27. Kapitel. Die Rolle des Kredits in der kapitalistischen Produktion | Inhalt | 29. Kapitel. Bestandteile des Bankkapitals
ACHTUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Umlaufsmittel und Kapital.
Tookes und Fullartons Auffassung
Der Unterschied zwischen Zirkulation und Kapital, wie ihn Tooke (89), Wilson und andre machen, und wobei die Unterschiede zwischen Zirkulationsmittel als Geld, als Geldkapital überhaupt, und als zinstragendes Kapital (moneyed capital im englischen Sinn) kunterbunt durcheinandergeworfen werden, kommen auf zweierlei hinaus.
Das Zirkulationsmittel zirkuliert einerseits als Münze (Geld), soweit es Verausgabung von Revenue vermittelt, also den Verkehr zwischen den individuellen Konsumenten und den Kleinhändlern, unter welche Kategorie
(89) Wir gehen hier die bezügliche, auf S. 390 (Siehe vorl. Band S. 417) deutsch im Auszug zitierte Stelle aus Tooke im Original: "The business of bankers, setting aside the issue of promissory notes payable on demand, may be divided into two branches, corresponding with the distinction pointed out by Dr. (Adam) Smith of the transactions between dealers and dealers, and between dealers and consumers. One branch of the bankers' business is to collect capital from those who have not immediate employment for it, and to distribute or transfer it to those who have. The other branch is to receive deposits of the income, of their customers, and to pay out the amount, as it is wanted for expenditure by the latter in the objects of their consumption ... the former being a circulation of capital, the latter of currency." <"Wenn man die Ausgabe von Banknoten, die auf Verlangen zahlbar sind, außer acht läßt, so haben die Bankiers ein doppeltes Geschäft, was auch der Unterscheidung desselben durch Dr. (Adam) Smith in Umsätze zwischen Händlern und Händlern und zwischen Händlern und Konsumenten entspricht. Ein Zweig des Bankiergeschäfts besteht darin, Kapital zu sammeln von denen, die keine unmittelbare Verwendung dafür haben, und es zu verteilen und zu übertragen an jene, die es gebrauchen können. Der andere Zweig besteht darin, Depositen vom Einkommen ihrer Kunden zu empfangen und diesen den Betrag auszuzahlen, je nachdem sie ihn zu Konsumtionsauslagen brauchen. Das erstere ist Zirkulation von Kapital, das letztere Zirkulation von Geld."> (Tooke, "Inquiry into the Currency Principle". p. 36.) Das erstere ist "the concentration of capital on the one hand and the distribution of it weiter
alle Kaufleute zu rechnen sind, die an die Konsumenten verkaufen - an die individuellen Konsumenten im Unterschied von den produktiven Konsumenten oder Produzenten. Hier zirkuliert das Geld in der Funktion der Münze, obgleich es beständig Kapital ersetzt. Ein gewisser Teil des Geldes in einem Lande ist beständig dieser Funktion gewidmet, obgleich dieser Teil aus beständig wechselnden einzelnen Geldstücken besteht. Dagegen, soweit das Geld Übertragung von Kapital vermittelt, sei es als Kaufmittel (Zirkulationsmittel), sei es als Zahlungsmittel, ist es Kapital. Es ist also weder die Funktion als Kaufmittel, noch die als Zahlungsmittel, die es von der Münze unterscheidet, denn auch zwischen Händler und Händler kann es als Kaufmittel fungieren, soweit sie gegen bar voneinander kaufen, und auch zwischen Händler und Konsument kann es als Zahlungsmittel figurieren, soweit Kredit gegeben und die Revenue erst verzehrt und dann bezahlt wird. Der Unterschied ist also der, daß im zweiten Fall dies Geld nicht nur Kapital für die eine Seite, den Verkäufer, ersetzt, sondern auch von der andern Seite, vom Käufer, als Kapital verausgabt, vorgeschossen wird. Der Unterschied ist also in der Tat der von Geldform der Revenue und Geldform des Kapitals, aber nicht der von Zirkulation und Kapital, denn als Vermittler zwischen den Händlern, ebensogut wie als Vermittler zwischen Konsumenten und Händlern, zirkuliert ein seiner Menge nach bestimmter Teil des Geldes, und Zirkulation ist es demzufolge in beiden Funktionen gleichmäßig. Es kommt nun bei der Auffassung Tookes Konfusion verschiedner Art herein:
on the other" < "Konzentration des Kapitals auf der einen und Verteilung desselben auf der andern Seite">, das zweite ist "administering the circulation for local purposes of the district" <"Verwaltung der Zirkulation für die Lokalzwecke der Umgegend"> (ibid. p. 37.) - Weit näher der richtigen Auffassung kommt Kinnear, in folgender Stelle: "Geld wird gebraucht, um zwei wesentlich verschiedne Operationen zu vollziehn. Als Austauschmittel zwischen Händler und Händler ist es das Instrument, wodurch Übertragungen von Kapital bewirkt werden; d.h. der Austausch eines bestimmten Kapitalbetrags in Geld für einen gleichen Kapitalbetrag in Waren. Aber Geld ausgelegt in Zahlung von Arbeitslohn und in Kauf und Verkauf zwischen Händler und Konsument ist nicht Kapital, sondern Revenue; der Teil der Revenue der Gesamtheit, der auf tägliche Ausgaben verwandt wird. Dies Geld zirkuliert in fortwährendem täglichem Gebrauch, und dies ist es allein, das im strengen Sinn Zirkulationsmittel (currency) genannt werden kann. Kapitalvorschüsse hängen ausschließlich ab von dem Willen der Bank oder andrer Kapitalbesitzer - denn Borger finden sich immer; aber der Betrag des Zirkulationsmittels hängt ab von den Bedürfnissen der Gesamtheit, innerhalb deren das Geld zum Zweck täglicher Verausgabung zirkuliert." (J. G. Kinnear, "The Crisis and the Currency", London 1847, [p. 3, 4].)
1. Durch die Verwechslung der funktionellen Bestimmungen;
2. durch die Einmischung der Frage über die Quantität des, in beiden Funktionen zusammengenommen, zirkulierenden Geldes;
3. durch Einmischung der Frage über die relativen Verhältnisse der in beiden Funktionen, und daher in beiden Sphären des Reproduktionsprozesses, zirkulierenden Mengen von Umlaufsmitteln, zueinander.
