Inhalt | 1. Kapitel. Kostpreis und Profit
Vorwort
Endlich ist es mir vergönnt, dies dritte Buch des Marxschen Hauptwerks, den Abschluß des theoretischen Teils, der Öffentlichkeit zu übergeben. Bei der Herausgabe des zweiten Buchs, 1885, meinte ich, das dritte würde wohl nur technische Schwierigkeiten machen, mit Ausnahme freilich einiger sehr wichtigen Abschnitte. Dies war in der Tat der Fall; aber von den Schwierigkeiten, die grade diese, die wichtigsten Abschnitte des Ganzen, mir bereiten würden, davon hatte ich damals keine Ahnung, ebensowenig wie von den sonstigen Hindernissen, die die Fertigstellung des Buchs so sehr verzögern sollten.
Zunächst und zumeist störte mich eine anhaltende Augenschwäche, die meine Arbeitszeit für Schriftliches jahrelang auf ein Minimum beschränkte und auch jetzt noch nur ausnahmsweise gestattet, bei künstlichem Licht die Feder in die Hand zu nehmen. Dazu kamen andre, nicht abzuweisende Arbeiten: Neuauflagen und Übersetzungen früherer Arbeiten von Marx und mir, also Revisionen, Vorreden, Ergänzungen, die ohne neue Studien oft unmöglich, usw. Vor allem die englische Ausgabe des ersten Buchs, für deren Text in letzter Instanz ich verantwortlich bin und die mir daher viel Zeit weggenommen hat. Wer den kolossalen Anwachs der internationalen sozialistischen Literatur während der letzten zehn Jahre, und namentlich die Anzahl der Übersetzungen früherer Arbeiten von Marx und mir, einigermaßen verfolgt hat, der wird mir recht geben, wenn ich mir Glück wünsche, daß die Anzahl der Sprachen sehr beschränkt ist, bei denen ich dem Übersetzer nützlich sein konnte und also die Verpflichtung hatte, eine Revision seiner Arbeit nicht von der Hand zu weisen. Der Anwachs der Literatur aber war nur ein Symptom des entsprechenden Anwachses der internationalen Arbeiterbewegung selbst. Und dieser legte mir neue Pflichten auf. Von den ersten Tagen unsrer öffentlichen Tätigkeit an war ein gutes Stück der Arbeit der Vermittlung zwischen den nationalen Be-
wegungen der Sozialisten und Arbeiter in den verschiednen Ländern auf Marx und mich gefallen; diese Arbeit wuchs im Verhältnis der Erstarkung der Gesamtbewegung. Während aber bis zu seinem Tode auch hierin Marx die Hauptlast übernommen hatte, fiel von da an die stets anschwellende Arbeit mir allein zu. Nun ist inzwischen der direkte Verkehr der einzelnen nationalen Arbeiterparteien untereinander zur Regel geworden und wird es glücklicherweise von Tag zu Tage mehr; trotzdem wird noch weit öfter, als mir im Interesse meiner theoretischen Arbeiten lieb ist, meine Hilfe in Anspruch genommen. Wer aber wie ich über fünfzig Jahre in dieser Bewegung tätig gewesen, für den sind die hieraus entspringenden Arbeiten eine unabweisbare, augenblicklich zu erfüllende Pflicht. Wie im sechzehnten Jahrhundert, gibt es in unsrer bewegten Zeit auf dem Gebiet der öffentlichen Interessen bloße Theoretiker nur noch auf Seite der Reaktion, und ebendeswegen sind diese Herren auch nicht einmal wirkliche Theoretiker, sondern simple Apologeten dieser Reaktion.
Der Umstand, daß ich in London wohne, bringt es nun mit sich, daß dieser Parteiverkehr im Winter meist brieflich, im Sommer aber großenteils persönlich stattfindet. Und daraus, wie aus der Notwendigkeit, den Gang der Bewegung in einer stets wachsenden Anzahl von Ländern und einer noch stärker wachsenden Anzahl von Preßorganen zu verfolgen, hat sich die Unmöglichkeit für mich entwickelt, Arbeiten, die keine Unterbrechung dulden, anders als im Winter, speziell in den ersten drei Monaten des Jahrs fertigzustellen. Wenn man seine siebenzig Jahre hinter sich hat, so arbeiten die Meynertschen Assoziationsfasern des Gehirns mit einer gewissen fatalen Bedächtigkeit; man überwindet Unterbrechungen in schwieriger theoretischer Arbeit nicht mehr so leicht und so rasch wie früher. Daher kam es, daß die Arbeit eines Winters, soweit sie nicht vollständig zum Abschluß geführt hatte, im nächsten Winter größtenteils wieder von neuem zu machen war, und dies fand statt, namentlich mit dem schwierigsten fünften Abschnitt.
Wie der Leser aus den folgenden Angaben ersehen wird, war die Redaktionsarbeit wesentlich verschieden von der beim zweiten Buch. Für das dritte lag eben nur ein, noch dazu äußerst lückenhafter, erster Entwurf vor. In der Regel waren die Anfänge jedes einzelnen Abschnitts ziemlich sorgfältig ausgearbeitet, auch meist stilistisch abgerundet. Je weiter man aber kam, desto skizzenmäßiger und lückenhafter wurde die Bearbeitung, desto mehr Exkurse über im Lauf der Untersuchung auftauchende Nebenpunkte enthielt sie, wofür die endgültige Stelle späterer Anordnung überlassen blieb, desto länger und verwickelter wurden die Perioden, worin die
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in statu nascendi <im Entstehungszustand> niedergeschriebenen Gedanken sich ausdrückten. An mehreren Stellen verraten Handschrift und Darstellung nur zu deutlich das Hereinbrechen und die allmählichen Fortschritte eines jener aus Überarbeit entspringenden Krankheitsanfälle, die dem Verfasser selbständiges Arbeiten erst mehr und mehr erschwerten und endlich zeitweilig ganz unmöglich machten. Und kein Wunder. Zwischen 1863 und 1867 hatte Marx nicht nur die beiden letzten Bücher des Kapitals im Entwurf und das erste Buch in druckfertiger Handschrift hergestellt, sondern auch noch die mit der Gründung und Ausbreitung der Internationalen Arbeiterassoziation verknüpfte Riesenarbeit getan. Dafür stellten sich aber auch schon 1864 und 1865 ernste Anzeichen jener gesundheitlichen Störungen ein, die schuld daran sind, daß Marx an das II. und III. Buch nicht selbst die letzte Hand gelegt hat.
Meine Arbeit begann damit, daß ich das ganze Manuskript aus dem selbst für mich oft nur mühsam zu entziffernden Original in eine leserliche Kopie hinüberdiktierte, was schon eine ziemliche Zeit wegnahm. Erst dann konnte die eigentliche Redaktion beginnen. Ich habe diese auf das Notwendigste beschränkt, habe den Charakter des ersten Entwurfs, überall wo es die Deutlichkeit zuließ, möglichst beibehalten, auch einzelne Wiederholungen nicht gestrichen, da wo sie, wie gewöhnlich bei Marx, den Gegenstand jedesmal von andrer Seite fassen oder doch in andrer Ausdrucksweise wiedergeben. Da, wo meine Änderungen oder Zusätze nicht bloß redaktioneller Natur sind, oder wo ich das von Marx gelieferte tatsächliche Material zu eignen, wenn auch möglichst im Marxschen Geist gehaltnen Schlußfolgerungen verarbeiten mußte, ist die ganze Stelle in eckige Klammern gesetzt <im vorl. Band in geschweiften Klammern> und mit meinen Initialen bezeichnet. Bei meinen Fußnoten fehlen hier und da die Klammern; wo aber meine Initialen darunter stehn, bin ich für die ganze Note verantwortlich.
