfuhr von Nahrungsmitteln nötig.

"Daher großer Überschuß der Einfuhr über die Ausfuhr ... Daher beträchtlicher Geldabfluß bei den Banken und vermehrter Zudrang zu den Diskontomaklern von Leuten, die Wechsel zu diskontieren hatten; die Makler fingen an, den Wechseln genauer auf die Finger zu sehn. Die bisher bewilligte Akkommodation wurde sehr ernstlich eingeschränkt, und unter schwachen Häusern gab es Falliten. Diejenigen, die sich ganz auf den Kredit verließen, gingen in die Brüche. Dies vermehrte die schon früher gefühlte Beunruhigung; Bankiers und andre fanden, daß sie nicht mit derselben Sicherheit wie früher darauf rechnen konnten, ihre Wechsel und andre Wertpapiere in Banknoten zu verwandeln, um ihren Verpflichtungen nachzukommen; sie beschränkten die Akkommodation noch mehr und schlugen sie häufig rund ab; sie schlossen in vielen Fällen ihre Banknoten ein, für künftige Deckung ihrer eignen Verpflichtungen; sie gaben sie lieber gar nicht weg. Unruhe und Verwirrung nahmen täglich zu, und ohne Lord John Russells Brief war der allgemeine Bankrott da." (p. 74, 75.)

Der Brief Russells suspendierte den Bankakt. - Der obenerwähnte Charles Turner sagt aus:

"Manche Häuser hatten große Mittel, aber sie waren nicht flüssig. Ihr ganzes Kapital stak fest in Grundbesitz in Mauritius oder in Indigo- oder Zuckerfabriken. Nachdem sie einmal Verpflichtungen für 500.000-600.000 Pfd.St. eingegangen, hatten sie keine flüssigen Mittel, die Wechsel dafür zu zahlen, und schließlich zeigte sich, daß

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sie ihre Wechsel nur zahlen konnten vermittelst ihres Kredits und soweit dieser reichte. (p. 81.)

Der erwähnte S. Gurney:

[1664.] "Gegenwärtig" (1848) "herrscht eine Beschränkung der Umsätze und ein großer Überfluß von Geld." - Nr. 1763. "Ich glaube nicht, daß Mangel an Kapital es war, das den Zinsfuß so hoch hinauftrieb; es war der Schrecken (the alarm), die Schwierigkeit, Banknoten zu bekommen."

1847 zahlte England wenigstens 9 Millionen Pfd.St. in Gold ans Ausland für eingeführte Nahrungsmittel. Davon 71/2 Millionen aus der Bank von England und 11/2 aus andern Quellen. (p. 301.) - Morris, Gouverneur der Bank von England:

"Art 23. Oktober 1847 waren die öffentlichen Fonds und die Kanal- und Eisenbahnaktien schon depreziiert um 114.752.225 Pfd.St. (p. 312.)

Derselbe Morris, befragt von Lord G. Bentinck:

[3846.] "Ist Ihnen nicht bekannt, daß alles in Papieren und Produkten aller Art angelegte Kapital in derselben Weise entwertet war, daß Rohstoffe, Baumwolle, Seide, Wolle nach dem Kontinent gesandt wurden zu denselben Schleuderpreisen und daß Zucker, Kaffee und Tee in Zwangsverkäufen losgeschlagen wurden? - Es war unvermeidlich, daß die Nation ein beträchtliches Opfer brachte, um dem Goldabfluß entgegenzuwirken, den die enorme Einfuhr von Nahrungsmitteln verursacht hatte. - Glauben Sie nicht, es wäre besser gewesen, die 8 Millionen Pfd.St. anzuzapfen, die in den Geldschränken der Bank lagen, statt zu versuchen, das Gold mit solchen Opfern zurückzubekommen? - Das glaube ich nicht."

Nun den Kommentar zu diesem Heroismus. Disraeli examiniert Herrn W. Cotton, Direktor und ehemaligen Gouverneur der Bank von England.

"Was war die Dividende, die die Bankaktionäre 1844 erhielten? - Sie war 7% für das Jahr. - Und die Dividende für 1847? - 9%. - Bezahlt die Bank die Einkommensteuer für ihre Aktionäre im laufenden Jahr? - Jawohl. - Tat sie das auch 1844? - Nein.(83) - Dann hat dieser Bankakt" (von 1844) "also sehr im Interesse der Aktionäre gewirkt... Das Resultat ist also, daß seit der Einführung des neuen Akts die Dividende der Aktionäre von 7% auf 9% gestiegen ist und die Einkommensteuer jetzt außerdem

Trenner

(83) D.h. früher wurde erst die Dividende festgesetzt und dann von dieser dem einzelnen Aktionär bei der Auszahlung die Einkommensteuer abgezogen; nach 1844 aber wurde erst die Steuer vom Gesamtprofit der Bank bezahlt und dann die Dividende "free of Income Tax" <"frei von Einkommenssteuer"> verteilt. Dieselben nominellen Prozente sind im letzteren Fall also höher um den Betrag der Steuer. - F. E.

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von der Bank gezahlt wird, während sie vorher von den Aktionären bezahlt werden mußte? - Das ist ganz richtig." Nr. 4356-436l.)

Über Schatzbildung bei den Banken während der Krise von 1847 sagt Mr. Pease, ein Provinzialbankier:

4605. "Da die Bank genötigt war, ihren Zinsfuß immer mehr zu steigern, wurden die Befürchtungen allgemein; die Landbanken vermehrten die Geldbeträge in ihrem Besitzt und ebenso die Notenbeträge; und viele von uns, die gewöhnlich vielleicht nur ein paar hundert Pfund in Gold oder Banknoten zu führen pflegten, speicherten sofort Tausende in Geldschränken und Pulten auf, da große Ungewißheit herrschte wegen des Diskontos und wegen der Umlaufsfähigkeit von Wechseln im Markt; und so erfolgte eine allgemeine Schatzanhäufung."

Ein Ausschußmitglied bemerkt:

4691. "Demzufolge, was auch die Ursache während der letzten 12 Jahre gewesen sein mag, so war das Resultat jedenfalls mehr zugunsten des Juden und des Geldhändlers als zugunsten der produktiven Klasse überhaupt."

Wie sehr der Geldhändler eine Zeit der Krisis ausbeutet, sagt Tooke aus:

"Im Metallwarengeschäft von Warwickshire und Staffordshire wurden 1847 sehr viele Aufträge auf Waren zurückgewiesen, weil der Zinsfuß, den der Fabrikant für Diskontierung seiner Wechsel zu bezahlen hatte, seinen ganzen Profit mehr als verschluckt hätte." (Nr. 5451.)

Nehmen wir jetzt einen andern schon vorher zitierten Parlamentsbericht: "Report of Select Committee on Bank Acts, communicated from the Commons to the Lords, 1857" (zitiert weiter unten als B.C., 1857). Darin wird Herr Norman, Direktor der Bank von England und ein Hauptlicht unter den Leuten vom Currency principle, verhört wie folgt:

3635. "Sie sagten, Sie sind der Ansicht, daß der Zinsfuß abhängt, nicht von der Masse der Banknoten, sondern von Nachfrage und Angebot von Kapital. Wollen Sie angeben, was Sie unter Kapital einbegreifen, außer Banknoten und Hartgeld? - Ich glaube die gewöhnliche Definition von Kapital ist: Waren oder Dienste, gebraucht in Produktion." - 3636. "Schließen Sie alle Waren in das Wort Kapital ein, wenn Sie vom Zinsfuß sprechen? - Alle Waren, gebraucht in der Produktion." - 3637. "Sie begreifen das alles ein in das Wort Kapital, wenn Sie vom Zinsfuß sprechen? - Jawohl. Nehmen wir an, ein Baumwollfabrikant braucht Baumwolle für seine Fabrik, so wird er vermutlich sie sich dadurch verschaffen, daß er einen Vorschuß von seinem Bankier erhält, und mit den so erhaltnen Banknoten geht er nach Liverpool und kauft. Was er wirklich braucht, ist die Baumwolle; er braucht die Banknoten oder das Gold nicht, außer als Mittel, die Baumwolle zu erhalten. Oder er braucht die Mittel, um seine Arbeiter zu

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bezahlen; dann borgt er wieder Noten und zahlt den Lohn seiner Arbeiter mit diesen Noten; und die Arbeiter ihrerseits brauchen Nahrung und Wohnung, und das Geld ist das Mittel, dafür zu zahlen." - 3638. "Aber für das Geld wird Zins gezahlt? - Gewiß, in erster Instanz; aber nehmen Sie einen andern Fall. Angenommen, er kauft die Baumwolle auf Kredit, ohne Vorschuß bei der Bank zu holen; dann ist die Differenz zwischen dem Preis für Barzahlung und dem Preis auf Kredit bei Verfallzeit der Maßstab des Zinses. Zins würde existieren, auch wenn es überhaupt kein Geld gäbe."