Ad 1. Die Verwechslung der funktionellen Bestimmungen, daß das Geld in der einen Form Zirkulation (currency) und in der andern Form Kapital ist. Soweit das Geld in der einen oder andern Funktion dient, sei es zur Realisierung von Revenue oder zur Übertragung von Kapital, fungiert es im Kauf und Verkauf oder im Zahlen als Kaufmittel oder Zahlungsmittel und im weitern Sinn des Worts als Zirkulationsmittel. Die weitere Bestimmung, die es in der Rechnung seines Ausgebers oder Empfängers hat, daß es ihm Kapital oder Revenue vorstellt, ändert hieran absolut nichts, und es zeigt sich dies auch doppelt. Obgleich die Geldsorten, die in beiden Sphären zirkulieren, verschieden sind, so geht dasselbe Geldstück, z.B. eine Fünfpfundnote, aus der einen Sphäre in die andre über und vollzieht abwechselnd beide Funktionen; was schon deswegen unvermeidlich ist, weil der Kleinhändler seinem Kapital die Geldform allein geben kann in der Form der Münze, die er von seinen Käufern erhält. Man kann annehmen, daß die eigentliche Scheidemünze ihren Zirkulationsschwerpunkt im Gebiet des Kleinhandels hat; der Kleinhändler braucht sie beständig zum Auswechseln und erhält sie beständig in Zahlung von seinen Kunden zurück. Er erhält aber auch Geld, d.h. Münze in dem Metall, das Wertmesser ist, also in England Pfundstücke und selbst Banknoten, namentlich Noten zu niedrigen Beträgen, also z.B. von 5 und 10 Pfund. Diese Goldstücke und Noten, nebst etwa überschüssiger Scheidemünze, deponiert er jeden Tag oder jede Woche bei seiner Bank und zahlt damit, durch Anweisung auf sein Bankdepositum, seine Einkäufe. Aber dieselben Goldstücke und Noten werden ebenso beständig vom ganzen Publikum, in seiner Eigenschaft als Konsument, als Geldform seiner Revenue, den Banken wieder direkt oder indirekt (z.B. Kleingeld durch Fabrikanten zur Lohnzahlung) entzogen und fließen beständig den Kleinhändlern zurück, denen sie so einen Teil ihres Kapitals, aber gleichzeitig auch ihrer Revenue aufs neue realisieren. Dieser letztere Umstand ist wichtig und wird von Tooke ganz übersehn. Nur sobald das Geld als Geldkapital ausgelegt wird, am Anfang des Reproduktionsprozesses (Buch II, Abschnitt I) existiert der Kapitalwert rein als solcher. Denn in der produzierten Ware steckt nicht nur Kapital, sondern auch schon der Mehrwert; sie ist nicht nur Kapital an sich, sondern
schon gewordenes Kapital, Kapital mit der ihm einverleibten Revenuequelle. Was der Kleinhändler für das ihm zurückfließende Geld weggibt, seine Ware, ist also für ihn Kapital plus Profit, Kapital plus Revenue.
Ferner aber, indem das zirkulierende Geld dem Kleinhändler zurückfließt, stellt es die Geldform seines Kapitals wieder her.
Den Unterschied zwischen der Zirkulation als Zirkulation von Revenue und als Zirkulation von Kapital in einen Unterschied zwischen Zirkulation und Kapital verwandeln, ist also durchaus verkehrt. Diese Redeweise entspringt bei Tooke daraus, daß er sich einfach auf den Standpunkt des Bankiers stellt, der eigne Banknoten ausgibt. Der Betrag seiner Noten, der sich beständig (wenn auch stets aus andern Noten bestehend) in der Hand des Publikums befindet und als Zirkulationsmittel fungiert, kostet ihm nichts außer Papier und Druck. Es sind auf ihn selbst ausgestellte zirkulierende Schuldscheine (Wechsel), die ihm aber Geld einbringen und so als ein Mittel zur Verwertung seines Kapitals dienen. Sie sind aber von seinem Kapital verschieden, sei dies nun eignes oder aufgenommnes. Daher entspringt für ihn ein spezieller Unterschied von Zirkulation und Kapital, der aber mit den Begriffsbestimmungen als solchen nichts zu tun hat, am wenigsten mit den eben von Tooke gemachten.
Die verschiedne Bestimmtheit - ob es als Geldform der Revenue oder des Kapitals fungiert ändert zunächst nichts an dem Charakter des Geldes als Zirkulationsmittel; diesen Charakter behält es, ob es die eine oder die andre Funktion verrichtet. Allerdings fungiert das Geld, wenn es als Geldform der Revenue auftritt, mehr als eigentliches Zirkulationsmittel (Münze, Kaufmittel), wegen der Zersplitterung dieser Kaufe und Verkäufe, und weil die Mehrzahl der Revenue-Ausgebenden, die Arbeiter, relativ wenig auf Kredit kaufen können; während im Verkehr der Handelswelt, wo das Umlaufsmittel Geldform des Kapitals ist, teils wegen der Konzentration, teils wegen des vorherrschenden Kreditsystems, das Geld hauptsächlich als Zahlungsmittel fungiert. Aber der Unterschied des Geldes als Zahlungsmittel vom Geld als Kaufmittel (Zirkulationsmittel) ist eine dem Geld selbst zukommende Unterscheidung; nicht ein Unterschied zwischen Geld und Kapital. Weil im Kleinhandel mehr Kupfer und Silber, im großen mehr Gold zirkuliert, ist der Unterschied zwischen Silber und Kupfer auf der einen und von Gold auf der andren Seite, nicht der Unterschied von Zirkulation und Kapital.
Ad 2. Einmischung der Frage über die Quantität des in beiden Funktionen zusammen zirkulierenden Geldes: Soweit das Geld zirkuliert, sei es als Kaufmittel, sei es als Zahlungsmittel - einerlei, in welcher der beiden
Sphären und unabhängig von seiner Funktion, Revenue oder Kapital zu realisieren -, gelten für die Quantität seiner zirkulierenden Masse die früher, bei Betrachtung der einfachen Warenzirkulation, Buch I, Kap. III, 2 b, entwickelten Gesetze. Der Grad der Zirkulationsgeschwindigkeit, also die Anzahl der Wiederholungen derselben Funktion als Kauf- und Zahlungsmittel durch dieselben Geldstücke in einem gegebnen Zeitraum, die Masse der gleichzeitigen Käufe und Verkäufe, resp. Zahlungen, die Preissumme der zirkulierenden Waren, endlich die Zahlungsbilanzen, die in derselben Zeit zu saldieren sind, bestimmen in beiden Fällen die Masse des zirkulierenden Geldes, der currency. Ob das so fungierende Geld für Zahler oder Empfänger Kapital oder Revenue vorstellt, ist gleichgültig, ändert absolut nichts an der Sache. Seine Masse wird bestimmt einfach durch seine Funktion als Kauf- und Zahlungsmittel.
Ad 3. Zur Frage über die relativen Verhältnisse der in beiden Funktionen, und daher in beiden Sphären des Reproduktionsprozesses zirkulierenden Mengen von Umlaufsmitteln. Beide Zirkulationssphären stehn in einem innern Zusammenhang, indem einerseits die Masse der zu verausgabenden Revenuen den Umfang der Konsumtion und andrerseits die Größe der in Produktion und Handel zirkulierenden Kapitalmassen den Umfang und die Geschwindigkeit des Reproduktionsprozesses ausdrücken. Trotzdem wirken dieselben Umstände verschieden, und selbst in entgegengesetzter Richtung, auf die Quanta der in beiden Funktionen oder Sphären zirkulierenden Geldmassen oder auf die Quantitäten der Zirkulation, wie die Engländer dies bankmäßig ausdrücken. Und dies gibt neuen Anlaß zu der abgeschmackten Distinktion Tookes von Zirkulation und Kapital. Der Umstand, daß die Herren von der Currency-Theorie zwei disparate Dinge verwechseln, ist durchaus kein Grund, um sie als Begriffsunterschiede darzustellen.
In Zeiten der Prosperität, großer Expansion, Beschleunigung und Energie des Reproduktionsprozesses, sind die Arbeiter voll beschäftigt. Meist tritt auch Steigen des Lohns ein und gleicht das Fallen desselben unter das Durchschnittsniveau in den andern Perioden des kommerziellen Zyklus einigermaßen aus. Gleichzeitig wachsen die Revenuen der Kapitalisten bedeutend. Die Konsumtion steigt allgemein. Die Warenpreise steigen ebenfalls regelmäßig, wenigstens in verschiednen entscheidenden Geschäftszweigen. Infolgedessen wächst das Quantum des zirkulierenden Geldes wenigstens innerhalb gewisser Grenzen, indem die größere Umlaufsgeschwindigkeit dem Wachsen der Masse des umlaufenden Mittels ihrerseits Schranken setzt. Da der Teil der gesellschaftlichen Revenue, der aus
Arbeitslohn besteht, ursprünglich vom industriellen Kapitalisten in der Form von variablem Kapital und stets in Geldform vorgeschossen wird, bedarf er in Zeiten der Prosperität mehr Geld zu seiner Zirkulation. Aber wir dürfen dies nicht zweimal rechnen: einmal als Geld, nötig zur Zirkulation des variablen Kapitals, und noch einmal als Geld, nötig zur Zirkulation der Revenue der Arbeiter. Das den Arbeitern als Lohn ausgezahlte Geld wird im Kleinverkehr verausgabt und kehrt so ziemlich wöchentlich als Depositum der Kleinhändler zu den Banken zurück, nachdem es in kleinern Kreisläufen noch allerlei Zwischengeschäfte vermittelt hat. In Zeiten der Prosperität wickelt sich der Rückfluß des Geldes für die industriellen Kapitalisten glatt ab, und so steigt ihr Bedürfnis für Geldakkommodation nicht dadurch, daß sie mehr Arbeitslohn zu zahlen haben, mehr Geld zur Zirkulation ihres variablen Kapitals bedürfen.