Wie in einem ersten Entwurf selbstverständlich, finden sich im Manuskript zahlreiche Hinweise auf später zu entwickelnde Punkte, ohne daß diese Versprechungen in allen Fällen eingehalten worden sind. Ich habe sie stehn lassen, da sie die Absichten des Verfassers in Beziehung auf künftige Ausarbeitung darlegen.
Und nun zum einzelnen.
Für den ersten Abschnitt war das Hauptmanuskript nur mit großen Einschränkungen brauchbar. Gleich anfangs wird die ganze mathematische Berechnung des Verhältnisses zwischen Mehrwertsrate und Profitrate (was
unser Kapitel 3 ausmacht) hineingezogen, während der in unserm Kap. 1 entwickelte Gegenstand erst später und gelegentlich behandelt wird. Hier kamen zwei Ansätze einer Umarbeitung zu Hilfe, jeder von 8 Seiten Folio; aber auch sie sind nicht durchweg im Zusammenhang ausgearbeitet. Aus ihnen ist das gegenwärtige Kap. 1 zusammengestellt. Kap. 2 ist aus dem Hauptmanuskript. Für Kap. 3 fanden sich eine ganze Reihe unvollständiger mathematischer Bearbeitungen, aber auch ein ganzes, fast vollständiges Heft aus den siebziger Jahren, das Verhältnis der Mehrwertsrate zur Profitrate in Gleichungen darstellend. Mein Freund Samuel Moore, der auch den größten Teil der englischen Übersetzung des ersten Buchs geliefert, übernahm es, dies Heft für mich zu bearbeiten, wozu er als alter Cambridger Mathematiker weit besser befähigt war. Aus seinem Resumé habe ich dann, unter gelegentlicher Benutzung des Hauptmanuskripts, das Kapitel 3 fertiggestellt. - Von Kap. 4 fand sich nur der Titel vor. Da aber der hier behandelte Punkt: Wirkung des Umschlags auf die Profitrate, von entscheidender Wichtigkeit ist, habe ich ihn selbst ausgearbeitet, weshalb das ganze Kapitel im Text auch in Klammern gesetzt ist. Es stellte sich dabei heraus, daß in der Tat die Formel des Kap. 3 für die Profitrate einer Modifikation bedurfte, um allgemein gültig zu sein. Vom fünften Kapitel an ist das Hauptmanuskript einzige Quelle für den Rest des Abschnitts, obwohl auch hier sehr viele Umstellungen und Ergänzungen nötig geworden sind.
Für die folgenden drei Abschnitte konnte ich mich, abgesehn von stilistischer Redaktion, fast durchweg an das Originalmanuskript halten. Einzelne, meist auf die Einwirkung des Umschlags bezügliche Stellen waren in Einklang mit dem von mir eingeschobnen Kap. 4 auszuarbeiten; auch sie sind in Klammern gesetzt und mit meinen Initialen bezeichnet.
Die Hauptschwierigkeit machte Abschnitt V, der auch den verwickeltsten Gegenstand des ganzen Buchs behandelt. Und grade hier war Marx in der Ausarbeitung von einem der erwähnten schweren Krankheitsanfälle überrascht worden. Hier liegt also nicht ein fertiger Entwurf vor, nicht einmal ein Schema, dessen Umrisse auszufüllen wären, sondern nur ein Ansatz von Ausarbeitung, der mehr als einmal in einen ungeordneten Haufen von Notizen, Bemerkungen, Materialien in Auszugsform ausläuft. Ich versuchte anfangs, diesen Abschnitt, wie es mir mit dem ersten einigermaßen gelungen war, durch Ausfüllung der Lücken und Ausarbeitung der nur angedeuteten Bruchstücke zu vervollständigen, so daß er wenigstens annähernd das alles bot, was der Verfasser zu geben beabsichtigt hatte. Ich habe dies wenigstens dreimal versucht, bin aber jedesmal gescheitert, und
in der hiermit verlornen Zeit liegt eine der Hauptursachen der Verspätung. Endlich sah ich ein, daß es auf diesem Weg nicht ging. Ich hätte die ganze massenhafte Literatur dieses Gebiets durchnehmen müssen und am Ende etwas zustande gebracht, was doch nicht Marx' Buch war. Mir blieb nichts übrig, als die Sache in gewisser Beziehung übers Knie zu brechen, mich auf möglichste Ordnung des Vorhandenen zu beschränken, nur die notdürftigsten Ergänzungen zu machen. Und so wurde ich Frühjahr 1893 mit der Hauptarbeit für diesen Abschnitt fertig.
Von den einzelnen Kapiteln waren Kap. 21-24 in der Hauptsache ausgearbeitet. Kap. 25 und 26 erforderten Sichtung des Belegstoffs und Einschiebung von Material, das sich an andren Stellen vorfand. Kap. 27 und 29 konnten fast ganz nach dem Ms. gegeben, Kap. 28 dagegen mußte stellenweise anders gruppiert werden. Mit Kap. 30 aber fing die eigentliche Schwierigkeit an. Von hier an galt es, nicht nur das Material von Belegstellen, sondern auch den jeden Augenblick durch Zwischensätze, Abschweifungen usw. unterbrochnen und an andrer Stelle, oft ganz beiläufig, weiter verfolgten Gedankengang in die richtige Ordnung zu bringen. So kam das 30. Kapitel zustande durch Umstellungen und Ausschaltungen, für die sich an andrer Stelle Verwendung fand. Kap. 31 war wieder mehr im Zusammenhang ausgearbeitet. Aber nun folgt im Ms. ein langer Abschnitt, überschrieben: "Die Konfusion", bestehend aus lauter Auszügen aus den Parlamentsberichten über die Krisen von 1848 und 1857, worin die Aussagen von dreiundzwanzig Geschäftsleuten und ökonomischen Schriftstellern, namentlich über Geld und Kapital, Goldabfluß, Überspekulation etc. zusammengestellt und stellenweise humoristisch kurz glossiert sind. Hier sind, sei es durch die Fragenden, sei es durch die Antwortenden, so ziemlich alle damals gangbaren Ansichten über das Verhältnis von Geld und Kapital vertreten, und die hier zu Tag tretende "Konfusion" über das, was auf dem Geldmarkte Geld und was Kapital sei, wollte Marx kritisch und satirisch behandeln. Ich habe mich nach vielen Versuchen überzeugt, daß eine Herstellung dieses Kapitels unmöglich ist; das Material, besonders das von Marx glossierte, ist da verwandt worden, wo sich ein Zusammenhang dafür vorfand.
Hierauf folgt in ziemlicher Ordnung das von mir im Kap. 32 Untergebrachte, unmittelbar darauf aber ein neuer Stoß von Auszügen aus den Parlamentsberichten über alle möglichen, in diesem Abschnitt berührten Gegenstände, vermischt mit längeren oder kürzeren Bemerkungen des Verfassers. Gegen das Ende konzentrieren sich die Auszüge und Glossen mehr und mehr auf die Bewegung der Geldmetalle und des Wechselkurses,
und schließen wieder mit allerhand Nachträglichem. Das "Vorkapitalistische" (Kap. 36) war dagegen vollständig ausgearbeitet.