Dieser selbstgefällige Kohl ist ganz würdig dieses Stützpfeilers des Currency principle. Zuerst die geniale Entdeckung, daß Banknoten oder Gold Mittel sind, etwas zu kaufen, und daß man sie nicht ihrer selbst wegen pumpt. Und daraus soll folgen, daß der Zinsfuß geregelt ist durch was? Durch die Nachfrage und Zufuhr von Waren, wovon man bisher nur wußte, daß sie die Marktpreise der Waren regeln. Mit gleichbleibenden Marktpreisen der Waren sind aber ganz verschiedne Zinsraten verträglich. - Aber nun weiter die Schlauheit. Auf die richtige Bemerkung: "Aber für das Geld wird Zins gezahlt", die natürlich die Frage einschließt: Was hat der Zins, den der Bankier erhält, der gar nicht in Waren handelt, zu tun mit diesen Waren? Und erhalten nicht Fabrikanten Geld zum gleichen Zinsfuß, die dies Geld in ganz verschiednen Märkten auslegen, also in Märkten, wo ganz verschiednes Verhältnis von Nachfrage und Angebot der in der Produktion gebrauchten Waren herrscht? - Auf diese Frage bemerkt dieses feierliche Genie, daß, wenn der Fabrikant Baumwolle auf Kredit kauft, "dann ist die Differenz zwischen dem Preis für Barzahlung und dem Preis auf Kredit bei Verfallzeit der Maßstab des Zinses". Umgekehrt. Die bestehende Rate des Zinses, deren Regulierung Genie Norman erklären soll, ist der Maßstab der Differenz zwischen dem Preis für Barzahlung und dem Preis auf Kredit bis Verfallzeit. Erst ist die Baumwolle zu verkaufen zu ihrem Preis bei Barzahlung, und dieser ist bestimmt durch den Marktpreis, der selbst durch den Stand von Nachfrage und Zufuhr reguliert ist. Sage der Preis ist = 1.000 Pfd.St. Damit ist das Geschäft zwischen dem Fabrikanten und dem Baumwollmakler abgemacht, soweit es Kauf und Verkauf betrifft. Nun kommt ein zweites Geschäft hinzu. Dies ist eins zwischen Verleiher und Borger. Der Wert von 1.000 Pfd.St. wird dem Fabrikanten in Baumwolle vorgeschossen, und er hat ihn, sage in drei Monaten, in Geld zurückzuzahlen. Und die Zinsen für 1.000 Pfd.St. für drei Monate, bestimmt durch die Marktrate des Zinses, bilden dann den Aufschlag auf und über den Preis für Barzahlung. Der Preis der Baumwolle ist bestimmt durch Nachfrage und Zufuhr. Aber der Preis des Vorschusses des Baumwollenwerts, der 1.000 Pfd.St. für drei Monate, ist bestimmt durch die

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Zinsrate. Und dies, daß die Baumwolle selbst so in Geldkapital verwandelt wird, beweist Herrn Norman, daß Zins existieren würde, auch wenn es überhaupt kein Geld gäbe. Wenn es überhaupt kein Geld gäbe, gäbe es jedenfalls keine allgemeine Zinsrate.

Es ist erstens die pöbelhafte Vorstellung von Kapital als "Waren, gebraucht in der Produktion". Soweit diese Waren als Kapital figurieren, drückt sich ihr Wert als Kapital, im Unterschied von ihrem Wert als Waren, aus in dem Profit, der aus ihrer produktiven oder merkantilen Verwendung gemacht wird. Und die Profitrate hat unbedingt immer etwas zu tun mit dem Marktpreis der gekauften Waren und ihrer Nachfrage und Zufuhr, wird aber noch durch ganz andre Umstände bestimmt. Und daß die Zinsrate im allgemeinen ihre Grenze hat an der Profitrate, kein Zweifel. Aber Herr Norman soll uns grade sagen, wie diese Grenze bestimmt wird. Und sie wird bestimmt durch Nachfrage und Angebot von Geldkapital in seinem Unterschied von den andern Formen des Kapitals. Nun könnte weiter gefragt werden: Wie wird Nachfrage und Angebot von Geldkapital bestimmt? Daß eine stille Verbindung besteht zwischen dem Angebot von sachlichem Kapital und dem Angebot von Geldkapital, kein Zweifel, und ebensowenig, daß die Nachfrage der industriellen Kapitalisten nach Geldkapital durch die Umstände der wirklichen Produktion bestimmt ist. Statt uns hierüber aufzuklären, debitiert uns Norman die Weisheit, daß Nachfrage nach Geldkapital nicht identisch ist mit Nachfrage nach Geld als solchem; und diese Weisheit nur, weil bei ihm, Overstone und den andern Currency-Propheten immer das böse Gewissen im Hintergrund steht, daß sie durch künstliche legislatorische Einmischung aus dem Zirkulationsmittel als solchem Kapital zu machen und den Zinsfuß zu erhöhen bestrebt sind.

Nun zu Lord Overstone, alias Samuel Jones Loyd, wie er erklären muß, warum er 10% für sein "Geld" nimmt, weil das "Kapital" im Lande so rar ist.

3653. "Die Schwankungen in der Zinsrate entspringen aus einer von zwei Ursachen: aus einer Veränderung im Wert des Kapitals"

(vortrefflich! Wert des Kapitals, allgemein gesprochen, ist ja gerade der Zinsfuß! Die Änderung in der Rate des Zinses entspringt hier also aus einer Änderung in der Rate des Zinses. "Wert des Kapitals" wird theoretisch, wie wir früher gezeigt, nie anders gefaßt. Oder aber: versteht Herr Overstone unter Wert des Kapitals die Profitrate, so kommt der tiefsinnige Denker darauf zurück, daß die Zinsrate reguliert wird durch die Profitrate!)

"oder aus einer Veränderung in der Summe des im Lande vorhandnen Geldes. Alle großen Schwankungen des Zinsfußes, groß entweder der Dauer oder der Ausdehnung

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der Schwankung nach, lassen sich deutlich zurückführen auf Veränderungen im Wert des Kapitals. Schlagendere praktische Illustrationen dieser Tatsache kann es nicht geben als das Steigen des Zinsfußes 1847 und wiederum in den letzten zwei Jahren (1855/56); die geringern Schwankungen des Zinsfußes, die aus einem Wechsel in der Summe des vorhandnen Geldes entstehn, sind klein sowohl ihrer Ausdehnung wie ihrer Dauer nach. Sie sind häufig, und je häufiger, desto wirksamer für ihren Zweck."

Nämlich die Bankiers à la Overstone zu bereichern. Freund Samuel Gurney drückt sich darüber sehr naiv aus vor dem Committee of Lords, C.D., 1848[/1857]:

1324. "Sind Sie der Ansicht, daß die großen Schwankungen des Zinsfußes, die im vorigen Jahre stattgefunden, den Bankiers und Geldhändlern vorteilhaft waren oder nicht? - Ich glaube, sie waren den Geldhändlern vorteilhaft. Alle Schwankungen des Geschäfts sind vorteilhaft für den, der Bescheid weiß (to the knowing man)." - 1325. "Sollte nicht der Bankier schließlich doch bei dem hohen Zinsfuß verlieren infolge der Verarmung seiner besten Kunden? - Nein, ich bin nicht der Ansicht, daß diese Wirkung in bemerkbarem Grade besteht."