Das Gesamtresultat ist, daß in Perioden der Prosperität die Masse der Umlaufsmittel, die zur Verausgabung von Revenue dient, entschieden wächst.
Was nun die Zirkulation betrifft, die zum Übertrag von Kapital, also nur zwischen den Kapitalisten selbst nötig ist, so ist diese flotte Geschäftszeit zugleich die Periode des elastischsten und leichtesten Kredits. Die Geschwindigkeit der Zirkulation zwischen Kapitalist und Kapitalist ist direkt durch den Kredit reguliert, und die Masse des Zirkulationsmittels, die zur Saldierung der Zahlungen und selbst zu Barkäufen erheischt ist, nimmt also verhältnismäßig ab. Sie mag sich absolut ausdehnen, aber sie nimmt unter allen Umständen relativ ab, verglichen mit der Expansion des Reproduktionsprozesses. Einerseits werden größere Massenzahlungen ohne alle Dazwischenkunft von Geld liquidiert; andrerseits, bei der großen Lebendigkeit des Prozesses, herrscht raschere Bewegung derselben Geldquanta, so wohl als Kauf- wie als Zahlungsmittel. Dieselbe Geldmasse vermittelt den Rückfluß einer größern Anzahl von Einzelkapitalen.
Im ganzen erscheint in solchen Perioden der Geldumlauf vollgefüllt (full), obgleich Teil II (Kapitalübertragung) sich wenigstens relativ kontrahiert, während Teil I (Revenueausgabe) sich absolut ausdehnt.
Die Rückflüsse drücken die Rückverwandlung des Warenkapitals in Geld aus, G- W - G', wie man bei Betrachtung des Reproduktionsprozesses, Buch II, Abschnitt I, gesehn hat. Der Kredit macht den Rückfluß in Geldform unabhängig vom Zeitpunkt des wirklichen Rückflusses, sei es für den industriellen Kapitalisten, sei es für den Kaufmann. Jeder von beiden verkauft auf Kredit; seine Ware ist also veräußert, bevor sie sich für ihn in Geld rückverwandelt, also zu ihm selbst in Geldform zurückgeflossen ist.
Andrerseits kauft er auf Kredit, und so hat sich der Wert seiner Ware für ihn rückverwandelt, sei es in produktives Kapital, sei es in Warenkapital, schon bevor dieser Wert wirklich in Geld verwandelt worden, bevor der Warenpreis verfallen und bezahlt ist. In solchen Zeiten der Prosperität wickelt sich der Rückfluß leicht und glatt ab. Der Kleinhändler zahlt mit Sicherheit dem Großhändler, dieser dem Fabrikanten, dieser dem Importeur des Rohstoffs etc. Der Schein rascher und sicherer Rückflüsse hält sich immer für längre Zeit, nachdem deren Wirklichkeit vorbei, durch den Kredit, der einmal im Gang ist, da die Kreditrückflüsse die wirklichen vertreten. Die Banken fangen an, Lunte zu riechen, sobald ihre Kunden mehr Wechsel als Geld einzahlen. Siehe die obige Aussage des Liverpooler Bankdirektors, S. 398 <Siehe vorl. Band, S. 427/428>.
Hier noch einzuschalten, was ich früher bemerkt: "In Epochen vorherrschenden Kredits wächst die Geschwindigkeit des Geldumlaufs schneller als die Preise der Waren; während mit abnehmendem Kredit die Preise der Waren langsamer fallen als die Geschwindigkeit der Zirkulation." ("Zur Kritik d. Pol. Oekon.", 1859, p.83, 84 <Siehe Band 13, S. 85>)
In der Periode der Krise verhält es sich umgekehrt. Zirkulation Nr. I kontrahiert sich, die Preise fallen, ebenso die Arbeitslöhne; die Zahl der beschäftigten Arbeiter wird eingeschränkt, die Masse der Umsätze nimmt ab. Dagegen in Zirkulation Nr. II wächst mit abnehmendem Kredit das Bedürfnis für Geldakkommodation, ein Punkt, auf den wir gleich näher eingehn.
Es unterliegt durchaus keinem Zweifel, daß bei der Abnahme des Kredits, die mit Stockung des Reproduktionsprozesses zusammenfällt, die Zirkulationsmasse, die für Nr. I, Revenueausgabe, erheischt ist, abnimmt, während die für Nr. II, Kapitalübertragung, steigt. Es ist aber zu untersuchen, wieweit dieser Satz identisch ist mit dem von Fullarton und andren aufgestellten:
"Eine Nachfrage für Kapital auf Anleihe und eine Nachfrage für zusätzliche Zirkulationsmittel sind ganz verschiedne Dinge und kommen nicht oft zusammen vor."(90)
(90) "A demand for capital on loan and a demand for additional circulation are quite distinct things, and not often found associated. (Fullarton. l.c.p. 82, Überschrift zu ch. 5.) - "Es ist in der Tat ein großer Irrtum, sich vorzustellen, daß die Nachfrage nach Kreditgewährung (d.h. nach Verleihung von Kapital) mit einer Nachfrage nach zusätzlichen Zirkulationsmitteln identisch ist oder selbst, daß die beiden häufig zusammen vorkommen. Jede Nachfrage entsteht unter sie besonders bestimmenden Umständen, weiter
Zunächst ist klar, daß im ersten der beiden obigen Fälle, zur Zeit der Prosperität, wo die Masse des zirkulierenden Mediums wachsen muß, die Nachfrage dafür wächst. Aber es ist ebenso klar, daß, wenn ein Fabrikant von seinem Guthaben bei einer Bank mehr in Gold oder Banknoten herauszieht, weil er mehr Kapital in Geldform zu verausgaben hat, deswegen seine Nachfrage für Kapital nicht wächst, sondern nur seine Nachfrage für diese besondre Form, worin er sein Kapital verausgabt. Die Nachfrage bezieht sich nur auf die technische Form, worin er sein Kapital in die Zirkulation wirft. Wie ja bei verschiedner Entwicklung des Kreditwesens z.B. dasselbe
die voneinander sehr verschieden sind. Wenn alles blühend aussieht, die Löhne hoch sind, die Preise im Steigen und die Fabriken beschäftigt, dann wird gewöhnlich eine zusätzliche Zufuhr von Zirkulationsmitteln benötigt, um die zusätzlichen Funktionen zu verrichten, die von der Notwendigkeit der Vergrößerung und Vermehrung der Zahlungen untrennbar sind; es ist aber hauptsächlich auf einer fortgeschrittenern Stufe des kommerziellen Zyklus, wenn sich Schwierigkeiten zu zeigen beginnen, wenn die Märkte überfüllt sind und die Rückflüsse sich verzögern, daß der Zins steigt und ein Druck auf die Bank entsteht, Kapital vorzuschießen. Es stimmt, daß die Bank durch kein anderes Mittel Kapital vorzuschießen pflegt als durch ihre Banknoten und daß daher Verweigerung der Notenausgabe Verweigerung der Kreditgewährung bedeutet. Ist aber die Kreditgewährung einmal bewilligt, dann ordnet sich alles den Erfordernissen