Aus all diesem Material, von der "Konfusion" an, und soweit es nicht schon an früheren Stellen untergebracht, habe ich die Kapitel 33-35 zusammengestellt. Dies ging natürlich nicht ab ohne starke Einschübe meinerseits zur Herstellung des Zusammenhangs. Soweit diese Einschübe nicht bloß formeller Natur, sind sie als die meinigen ausdrücklich bezeichnet. Es ist mir auf diese Weise endlich gelungen, alle irgendwie zur Sache gehörenden Aussprüche des Verfassers im Text unterzubringen; es ist nichts weggefallen als ein geringer Teil der Auszüge, der entweder anderweitig Gegebnes nur wiederholte oder aber Punkte berührte, auf die im Ms. nicht näher eingegangen ist.
Der Abschnitt über Grundrente war viel vollständiger ausgearbeitet, wenn auch keineswegs geordnet, wie schon daraus hervorgeht, daß Marx es im Kap. 43 (im Ms. das letzte Stuck des Abschnitts über Rente) nötig findet, den Plan des ganzen Abschnitts kurz zu rekapitulieren. Und dies war für die Herausgabe um so erwünschter, als das Ms. anfängt mit Kap. 37, worauf Kap. 45-47 folgen und erst hierauf die Kap. 38-44. Die meiste Arbeit machten die Tabellen bei der Differentialrente II und die Entdeckung, daß in Kap. 43 der hier zu behandelnde dritte Fall dieser Rentenart gar nicht untersucht war.
Für diesen Abschnitt über Grundrente hatte Marx in den siebziger Jahren ganz neue Spezialstudien gemacht. Er hatte die nach der "Reform" von 1861 in Rußland unvermeidlich gewordnen statistischen Aufnahmen und sonstigen Veröffentlichungen über Grundeigentum, die ihm von russischen Freunden in wünschenswertester Vollständigkeit zur Verfügung gestellt worden, jahrelang in der Ursprache studiert und ausgezogen und beabsichtigte, sie bei der Neubearbeitung dieses Abschnitts zu verwerten. Bei der Mannigfaltigkeit der Formen sowohl des Grundbesitzes wie der Ausbeutung der ackerbauenden Produzenten in Rußland, sollte im Abschnitt über Grundrente Rußland dieselbe Rolle spielen wie im Buch I, bei der industriellen Lohnarbeit, England. Leider blieb ihm die Ausführung dieses Plans versagt.
Endlich der siebente Abschnitt lag in vollständiger Niederschrift vor, aber nur als erster Entwurf, dessen endlos verschlungne Perioden erst zerlegt werden mußten, um druckbar zu werden. Vom letzten Kapitel existiert nur der Anfang. Hier sollten die den drei großen Revenueformen: Grundrente, Profit, Arbeitslohn entsprechenden drei großen Klassen der entwickelten kapitalistischen Gesellschaft - Grundeigentümer, Kapitalisten,
Lohnarbeiter - und der mit ihrer Existenz notwendig gegebne Klassenkampf als tatsächlich vorliegendes Ergebnis der kapitalistischen Periode dargestellt werden. Dergleichen Schlußzusammenfassungen pflegte Marx sich für die Schlußredaktion, kurz vor dem Druck, vorzubehalten, wo dann die neuesten geschichtlichen Ereignisse ihm mit nie versagender Regelmäßigkeit die Belege seiner theoretischen Entwicklungen in wünschenswertester Aktualität lieferten.
Die Zitate und Belegstellen sind, wie schon im II. Buch, bedeutend spärlicher als im ersten. Zitate aus Buch I geben die Seitenzahlen der 2. und 3. Auflage. Wo im Ms. auf theoretische Aussprüche früherer Ökonomen verwiesen wird, ist meist nur der Name angegeben, die Stelle selbst sollte bei der Schlußbearbeitung angezogen werden. Ich habe das natürlich so lassen müssen. Von Parlamentsberichten sind nur vier, aber diese auch ziemlich reichlich benutzt worden. Es sind folgende:
1. "Reports from Committees" (des Unterhauses), Vol. VIII, "Commercial Distress", Vol. II, Part 1, 1847/48, Minutes of Evidence. Zitiert als: "Commercial Distress", 1847/48.
2. "Secret Committee of the House of Lords on Commercial Distress 1847, Report printed 1848, Evidence printed 1857" (weil 1848 für zu kompromittierlich angesehn). - Zitiert als: C. D., 1848-1857.
3. Report: Bank Acts, 1857. - Ditto, 1858. - Berichte des Unterhausausschusses über die Wirkung der Bankakte von 1844 und 1845, mit Zeugenaussagen. - Zitiert als: B. A. (zuweilen auch B. C.). 1857, resp. 1858.
Das vierte Buch - die Geschichte der Mehrwertstheorie - werde ich in Angriff nehmen, sobald es mir irgendwie möglich wird. <Siehe Band 26>
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Im Vorwort zum zweiten Band des "Kapital" hatte ich mich abzufinden mit den Herren, die dazumal ein großes Geschrei erhoben, weil sie "in Rodbertus die geheime Quelle und einen überlegnen Vorgänger von Marx" gefunden haben wollten. Ich bot ihnen Gelegenheit, zu zeigen, "was die Rodbertussche Ökonomie leisten kann"; ich forderte sie auf, nachzuweisen, "wie nicht nur ohne Verletzung des Wertgesetzes, sondern vielmehr auf Grundlage desselben, eine gleiche Durchschnittsprofitrate sich bilden kann und muß". Dieselben Herren, die damals aus subjektiven oder objektiven, in der Regel aber alles andre als wissenschaftlichen Gründen den guten
Rodbertus als einen ökonomischen Stern allererster Größe ausposaunten, sind ausnahmslos die Antwort schuldig geblieben. Dagegen haben andre Leute es der Mühe wert gehalten, sich mit dem Problem zu beschäftigen.
In seiner Kritik des II. Bandes ("Conrads Jahrbücher"[1], XI, 5, 1885, S. 452-465) nimmt Prof. W. Lexis die Frage auf, wenn er auch keine direkte Lösung geben will. Er sagt:
"Die Lösung jenes Widerspruchs" (zwischen dem Ricardo-Marxschen Wertgesetz und der gleichen Durchschnittsprofitrate) "ist unmöglich, wenn die verschiednen Warenarten vereinzelt betrachtet werden und ihr Wert gleich ihrem Tauschwert und dieser gleich oder proportional ihrem Preise sein soll."