Voilà ce que parler veut dire. <Das nenn' ich reden.>

Auf die Beeinflussung des Zinsfußes durch die Summe des vorhandnen Geldes werden wir zurückkommen. Aber man muß schon jetzt bemerken, daß Overstone hier wieder ein Quidproquo begeht. Die Nachfrage nach Geldkapital 1847 (vor Oktober bestand keine Sorge wegen Geldknappheit, "Quantität des vorhandnen Geldes", wie er es oben nannte) nahm zu aus verschiednen Gründen. Kornteuerung, steigende Baumwollpreise, Unverkäuflichkeit des Zuckers wegen Überproduktion, Eisenbahnspekulation und Krach, Überfüllung der auswärtigen Märkte mit Baumwollwaren, die oben beschriebne Zwangsausfuhr nach und Zwangseinfuhr von Indien zum Zweck bloßer Wechselreiterei. Alle diese Dinge, die Überproduktion in der Industrie so gut wie die Unterproduktion im Ackerbau, also ganz verschiedne Ursachen, verursachten Steigerung der Nachfrage nach Geldkapital, d.h. nach Kredit und Geld. Die gesteigerte Nachfrage nach Geldkapital hatte ihre Ursachen im Gang des Produktionsprozesses selbst. Aber, welches immer die Ursache, es war die Nachfrage nach Geldkapital, die den Zinsfuß, den Wert des Geldkapitals steigen machte. Will Overstone sagen, daß der Wert des Geldkapitals stieg, weil er stieg, so ist dies Tautologie. Versteht er aber unter "Wert des Kapitals" hier Steigen der Profitrate als Ursache des Steigens des Zinsfußes, so wird sich die Sache gleich als falsch

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herausstellen. Die Nachfrage nach Geldkapital und daher der "Wert des Kapitals" kann steigen, obgleich der Profit fällt; sobald das relative Angebot von Geldkapital fällt, steigt sein "Wert". Was Overstone nachweisen will, ist, daß die Krise von 1847 und die hohe Zinsrate, die sie begleitete, nichts zu tun hatte mit der "Quantität des vorhandnen Geldes", d.h. mit den Bestimmungen des von ihm inspirierten Bankakts von 1844; obgleich sie in der Tat damit zu tun hatte, soweit die Furcht vor der Erschöpfung der Bankreserve - einer Schöpfung von Overstone - eine Geldpanik der Krise von 1847/48 hinzufügte. Aber das ist hier nicht der Fragepunkt. Es war vorhanden eine Geldkapitalnot, verursacht durch die übermäßige Größe der Operationen, verglichen mit den vorhandnen Mitteln, und zum Ausbruch gebracht durch die Störung des Reproduktionsprozesses infolge von mißratener Ernte, von Überanlage von Eisenbahnen, von Überproduktion namentlich in Baumwollwaren, von indischem und chinesischem Schwindelgeschäft, Spekulation, Übereinfuhr von Zucker etc. Was den Leuten, die Korn gekauft hatten, als es 120 sh. per Quarter stand, fehlte, als es auf 60 sh. gefallen war, waren die 60 sh., die sie zuviel bezahlt, und der entsprechende Kredit dafür im Lombardvorschuß auf das Korn. Es war durchaus nicht Mangel an Banknoten, der sie daran hinderte, ihr Korn zum alten Preis von 120 sh. in Geld zu konvertieren. Ebenso bei denen, welche Zucker übereingeführt hatten, und dieser dann fast unverkäuflich wurde. Ebenso bei den Herren, die ihr Zirkulationskapital (floating capital) in Eisenbahnen festgelegt und sich für den Ersatz desselben in ihrem "legitimen" Geschäft auf Kredit verlassen hatten. Alles dies drückt sich für Overstone aus in einem "moralischen Gewahrwerden des erhöhten Wertes seines Geldes (a moral sense of the enhanced value of his money)". Aber diesem erhöhten Wert des Geldkapitals entsprach auf der andern Seite direkt der gefallne Geldwert des realen Kapitals (Warenkapitals und produktiven Kapitals). Der Wert des Kapitals in der einen Form stieg, weil der Wert des Kapitals in der andern sank. Overstone sucht aber diese beiden Werte verschiedner Kapitalsorten in einem einzigen Wert des Kapitals überhaupt zu identifizieren, und zwar dadurch, daß er beide einem Mangel an Zirkulationsmittel, an vorhandnem Geld gegenüberstellt. Derselbe Betrag von Geldkapital kann aber mit sehr verschiednen Massen von Zirkulationsmitteln verliehen werden.

Nehmen wir nun sein Beispiel von 1847. Der offizielle Bankzinsfuß stand: Januar 3-31/2%. Februar 4-41/2%. März meist 4%. April (Panik) 4-71/2%. Mai 5-51/2%. Juni im ganzen 5%. Juli 5%. August 5-51/2%. September 5% mit kleinen Variationen von 51/4, 51/2, 6%. Oktober 5, 51/2,

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7%. November 7-10%. Dezember 7-5%. - In diesem Fall stieg der Zins, weil die Profite abnahmen und die Geldwerte der Waren enorm fielen. Wenn also Overstone hier sagt, daß der Zinsfuß 1847 stieg, weil der Wert des Kapitals stieg, so kann er unter Wert des Kapitals hier nur den Wert des Geldkapitals verstehn, und der Wert des Geldkapitals ist eben der Zinsfuß und nichts andres. Aber später kommt der Fuchsschwanz heraus, und der Wert des Kapitals wird identifiziert mit der Profitrate.

Was den hohen Zinsfuß angeht, der 1856 gezahlt wurde, so wußte Overstone in der Tat nicht, daß dieser zum Teil ein Symptom davon war, daß die Sorte Kreditritter obenauf kam, die den Zins nicht aus dem Profit, sondern aus fremdem Kapital zahlt; er behauptete, nur ein paar Monate vor der Krise von 1857, daß "das Geschäft durchaus gesund sei".

Er sagt ferner aus:

3722. "Die Vorstellung, daß der Geschäftsprofit durch Steigerung des Zinsfußes zerstört wird, ist höchst irrtümlich. Erstens ist eine Erhöhung des Zinsfußes selten von langer Dauer; zweitens, wenn Sie von langer Dauer und bedeutend ist, so ist sie der Sache nach ein Steigen im Wert des Kapitals, und warum steigt der Wert des Kapitals? Weil die Profitrate gestiegen ist."

Hier erfahren wir also endlich, welchen Sinn der "Wert des Kapitals" hat. Übrigens kann die Profitrate für längere Zeit hoch bleiben, aber der Unternehmergewinn fallen und der Zinsfuß steigen, so daß der Zins den größten Teil des Profits verschlingt.

3724. "Die Erhöhung des Zinsfußes ist eine Folge gewesen der enormen Ausdehnung im Geschäft unsers Landes und der großen Erhöhung der Profitrate; und wenn geklagt wird, daß der erhöhte Zinsfuß die beiden selben Dinge zerstört, die seine eigne Ursache gewesen sind, so ist das eine logische Absurdität, von der man nicht weiß, was man davon sagen soll."