des Marktes gemäß; die Anleihe bleibt, und das Zirkulationsmittel, wenn nicht gebraucht, findet seinen Weg zum Ausgeber zurück. Demnach kann schon eine ganz oberflächliche Prüfung der Parlamentsberichte jeden überzeugen, daß die Menge der Wertpapiere im Besitz der Bank von England sich häufiger in einer der Menge ihrer zirkulierenden Noten entgegengesetzten Richtung bewegt als in Übereinstimmung mit ihr und daß daher das Beispiel dieser großen Anstalt keine Ausnahme von dem Lehrsatz bildet, auf den die Provinzbankiers so großen Nachdruck legen, nämlich daß keine Bank die Menge ihrer zirkulierenden Noten vergrößern kann, wenn diese bereits den gewöhnlichen Zwecken eines Banknotenumlaufs entspricht, sondern daß nach Überschreitung jener Grenze jede Vermehrung ihrer Vorschüsse von ihrem Kapital gemacht und beschafft werden muß durch den Verkauf einiger ihrer in Reserve gehaltenen Wertpapiere oder durch Verzicht auf weitere Anlagen in solchen. Die aus den Parlamentsberichten für den Zeitraum von 1833 bis 1840 zusammengestellte Tabelle, auf die ich mich auf einer vorhergehenden Seite bezogen habe, liefert fortgesetzt Beispiele für diese Wahrheit; aber schon zwei von ihnen sind so kennzeichnend, daß es für mich ganz unnötig wäre, über sie hinauszugehen. Als am 3. Januar 1837 die Geldmittel der Bank aufs äußerste angespannt waren, um den Kredit aufrechtzuerhalten und den Schwierigkeiten des Geldmarkts zu begegnen, finden wir ihre Vorschüsse für Anleihen und Diskont auf die ungeheure Summe von 17.022.000 Pfd.St. hinaufgetrieben, einen Betrag, wie man ihn seit dem Kriege kaum mehr kannte, und der fast gleich war der Gesamtheit der ausgegebenen Noten, die währenddessen unverändert weiter
variable Kapital, dieselbe Menge Arbeitslohn, in einem Lande eine größre Masse Umlaufsmittel erfordert als im andern; in England z.B. mehr als in Schottland, in Deutschland mehr als in England. Ebenso erheischt in der Landwirtschaft dasselbe im Reproduktionsprozeß tätige Kapital zu verschiednen Jahreszeiten verschiedne Mengen von Geld zur Verrichtung seiner Funktion.
Aber der Gegensatz, wie Fullarton ihn stellt, ist nicht richtig. Es ist keineswegs, wie er sagt, die starke Nachfrage für Anleihen, was die Periode der Stockung von der Prosperität unterscheidet, sondern die Leichtigkeit, womit diese Nachfrage zur Prosperitätszeit und die Schwierigkeit, womit sie nach eingetretner Stockung befriedigt wird. Es ist ja gerade die ungeheure Entwicklung des Kreditsystems während der Prosperitätszeit, also auch die enorme Steigerung der Nachfrage nach Leihkapital und die Bereitwilligkeit, womit das Angebot sich ihr in solchen Perioden zur Verfügung stellt, welche die Kreditklemme während der Zeit der Stockung herbeiführt. Es ist also nicht der Unterschied in der Größe der Nachfrage für Anleihen, der beide Perioden charakterisiert.
Wie schon früher bemerkt, unterscheiden sich beide Perioden zunächst
auf einem so niedrigen Stand wie 17.076.000 Pfd.St. verharrte. Auf der andern Seite finden wir am 4. Juni 1833 einen Notenumlauf von 18.892.000 Pfd.St., verbunden mit einem Bankausweis über verfügbare private Wertpapiere von nicht mehr als 972.000 Pfd.St., also fast dem niedrigsten, wenn nicht dem allerniedrigsten Stand im letzten halben Jahrhundert." (Fullarton, l.c.p. 97, 98.) - Daß ein demand for pecuniary accommodation <eine Nachfrage nach Kreditgewährung> keineswegs identisch zu sein braucht mit einem demand for gold <einer Nachfrage nach Gold> (was Wilson, Tocke u.a. Kapital nennen), sieht man aus folgenden Aussagen des Herrn Weguelin, Gouverneurs der Bank von England: "Das Diskontieren von Wechseln bis zu diesem Belauf" (eine Million täglich drei Tage hintereinander) "würde die Reserve" (von Banknoten) "nicht verringern, falls nicht das Publikum einen größern Betrag aktiver Zirkulation verlangte. Die beim Wechseldiskontieren ausgegebnen Noten würden zurückfließen durch Vermittlung von Banken und durch Depositen. Falls nicht jene Transaktionen die Goldausfuhr zum Zweck haben oder falls nicht im Inland eine Panik herrscht, derart, daß das Publikum seine Banknoten festhält, statt sie an die Banken einzuzahlen, würde die Reserve nicht berührt werden durch so gewaltige Umsätze." - "Die Bank kann täglich anderthalb Millionen diskontieren, und dies geschieht fortwährend, ohne daß ihre Reserve im geringsten berührt wird. Die Noten kommen zurück als Depositen, und die einzige Änderung, die stattfindet, ist die bloße Übertragung von einem Konto auf das andre." ("Report on Bank Acts, 1857", Evidence Nr. 241, 500.) Die Noten dienen hier also nur als Mittel der Übertragung von Krediten.
dadurch, daß in der Prosperitätszeit die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen Konsumenten und Händlern, in der Periode des Rückschlags die Nachfrage nach Umlaufsmitteln zwischen Kapitalisten vorherrscht. In der Periode der Geschäftsstockung nimmt die erstere ab, die zweite zu.
Was nun Fullarton und andren als entscheidend wichtig auffällt, ist das Phänomen, daß in solchen Zeiten, wo die securities - die Leihpfänder und Wechsel - in der Hand der Bank von England zunehmen, ihre Notenzirkulation abnimmt und umgekehrt. Die Höhe der securities drückt aber den Umfang der Geldakkommodation aus, der diskontierten Wechsel und der Vorschüsse auf gangbare Wertpapiere. So sagt Fullarton in der oben, Note 90, S. 436 <Siehe vorl. Band, S. 465> angeführten Stelle: Die Wertpapiere (securities) im Besitz der Bank von England variieren meist in umgekehrter Richtung wie ihre Notenzirkulation, und dies bestätigt den bei den Privatbanken altbewährten Satz, daß keine Bank ihre Notenausgabe über einen gewissen, durch das Bedürfnis ihres Publikums bestimmten Betrag hinaus steigern kann; will sie aber über diesen Betrag hinaus Vorschüsse machen, so muß sie diese aus ihrem Kapital machen, also entweder Wertpapiere flüssigmachen oder Geldeingänge dazu verwenden, die sie sonst in Wertpapieren angelegt hätte.