Sie ist nach ihm nur möglich, wenn man
"für die einzelnen Warenarten die Bemessung des Wertes nach der Arbeit aufgibt und nur die Warenproduktion im ganzen und die Verteilung derselben unter die Gesamtklassen der Kapitalisten und Arbeiter ins Auge faßt ... Von dem Gesamtprodukt erhält die Arbeiterklasse nur einen gewissen Teil ... der andre, den Kapitalisten zufallende Teil bildet im Marxschen Sinne das Mehrprodukt und demnach auch ... den Mehrwert. Die Mitglieder der Kapitalistenklasse verteilen nun diesen gesamten Mehrwert unter sich, nicht nach Maßgabe der von ihnen beschäftigten Arbeiterzahl, sondern nach Verhältnis der von jedem gestellten Kapitalgröße, wobei auch Grund und Boden als Kapitalwert mit in Rechnung gezogen wird." Die Marxschen, durch die in den Waren verkörperten Arbeitseinheiten bestimmten Idealwerte entsprechen nicht den Preisen, können aber "als Ausgangspunkt einer Verschiebung betrachtet werden, die zu den wirklichen Preisen führt. Die letzteren sind dadurch bedingt, daß gleich große Kapitalien gleich große Gewinne verlangen." Dadurch werden einige Kapitalisten für ihre Waren höhere Preise erhalten als deren Idealwerte, andre erhalten niedrigere. "Da aber die Einbußen und Zulagen an Mehrwert sich innerhalb der Kapitalistenklasse gegenseitig aufheben, so ist die Gesamtgröße des Mehrwerts dieselbe, als wenn alle Preise den Idealwerten der Waren proportional wären."
Man sieht, die Frage ist hier nicht entfernt gelöst, aber sie ist, wenn auch in laxer und verflachender Weise, doch im ganzen richtig gestellt. Und dies ist in der Tat mehr, als wir von jemand erwarten dürfen, der sich, wie der Verfasser, mit einem gewissen Stolz als einen "Vulgärökonomen" hinstellt; es ist gradezu überraschend, wenn man es mit den später zu behandelnden Leistungen andrer Vulgärökonomen vergleicht. Die Vulgärökonomie des Verfassers ist allerdings eigner Art. Er sagt, der Kapitalgewinn könne allerdings in der Marxschen Weise abgeleitet werden, aber nichts zwinge zu dieser Auffassung. Im Gegenteil. Die Vulgärökonomie habe eine, mindestens plausiblere Erklärungsweise:
"Die kapitalistischen Verkäufer, der Rohstoffproduzent, der Fabrikant, der Großhändler, der Kleinhändler, machen bei ihren Geschäften Gewinn, indem jeder teurer verkauft als er kauft, also den Selbstkostenpreis seiner Ware um einen gewissen Prozentsatz erhöht. Nur der Arbeiter ist nicht imstande, einen ähnlichen Wertzuschlag durchzusetzen, er ist vermöge seiner ungünstigen Lage dem Kapitalisten gegenüber genötigt, seine Arbeit für den Preis zu verkaufen, den sie ihm selbst kostet, nämlich für den notwendigen Lebensunterhalt ... so behalten diese Preiszuschläge den kaufenden Lohnarbeitern gegenüber ihre volle Bedeutung und bewirken die Übertragung eines Teils des Wertes des Gesamtprodukts auf die Kapitalistenklasse."
Nun bedarf es keiner großen Anstrengung des Denkens, um einzusehn, daß diese "vulgärökonomische" Erklärung des Kapitalprofits praktisch auf dieselben Resultate hinausläuft wie die Marxsche Mehrwertstheorie; daß die Arbeiter nach der Lexisschen Auffassung in genau derselben "ungünstigen Lage" sich befinden wie bei Marx; daß sie ganz ebensosehr die Geprellten sind, da jeder Nichtarbeiter über dem Preis verkaufen kann, der Arbeiter aber nicht; und daß auf Grundlage dieser Theorie sich ein mindestens ebenso plausibler Vulgärsozialismus aufbauen läßt, wie der hier in England auf Grundlage der Jevons-Mengerschen Gebrauchswerts- und Grenznutzentheorie[2] aufgebaute. Ja, ich vermute sogar, würde Herrn George Bernard Shaw diese Profittheorie bekannt, er wäre imstand, mit beiden Händen zuzugreifen, Jevons und Karl Menger den Abschied zu geben und auf diesem Felsen die Fabianische Kirche der Zukunft neu zu errichten.
In Wirklichkeit aber ist diese Theorie nur eine Umschreibung der Marxschen. Woraus werden denn die sämtlichen Preiszuschläge bestritten? Aus dem "Gesamtprodukt" der Arbeiter. Und zwar, indem die Ware "Arbeit", oder, wie Marx sagt, Arbeitskraft, unter ihrem Preis verkauft werden muß. Denn wenn es die gemeinsame Eigenschaft aller Waren ist, teurer verkauft zu werden als die Produktionskosten, wenn aber hiervon die Arbeit allein ausgenommen ist und stets nur zu den Produktionskosten verkauft wird, so wird sie eben unter dem Preis verkauft, der die Regel ist in dieser vulgärökonomischen Welt. Der infolgedessen dem Kapitalisten, resp. der Kapitalistenklasse zufallende Extraprofit besteht eben darin, und kann in letzter Instanz nur dadurch zustande kommen, daß der Arbeiter, nach Reproduktion des Ersatzes für den Preis seiner Arbeit, noch weiteres Produkt produzieren muß, für das er nicht bezahlt wird - Mehrprodukt, Produkt unbezahlter Arbeit, Mehrwert. Lexis ist ein in der Wahl seiner Ausdrucke äußerst vorsichtiger Mann. Er sagt nirgends gradeaus, daß obige Auffassung die seinige ist; ist sie es aber, so ist sonnenklar, daß wir
es hier nicht mit einem jener gewöhnlichen Vulgärökonomen zu tun haben, von denen er selbst sagt, daß jeder einzelne in den Augen von Marx "bestenfalls nur ein hoffnungsloser Schwachkopf ist", sondern mit einem als Vulgärökonomen verkleideten Marxisten. Ob diese Verkleidung bewußt oder unbewußt vor sich gegangen, ist eine uns hier nicht interessierende psychologische Frage. Wer das ergründen möchte, wird vielleicht auch untersuchen, wie es möglich war, daß zu einer gewissen Zeit ein so gescheiter Mann, wie Lexis es unzweifelhaft ist, auch einmal einen solchen Blödsinn wie den Bimetallismus verteidigen konnte.[3]
Der erste, der die Frage wirklich zu beantworten versuchte, war Dr. Conrad Schmidt, "Die Durchschnittsprofitrate auf Grundlage des Marx'schen Werthgesetzes", Dietz, Stuttgart 1889. Schmidt sucht die Details der Marktpreisbildung in Einklang zu bringen sowohl mit dem Wertgesetz wie mit der Durchschnittsprofitrate. Der industrielle Kapitalist erhält in seinem Produkt erstens Ersatz für sein vorgeschoßnes Kapital, zweitens ein Mehrprodukt, wofür er nichts bezahlt hat. Um dies Mehrprodukt aber zu erhalten, muß er sein Kapital in der Produktion vorschießen; d.h. er muß ein bestimmtes Quantum vergegenständlichter Arbeit anwenden, um sich dies Mehrprodukt aneignen zu können. Für den Kapitalisten ist also dies sein vorgeschoßnes Kapital das Quantum vergegenständlichter Arbeit, das gesellschaftlich nötig ist, um ihm dies Mehrprodukt zu verschaffen. Für jeden andern industriellen Kapitalisten gilt dasselbe. Da nun die Produkte dem Wertgesetz gemäß sich gegeneinander austauschen im Verhältnis der zu ihrer Produktion gesellschaftlich notwendigen Arbeit, und da für den Kapitalisten die zur Herstellung seines Mehrprodukts notwendige Arbeit eben die in seinem Kapital aufgehäufte, vergangene Arbeit ist, so folgt, daß sich die Mehrprodukte austauschen nach dem Verhältnis der zu ihrer Produktion erheischten Kapitale, nicht aber nach dem der wirklich in ihnen verkörperten Arbeit. Der auf jede Kapitaleinheit fallende Anteil ist also gleich der Summe aller produzierten Mehrwerte, dividiert durch die Summe der darauf verwandten Kapitale. Hiernach werfen gleiche Kapitale in gleichen Zeiträumen gleiche Profite ab, und dies wird bewirkt, indem der so berechnete Kostpreis des Mehrprodukts, d.h. der Durchschnittsprofit, auf den Kostpreis des bezahlten Produkts geschlagen und zu diesem erhöhten Preise beides, bezahltes und unbezahltes Produkt, verkauft wird. Die Durchschnittsprofitrate ist hergestellt, trotzdem daß, wie Schmidt meint, die Durchschnittspreise der einzelnen Waren nach dem Wertgesetz bestimmt werden.