Dies ist gerade so logisch, als sagte er: Die erhöhte Profitrate ist die Folge gewesen der Steigerung der Warenpreise durch Spekulation, und wenn geklagt wird, daß die Preissteigerung ihre eigne Ursache zerstört, nämlich die Spekulation, so ist das eine logische Absurdität etc. Daß ein Ding seine eigne Ursache schließlich zerstören kann, ist nur für den in den hohen Zinsfuß verliebten Wucherer eine logische Absurdität. Die Größe der Römer war die Ursache ihrer Eroberungen, und ihre Eroberungen zerstörten ihre Größe. Reichtum ist die Ursache von Luxus, und Luxus wirkt zerstörend auf den Reichtum. Dieser Pfiffikus! Der Idiotismus der jetzigen Bürgerwelt kann nicht besser gezeichnet werden als durch den Respekt,

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den die "Logik" des Millionärs, dieses dung-hill aristocrat <Emporkömmlings>, ganz England einflößte. Übrigens, wenn hohe Profitrate und Geschäftsausdehnung Ursachen hohes Zinsfußes sein können, ist deswegen hoher Zinsfuß keineswegs Ursache von hohem Profit. Und die Frage ist gerade, ob dieser hohe Zins (wie sich in der Krise wirklich herausstellte) nicht fortgedauert oder gar erst auf die Spitze getrieben, nachdem die hohe Profitrate längst den Weg alles Fleisches gegangen.

3718. "Was eine große Erhöhung der Diskontorate betrifft, so ist das ein Umstand, der ganz und gar aus dem vermehrten Wert des Kapitals entspringt, und die Ursache dieses vermehrten Werts des Kapitals kann, glaube ich, jedermann mit vollständiger Klarheit entdecken. Ich habe bereits die Tatsache erwähnt, daß in den 13 Jahren, während deren dieser Bankakt in Wirksamkeit war, der Handel von England von 45 auf 120 Millionen Pfd.St. gewachsen ist. Man denke nach über alle die Ereignisse, die diese kurze Zahlenangabe einschließt; man bedenke die enorme Nachfrage nach Kapital. die eine so riesige Vermehrung des Handels mit sich bringt, und bedenke zugleich, daß die natürliche Quelle der Zufuhr für diese große Nachfrage, nämlich die jährlichen Ersparnisse des Landes, während der letzten drei oder vier Jahre in der unprofitablen Auslage für Kriegszwecke verzehrt worden ist. Ich gestehe, ich bin überrascht, daß der Zinsfuß nicht noch viel höher ist; oder in andern Worten, ich bin überrascht, daß die Kapitalklemme infolge dieser riesigen Operationen nicht noch viel heftiger ist, als Sie sie schon gefunden haben."

Welche wunderbare Durcheinanderwerfung von Worten unsers Wucherlogikers! Hier ist er wieder mit seinem gestiegnen Wert des Kapitals! Er scheint sich einzubilden, daß auf der einen Seite diese enorme Ausdehnung des Reproduktionsprozesses vorging, also Akkumulation von wirklichem Kapital, und daß auf der andern Seite ein "Kapital" stand, nach welchem "enorme Nachfrage" entsprang, um diese so riesige Vermehrung des Handels fertigzubringen! War denn diese riesige Vermehrung der Produktion nicht selbst die Vermehrung des Kapitals, und wenn sie Nachfrage schuf, schuf sie nicht zugleich auch die Zufuhr und nicht auch zugleich selbst eine vermehrte Zufuhr von Geldkapital? Stieg der Zinsfuß sehr hoch, so doch nur, weil die Nachfrage nach Geldkapital noch rascher wuchs als die Zufuhr, was in andern Worten sich darin auflöst, daß mit der Ausdehnung der industriellen Produktion ihre Führung auf Basis des Kreditsystems sich ausdehnte. Mit andern Worten, die wirkliche industrielle Expansion verursachte eine vermehrte Nachfrage nach "Akkommodation", und diese letztere Nachfrage ist augenscheinlich das, was unser Bankier unter der "enormen Nachfrage nach Kapital" versteht. Es ist sicher nicht die Aus-

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dehnung der bloßen Nachfrage nach Kapital, die den Exporthandel von 45 auf 120 Millionen hob. Und was versteht Overstone weiter darunter, wenn er sagt, daß die vom Krimkrieg aufgefreßnen jährlichen Ersparnisse des Landes die natürliche Quelle der Zufuhr für diese große Nachfrage bilden? Erstens, womit akkumulierte denn England von 1792-1815, was ein ganz andrer Krieg war als der kleine Krimkrieg? Zweitens, wenn die natürliche Quelle vertrocknet, aus welcher Quelle floß denn das Kapital? England hat bekanntlich nicht bei fremden Nationen Vorschüsse genommen. Wenn es aber neben der natürlichen Quelle noch eine künstliche gibt, so wäre das ja eine allerliebste Methode für eine Nation, die natürliche Quelle im Krieg und die künstliche Quelle im Geschäft zu verwenden. Wenn aber nur das alte Geldkapital vorhanden war, konnte es durch hohen Zinsfuß seine Wirksamkeit verdoppeln? Herr Overstone glaubt offenbar, daß die jährlichen Ersparnisse des Landes (die aber in diesem Fall angeblich konsumiert wurden) sich bloß in Geldkapital verwandeln. Wenn aber keine wirkliche Akkumulation, d.h. Steigerung der Produktion und Vermehrung der Produktionsmittel stattfände, was würde die Akkumulation von Schuldansprüchen in Geldform auf diese Produktion nützen?

Die Steigerung des "Werts des Kapitals", die aus hoher Profitrate folgt, wirft Overstone zusammen mit der Steigerung, die aus vermehrter Nachfrage nach Geldkapital folgt. Diese Nachfrage mag steigen aus Ursachen, die ganz unabhängig von der Profitrate sind. Er selbst führt als Beispiel an, daß sie 1847 stieg infolge von Entwertung des Realkapitals. Je nachdem es ihm paßt, bezieht er den Wert des Kapitals auf Realkapital oder auf Geldkapital.

Die Unredlichkeit unsers Banklords, zusammen mit seinem bornierten Bankierstandpunkt, den er didaktisch zuspitzt, zeigt sich weiter in folgendem:

3728. (Frage.) "Sie sagten, daß nach Ihrer Ansicht die Diskontorate für den Kaufmann von keiner wesentlichen Bedeutung ist; wollen Sie gütigst sagen, was Sie als die gewöhnliche Profitrate ansehn?"

Dies zu beantworten erklärt Herr Overstone für "unmöglich".

3729. "Angenommen, die Durchschnittsprofitrate sei 7-10%; so muß eine Änderung in der Diskontorate von 2% auf 7 oder 8% die Profitrate wesentlich affizieren, nicht wahr?"

(Die Frage selbst wirft die Rate des Unternehmergewinns und die Profitrate zusammen und übersieht, daß die Profitrate die gemeinsame Quelle von Zins und Unternehmergewinn. Die Zinsrate kann die Profit-

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rate unberührt lassen, aber nicht den Unternehmergewinn. Antwort Overstones:)

"Erstens werden Geschäftsleute nicht eine Diskontorate bezahlen, die ihren Profit wesentlich vorwegnimmt; sie werden lieber ihr Geschäft einstellen."

(Jawohl, wenn sie können, ohne sich zu ruinieren. Solange ihr Profit hoch, zahlen sie den Diskonto, weil sie wollen, und sobald er niedrig, weil sie müssen.)

"Was bedeutet Diskonto? Warum diskontiert jemand einen Wechsel? ... Weil er ein größres Kapital zu erlangen wünscht";

(halte-là! <halt mal!> weil er den Geldrückfluß seines festgelegten Kapitals zu antizipieren und den Stillstand seines Geschäfts zu vermeiden wünscht. Weil er fällige Zahlung decken muß. Vermehrtes Kapital verlangt er nur, wenn das Geschäft gut geht oder wenn er auf fremdes Kapital spekuliert, selbst während es schlecht geht. Der Diskonto ist keineswegs bloß Mittel zur Ausdehnung des Geschäfts.)

"Und warum will er das Kommando über ein größeres Kapital erhalten? Weil er dies Kapital anwenden will; und warum will er dies Kapital anwenden? Weil dies profitlich ist; es wäre aber nicht profitlich für ihn, wenn der Diskonto seinen Profit verschlänge."