Hier zeigt sich aber auch, was Fullarton unter Kapital versteht. Was heißt hier Kapital? Daß die Bank nicht länger die Vorschüsse machen kann mit ihren eignen Banknoten, Zahlungsversprechen, die ihr natürlich nichts kosten. Aber womit macht sie dann Vorschüsse? Mit dem Erlös aus dem Verkauf von securities in reserve <Wertpapieren aus der Reserve>, d.h. von Staatspapieren, Aktien und andren zinstragenden Wertpapieren. Aber wofür verkauft sie diese Papiere? Für Geld, Gold oder Banknoten, soweit letztre gesetzliches Zahlungsmittel, wie die der Bank von England. Was sie also vorschießt, ist unter allen Umständen Geld. Dies Geld konstituiert aber jetzt einen Teil ihres Kapitals. Wenn sie Gold vorschießt, so ist dies handgreiflich. Wenn Noten, so stellen jetzt diese Noten Kapital vor, weil sie einen wirklichen Wert, die zinstragenden Papiere, dafür veräußert hat. Bei den Privatbanken können die Noten, die ihnen durch Verkauf der Wertpapiere zufließen, der Masse nach nur Noten der Bank von England oder ihre eignen sein, da andre schwerlich in Zahlung von Wertpapieren angenommen werden. Ist es aber die Bank von England selbst, so kosten ihr dann ihre eignen Noten, die sie rückerhält, Kapital, d.h. zinstragendes Papier. Außerdem entzieht sie dadurch ihre eignen Noten der Zirkulation. Gibt sie diese Noten wieder aus oder statt ihrer neue Noten zum selben Betrag, so stellen sie also jetzt Kapital vor.
Und zwar stellen sie Kapital vor, ebensogut, wenn sie zu Vorschüssen an Kapitalisten, wie wenn sie später, bei Abnahme der Nachfrage nach solcher Geldakkommodation, zu Neuanlagen in Wertpapieren verwandt werden. Unter allen diesen Umständen ist das Wort Kapital hier nur im Bankiersinn gebraucht, wo es bedeutet, daß der Bankier mehr als seinen bloßen Kredit zu verleihen gezwungen ist.
Bekanntlich macht die Bank von England alle ihre Vorschüsse in ihren Noten. Wenn nun trotzdem in der Regel die Notenzirkulation der Bank abnimmt im Verhältnis, wie die diskontierten Wechsel und Leihpfänder in ihrer Hand, also die von ihr gemachten Vorschüsse, zunehmen - was wird aus den in Umlauf gesetzten Noten, wie fließen sie der Bank zurück?
Zunächst, wenn die Nachfrage für Geldakkommodation aus einer ungünstigen nationalen Zahlungsbilanz entspringt und daher einen Goldabfluß vermittelt, ist die Sache sehr einfach. Die Wechsel werden diskontiert in Banknoten. Die Banknoten werden bei der Bank selbst, im issue department ausgetauscht gegen Gold, und das Gold wird exportiert. Es ist dasselbe, als ob die Bank direkt Gold zahlte, ohne Vermittlung von Noten, gleich beim Diskontieren der Wechsel. Eine solche steigende Nachfrage - die 7 bis 10 Millionen Pfund Sterling in gewissen Fällen erreicht - fügt natürlich der innern Zirkulation des Landes keine einzige Fünfpfundnote zu. Sagt man nun, daß die Bank hier Kapital vorschießt und nicht Zirkulationsmittel, so hat dies einen doppelten Sinn. Erstens, daß sie nicht Kredit, sondern wirklichen Wert vorschießt, einen Teil ihres eignen oder des bei ihr deponierten Kapitals. Zweitens, daß sie nicht Geld für inländische Zirkulation, sondern für internationale Zirkulation vorschießt, Weltgeld; und für diesen Zweck muß das Geld immer existieren in seiner Form als Schatz, in seiner metallischen Leiblichkeit; in der Form, worin es nicht nur Form des Werts, sondern selbst gleich dem Wert, dessen Geldform es ist. Obgleich dies Gold nun sowohl für die Bank wie für den exportierenden Goldhändler Kapital vorstellt, Bankierkapital oder Kaufmannskapital, so entsteht die Nachfrage nicht nach ihm als Kapital, sondern als der absoluten Form des Geldkapitals. Sie entsteht gerade in dem Augenblick, wo die ausländischen Märkte mit unrealisierbarem englischem Warenkapital vollgepfropft sind. Was also verlangt wird, ist Kapital nicht als Kapital, sondern Kapital als Geld, in der Form, worin das Geld allgemeine Weltmarktsware; und dies ist seine ursprüngliche Form als edles Metall. Die Goldabflüsse sind also nicht, wie Fullarton, Tooke etc. sagen, a mere question of capital <eine reine Kapitalfrage>.
Sondern a question of money <eine Geldfrage>, wenn auch in einer spezifischen Funktion. Daß es keine Frage der inländischen Zirkulation ist, wie die Leute von der Currency-Theorie dies behaupten, beweist durchaus nicht, wie Fullarton und andre meinen, daß es eine bloße question of capital. Es ist a question of money in der Form, worin Geld internationales Zahlungsmittel.
"Whether that capital" (der Kaufpreis für die Millionen Quarter ausländischen Weizens nach einer Mißernte im Inland) "is transmitted in merchandize or in specie, is a point which in no way affects the nature of the transaction." <"Ob dies Kapital ... in Waren oder in barem Geld übertragen wird, ist ein Punkt, der das Wesen des Geschäfts überhaupt nicht berührt."> (Fullarton, l.c.p. 131.)
Aber es affiziert sehr bedeutend die Frage, ob ein Goldabfluß stattfindet oder nicht. Das Kapital wird in Form von Edelmetall übermittelt, weil es gar nicht oder nicht ohne die größten Verluste in Form von Waren übermittelt werden kann. Die Angst, die das moderne Banksystem vor dem Goldabfluß hat, übertrifft alles, was das Monetarsystem, dem Edelmetall der einzig wahre Reichtum ist, je erträumt hat. Nehmen wir z.B. folgendes Verhör des Gouverneurs der Bank von England, Morris, vor dem Parlamentskomitee über die Krise von 1847/48:
3846. (Frage:) "Wenn ich von Entwertung von Vorräten (stocks) und fixem Kapital spreche, ist Ihnen nicht bekannt, daß alles in Vorräten und Produkten aller Art angelegte Kapital in derselben Weise entwertet war; daß Rohbaumwolle, Rohseide, Rohwolle nach dem Kontinent geschickt wurde zu denselben Schleuderpreisen, und daß Zucker, Kaffee und Tee mit großen Opfern verkauft wurden wie bei Zwangsverkäufen? Es war unvermeidlich, daß das Land ein beträchtliches Opfer bringen mußte, um dem Goldabfluß zu begegnen, der stattgefunden hatte infolge der massenhaften Einführung von Nahrungsmitteln." - 3848. "Sind Sie nicht der Ansicht, daß es besser gewesen wäre, die 8 Millionen Pfd.St. anzugreifen, die in der Schatzkammer der Bank lagen, als zu suchen, das Gold zurückzubekommen mit solchen Opfern? - Nein, der Meinung bin ich nicht."
Es ist Gold, was hier als der einzig wirkliche Reichtum gilt. Die von Fullarton zitierte Entdeckung Tookes, daß
"with only one or two exceptions, and those admitting of satisfactory explanation, every remarkable fall of the exchange, followed by a drain of gold, that has occurred during the last half century, has been coincident throughout with a comparatively low state of the circulating medium, and vice versa" <"mit nur ein oder zwei Ausnahmen, die eine befriedigende Erklärung zulassen, jeder bemerkenswerte Fall des Wechselkurses, gefolgt von einem Goldabfluß, der sich während des letzten halben Jahrhunderts ereignet hat, stets mit einem verhältnismäßig niedrigen Stand des Zirkulationsmittels zusammengefallen ist und umgekehrt"> (Fullarton, p. 121) -
beweist, daß diese Goldabflüsse meistens eintreten nach einer Periode der Aufregung und Spekulation als
"a signal of a collapse already commenced ... an indication of overstocked markets, of a cessation of the foreign demand for our productions, of delayed returns, and, as the necessary sequel of all these, of commercial discredit, manufactories shut up, artisans starving, and a general stagnation of industry and enterprise" <"ein Signal eines bereits begonnenen Krachs ... ein Anzeichen überfüllter Märkte, aufhörender Auslandsnachfrage nach unseren Produkten, verzögerter Rückflüsse und der notwendigen Folge alles dessen, wie Mißtrauen im Handel, Schließung von Fabriken, hungernde Arbeiter und eine allgemeine Stagnation von Industrie und Geschäft">. (p. 129.)