Die Konstruktion ist äußerst sinnreich, sie ist ganz nach Hegelschem
Muster, aber sie teilt das mit der Mehrzahl der Hegelschen, daß sie nicht richtig ist. Mehrprodukt oder bezahltes Produkt macht keinen Unterschied: soll das Wertgesetz auch für die Durchschnittspreise unmittelbar gelten, so müssen beide verkauft werden im Verhältnis der zu ihrer Herstellung erforderlichen und darin verbrauchten gesellschaftlich nötigen Arbeit. Das Wertgesetz richtet sich von vornherein gegen die aus der kapitalistischen Vorstellungsweise überkommene Ansicht, als sei die aufgehäufte vergangne Arbeit, woraus das Kapital besteht, nicht bloß eine bestimmte Summe von fertigem Wert, sondern, weil Faktor der Produktion und Profitbildung, auch wertbildend, also Quelle von mehr Wert, als es selbst hat; es stellt fest, daß diese Eigenschaft nur der lebendigen Arbeit zukommt. Daß die Kapitalisten im Verhältnis der Größe ihrer Kapitale gleiche Profite erwarten, ihren Kapitalvorschuß also als eine Art Kostpreis ihres Profits ansehn, ist bekannt. Wenn aber Schmidt diese Vorstellung benutzt, um vermittelst ihrer die nach der Durchschnittsprofitrate berechneten Preise in Einklang mit dem Wertgesetz zu bringen, so hebt er das Wertgesetz selbst auf, indem er eine ihm total widersprechende Vorstellung diesem Gesetz als mitbestimmenden Faktor einverleibt.
Entweder ist die aufgehäufte Arbeit wertbildend neben der lebendigen. Dann gilt das Wertgesetz nicht.
Oder sie ist nicht wertbildend. Dann ist Schmidts Beweisführung unverträglich mit dem Wertgesetz.
Schmidt wurde auf diesen Seitenweg geführt, als er der Lösung schon sehr nahe war, weil er glaubte, eine womöglich mathematische Formel finden zu müssen, die den Einklang des Durchschnittspreises jeder einzelnen Ware mit dem Wertgesetz nachweisen ließe. Wenn er aber hier, ganz in der Nähe des Ziels, einem Irrweg folgte, so beweist der übrige Inhalt der Broschüre, mit welchem Verständnis er aus den beiden ersten Büchern des "Kapitals" weitere Schlüsse gezogen hat. Ihm gebührt die Ehre, für die bisher unerklärliche sinkende Tendenz der Profitrate die richtige, bei Marx im dritten Abschnitt des dritten Buchs gegebne Erklärung selbständig gefunden zu haben; desgleichen die Ableitung des Handelsprofits aus dem industriellen Mehrwert und eine ganze Reihe von Bemerkungen über Zins und Grundrente, wodurch Dinge antizipiert werden, die bei Marx im vierten und fünften Abschnitt des dritten Buchs entwickelt sind.
In einer späteren Arbeit ("Neue Zeit", 1892/93, Nr. 3 und 4) versucht Schmidt einen andern Weg der Lösung. Dieser läuft darauf hinaus, daß die Konkurrenz es ist, die die Durchschnittsprofitrate herstellt, indem sie Kapital aus Produktionszweigen mit Unterprofit in andre auswandern
macht, wo Überprofit gemacht wird. Daß die Konkurrenz die große Ausgleicherin der Profite ist, ist nicht neu. Aber nun versucht Schmidt den Nachweis, daß diese Nivellierung der Profite identisch ist mit der Reduzierung des Verkaufspreises von im Übermaß produzierten Waren auf das Wertmaß, das die Gesellschaft nach dem Wertgesetz dafür zahlen kann. Warum auch dies nicht zum Ziel führen konnte, ergibt sich hinreichend aus den Auseinandersetzungen von Marx im Buche selbst.
Nach Schmidt ging P. Fireman an das Problem ("Conrads Jahrbücher", Dritte Folge, III, S. 793). Ich gehe nicht ein auf seine Bemerkungen über sonstige Seiten der Marxschen Darstellung. Sie beruhen auf dem Mißverständnis, daß Marx da definieren will, wo er entwickelt, und daß man überhaupt bei Marx nach fix und fertigen, ein für allemal gültigen Definitionen suchen dürfe. Es versteht sich ja von selbst, daß da, wo die Dinge und ihre gegenseitigen Beziehungen nicht als fixe, sondern als veränderliche aufgefaßt werden, auch ihre Gedankenabbilder, die Begriffe, ebenfalls der Veränderung und Umbildung unterworfen sind; daß man sie nicht in starre Definitionen einkapselt, sondern in ihrem historischen resp. logischen Bildungsprozeß entwickelt. Danach wird es wohl klar sein, warum Marx am Anfang des ersten Buchs, wo er von der einfachen Warenproduktion als seiner historischen Voraussetzung ausgeht, um dann weiterhin von dieser Basis aus zum Kapital zu kommen - warum er da eben von der einfachen Ware ausgeht und nicht von einer begrifflich und geschichtlich sekundären Form, von der schon kapitalistisch modifizierten Ware; was freilich Fireman platterdings nicht einsehn kann. Diese und andre Nebendinge, die noch zu mancherlei Einwendungen Anlaß geben könnten, lassen wir lieber links liegen und gehn sofort zum Kern der Sache über. Während dem Verfasser die Theorie lehrt, daß der Mehrwert bei gegebner Mehrwertsrate der Anzahl der angewandten Arbeitskräfte proportional ist, zeigt ihm die Erfahrung, daß bei gegebner Durchschnittsprofitrate der Profit proportional ist der Größe des angewandten Gesamtkapitals. Dies erklärt Fireman dadurch, daß der Profit eine nur konventionelle (das heißt bei ihm: einer bestimmten gesellschaftlichen Formation angehörige, mit ihr stehende und fallende) Erscheinung ist; seine Existenz ist einfach an das Kapital geknüpft; dies, wenn es stark genug ist, sich einen Profit zu erzwingen, ist durch die Konkurrenz genötigt, sich auch eine für alle Kapitale gleiche Profitrate zu erzwingen. Ohne gleiche Profitrate ist eben keine kapitalistische Produktion möglich; diese Produktionsform vorausgesetzt, kann für jeden Einzelkapitalisten die Masse des Profits nur abhängen, bei gegebner Profitrate, von der Größe seines Kapitals. Andrerseits besteht der Profit
aus Mehrwert, unbezahlter Arbeit. Und wie geschieht hier die Verwandlung des Mehrwerts, dessen Größe sich nach der Ausbeutung der Arbeit richtet, in Profit, dessen Größe sich nach der Größe des dazu erforderten Kapitals richtet?