Dieser selbstgefällige Logiker unterstellt, daß Wechsel nur diskontiert werden, um das Geschäft auszudehnen, und daß das Geschäft ausgedehnt wird, weil es profitlich ist. Die erste Voraussetzung ist falsch. Der gewöhnliche Geschäftsmann diskontiert, um die Geldform seines Kapitals zu antizipieren und dadurch den Reproduktionsprozeß im Fluß zu erhalten; nicht um das Geschäft auszudehnen oder Zusatzkapital aufzubringen, sondern um den Kredit, den er gibt, auszugleichen durch den Kredit, den er nimmt. Und wenn er sein Geschäft auf Kredit ausdehnen will, wird ihm das Diskontieren von Wechseln wenig nutzen, das ja bloß ein Umsatz von schon in seiner Hand befindlichem Geldkapital aus einer Form in eine andre ist; er wird lieber eine feste Anleihe auf längere Zeit aufnehmen. Der Kreditritter allerdings wird seine Reitwechsel diskontieren lassen, um sein Geschäft auszudehnen, um ein faules Geschäft durch das andre zu decken; nicht um Profit zu machen, sondern um sich in Besitz von fremdem Kapital zu setzen.

Nachdem Herr Overstone so den Diskonto identifiziert mit Anleihe von Zusatzkapital (statt mit Verwandlung von Wechseln, die Kapital repräsen-

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tieren, in bares Geld), zieht er sich sofort zurück, sobald ihm die Daumschrauben angesetzt werden.

3730. (Frage:) "Müssen nicht Kaufleute, einmal im Geschäft engagiert, ihre Operationen für einen gewissen Zeitraum fortführen trotz einer zeitweiligen Steigerung des Zinsfußes?" - (Overstone:) "Es ist kein Zweifel, daß bei irgendeiner einzelnen Transaktion, wenn jemand Verfügung über Kapital erhalten kann zu einem niedrigern Zinsfuß statt zu einem hohen Zinsfuß, die Sache von diesem beschränkten Gesichtspunkt genommen, daß das für ihn angenehm ist."

Dagegen ist es ein unbeschränkter Gesichtspunkt, wenn Herr Overstone unter "Kapital" nun plötzlich nur sein Bankierskapital versteht und daher den Mann, der bei ihm Wechsel diskontiert, als einen Mann ohne Kapital betrachtet, weil sein Kapital in Warenform existiert oder die Geldform seines Kapitals ein Wechsel ist, den Herr Overstone in andre Geldform übersetzt.

3732. "Mit Beziehung auf den Bankakt von 1844, können Sie angeben, was das ungefähre Verhältnis des Zinsfußes zur Goldreserve der Bank war; ist es richtig, daß, wenn das Gold in der Bank 9 oder 10 Millionen betrug, der Zinsfuß 6 oder 7% war, und wenn es 16 Millionen war, der Zinsfuß auf etwa 3 bis 4% stand?"

(Der Fragesteller will ihn zwingen, den Zinsfuß, soweit er beeinflußt durch die Menge des Goldes in der Bank, zu erklären aus dem Zinsfuß, soweit er beeinflußt durch den Wert des Kapitals.)

"Ich sage nicht, daß das der Fall ist ... aber wenn dem so ist, dann müssen wir meiner Ansicht nach noch schärfre Maßregeln ergreifen als die von 1844; denn wenn es wahr sein sollte, daß je größer der Goldschatz, desto niedriger der Zinsfuß, dann müßten wir an die Arbeit gehn, nach dieser Ansicht der Sache, und den Goldschatz bis auf einen unbegrenzten Betrag erhöhen, und dann würden wir den Zins auf 0 herabbringen."

Der Fragesteller Cayley, ungerührt durch diesen schlechten Witz, fährt fort:

3733. "Wenn dem so wäre, angenommen, es würden 5 Millionen Gold der Bank zurückgegeben, so würde im Lauf der nächsten sechs Monate der Goldschatz etwa 16 Millionen betragen, und angenommen, der Zinsfuß fiele so auf 3 bis 4%, wie könnte dann behauptet werden, daß der Fall im Zinsfuß von einer großen Abnahme im Geschäft herrührte? - Ich sagte, die neuliche große Erhöhung des Zinsfußes, nicht der Fall des Zinsfußes, sei eng verknüpft mit der großen Ausdehnung des Geschäfts."

Aber was Cayley sagt, ist dies: Wenn Steigen des Zinsfußes, zusammen mit Kontraktion des Goldschatzes, Zeichen der Ausdehnung des Geschäfts ist, so muß Fallen des Zinsfußes, zusammen mit Ausdehnung des Gold-

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schatzes, Zeichen der Abnahme des Geschäfts sein. Hierauf hat Overstone keine Antwort.

3736. {Frage:} "Ich bemerke, Sie" (im Text steht immer Your Lordship <Eure Lordschaft>) "sagten, daß Geld das Instrument sei, um Kapital zu erhalten."

(Dies ist eben die Verkehrtheit, es als Instrument zu fassen; es ist Form des Kapitals.)

"Bei Abnahme des Goldschatzes" {der Bank von England} "besteht nicht die große Schwierigkeit umgekehrt darin, daß Kapitalisten kein Geld erhalten können?" - {Overstone:} "Nein; es sind nicht die Kapitalisten, es sind die Nichtkapitalisten, die Geld zu erlangen suchen; und warum suchen sie Geld zu erlangen? ... Weil vermittelst des Geldes sie das Kommando über das Kapital des Kapitalisten erlangen, um das Geschäft von Leuten zu führen, die keine Kapitalisten sind."

Hier erklärt er geradezu, daß Fabrikanten und Kaufleute keine Kapitalisten sind und daß das Kapital des Kapitalisten nur Geldkapital ist.

3737. "Sind denn die Leute, die Wechsel ziehn, keine Kapitalisten? - Die Leute, die Wechsel ziehn sind möglicherweise Kapitalisten und möglicherweise auch nicht."

Hier sitzt er fest.

Er wird nun gefragt, ob die Wechsel der Kaufleute nicht die Waren repräsentieren, die sie verkauft oder verschifft haben. Er leugnet, daß diese Wechsel den Wert der Waren ganz so repräsentieren, wie die Banknote das Gold. (3740, 3741.) Dies ist etwas unverschämt.

3742. - "Ist nicht der Zweck des Kaufmanns, Geld zu erhalten? - Nein; Geld zu erhalten ist nicht der Zweck beim Ziehen des Wechsels; Geld zu erhalten ist der Zweck beim Diskontieren des Wechsels."

Wechselziehen ist Verwandlung von Ware in eine Form von Kreditgeld, wie Wechseldiskontieren Verwandlung dieses Kreditgelds in andres, nämlich Banknoten. Jedenfalls gibt Herr Overstone hier zu, daß der Zweck des Diskontierens ist, Geld zu erhalten. Vorher ließ er nur diskontieren, nicht um Kapital aus einer Form in die andre zu verwandeln, sondern um Zusatzkapital zu erhalten.

3743. "Was ist der große Wunsch der Geschäftswelt, unter dem Druck einer Panik, wie sie nach Ihrer Aussage 1825, 1837 und 1839 vorgekommen ist; bezwecken sie in den Besitz von Kapital zu kommen oder von gesetzmäßigem Zahlungsgeld? - Sie bezwecken, das Kommando über Kapital zu erhalten, um ihr Geschäft fortzuführen."

Ihr Zweck ist, Zahlungsmittel für verfallende Wechsel auf sie selbst zu erhalten, wegen des eingetretnen Kreditmangels, und um nicht ihre Waren

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unter dem Preis losschlagen zu müssen. Haben sie selbst überhaupt kein Kapital, so erhalten sie mit den Zahlungsmitteln natürlich zugleich Kapital, weil sie Wert ohne Äquivalent erhalten. Das Verlangen nach Geld als solchem besteht stets nur in dem Wunsch, Wert aus der Form von Ware oder Schuldforderung in die Form von Geld umzusetzen. Daher auch abgesehn von den Krisen, der große Unterschied zwischen Kapitalaufnahme und Diskonto, der bloß Verwandlung von Geldforderungen aus einer Form in die andre, oder in wirkliches Geld, zuwege bringt.