Dies ist zugleich natürlich die beste Widerlegung der Behauptung der Currency-Laute, daß
"a full circulation drives out bullion and a low circulation attracts it" <"eine volle Zirkulation das Gold hinaustreibt, eine niedrige es anzieht">.
Dagegen, obgleich eine starke Goldreserve der Bank von England meist in der Prosperitätszeit da ist, bildet sich dieser Schatz immer in der lustlosen und stagnierenden Zeit, die auf den Sturm folgt.
Die ganze Weisheit, mit Bezug auf die Goldabflüsse, läuft also darauf hinaus, daß die Nachfrage für internationale Zirkulations- und Zahlungsmittel verschieden ist von der Nachfrage für inländische Zirkulations- und Zahlungsmittel (weswegen auch von selbst folgt, daß "the existence of a drain does not necessarily imply any diminution of the internal demand for circulation" <"die Tatsache eines Goldabflusses nicht notwendig eine Verminderung des Bedarfs an Zirkulationsmitteln im Inlande einschließt">, wie Fullarton p. 112 sagt); und daß das Heraussenden der edlen Metalle aus dem Land, ihr Hineinwerfen in die internationale Zirkulation, nicht identisch ist mit Hineinwerfen von Noten oder Münze in die inländische Zirkulation. Übrigens habe ich schon früher <Siehe Band 23, S. 158/159> gezeigt, daß die Bewegung des Schatzes, der als Reservefonds für internationale Zahlungen konzentriert ist, an und für sich nichts zu tun hat mit der Bewegung des Geldes als Zirkulationsmittel. Allerdings kommt eine Komplikation dadurch hinein, daß die verschiednen Funktionen des Schatzes, die ich aus der Natur des Geldes entwickelt habe: seine Funktion als Reservefonds für Zahlungsmittel, fällige Zahlungen im Innern; als Reservefonds des Umlaufsmittels; endlich als Reservefonds des Weltgelds - einem einzigen Reservefonds aufgebürdet werden; woraus auch folgt, daß unter gewissen Umständen ein Goldabfluß von der Bank ins Inland sich mit dem Abfluß ins Ausland kombinieren kann. Eine weitere Komplikation kommt aber noch herein durch die diesem Schatz ganz willkürlich aufgeladene fernere
Funktion, als Garantiefonds für Konvertibilität von Banknoten zu dienen, in Ländern, wo das Kreditsystem und das Kreditgeld entwickelt ist. Zu alledem kommt dann schließlich 1. die Konzentration des nationalen Reservefonds in einer einzigen Hauptbank, 2. seine Reduktion auf das möglichste Minimum. Daher auch die Klage Fullartons (p. 143):
"One cannot contemplate the perfect silence and facility with which variations of the exchange usually pass off in continental countries, compared with the state of feverish disquiet and alarm always produced in England whenever the treasure in the bank seems to be at all approaching to exhaustion, without being struck with the great advantage in this respect which a metallic currency possesses." <"Die völlige Ruhe und Leichtigkeit, mit denen Veränderungen des Wechselkurses in den Ländern des Kontinents gewöhnlich vorübergehen, verglichen mit dem Zustand von fieberhafter Unruhe und Bestürzung, der in England stets eintritt, wenn der Goldschatz der Bank sich seiner völligen Erschöpfung zu nähern scheint, kann man nicht beobachten, ohne von dem großen Vorteil beeindruckt zu sein, den in dieser Hinsicht eine metallische Zirkulation hat.">
Sehn wir nun aber ab vom Goldabfluß, wie kann dann eine Bank, die Banknoten ausgibt, also z.B. die Bank von England, den Betrag der von ihr geleisteten Geldakkommodation vermehren ohne Vermehrung ihrer Notenausgabe?
Alle Noten außerhalb der Mauern der Bank, ob sie zirkulieren oder in Privatschätzen schlummern, befinden sich, was die Bank selbst betrifft, in Zirkulation, d.h. außerhalb ihres Besitzes. Dehnt also die Bank ihre Diskontos und Lombardgeschäfte, die Vorschüsse auf securities <Wertpapiere> aus, so müssen die dafür ausgegebnen Banknoten wieder zu ihr zurückfließen, denn sonst vergrößern sie den Betrag der Zirkulation, was eben nicht der Fall sein soll. Dieser Rückfluß kann auf doppelte Weise geschehn.
Erstens: Die Bank zahlt dem A Noten gegen Wertpapiere: A zahlt damit fällige Wechsel an B, und B deponiert die Noten wieder bei der Bank. Die Zirkulation dieser Noten ist damit zu Ende, aber die Anleihe bleibt.
("The loan remains, and the currency, if not wanted, finds its way back to the issuer." <"Die Anleihe bleibt, und das Zirkulationsmittel findet, wenn nicht gebraucht, seinen Weg zum Ausgeber zurück."> Fullarton, p. 97.)
Die Noten, die die Bank dem A vorschoß, sind jetzt zu ihr zurückgekehrt; dagegen ist sie Gläubigerin von A oder dem Bezogenen des von A diskontierten Wechsels, Schuldnerin von B für die in diesen Noten ausgedrückte Wertsumme, und B verfügt damit über einen entsprechenden Teil des Kapitals der Bank.
Zweitens: A zahlt an B, und B selbst oder C, an den er die Noten weiter fortzahlt, zahlt mit diesen Noten fällige Wechsel an die Bank, direkt oder indirekt. In diesem Fall wurde die Bank mit ihren eignen Noten bezahlt. Hiermit ist dann die Transaktion fertig (bis auf die Rückzahlung des A an die Bank).
Inwiefern ist nun der Vorschuß der Bank an A als Vorschuß von Kapital oder als bloßer Vorschuß von Zahlungsmitteln zu betrachten?(91)
{Dies kommt auf die Natur des Vorschusses selbst an. Es sind dabei drei Fälle zu untersuchen.
Erster Fall. - A erhält von der Bank die Vorschußsummen auf seinen persönlichen Kredit hin, ohne irgendwelche Deckung dafür zu geben. In diesem Fall hat er nicht nur Zahlungsmittel vorgeschossen erhalten, sondern auch unbedingt ein neues Kapital, das er bis zur Rückzahlung in seinem Geschäft als Zusatzkapital verwenden und verwerten kann.
Zweiter Fall. - A hat der Bank Wertpapiere, Staatsschuldscheine oder Aktien, verpfändet und darauf Barvorschuß, sage bis zu zwei Dritteln des Tageswerts, erhalten. In diesem Fall hat er die Zahlungsmittel erhalten, die er brauchte, aber kein zusätzliches Kapital, denn er hat der Bank einen größeren Kapitalwert in die Hand gegeben, als er von ihr erhielt. Aber dieser größere Kapitalwert war einerseits für seine augenblicklichen Bedürfnisse - Zahlungsmittel - nicht verwendbar, weil er in einer bestimmten Form zinstragend angelegt war; andrerseits hatte A seine Gründe, ihn nicht durch Verkauf direkt in Zahlungsmittel zu verwandeln. Seine Wertpapiere hatten unter andern die Bestimmung, als Reservekapital zu fungieren, und als solche hat er sie in Funktion treten lassen. Es hat also zwischen A und der Bank eine zeitweilige, gegenseitige Kapitalübertragung stattgefunden, so daß A kein zusätzliches Kapital erhalten hat (im Gegenteil!), wohl aber die benötigten Zahlungsmittel. Dagegen für die Bank war das Geschäft eine zeitweilige Festlegung von Geldkapital in Form einer Anleihe, eine Verwandlung von Geldkapital aus einer Form in eine andre, und diese Verwandlung ist grade die wesentliche Funktion des Bankgeschäfts.