"Einfach dadurch, daß in allen Produktionszweigen, wo das Verhältnis zwischen ... konstantem und variablem Kapital am größten ist, die Waren über ihrem Wert verkauft werden, das heißt aber auch, daß in denjenigen Produktionszweigen, wo das Verhältnis konstantes Kapital: variables Kapital = c : v am kleinsten ist, die Waren unter ihrem Wert verkauft werden, und daß nur, wo das Verhältnis c : v eine bestimmte Mittelgröße darstellt, die Waren zu ihrem wahren Wert veräußert werden ... Ist diese Inkongruenz einzelner Preise mit ihren respektiven Werten eine Widerlegung des Wertprinzips? Keineswegs. Denn dadurch, daß die Preise einiger Waren in gleichem Maß über den Wert steigen, wie die Preise andrer unter den Wert sinken, bleibt die Totalsumme der Preise der Totalsumme der Werte gleich ... 'in letzter Instanz' verschwindet die Inkongruenz." Diese Inkongruenz ist eine "Störung"; "in den exakten Wissenschaften aber pflegt man eine berechenbare Störung nie als eine Widerlegung eines Gesetzes zu betrachten".
Man vergleiche hiermit die entsprechenden Stellen in Kap. IX, und man wird finden, daß Fireman hier in der Tat den Finger auf den entscheidenden Punkt gelegt hat. Wie vieler Mittelglieder es aber auch nach dieser Entdeckung noch bedürfte, um Fireman zu befähigen, die volle handgreifliche Lösung des Problems herauszuarbeiten, beweist die unverdient kühle Aufnahme, die sein so bedeutender Artikel gefunden hat. So viele sich auch für das Problem interessierten, sie alle fürchteten noch immer, sich die Finger zu verbrennen. Und dies erklärt sich nicht nur aus der unvollendeten Form, worin Fireman seinen Fund gelassen hat, sondern auch aus der unleugbaren Mangelhaftigkeit sowohl seiner Auffassung der Marxschen Darstellung, wie seiner eignen, auf dieser Auffassung begründeten allgemeinen Kritik derselben.
Wo es Gelegenheit gibt, sich bei einer schwierigen Sache zu blamieren, da fehlt Herr Professor Julius Wolf in Zürich nie. Das ganze Problem, erzählt er uns ("Conrads Jahrbücher", Dritte Folge, II, S. 352 und ff.), löst sich durch den relativen Mehrwert. Die Produktion des relativen Mehrwerts beruht auf Vermehrung des konstanten Kapitals gegenüber dem variablen.
"Ein Plus an konstantem Kapital hat ein Plus an Produktivkraft der Arbeiter zur Voraussetzung. Da dies Plus an Produktivkraft aber (auf dem Wege über die Verbilligung der Lebensmittel) ein Plus an Mehrwert nach sich zieht, ist die direkte Beziehung zwischen wachsendem Mehrwert und wachsender Beteiligung des konstanten
Kapitals im Gesamtkapital hergestellt. Ein Mehr an konstantem Kapital weist ein Mehr an Produktivkraft der Arbeit aus. Bei gleichbleibendem variablem und wachsendem konstantem Kapital muß daher der Mehrwert steigen im Einklang mit Marx. Diese Frage war uns aufgegeben."
Zwar sagt Marx an hundert Stellen des ersten Buchs das grade Gegenteil; zwar ist die Behauptung, nach Marx steige der relative Mehrwert, bei fallendem variablem Kapital, im Verhältnis wie das konstante Kapital steigt, von einer Erstaunlichkeit, die jedes parlamentarischen Ausdrucks spottet, zwar beweist Herr Julius Wolf in jeder Zeile, daß er weder relativ noch absolut das geringste verstanden hat weder von absolutem noch von relativem Mehrwert; zwar sagt er selbst:
"man scheint sich auf den ersten Blick hier wirklich in einem Nest von Ungereimtheiten zu befinden",
was beiläufig das einzige wahre Wort in seinem ganzen Artikel ist. Aber was tut das alles? Herr Julius Wolf ist so stolz auf seine geniale Entdeckung, daß er nicht unterlassen kann, dem Marx dafür posthume Lobsprüche zu erteilen und diesen seinen eignen unergründlichen Unsinn anzupreisen als einen
"neuerlichen Beweis der Schärfe und Weitsichtigkeit, mit der sein" (Marx') "kritisches System der kapitalistischen Wirtschaft entworfen ist"!
Aber es kommt noch besser: Herr Wolf sagt:
"Ricardo hat ebensowohl behauptet: gleicher Kapitalaufwand, gleicher Mehrwert (Profit), wie: gleicher Arbeitsaufwand, gleicher Mehrwert (der Masse nach). Und die Frage war nun: wie reimt sich das eine mit dem andern. Marx hat die Frage in dieser Form nun aber nicht anerkannt. Er hat (im dritten Band) zweifellos nachgewiesen, daß die zweite Behauptung nicht unbedingte Konsequenz des Wertgesetzes sei, ja daß sie seinem Wertgesetze widerspreche und also ... direkt zu verwerfen sei."
Und nun untersucht er, wer von uns beiden sich geirrt hat, ich oder Marx. Daß er selbst in der Irre spazierengeht, daran denkt er natürlich nicht.
Es hieße meine Leser beleidigen und die Komik der Situation total verkennen, wollte ich nur ein Wort verlieren über diese Prachtstelle. Ich füge nur noch hinzu: Mit derselben Kühnheit, womit er damals bereits sagen konnte, was "Marx im dritten Band zweifellos nachgewiesen", benutzt er die Gelegenheit, einen angeblichen Professorenklatsch zu berichten, wonach Conrad Schmidts obige Schrift "von Engels direkt inspiriert sei". Herr Julius Wolf! In der Welt, worin Sie leben und weben, mag es üblich
Titelblatt der ersten russischen Ausgabe
des dritten Bandes des "Kapitals"
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sein, daß der Mann, der andern öffentlich ein Problem stellt, seine Privatfreunde im stillen mit der Lösung bekannt macht. Daß Sie dazu kapabel sind, will ich Ihnen gern glauben. Daß in der Welt, worin ich verkehre, man sich nicht zu solchen Erbärmlichkeiten herabzulassen braucht, beweist Ihnen das gegenwärtige Vorwort. -
Kaum war Marx gestorben, da veröffentlichte Herr Achille Loria schleunigst einen Artikel über ihn in der "Nuova Antologia"[4] (April 1883): zuerst eine von falschen Angaben strotzende Biographie, sodann eine Kritik der öffentlichen, politischen und literarischen Tätigkeit. Die Marxische materialistische Auffassung der Geschichte wird hier gefälscht und verdreht mit einer Zuversichtlichkeit, die einen großen Zweck erraten läßt. Und dieser Zweck ist erreicht worden: 1886 veröffentlichte derselbe Herr Loria ein Buch "La teoria economica della costituzione politica", worin er die 1883 so gänzlich und so absichtlich entstellte Marxsche Geschichtstheorie als seine eigne Erfindung der staunenden Mitwelt verkündet. Allerdings ist die Marxsche Theorie hier auf ein ziemlich philiströses Niveau heruntergebracht; auch wimmeln die historischen Belege und Beispiele von Schnitzern, die man keinem Quartaner durchlassen würde; aber was verschlägt das alles? Die Entdeckung, daß überall und immer die politischen Zustände und Ereignisse ihre Erklärung finden in den entsprechenden ökonomischen Zuständen, wurde, wie hiermit bewiesen, keineswegs von Marx im Jahr 1845 gemacht, sondern von Herrn Loria 1886. Wenigstens hat er dies seinen Landsleuten, und seit sein Buch französisch erschienen, auch einigen Franzosen glücklich aufgebunden und kann jetzt als Autor einer neuen epochemachenden Geschichtstheorie in Italien herumstolzieren, bis die dortigen Sozialisten Zeit finden, dem illustre <erlauchten> Loria die gestohlnen Pfauenfedern herunterzuzupfen.