{Ich - der Herausgeber - erlaube mir hier eine Zwischenbemerkung.

Bei Norman wie bei Loyd-Overstone steht der Bankier immer da als jemand, der "Kapital vorschießt", und sein Kunde als derjenige, der "Kapital" von ihm verlangt. So sagt Overstone, jemand läßt durch ihn Wechsel diskontieren, "weil er Kapital zu erlangen wünscht" (3729), und es sei angenehm für denselben Mann, wenn er "Verfügung über Kapital erhalten kann zu niedrigem Zinsfuß" (3730). "Geld ist das Instrument, um Kapital zu erhalten" (3736), und in einer Panik ist der große Wunsch der Geschäftswelt, "Kommando über Kapital zu erhalten" (3743). Bei aller Verwirrung Loyd-Overstones über das, was Kapital ist, geht doch soviel klar hervor, daß er das, was der Bankier dem Geschäftskunden gibt, als Kapital bezeichnet, als ein vom Kunden vorher nicht besessenes, ihm vorgeschoßnes Kapital, das zusätzlich ist zu dem, worüber der Kunde bisher verfügte.

Der Bankier hat sich so sehr daran gewöhnt, als Verteiler - in Form des Verleihens - des in Geldform disponiblen gesellschaftlichen Kapitals zu figurieren, daß ihm jede Funktion, wobei er Geld weggibt, als ein Verleihen vorkommt. Alles Geld, das er auszahlt, erscheint ihm als ein Vorschuß. Ist das Geld direkt auf Anleihe ausgelegt, so ist dies wörtlich richtig. Ist es im Wechseldiskonto angelegt, so ist es in der Tat für ihn selbst Vorschuß bis zum Verfall des Wechsels. So befestigt sich in seinem Kopf die Vorstellung, daß er keine Zahlungen machen kann, die nicht Vorschüsse sind. Und zwar Vorschüsse, nicht etwa bloß in dem Sinn, daß jede Geldanlage zum Zweck des Zins- oder Profitmachens ökonomisch als ein Vorschuß betrachtet wird, den der betreffende Geldbesitzer in seiner Eigenschaft als Privatmann sich selbst in seiner Eigenschaft als Unternehmer macht. Sondern Vorschüsse in dem bestimmten Sinn, daß der Bankier dem Kunden eine Summe leihweise übergibt, die das dem letzteren zur Verfügung stehende Kapital um ebensoviel vermehrt.

Es ist diese Vorstellung, die, aus dem Bankkontor in die politische Ökonomie übertragen, die verwirrende Streitfrage geschaffen hat, ob das, was der Bankier seinen Geschäftskunden in barem Geld zur Verfügung stellt,

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Kapital ist oder bloß Geld, Zirkulationsmittel, Currency? Um diese - im Grunde einfache - Streitfrage zu entscheiden, müssen wir uns auf den Standpunkt des Bankkunden stellen. Es kommt darauf an, was dieser verlangt und erhält.

Bewilligt die Bank dem Geschäftskunden eine Anleihe einfach auf seinen persönlichen Kredit, ohne Sicherheitsstellung seinerseits, so ist die Sache klar. Er erhält unbedingt einen Vorschuß von bestimmter Wertgröße als Zusatz zu seinem bisher angewandten Kapital. Er erhält ihn in Geldform; also nicht nur Geld, sondern auch Geldkapital.

Erhält er den Vorschuß geleistet gegen Verpfändung von Wertpapieren etc., so ist es Vorschuß in dem Sinn, daß ihm Geld gezahlt worden ist unter Vorbehalt der Rückzahlung. Aber nicht Vorschuß von Kapital. Denn die Wertpapiere repräsentieren auch Kapital, und zwar einen höheren Betrag als der Vorschuß. Der Empfänger erhält also weniger Kapitalwert, als er in Pfand gibt; dies ist für ihn durchaus keine Akquisition von Zusatzkapital. Er macht das Geschäft nicht, weil er Kapital braucht - das hat er ja in seinen Wertpapieren -, sondern weil er Geld braucht. Hier liegt also Vorschuß von Geld vor, aber nicht von Kapital.

Wird der Vorschuß geleistet gegen Diskonto von Wechseln, so verschwindet auch die Form des Vorschusses. Es liegt vor ein reiner Kauf und Verkauf. Der Wechsel geht durch Endossement über in das Eigentum der Bank, das Geld dagegen ins Eigentum der Kunden; von Rückzahlung seinerseits ist keine Rede. Wenn der Kunde mit einem Wechsel oder ähnlichen Kreditinstrument bar Geld kauft, so ist das nicht mehr oder nicht minder ein Vorschuß, als wenn er das bare Geld mit seiner sonstigen Ware, Baumwolle, Eisen, Korn, gekauft hätte. Und am allerwenigsten kann hier von einem Vorschuß von Kapital die Rede sein. Jeder Kauf und Verkauf zwischen Händler und Händler ist eine Übertragung von Kapital. Aber ein Vorschuß kommt nur da vor, wo die Übertragung von Kapital nicht wechselseitig ist, sondern einseitig und auf Zeit. Kapitalvorschuß durch Wechseldiskonto kann also nur da stattfinden, wo der Wechsel ein Reitwechsel ist, der gar keine verkauften Waren repräsentiert, und den nimmt kein Bankier, sobald er ihn für das erkennt, was er ist. Im regelmäßigen Diskontogeschäft erhält also der Bankkunde keinen Vorschuß, weder in Kapital noch in Geld, sondern er erhält Geld für verkaufte Ware.

Die Fälle, wo der Kunde von der Bank Kapital verlangt und erhält, sind also sehr deutlich unterschieden von denen, wo er bloß Geld vorgeschossen erhält oder bei der Bank kauft. Und da namentlich Herr Loyd-Overstone nur in den allerseltensten Fällen seine Fonds ohne Deckung vorzuschießen

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pflegte (er war der Bankier meiner Firma in Manchester), so ist ebenfalls klar, daß seine schönen Schilderungen von den Massen Kapital, die die großmütigen Bankiers den kapitalentbehrenden Fabrikanten vorschießen, arge Flunkerei sind.

Im Kapitel XXXII <siehe vorl. Band, S. 531> sagt Marx übrigens in der Hauptsache dasselbe:

"Die Nachfrage nach Zahlungsmitteln ist bloße Nachfrage nach Umsetzbarkeit in Geld, soweit die Kaufleute und Produzenten gute Sicherheiten bieten können; sie ist Nachfrage nach Geldkapital, soweit dies nicht der Fall ist, soweit also ein Vorschuß von Zahlungsmitteln ihnen nicht nur die Geldform gibt, sondern auch das ihnen mangelnde Äquivalent, in welcher Form es sei, zum Zahlen." - Ferner in Kap. XXXIII <siehe vorl. Band, S. 547>: "Bei entwickeltem Kreditwesen, wo sich das Geld in den Händen der Banken konzentriert, sind sie es, wenigstens nominell, die es vorschießen. Dieser Vorschuß bezieht sich nur <1. Auflage: nicht> auf das in Zirkulation befindliche Geld. Es ist Vorschuß von Zirkulation, nicht Vorschuß der Kapitale, die diese zirkuliert." - Auch Herr Chapman, der es wissen muß, bestätigt obige Auffassung des Diskontogeschäfts, B.C., 1857:

"Der Bankier hat den Wechsel, der Bankier hat den Wechsel gekauft." Evid. Frage 5139.

Wir kommen übrigens im Kap. XXVIII <siehe vorl. Band, S. 472/473> nochmals auf dieses Thema zurück. - F. E.}

3744. "Wollen Sie gefälligst beschreiben, was Sie unter dem Ausdruck Kapital wirklich verstehn? - {Antwort Overstone.} "Kapital besteht aus verschiednen Waren, vermittelst deren das Geschäft in Gang gehalten wird (capital consists of various commodities, by the means of which trade is carried on); es gibt fixes Kapital, und es gibt zirkulierendes Kapital. Ihre Schiffe, Ihre Docks, Ihre Werften sind fixes Kapital, Ihre Lebensmittel, Ihre Kleider usw. sind zirkulierendes Kapital."