Dritter Fall. - A hat bei der Bank einen Wechsel diskontieren lassen und dafür, nach Abzug des Diskontos, den Betrag in bar erhalten. In diesem
(91) Die nun folgende Stelle des Originals ist im Zusammenhang unverständlich und bis zum Schluß der Klammer vom Herausgeber neu bearbeitet. In andrem Zusammenhang ist dieser Punkt bereits in Kap. XXVI <Siehe vorl. Band, S. 443-445 > berührt worden. - F. E.
Fall hat er eine nicht flüssige Form von Geldkapital an die Bank verkauft gegen den Wertbetrag in flüssiger Form; den noch laufenden Wechsel gegen bares Geld. Der Wechsel ist jetzt Eigentum der Bank. Daran ändert es nichts, daß bei Mangel [an] Zahlung der letzte Indossent A der Bank für den Betrag haftet; diese Haftbarkeit teilt er mit den andern Indossenten und dem Aussteller, an die er seinerzeit Regreß hat. Hier liegt also gar kein Vorschuß vor, sondern ein ganz gewöhnlicher Kauf und Verkauf. A hat daher der Bank auch nichts zurückzuzahlen, sie deckt sich durch Einkassieren des Wechsels bei Verfall. Auch hier hat gegenseitige Kapitalübertragung zwischen A und der Bank stattgefunden, und zwar ganz wie beim Kauf und Verkauf jeder andern Ware, und ebendeshalb hat A kein zusätzliches Kapital erhalten. Was er brauchte und erhielt, waren Zahlungsmittel, und er erhielt sie dadurch, daß die Bank ihm die eine Form seines Geldkapitals - den Wechsel - in die andre - das Geld - verwandelte.
Von wirklichem Kapitalvorschuß kann also die Rede sein nur beim ersten Fall. Im zweiten und dritten Fall höchstens nur in dem Sinn, wie bei jeder Kapitalanlage man "Kapital vorschießt". In diesem Sinn schießt die Bank dem A Geldkapital vor; aber für A ist es Geldkapital höchstens in dem Sinn, daß es ein Teil seines Kapitals überhaupt ist. Und er verlangt und gebraucht es nicht speziell als Kapital, sondern speziell als Zahlungsmittel. Sonst wäre auch jeder gewöhnliche Warenverkauf, wodurch man sich Zahlungsmittel verschafft, als ein empfangner Kapitalvorschuß anzusehn. - F. E.}
Bei der Privatbank mit Notenausgabe besteht der Unterschied, daß, falls ihre Noten weder in der Lokalzirkulation bleiben, noch ihr selbst zurückkehren in Form von Depositen oder für Zahlung fälliger Wechsel, diese Noten in die Hände von Leuten fallen, denen sie Gold oder Noten der Bank von England in Auswechslung derselben zahlen muß. So repräsentiert in diesem Fall der Vorschuß ihrer Noten in der Tat Vorschuß von Noten der Bank von England, oder was für sie dasselbe, von Gold, also einen Teil ihres Bankkapitals. Dasselbe gilt von dem Fall, wo die Bank von England selbst oder irgendeine andere Bank, die einem gesetzlichen Maximum der Notenausgabe unterworfen ist, Wertpapiere verkaufen muß, um ihre eignen Noten aus der Zirkulation zu ziehn und sie dann wieder in Vorschüssen auszugeben; hier repräsentieren ihre eignen Noten einen Teil ihres mobilisierten Bankkapitals.
Selbst wenn die Zirkulation rein metallisch wäre, könnte gleichzeitig 1. ein Goldabfluß {hier ist offenbar ein Goldabfluß gemeint, der wenigstens zum Teil ins Ausland geht, F. E.} die Schatzkammer leeren, und 2., da
das Gold hauptsächlich von der Bank nur zur Saldienung von Zahlungen (Erledigung vergangner Transaktionen) verlangt würde, so könnte ihr Vorschuß auf Wertpapiere sehr wachsen, ihr aber in Form von Depositen zurückkehren oder in Rückzahlung fähiger Wechsel; so daß einerseits, bei Zunahme der Wertpapiere im Portefeuille der Bank, ihr Gesamtschatz abnähme, sie andrerseits dieselbe Summe, die sie früher als Eigentümerin hielt, jetzt als Schuldnerin ihrer Depositäre halten würde und endlich die Gesamtmasse des zirkulierenden Mediums abnähme.
Es ist bisher vorausgesetzt worden, daß die Vorschüsse in Noten gemacht werden, also wenigstens eine augenblickliche, wenn auch sofort wieder verschwindende Vermehrung der Notenausgabe mit sich führen. Dies ist aber nicht nötig. Statt der Papiernote kann die Bank dem A einen Buchkredit eröffnen, wo also dieser, ihr Schuldner, zum imaginaren Depositor bei ihr wird. Er zahlt seine Gläubiger mit Schecks auf die Bank, und der Empfänger dieser Schecks zahlt sie weiter an seinen Bankier, der sie gegen die auf ihn laufenden Schecks im Clearing House austauscht. In diesem Fall findet gar keine Dazwischenkunft von Noten statt, und die ganze Transaktion beschränkt sich darauf, daß der Bank eine Forderung, die sie zu machen hat, mit einem Scheck auf sie selbst saldiert wird, und ihre wirkliche Rekompensation in der Kreditforderung auf A besteht, In diesem Falle hat sie ihm einen Teil ihres Bankkapitals, weil ihre eignen Schuldforderungen, vorgeschossen.
Soweit diese Nachfrage nach Geldakkommodation Nachfrage nach Kapital ist, ist sie dies nur für Geldkapital; Kapital vom Standpunkt des Bankiers aus, nämlich für Gold - bei Goldabfluß ins Ausland - oder Noten der Nationalbank, die für die Privatbank nur durch Kauf gegen ein Aquivalent erlangbar sind, für sie also Kapital vorstellen. Oder endlich handelte es sich um zinstragende Wertpapiere, Staatseffekten, Aktien etc., die verkauft werden müssen, um Gold oder Noten an sich zu ziehn. Diese aber, wenn Staatspapiere, sind Kapital bloß für den, der sie gekauft hat, dem sie also seinen Kaufpreis, sein in ihnen angelegtes Kapital repräsentieren; an sich sind sie kein Kapital, sondern bloße Schuldforderungen; wenn Hypotheken, sind sie bloße Anweisungen auf künftige Bodenrente, und wenn sonstige Aktien, bloße Eigentumstitel, die zur Empfangnahme von künftigem Mehrwert berechtigen. Alle diese Dinge sind kein wirkliches Kapital, bilden keine Bestandteile des Kapitals und sind auch an sich keine Werte. Es kann sich auch durch ähnliche Transaktionen Geld, das der Bank gehört, in Depositum verwandeln, so daß sie, statt Eigner Schuldner desselben wird, es unter andrem Besitztitel hält. So wichtig dies für sie selbst
ist, so wenig ändert es an der Masse des im Lande vorrätigen Kapitals und selbst Geldkapitals. Kapital figuriert hier also nur als Geldkapital und, wenn nicht in wirklicher Geldform vorhanden, als bloßer Kapitaltitel. Es ist dies sehr wichtig, da Seltenheit von und dringende Nachfrage nach Bankkapital verwechselt wird mit einer Verringerung des wirklichen Kapitals, das in solchen Fällen im Gegenteil, in Form von Produktionsmitteln und Produkten, im Überfluß vorhanden ist und die Märkte erdrückt.