Das ist aber erst ein kleines Pröbchen von Herrn Lorias Manier. Er versichert uns, daß sämtliche Theorien von Marx beruhen auf einem bewußten Sophisma (un consaputo sofisma); daß Marx vor Paralogismen nicht zurückscheute, auch wenn er sie als solche erkannte (sapendoli tali) usw. Und nachdem er mit einer ganzen Reihe ähnlicher gemeiner Schnurren seinen Lesern das Nötige beigebracht hat, damit sie Marx für einen Streber à la Loria ansehn, der seine Effektchen mit denselben kleinen faulen Humbugsmittelchen in Szene setzt wie unser paduanischer Professor, jetzt kann er ihnen ein wichtiges Geheimnis verraten, und damit führt er auch uns zur Profitrate zurück.
Herr Loria sagt: Nach Marx soll sich die in einem kapitalistischen Industriegeschäft produzierte Masse des Mehrwerts (den Herr Loria hier mit dem Profit identifiziert) richten nach dem darin angewandten variablen Kapital, da das konstante Kapital keinen Profit abwirft. Das widerspricht aber der Wirklichkeit. Denn in der Praxis richtet sich der Profit nicht nach dem variablen, sondern nach dem Gesamtkapital. Und Marx sieht dies selbst ein (I, Kap. XI[5]) und gibt zu, daß dem Anschein nach die Tatsachen seiner Theorie widersprechen. Wie aber löst er den Widerspruch? Er verweist seine Leser auf einen noch nicht erschienenen folgenden Band. Von diesem Band hatte Loria seinen Lesern schon früher gesagt, er glaube nicht, daß Marx auch nur einen Augenblick daran gedacht habe, ihn zu schreiben, und jetzt ruft er triumphierend aus:
"Nicht mit Unrecht habe ich also behauptet, dieser zweite Band, womit Marx in einem fort seinen Gegnern droht, ohne daß er je erscheint, dieser Band könne sehr wohl ein pfiffiges Auskunftsmittel gewesen sein, das Marx da anwandte, wo ihm die wissenschaftlichen Argumente ausgingen (un ingegnoso spediente ideato dal Marx a sostituzione degli argomenti scientifici)."
Und wer jetzt nicht überzeugt ist, daß Marx auf derselben Höhe des wissenschaftlichen Schwindels steht wie l'illustre Loria, an dem ist Hopfen und Malz verloren.
Soviel also haben wir gelernt: nach Herrn Loria ist die Marxsche Mehrwertstheorie absolut unvereinbar mit der Tatsache der allgemeinen gleichen Profitrate. Nun kam das zweite Buch heraus und damit meine öffentlich gestellte Frage grade über diesen selben Punkt. Siehe Band 24, S 26 Wäre Herr Loria einer von uns blöden Deutschen gewesen, er wäre einigermaßen in Verlegenheit geraten. Aber er ist ein kecker Südländer, er kommt aus einem heißen Klima, wo, wie er behaupten kann, die Unverfrorenheit gewissermaßen Naturbedingung ist. Die Frage wegen der Profitrate ist öffentlich gestellt. Herr Loria hat sie öffentlich für unlöslich erklärt. Und grade deshalb wird er sich jetzt selbst übertreffen, indem er sie öffentlich löst.
Dies Wunder geschieht in "Conrads Jahrbüchern", N. F., Bd. XX, S. 272 ff., in einem Artikel über Conrad Schmidts oben erwähnte Schrift. Nachdem er von Schmidt gelernt, wie der kommerzielle Profit zustande kommt, ist ihm auf einmal alles klar.
"Da nun die Wertbestimmung durch die Arbeitszeit den Kapitalisten, die einen größeren Teil ihres Kapitals in Löhnen anlegen, einen Vorteil gibt, so kann das unproduktive" (soll heißen kommerzielle) "Kapital von diesen bevorzugten Kapitalisten
einen höheren Zins" (soll heißen Profit) "erzwingen und die Gleichheit zwischen den einzelnen industriellen Kapitalisten hervorbringen ... So z.B., wenn die industriellen Kapitalisten A, B, C, 100 Arbeitstage für jeden, und respektive 0, 100, 200 konstantes Kapital in der Produktion anwenden, und der Arbeitslohn für 100 Arbeitstage 50 Arbeitstage in sich enthält, jeder Kapitalist einen Mehrwert von 50 Arbeitstagen bekommt und die Profitrate 100% ist für den ersten, 33,3% für den zweiten und 20% für den dritten Kapitalisten. Wenn aber ein vierter Kapitalist D ein unproduktives Kapital von 300 akkumuliert, das einen Zins" (Profit) "von dem Wert von 40 Arbeitstagen von A, einen Zins von 20 Arbeitstagen von B erheischt, so wird die Profitrate der Kapitalisten A und B zu 20%, wie die C's, sinken und D mit einem Kapital von 300 wird einen Profit von 60, d.h. eine Profitrate von 20%, wie die übrigen Kapitalisten bekommen."
Mit so überraschender Gewandtheit, im Handumdrehn, löst l'illustre Loria dieselbe Frage, die er vor zehn Jahren für unlösbar erklärt hatte. Leider hat er uns das Geheimnis nicht verraten, woher das "unproduktive Kapital" die Macht erhält, den Industriellen diesen ihren, die Durchschnittsprofitrate überschreitenden Extraprofit nicht nur abzuzwacken, sondern auch selbst in der Tasche zu behalten, ganz wie der Grundeigentümer den überschüssigen Profit des Pächters als Grundrente einsteckt. In der Tat würden die Kaufleute hiernach einen der Grundrente durchaus analogen Tribut von den Industriellen erheben und dadurch die Durchschnittsprofitrate herstellen. Allerdings ist das Handelskapital ein sehr wesentlicher Faktor in der Herstellung der allgemeinen Profitrate, wie so ziemlich jedermann weiß. Aber nur ein literarischer Abenteurer, der im Grunde seines Herzens auf die ganze Ökonomie pfeift, kann sich die Behauptung erlauben, es besitze die Zauberkraft, allen über die allgemeine Profitrate, und dazu noch ehe eine solche hergestellt ist, überschüssigen Mehrwert an sich zu saugen und in Grundrente für sich selbst zu verwandeln, und das obendrein, ohne daß es irgendein Grundeigentum dazu nötig hat. Nicht weniger erstaunlich ist die Behauptung, das Handelskapital bringe es fertig, diejenigen Industriellen zu entdecken, deren Mehrwert nur grade die Durchschnittsprofitrate deckt, und es rechne es sich zur Ehre an, diesen unglücklichen Opfern des Marxschen Wertgesetzes ihr Los einigermaßen zu erleichtern, indem es ihnen ihre Produkte gratis, sogar ohne jede Provision verkauft. Welch ein Taschenspieler gehört dazu, sich einzubilden, Marx habe solche jämmerliche Kunststückchen nötig!