3745. "Hat der Abfluß des Goldes ins Ausland schädliche Folgen für England? - Nicht, solange man mit diesem Wort einen rationellen Sinn verbindet."

(Nun kommt die alte Ricardosche Geldtheorie.)

... "Im natürlichen Zustand der Dinge verteilt sich das Geld der Welt auf die verschiednen Länder der Welt in gewissen Proportionen; diese Proportionen sind derart, daß bei solcher Verteilung" {des Geldes} der Verkehr zwischen irgendeinem Lande einerseits und allen andren Ländern der Welt andrerseits ein bloßer Tauschverkehr ist; aber es gibt störende Einflüsse, die diese Verteilung von Zeit zu Zeit affizieren, und wenn diese Einflüsse entstehn, fließt ein Teil des Geldes eines gegebnen

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Landes in andre Länder ab." -3746. "Sie gebrauchen jetzt den Ausdruck: Geld. Wenn ich Sie früher recht verstand, so nannten Sie das einen Verlust von Kapital. - Was nannte ich einen Verlust von Kapital?" - 3747. "Den Goldabfluß. - Nein, das sagte ich nicht. Wenn Sie Gold als Kapital behandeln, so ist es ohne Zweifel ein Verlust von Kapital; es ist Weggabe einer gewissen Proportion des Edelmetalls, woraus das Weltgeld besteht." - 3748. "Sagten Sie nicht vorher, daß ein Wechsel in der Rate des Diskontos ein bloßes Anzeichen sei eines Wechsels im Wert des Kapitals? - Jawohl." -3749. "Und daß die Rate des Diskontos im allgemeinen wechselt mit der Goldreserve in der Bank von England? - Jawohl; aber ich habe bereits gesagt, daß die Schwankungen des Zinsfußes, die aus einem Wechsel in der Quantität des Geldes" (also darunter versteht er hier die Quantität des wirklichen Goldes) "in einem Lande entspringen, sehr geringfügig sind ..."

3750. "Wollen Sie also sagen, daß eine Kapitalabnahme stattgefunden hat, wenn eine längre, aber doch nur zeitweilige Steigerung des Diskontos über den gewöhnlichen Satz stattgefunden hat? - Eine Abnahme in einem gewissen Sinn des Worts. Das Verhältnis zwischen dem Kapital und der Nachfrage danach hat gewechselt; möglicherweise aber durch vermehrte Nachfrage, nicht durch eine Abnahme in der Quantität des Kapitals."

(Aber es war ja eben Kapital = Geld oder Gold, und es war noch etwas früher die Steigerung des Zinsfußes erklärt durch die hohe Profitrate, die aus der Ausdehnung, nicht der Einschränkung des Geschäfts oder Kapitals entsprang.)

3751. "Was ist das für ein Kapital, das Sie hier speziell im Auge haben? - Das kommt ganz darauf an, was das für ein Kapital ist, das jeder einzelne nötig hat. Es ist das Kapital, das die Nation zu ihrer Verfügung hat, um ihr Geschäft fortzuführen, und wenn dies Geschäft sich verdoppelt, so muß eine große Zunahme eintreten in der Nachfrage nach dem Kapital, womit es fortgeführt werden soll."

(Dieser pfiffige Bankier verdoppelt erst das Geschäft und dann hinterher die Nachfrage nach dem Kapital, womit es verdoppelt werden soll. Er sieht immer nur seinen Kunden, der bei Herrn Loyd ein größres Kapital verlangt, um sein Geschäft zu verdoppeln.)

"Das Kapital ist wie jede andre Ware"; (aber das Kapital ist ja nach Herrn Loyd eben nichts andres als die Gesamtheit der Waren) "es wechselt in seinem Preise" (die Waren wechseln also doppelt im Preis, einmal qua Waren, das andre Mal qua Kapital) "je nach Nachfrage und Angebot."

3752. "Die Schwankungen in der Rate des Diskontos stehn im allgemeinen im Zusammenhang mit den Schwankungen des Goldbetrages in der Schatzkammer der Bank. Ist dies das Kapital, das Sie meinen? - Nein." - 3753. "Können Sie ein Beispiel angeben, wo in der Bank von England ein großer Kapitalvorrat aufgehäuft war und gleichzeitig die Rate des Diskontos hoch stand? - In der Bank von England wird nicht

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Kapital aufgehäuft, sondern Geld." - 3754. "Sie sagten aus, daß der Zinsfuß abhängt von der Menge des Kapitals; wollen Sie gefälligst angeben, was für Kapital Sie meinen und ob Sie ein Beispiel anführen können, wo ein großer Goldvorrat in des Bank lag und gleichzeitig der Zinsfuß hoch stand? - Es ist sehr wahrscheinlich", (aha!) "daß die Anhäufung von Gold in der Bank zusammenfallen mag mit einem niedrigen Zinsfuß, weil eine Periode geringerer Nachfrage nach Kapital" (nämlich Geldkapital; die Zeit, von der hier die Rede ist, 1844 und 1845, waren Zeiten der Prosperität) "eine Periode ist, während deren natürlicherweise das Mittel oder Werkzeug, vermöge dessen man über Kapital kommandiert, akkumulieren kann." - 3755. "Sie glauben also, daß kein Zusammenhang existiert zwischen der Rate des Diskontos und der Masse des Goldes im Bankschatz? - Es mag ein Zusammenhang existieren, aber es ist kein prinzipieller Zusammenhang"; (sein Bankakt von 1844 macht es aber grade zum Prinzip der Bank von England, den Zinsfuß zu regulieren nach der Masse des in ihrem Besitz befindlichen Goldes) "sie mögen gleichzeitig stattfinden (there may be a coincidence of time)." -3758. "Beabsichtigen Sie also zu sagen, daß die Schwierigkeit bei den Kaufleuten hierzulande, in geldknapper Zeit, infolge hoher Rate des Diskontos, darin besteht, Kapital zu bekommen, und nicht darin, Geld zu bekommen? - Sie werfen zwei Dinge zusammen, die ich nicht in dieser Form zusammenbringe; die Schwierigkeit besteht darin, Kapital zu bekommen, und die Schwierigkeit ist ebenfalls, Geld zu bekommen ... Die Schwierigkeit, Geld zu bekommen, und die Schwierigkeit, Kapital zu bekommen, ist dieselbe Schwierigkeit, betrachtet auf zwei veischiednen Stufen ihres Verlaufs."

Hier sitzt der Fisch wieder fest. Die erste Schwierigkeit ist, einen Wechsel zu diskontieren oder einen Vorschuß auf Warenpfand zu erhalten. Es ist Schwierigkeit, Kapital oder ein kommerzielles Wertzeichen für Kapital in Geld zu verwandeln. Und diese Schwierigkeit drückt sich aus, unter andrem, im hohen Zinsfuß. Sobald aber das Geld empfangen ist, worin besteht dann die zweite Schwierigkeit? Wenn es sich nur ums Zahlen handelt, findet jemand Schwierigkeit, sein Geld loszuwerden? Und wenn es sich ums Kaufen handelt, wo hat je jemand in Zeiten der Krisis Schwierigkeiten gefunden, um einzukaufen? Und gesetzt auch, dies bezöge sich auf den besondren Fall einer Teurung in Korn, Baumwolle etc., so könnte diese Schwierigkeit sich doch nur zeigen, nicht in dem Wert des Geldkapitals, d.h. dem Zinsfuß, sondern in dem Preis der Ware; und diese Schwierigkeit ist ja dadurch überwunden, daß unser Mann jetzt das Geld hat, sie zu kaufen.