Es erklärt sich also sehr einfach, wie die Masse der von der Bank als Deckung gehaltnen Wertpapiere wachsen, also der zunehmende Andrang nach Geldakkommodation von der Bank befriedigt werden kann, bei gleichbleibender oder abnehmender Gesamtmasse der Umlaufsmittel. Und zwar wird diese Gesamtmasse in doppelter Weise in solchen Zeiten der Geldklemme in Schranken gehalten: 1. durch Goldabfluß; 2. durch Nachfrage nach Geld als bloßem Zahlungsmittel, wo die ausgegebnen Noten sogleich zurückfließen oder wo vermittelst Buchkredit die Transaktion ohne alle Ausgabe von Noten sich abwickelt; wo also eine bloße Kredittransaktion die Zahlungen vermittelt, deren Erledigung der einzige Zweck des Geschäfts war. Es ist das Eigentümliche des Geldes, daß, wo es bloß zur Saldierung von Zahlungen fungiert (und in Zeiten der Krise wird Vorschuß aufgenommen, um zu zahlen, nicht um zu kaufen; um vergangne Geschäfte abzuwickeln, nicht um neue einzuleiten), seine Zirkulation nur verschwindend ist, selbst soweit diese Saldierung nicht durch bloße Kreditoperation, ohne alle Dazwischenkunft von Geld stattfindet; daß also bei großem Andrang nach Geldakkommodation eine ungeheure Masse dieser Transaktionen stattfinden kann, ohne die Zirkulation zu erweitern. Die bloße Tatsache aber, daß die Zirkulation der Bank von England stabil bleibt oder selbst abnimmt, gleichzeitig mit starker, von ihr geleisteter Geldakkommodation, beweist prima facie keineswegs, wie Fullarton, Tooke u.a. (infolge ihres Irrtums, wonach Geldakkommodation einerlei sei mit Aufnahme von capital on loan <Leihkapital>, von Zusatzkapital) annehmen, daß die Zirkulation des Geldes (der Banknoten) in seiner Funktion als Zahlungsmittel nicht zunimmt und sich ausdehnt. Da die Zirkulation der Noten als Kaufmittel in Zeiten der Geschäftsstockung, wo solche starke Akkommodation erforderlich, abnimmt, kann ihre Zirkulation als Zahlungsmittel zunehmen und die Gesamtsumme der Zirkulation, die Summe der als Kaufmittel und als Zahlungsmittel fungierenden Noten, dennoch stabil bleiben oder selbst abnehmen. Die Zirkulation, als Zahlungsmittel, von Banknoten, die der
ausgebenden Bank sofort zurückströmen, ist in den Augen jener Ökonomen eben keine Zirkulation.
Nähme die Zirkulation als Zahlungsmittel in höherem Grade zu, als die als Kaufmittel abnimmt, so würde die Gesamtzirkulation wachsen, obgleich das als Kaufmittel fungierende Geld der Masse nach bedeutend abgenommen hätte. Und dies tritt wirklich in gewissen Momenten der Krise ein, nämlich beim vollständigen Zusammenbruch des Kredits, wo nicht nur die Waren und Wertpapiere unverkaufbar, sondern auch die Wechsel undiskontierhar geworden sind und nichts mehr gilt als bare Zahlung oder wie der Kaufmann sagt: Kassa. Da Fullarton und andre nicht begreifen, daß die Zirkulation der Noten als Zahlungsmittel das Charakteristische solcher Zeiten der Geldnot ist, behandeln sie dies Phänomen als zufällig.
"With respect again to those examples of eager competition for the possession of banknotes, which characterise seasons of panic and which may sometimes, as at the close of 1825, lead to a sudden, though only temporary, enlargement of the issues, even while the efflux of bullion is still going on, these, I apprehend, are not to be regarded as among the natural or necessary concomitants of a low exchange; the demand in such cases is not for circulation" (sollte heißen Zirkulation als Kaufmittel) "but for hoarding, a demand on the part of alarmed bankers and capitalists which arises generally in the last act of the crisis" (also als Reserve für Zahlungsmittel) "after a long continuation of the drain, and is the precursor of its termination." <"Im Hinblick wiederum auf jene Beispiele von heftigem Wettkampf um den Besitz von Banknoten, der Zeiten der Panik kennzeichnet und manchmal, wie Ende 1825, zu einer plötzlichen, wenn auch nur zeitweiligen Ausdehnung der Notenausgabe führen kann, sogar während der Goldabfluß noch andauert, meine ich, daß sie nicht als natürliche oder notwendige Begleitumstände eines niedrigen Wechselkurses angesehen werden können; die Nachfrage gilt in solchen Fällen nicht der Zirkulation" (sollte heißen Zirkulation als Kaufmittel), "sondern der Schatzbildung, sie ist eine Nachfrage seitens erschreckter Bankiers und Kapitalisten, die gewöhnlich im letzten Akt der Krise entsteht" (also als Reserve für Zahlungsmittel) "nach langer Fortdauer das Goldabflusses, und ist der Vorbote ihres Endes."> (Fullarton, p. 130.)
Es ist bereits bei Betrachtung des Geldes als Zahlungsmittel (Buch I, Kap. III, 3, b) auseinandergesetzt worden, wie bei einer heftigen Unterbrechung der Zahlungskette das Geld aus einer bloß idealen Form in dingliche und zugleich absolute Form des Werts, gegenüber den Waren, umschlägt. Einige Exempel davon wurden gegeben ebendaselbst, Note 100 und 101. Diese Unterbrechung selbst ist teils Wirkung, teils Ursache der Erschütterung des Kredits und der Umstände, die letztre begleiten: Überführung der Märkte, Entwertung der Waren, Unterbrechung der Produktion etc.
Klar aber ist, daß Fullarton den Unterschied zwischen Geld als Kaufmittel und Geld als Zahlungsmittel in den falschen Unterschied zwischen currency und Kapital verwandelt. Es liegt dabei aber wieder die engherzige Bankiervorstellung von Zirkulation zugrunde. -
Es könnte noch gefragt werden: Was fehlt denn in solchen Zeiten der Klemme, Kapital oder Geld in seiner Bestimmtheit als Zahlungsmittel? Und dies ist bekanntlich eine Kontroverse.
Zunächst, soweit die Klemme sich zeigt im Goldabfluß, ist es klar, daß das, was verlangt wird, das internationale Zahlungsmittel ist. Aber Geld, in seiner Bestimmtheit als internationales Zahlungsmittel, ist Gold in seiner metallischen Wirklichkeit, als selbst wertvolle Substanz, Wertmasse. Es ist zugleich Kapital, aber Kapital nicht als Warenkapital, sondern als Geldkapital, Kapital nicht in der Form der Ware, sondern in der Form des Geldes (und zwar des Geldes im eminenten Sinn des Worts, worin es existiert in der allgemeinen Weltmarktsware). Es liegt hier nicht ein Gegensatz vor zwischen der Nachfrage nach Geld als Zahlungsmittel und der Nachfrage nach Kapital. Der Gegensatz liegt zwischen dem Kapital in seiner Form als Geld und in seiner Form als Ware; und die Form, in der es hier verlangt wird und allein fungieren kann, ist seine Geldform.
Abgesehn von dieser Nachfrage nach Gold (oder Silber) kann nicht gesagt werden, daß in solchen Zeiten der Krise es in irgendeiner Weise an Kapital mangelt. Unter außerordentlichen Umständen, wie Getreideteurung, Baumwollnot etc., kann dies der Fall sein; diese aber sind keineswegs notwendige oder regelmäßige Begleiter solcher Zeiten; und die Existenz eines solchen Mangels an Kapital kann daher nicht von vornherein daraus geschlossen werden, daß ein Andrang für Geldakkommodation besteht. Im Gegenteil. Die Märkte sind überführt, mit Warenkapital überschwemmt. Es ist also jedenfalls nicht Mangel an Warenkapital, das die Klemme verursacht. Wir kommen auf diese Frage später zurück.
__________
Datum der letzten Änderung : Jena, den : 19.03.2013