In seiner vollen Glorie aber strahlt unser illustre Loria erst, wenn wir ihn mit seinen nordischen Konkurrenten vergleichen, z. B. mit Herrn Julius Wolf, der doch auch nicht von gestern ist. Welch ein kleiner Kläffer scheint dieser, selbst in seinem dicken Buch über "Sozialismus und kapitalistische
Gesellschaftsordnung", neben dem Italiener! Wie unbehilflich, ich wäre fast versucht zu sagen, wie bescheiden steht er da neben der edlen Dreistigkeit, womit der Maestro es als selbstredend hinstellt, daß Marx nicht mehr und nicht minder als alle andern Leute auch, ein genau ebenso bewußter Sophist, Paralogist, Aufschneider und Marktschreier war wie Herr Loria selbst - daß Marx jedesmal, wenn er festsitzt, dem Publikum von einem Abschluß seiner Theorie in einem folgenden Band vorschwefelt, den er, wie er selbst sehr gut weiß, weder liefern kann noch will! Unbegrenzte Keckheit, gepaart mit aalglattem Durchschlüpfen durch unmögliche Situationen, heroische Verachtung gegen erhaltne Fußtritte, rasch zugreifende Aneignung fremder Leistungen, zudringliche Marktschreierei der Reklame, Organisation des Ruhms vermittelst des Kamaraderieklüngels - wer reicht ihm in alledem das Wasser?
Italien ist das Land der Klassizität. Seit der großen Zeit, als bei ihm die Morgenröte der modernen Welt aufging, brachte es großartige Charaktere hervor in unerreicht klassischer Vollendung, von Dante bis auf Garibaldi. Aber auch die Zeit der Erniedrigung und Fremdherrschaft hinterließ ihm klassische Charaktermasken, darunter zwei besonders ausgemeißelte Typen: den Sganarell und den Dulcamara. Die klassische Einheit beider sehn wir verkörpert in unserm illustre Loria.
Zum Schluß muß ich meine Leser über den Ozean führen. In New York hat Herr Dr. med. George C. Stiebeling auch eine Lösung des Problems gefunden, und zwar eine äußerst einfache. So einfach, daß kein Mensch weder hüben noch drüben sie anerkennen wollte; worüber er in großen Zorn geriet und in einer endlosen Reihe Broschüren und Zeitungsartikel auf beiden Seiten des großen Wassers sich bitterlichst über diese Unbill beschwerte. Man sagte ihm zwar in der "Neuen Zeit"[6], seine ganze Lösung beruhe auf einem Rechenfehler. Aber das konnte ihn nicht stören; Marx hat auch Rechenfehler gemacht und behält dennoch in vielen Dingen recht. Sehn wir uns also die Stiebelingsche Lösung an.
"Ich nehme zwei Fabriken an, die mit gleichem Kapital gleiche Zeit arbeiten, aber mit einem verschiednen Verhältnis des konstanten und des variablen Kapitals. Das Gesamtkapital (c + v) setze ich = y, und bezeichne den Unterschied in dem Verhältnis des konstanten zu dem variablen Kapital mit x. In Fabrik I ist y = c + v, in Fabrik II ist y = (c - x) + (v + x). Die Rate des Mehrwerts ist also in Fabrik I = m/v und in Fabrik II = m/(v + x). Profit (p) nenne ich den Gesamtmehrwert (m), um den sich das Gesamtkapital y oder c + v in der gegebnen Zeit vermehrt, also p = m. Die Rate des Profits ist demnach in Fabrik I = p/y oder m/(c + v) , und in Fabrik II ebenfalls p/y oder
m/((c - x) + (v + x)), d.h. ebenfalls = m/(c + v), Das ... Problem löst sich also derart, daß auf Grundlage des Wertgesetzes, bei Anwendung gleichen Kapitals und gleicher Zeit, aber ungleicher Mengen lebendiger Arbeit, aus der Veränderung der Rate des Mehrwerts eine gleiche Durchschnittsprofitrate hervorgeht." (G. C. Stiebeling, "Das Werthgesetz und die Profitrate", New York, John Heinrich.)
So schön und einleuchtend auch die obige Rechnung ist, so sind wir doch genötigt, eine Frage an Herrn Dr. Stiebeling zu richten: Woher weiß er, daß die Summe des Mehrwerts, den Fabrik I produziert, aufs Haar gleich ist der Summe des in Fabrik II erzeugten Mehrwerts? Von c, v, y und x, also von allen übrigen Faktoren der Rechnung sagt er uns ausdrücklich, daß sie für beide Fabriken gleiche Größe haben, aber von m kein Wort. Daraus aber, daß er beide hier vorkommende Mengen Mehrwert algebraisch mit m bezeichnet, folgt dies keineswegs. Es ist, da Herr Stiebeling auch den Profit p ohne weiteres mit dem Mehrwert identifiziert, vielmehr grade das, was bewiesen werden soll. Nun sind nur zwei Fälle möglich: entweder sind die beiden m gleich, jede Fabrik produziert gleich viel Mehrwert, also bei gleichem Gesamtkapital auch gleich viel Profit, und dann hat Herr Stiebeling von vornherein das schon vorausgesetzt, was er erst beweisen soll. Oder aber, die eine Fabrik produziert eine größere Summe Mehrwert als die andre, und dann fällt seine ganze Rechnung dahin.
Herr Stiebeling hat weder Mühe noch Kosten gescheut, auf diesen seinen Rechenfehler ganze Berge von Rechnungen aufzubauen und dem Publikum zur Schau zu stellen. Ich kann ihm die beruhigende Versicherung geben, daß sie fast alle gleichmäßig unrichtig sind, und daß sie da, wo dies ausnahmsweise nicht der Fall ist, ganz etwas anders beweisen, als er beweisen will. So beweist er aus der Vergleichung der amerikanischen Zensusberichte von 1870 und 1880 tatsächlich den Fall der Profitrate, erklärt ihn aber total falsch und meint, die Marxsche Theorie einer sich immer gleichbleibenden, stabilen Profitrate durch die Praxis berichtigen zu müssen. Nun folgt aber aus dem dritten Abschnitt des vorliegen dritten Buchs, daß diese Marxsche "feststehende Profitrate" ein reines Hirngespinst ist, und daß die fallende Tendenz der Profitrate auf Ursachen beruht, die den von Dr. Stiebeling angegebnen diametral entgegengesetzt sind. Herr Dr. Stiebeling meint es sicher sehr gut, aber wenn man sich mit wissenschaftlichen Fragen beschäftigen will, muß man vor allen Dingen lernen, die Schriften, die man benutzen will, so zu lesen, wie der Verfasser sie geschrieben hat, und vor allem, ohne Dinge hineinzulesen, die nicht darinstehn.
Resultat der ganzen Untersuchung: auch mit Bezug auf die vorliegende Frage ist es wieder nur die Marxsche Schule, die etwas geleistet hat. Fireman und Conrad Schmidt können, wenn sie dies dritte Buch lesen, mit ihren eignen Arbeiten jeder an seinem Teil ganz zufrieden sein.
London, 4. Oktober 1894 | F. Engels |
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 22.04.2013