3760. "Aber eine höhere Rate des Diskontos ist doch eine vermehrte Schwierigkeit, Geld zu erhalten? - Sie ist eine vermehrte Schwierigkeit, Geld zu erhalten, aber es ist nicht das Geld, auf dessen Besitz es ankommt; es ist nur die Form", (und diese Form bringt Profit in die Tasche des Bankiers) "worin die vermehrte Schwierigkeit, Kapital zu erhalten, sich in den komplizierten Beziehungen eines zivilisierten Zustandes darbietet."

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3763. {Antwort Overstones:} "Der Bankier ist der Mittelsmann, der auf der einen Saite Depositen empfängt und auf der andren Saite diese Depositen anwendet, indem er sie, in der Form von Kapital, anvertraut in die Hände von Personen, welche etc."

Hier haben wir endlich, was er unter Kapital versteht. Er verwandelt das Geld in Kapital, indem er es "anvertraut", weniger euphemistisch, indem er es auf Zinsen ausleiht.

Nachdem Herr Overstone vorher gesagt, daß Änderung in der Rate des Diskontos nicht im wesentlichen Zusammenhang stehe mit Änderung im Betrag des Goldschatzes der Bank oder der Menge des vorhandnen Geldes, sondern höchstens im Zusammenhang der Gleichzeitigkeit, wiederholt er:

3805. "Wenn das Geld im Lande durch Abfluß vermindert wird, so steigt sein Wert, und die Bank von England muß sich diesem Wechsel im Wert des Geldes anpassen."

(Also in dem Wert des Geldes als Kapital, in andren Worten, im Zinsfuß, denn der Wert des Geldes als Geld, verglichen mit Waren, bleibt derselbe.)

"Was man technisch so ausdrückt, daß sie den Zinsfuß erhöht."

3819. "Ich werfe die beiden nie durcheinander."

Nämlich Geld und Kapital, aus dem einfachen Grunde, weil er sie nie unterscheidet.

3834. "Die sehr große Summe, die" (für Korn im Jahre 1847) "für den notwendigen Lebensunterhalt des Landes weggezahlt werden mußte und die in der Tat Kapital war".

3841. "Die Schwankungen in der Rate des Diskontos haben unzweifelhaft eine sehr nahe Beziehung zu dem Stand der Goldreserve" {der Bank von England}, "denn der Stand der Reserve ist der Anzeiger der Zunahme oder Abnahme der im Lande vorhandnen Geldmenge; und im Verhältnis, wie das Geld im Lande zunimmt oder abnimmt, fällt oder steigt der Wert des Geldes, und die Bankrate des Diskontos wird sich dem anpassen."

Hier gibt er also das zu, was er in Nr. 3755 ein für allemal ableugnete.

3842. "Es findet ein enger Zusammenhang zwischen beiden statt."

Nämlich der Menge des Goldes im issue department und der Reserve von Noten im banking department. Hier erklärt er den Wechsel im Zinsfuß aus dem Wechsel in der Quantität des Geldes. Dabei ist falsch, was er sagt. Die Reserve kann abnehmen, weil das zirkulierende Geld im Lande zunimmt. Dies ist der Fall, wenn das Publikum mehr Noten nimmt und der Metallschatz nicht abnimmt. Aber dann steigt der Zinsfuß, weil dann das Bankkapital der Bank von England nach dem Gesetz von l844 limitiert

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ist. Davon darf er aber nicht sprechen, da infolge dieses Gesetzes die zwei Departements der Bank nichts miteinander gemein haben.

3859. "Eine hohe Profitrate wird stets eine große Nachfrage nach Kapital erzeugen, eine große Nachfrage nach Kapital wird seinen Wert steigern."

Hier also endlich der Zusammenhang zwischen hoher Profitrate und Nachfrage nach Kapital, wie Overstone sich ihn vorstellt. Nun herrschte z.B. 1844/45 in der Baumwollindustrie eine hohe Profitrate, weil bei starker Nachfrage für Baumwollenwaren Rohbaumwolle wohlfeil war und wohlfeil blieb. Der Wert des Kapitals (und nach einer frühern Stelle nennt Overstone Kapital dasjenige, was jeder in seinem Geschäft braucht), also hier der Wert der Rohbaumwolle, wurde nicht erhöht für den Fabrikanten. Nun mag die hohe Profitrate manchen Baumwollfabrikanten veranlaßt haben, zur Erweiterung seines Geschäfts Geld aufzunehmen. Dadurch stieg seine Nachfrage für Geldkapital und für sonst nichts.

3889. "Gold kann Geld sein oder auch nicht, gerade wie Papier eine Banknote sein kann oder auch nicht."

3896. "Verstehe ich Sie also richtig dahin, daß Sie den Satz aufgeben, den Sie 1840 anwandten: daß die Schwankungen in den zirkulierenden Noten der Bank von England sich richten sollten nach den Schwankungen im Betrag des Goldschatzes? - Ich gebe ihn insofern auf ... daß nach dem heutigen Stand unsrer Kenntnisse wir zu den zirkulierenden Noten noch diejenigen Noten hinzuaddieren müssen, welche in der Bankreserve der Bank von England liegen."

Dies ist superlativ. Die willkürliche Bestimmung, daß die Bank soviel Papiernoten macht, wie sie Gold im Schatz hat und 14 Millionen mehr, bedingt natürlich, daß ihre Notenausgabe schwankt mit den Schwankungen des Goldschatzes. Da aber "der heutige Stand unsrer Kenntnisse" klar zeigte, daß die Masse Noten, die die Bank hiernach fabrizieren kann (und die das issue department dem banking department überträgt) - daß diese mit den Schwankungen des Goldschatzes schwankende Zirkulation zwischen den beiden Abteilungen der Bank von England die Schwankungen der Zirkulation der Banknoten außerhalb der Mauern der Bank von England nicht bestimmt, so wird die letztre, die wirkliche Zirkulation, jetzt für die Bankverwaltung gleichgültig, und die Zirkulation zwischen den zwei Abteilungen der Bank, deren Unterschied von der wirklichen sich in der Reserve zeigt, wird allein entscheidend. Für die Außenwelt ist sie nur sofern wichtig, weil die Reserve anzeigt, inwieweit die Bank sich dem gesetzlichen Maximum ihrer Notenausgabe nähert und wieviel die Kunden der Bank noch aus dem banking department erhalten können.

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Von der mala fides <Unehrlichkeit> Overstones folgendes brillante Exempel:

4243. "Schwankt nach Ihrer Ansicht die Menge des Kapitals von einem Monat zum andern in einem solchen Grade, daß sein Wert dadurch verändert wird in der Art, wie wir es in den letzten Jahren in den Schwankungen der Rate des Diskontos gesehn haben? - Das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot von Kapital kann unzweifelhaft selbst in kurzen Zeiträumen schwanken ... Wenn Frankreich morgen anzeigt, daß es eine sehr große Anleihe aufnehmen will, so wird das unzweifelhaft sofort eine große Änderung verursachen in dem Wert des Geldes, das heißt in dem Wert des Kapitals in England."

4245. "Wenn Frankreich anzeigt, daß es plötzlich für irgendeinen Zweck für 30 Millionen Waren braucht, so wird eine große Nachfrage entstehn nach Kapital, um den wissenschaftlicheren und einfacheren Ausdruck zu gebrauchen."

4246. "Das Kapital, das Frankreich mit seiner Anleihe möchte kaufen wollen, ist eine Sache; das Geld, womit Frankreich dies kauft, ist eine andre Sache; ist es das Geld, was seinen Wert ändert oder nicht? - Wir kommen wieder auf die alte Frage, und die glaube ich, ist geeigneter für das Studierzimmer eines Gelehrten als für dies Komiteezimmer."

Und hiermit zieht er sich zurück, aber nicht ins Studierzimmer.(84)

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(84) Weiteres über die Begriffsverwirrung Overstones in Sachen des Kapitals am Schluß von Kap. XXXII. [F. E.]  



Datum der letzten Änderung : Jena, den : 19.03.2013